Meister erinnert, auf. Man bewundert die Sorgfalt der Arbeit, die Prägnanz des Ausdrucks, fühlt aber mit Bedauern, daß das Malerische zurückgeblieben ist. Eine große Land- fckmst von Nikutowski(840),Laufenburg   am Rhein  ', ist eigent- lich eine vergrößerte, farbige Zeichnung; das herbstliche Braun und Rot wirkt gut zusammen und die malerischen Dächer der alten Häuser bauen sich wirksam auf. Sonst aber ist nicht viel hier zu holen. Und man verschweigt schon das Mitlelmäßige, das hier zahlreich vorhanden ist. Man muß es noch mehr verschweigen bei der München er K ü n st l e r g e n o s s e n s ch a f t, die in den benachbarren Sälen 20 bis 23 untergebracht ist. Aeltestes Kaliber. Kitsch. Gebirgs- szenerien. Genrebilder mit geschmackvollen Titeln. Auch die Jägerei gibt lustige Ereignisse her. Es dauert auch nicht lange, da findet man zwei DefreggerS: denRaucher"(1182) und die .Dorfschöne"(1188); Arbeiten von glafigem Ton. wenn auch daS Können noch bemerkbar ist. Dann wäre noch eine Landschaft von G a m p e r t(1268) zu erwähnen, weil sie wenigstens nach Kraft und Eigenart im Ausdruck strebt; einAbend in Donauwörth  "(1269) Von Thiem(1269) gibt eine feine Abendstimmung. DaS aber ist alles und den Rest übergeht man am besten mit rücksichtsvollem Schweigen. Gleich links vom Eingangssaal befinden sich in einzelnen Ab- teilungen des Saales 33 vier Sonderausstellungen. Kabinett 38a: Rud Dammeier. Ein Künstler, der offene Augen hat für die Schönheit der Welt; der mit dem Herzen dabei ist. Leider aber verleilet ihn, zu sehr herumzuziehen und mit dem Gefühl anteilzunehmen. So hat sein Werk etwas Illustrierendes. Das Merkwürdigste herrscht vor; etwas Panoramaartiges. So malt er alte Kapellen mit Empfindung für das Malerische dieser Interieurs. So malt er Rokokotreppen und Venedig   und Biergärten und Bauern- stuben. Ehrliche Arbeit steckt überall dahinter. Nur bleibt das Ganze etwas zu kleinlich. Arbeiten jedoch wie dasStilleben aus Nymphen- burger Porzellan" zeigen, daß dem Künstler auch kräftigere Wirkungen zu Gebote stehen. Und man sieht nun auch die versteckten Feinheiten auf den anderen Bildern. DaS kann man von Kuhnerts Bildern(im Nebenkabinett 33b) nicht sagen. Hier tobt Exotik, Kolonialphantasie; Tiere in Freiheit; Neger. Doch das Eigentümlich-Malerische aus diesen schwarzen Körpern mit der oft grotesken Bekleidung ist nicht herausgeholt. Reizlos sind die Erscheinungen hingestellt, sachlich aufnotiert; das Künstlerische daran ist schon erstarrt und gerade bis zu dem Maß vorhanden, daß das Jntereffe nicht ganz erlahmt. Die Tiere find nicht scharf beobachtet und nicht maleriich gesehen, mögen fie auch noch so richtig sein. Das Rassige, Wilde fehlt. Raubtiere, mit Be- amtenangen gesehen. Ein wenig vermenschlicht, mit Bühnenausdruck und Bureaukratengemüt. Das Drum und Dran, das Milieu zu sehr arrangiert. So drängt sich das Gegenständliche zu sehr heraus, und man glaubt nicht einen Maler, sondern einen Illustrator der Tier- werke vor sich zu haben. Kabinett 38o: Engelhardt. Einer, dem eS das Gebirge angetan hat. der nur kleine Bildchen unentwegt malt, wo Wiesen und Berge und Gletscher vorkommen. Ohne Wucht; glatt und schematisch. Photographie und Oeldruck konkurrieren damit. Wie klein ist dieses Große, Imposante gesehen I Es sei nicht geleugnet, daß der Künstler mit ehrlicher Empfindung hier weilen mag. Aber nur selten erreicht er die Frische des Natureindrucks; in einem un- scheinbaren Talweg vielleicht; in einem Winkel am Walde. In Kabinett 38 d finden wir die Werke von Ernst P f a n n« schmidt. Verschiedenes Niveau. Einmal ganz hübsch und ftisch gesehene Kinderszenen. Auch Interieurs, die malerisch empfunden sind, die wohl alt in dem dunklen Ton sind, aber Fleiß und Geschick zeigen. Und einige landschaftliche Versuche geben auch ganz er- treuliche Resultate der Lichlbeobachtuug im Freien. DaS alles aber bleibt Einzelheit, und wenn man dann die akademischen, größeren Werke ficht, in denen der Künstler.sich abmüht, ein religiöses Klischee neu zu prägen, wird man unsicher und gesteht dem Werk nicht daS Eigene, Selbständige zu. Auf der anderen, der rechten Seite, diesen Kabinetten ungefähr entsprechend, liegt der Saal 36, der Werke Kallmorgens cnt- hält. Stilleben, Landschaften. Zuerst Bilder von der See. Und zwar kleinen Formats, die Wasserflüche vorherrschend, so daß die Städte nur wie steine Silhouetten hoch über den Rand des Horizonts sich herausheben. Etwas Kleinliches kommt dadurch heraus. DaS Flüssige, Malerische der See bleibt uncntdcckt. So wirken diese Bilder wie Ansichten. Wie wirkungsvoll könnte solche Nachkansicht (1916) von der See her, wenn am Ufer die Lichter der Stadt leuchten, gemalt sein. Derstürmische Abend"<l9l7), mit den am User hinziehenden Menschen wie groß könnte das gesehen sein l Aber überall bleibt dieses Miniaturhafte. Man denkt an Liebermann bei derAmsterdamer Gasse"; derselbe Vorwurf, und wie unlebendig ist hier die malerische Straße gegeben, die bei Liebermann in aller Farbigkeit lebt.Kinder am Strand"; wie trocken und langweilig ist das aufgefaßt, ohne Bewegung, ohne Temperament. Auch die Landschaften erinnern zu ichr an bunte Photographien. Wie humorlos ist der.Kirmestag"(1928) mit den tanzenden Kindern. Wie zahm ist die Hafeneinfahrt. ohne Größe, ohne Wucht. Zu wenig ist auf das Effekt­volle im guten Sinne geachtet, aus das, was den Maler eigentlich reizt. ES ist, als ob allzu lange und gründliche Arbeit die Freude deS Unmittelbaren erstickt. Und wo der Künstler dann farbig sein will, wird er bunt, glatt, geleckt. SHe langweilig fitzen und stehen die Kühe mit ihren breiten, saftigen Farben im Grünen. Man muß die Skizzen ansehen, da entdeckt man überrascht malerisches Leben. So bei der SkizzeSpielende Kinder"(1915), die ftisch und prickelnd ist; bei einem Straßenbild von C h i o g g i a(1924) und bei demSpätherbst"(1993), deflen Farben so leicht flinnnern. Damit find die Sonderausstellungen abgeschloffen. kleines Feuilleton. Physikalisches. Wie Vlitzröhren entstehe nl Die Blitzröhren odev Vulgurite sind eine durchaus nicht seltene Naturerscheinung, die aber sowohl ihrem Wesen wie ihrer Entstehung nach vielfach falsch beurteilt werden. Zunächst sind sie durchaus zu unterscheiden von den Gebilden, die der deutsche Volksmund mit dem poetischen, aber völlig belanglosen Namen derDonnerkeile" belegt hat. Die Donnerkeile sind nämlich lediglich Bersteinerungen, und zwar so- genannte Belemniten aus der Kreidezeit, die einem Skeletteil von Tintenschnecken darstellen, also gar nichts mit einer Blitz- Wirkung zu tun haben. Die eigentlichen Blitzröhren dagegen ent- stehen durch das Einschlagen eines Blitzes in einen sandigen Boden, wodurch der Sand zu eigentümlichen Gestalten zusammen» geschmolzen wird Es ist nun begreiflich, daß die Naturforscher. sobald sie die Mittel zur Erzeugung genügend starker künstlicher Blitze in die Hand bekommen hatten, auch die Herstellung künstlicher Blitzröhren versucht haben. Nachdem dies schon früher Savart getan hatte, liefert jetzt Fräulein Butcher in einem Vortrag vor der Londoner Physikalischen Gesellschaft einen neuen Beitrag zu derartigen Experimenten. Diese junge Naturforscherin faßt die Ergebniffe ihrer Versuche in folgenden Sätzen zusammen. Di« Blitzröhren bilden sich durch Schmelzung des Sandes in der Um- gebung des Luftraumes, den der Funke durchschlägt. Die Länge und Dicke der Röhre hängt von der Energie des Funkens ab und auch von der Art der Entladung. Wenn zwei gleiche Elektroden angewandt werden, so bilden sich auch die beiden Enden der Blitz- röhre ohne merkliche Verschiedenheit aus, die aber eintritt, wenn eine Elekttode in einer Spitze, die andere in einer Fläche besteht. In der Natur pflegt immer der letztere Fall vorhanden zu sein, indem die flache Elektrode durch die feuchten tieferen Schichten des Bodens dargestellt wird. Ob eine Blitzröhre durch die Entladung aus einer positiven oder negativen Wolke entstanden ist, läßt sich an ihrer Gestalt nicht erkennen. Der Unterschied zwischen dicken und dünnen Röhren hängt wahrscheinlich mit einem Unterschied in der Schärfe des Blitzschlages und der dadurch bedingten explosiven Wirkung zusammen. Je größer diese ist, desto dünner werden die Wände der Blitzröhre sein, desto weiter ihr Hohlraum. Ans dem Pflanzenleben. Schutzimpfung im Pflanzenreich. DaS rapid an- schwellende Auftreten verheerender Krankheiten bei den Kulturpflanzen einerseits und die stetig steigenden Erfolge der Heilserum  -Therapie im Tierreiche andererseits haben in der Gelehrtenwelt die Frage erstehen lassen, ob nicht auch im Pflanzenreiche eine Art Schutz- impfung möglich fei. Versuche nach dieser Richtung hin find bereits seit längerer Zeit im Gange. Wesentliche, für die Praxis bedeutungsvolle Erfolge sind bei diesen Versuchen zwar noch nicht gezeittgt worden, doch ist bereits so viel dabei herausgesprungen, daß man füx die Folge günstige Resultate erwarten darf. Der ein- zuschlagende Weg ist gezeichnet. Ein Forscher bat den Nachweis erbracht, daß der Kampf der Pflanze gegen Jnfekttonskrankheiten sich ähnlich wie im Tierreich abspielt. Wenn es der Pflanze nicht gelingt, den von den Schäd- lingen erzeugten Toxinen in wirksamer Weise Antitoxine gegenüber zu stellen, so muß die Pflanze den Angriffen des Schädlings er« liegen. Durch Einspritzung gewisser Schutzstoffe glaubte dieser Forscher in manchen Fällen, so bei der Chlorose der Obstbäume, ein wirksames Schutzmittel gefunden zu haben. Andere Forscher wollen dadurch immune Pflanzensorten heran- ziehen, daß sie zu Kreuzungen nur solche Pflanzen verwenden, die in erkrankten Kulturen allein widerstandsfähig geblieben sind. Die solcherart gezeugten Bastarde haben nun leider recht häufig den Fehler, daß sie hinsichtlich der Fruchtbildung zu wünschen übrig lassen. Diesem entgegen zu arbeiten ist jetzt Ausgabe der Forscher und eben hier sind auch bereits erntuuternde Erfolge gezeitigt worden. Der erfahrene Praktiker Hilst sich heutigen Tages gegen die Seuchen der Kulturpflanzen einstweilen noch dadurch, daß er zur Vermehrung nur gesunde, kräftige Mutterpflanzen verwendet und daß er die Kulturpflanzen in der Jugend nach Möglichkeit zu kräftigen und widerstandsfähigen Exemplaren werden läßt; ist dieses Jugend- stadium überwunden, dann wird die Kultur forciert, auf daß eine große Ernte das Ergebnis bildet. Die Vermehrungspsianzen werden weiter sorglich gepflegt. Verantw. Redakteur: Georg Tavidsohn. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Berlagsanstalt Paul Singer& Co.. Berlin   LW.