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Wer selbst die Volksschule acht Jahre lang besucht hat, der weiß, schwiegenheit aufgehängten Rose, tauschten Freunde im Gespräch daß es da Hiebe knüppeldick regnet und daß oft um lächerlicher ihre Geheimnisse aus. Marc Anton wünschte, daß man sein SterbeRappalien willen geradezu barbarische Büchtigungen verhängt werden. bett mit Rosen bedede. Im Winter züchtete man die Rosen in Alle jene Prügelpädagogen aber sind Mitschuldige Treibhäusern oder bezog sie aus dem Heißen Aegypten. In den an dem namenlosen Elend und Jammer, der in den Kinderselbst- Gärten umblühten tausende von Rosen das alte Rom . Bei einem morden nicht völlig, nein zu einem winzigen Teil. zum Aus- Gastmahl vergeudete Nero für 600 000 Mark Rosen, und die Locken druck gelangt. Und uns dünkt es ein Verbrechen, diese furchtbaren trieften vom Rosenöl. Tatsachen zu verschleiern.
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Als aber das Christentum die Welt eroberte, mußte auch die Unsere offizielle Erziehung, an der nur der Befit interessiert ist, Blume der Sinnenlust Buße tun. Sie gesellte sich mystisch zur verschlingt wie die militaristische Erziehung", ihre leibhaftige feuschen Lilie, und die Phantasie der Priester schwärmte vom Milchschwester Hekatomben an Gut, Blut und Leben, die das Blute Christi, das in der roten Rose sein Symbol fand, wie einst Bolt opfern muß. Die einen aus Ursachen, die ihre Herrschafts- das Blut des Geliebten der Venus. Die weiße Rose aber ward stellung im Klassenstaate mit Kastenordnung und Berechtigungs- ganz zur Totenblume. In den Katakomben der ersten Christen wesen bedingt; die anderen unter dem Drucke der Knechtschaft finden sich vielfach stilisierte Stofen, denen man offenbar mystische und Armut, die sie in des Lebens Niederungen verstießen. Un- Bedeutung zuschreiben muß. Die Blumen überhaupt gelten hier gefundes liegt in beidem- nur die Beseitigung der als Sinnbilder des Sieges über das Jrdische; oft findet man neben flaffenden Gegensäge in der Gesellschaft bermag oder auf dem Kreuze Rosen dargestellt, es steht das Kreuz mit auch auf diesem Gebiete zu einer Gesundung der Zustände zu Rosen dicht umschlungen", wie es auch in Goethes tiefsinnigführen. mystischem Gedichte Die Geheimnisse" heißt. Die Vollendung ist damit symbolisiert. Religionsgeschichtlich erwiesen ist, daß mystische Züge von Aphrodite auf Maria übertragen worden sind; auch die Rose ist eine solche Uebertragung. Die Madonna saß im Rosenhag, wie Schongauer oder Murillo sie gemalt haben. Die heilige Cäcilie umträngte ihre Harfe mit Rosen; Leonardo da Vinci malte eine Cäcilie mit der hundertblätterigen Rose. Von den zahlreichen Le= genden, die die Verwandlung von Lebensmitteln in Rosen be richten, ist das Rosenwunder der heiligen Elisabeth allbekannt. Franz von Assisi wälzte sich, um sein Fleisch zu töten, auf Dornen. Bald entsproßten dort, wo das Blut des Heiligen geflossen war, weiße und rote Rosen. Im 12. Jahrhundert errichteten die Päpste den Orden von der goldenen Rose, und heute noch weiht der Papit am Sonntag Laetare die goldene Tugendrose.
( Nachdruck verboten.)
Tage der Rofen.
Rosenpracht, wohin ich schweife; alles glüht im Venusstern!" So singt Liliencron von diesen Tagen des Sommers, wo am Baun die Heckenröschen blühen und in Park und Garten die stolzen Edelrosen auf schlanken Stämmchen sich wiegen. Es ist die berückende Vereinigung von Farbe, Form und Duft der herrlichsten Art, was dieser Blume den stehenden Beinamen der Blumentönigin verschafft hat. Und sie ist wirklich eine Königin, deren Herrschaft über Sinn und Gemüt der Menschen durch die Jahrtausende un unterbrochen gewährt hat. Keine noch so schöne und stolze Blüte macht ihr den Rang auf die Dauer streitig. In der Geschichte der Blumen wechseln die Lieblinge der Menschen ganz wie andere Dinge nach den launenhaften Bevorzugungen und Abneigungen der Mode! bestimmte Zeiten haben ihre bevorzugten Blumen, und ein geistreicher Cauſeur, ein Franzose, hat gesagt, daß die Blumen der Ausdruck des Gesellschaftscharakters seien. Die Hortensia, die Dahlia, die Camelie, die Tuberose, das Chrysanthemum alle hatten sie ihre Zeit, alle prangten sie einnial ale Modeblüten im Knopfloch des Salonfrads oder am Busenstreif des Ballkleides, aber alle verschwanden sie auch wieder. Die Rose aber blieb und fesselte nach wie vor durch Duft und Farbe alle empfindenden Menschen. In uralten Gräbern, die man auf 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung ansett, hat man Münzen gefunden, die das Gepräge der Rose zeigten. Bei Indern und Aegyptern genoß die Rose religiöse Verehrung, und im Bendavesta der Perser ist sie schon ein heiliges Symbol. Bei Babyloniern und Aegyptern erscheint auf Metall oder Stein die Rose als Schmud und als Sinnbild der Freude. Die Poesie der Perser ist voll vom Preise der Rose, nach der Saadi das eine seiner großen Lehrgedichte" Gulistan", den Rosengarten nannte; ein unbekannter Dichter schrieb ein Gedicht auf die Rose von vielen tausend Versen. Mohammed verheißt den Gläubigen, daß fie im Paradies bei den Houris unter Rosen ruhen
sollen.
Vom Orient kam das Licht und die Schönheit, der Sonnenfult und die Rosenpoefie zu uns. Ueber die Meere wandelte die Rose herüber, aus Kleinasien über die Inselbrücke ins Land der Hellenen, und hier erst recht ward sie Sinnbild und Zeichen alles Schönen, Heiteren, Duftigen. Die Dichter fränzten ihr Haupt mi: Rosen und erfannen immer neue Mären von der Entstehung der hundertblätterigen Duftvergeuderin. Keiner anderen Göttin als der Aphrodite konnte sie geweiht sein. Als diese aus dem Schaum des Meeres stieg, wie wollte man da die Stirn der Schönheitsgöttin schmücken? Da ließ die Mutter Erde die Rose hervorsprießen und weihte sie zur Blume der Liebesgöttin.
Die Blume der Lebensfreude, die Aphroditens Muschelwagen umträngte, fie umwindet auch den Becher des Weingottes Dionysos . Die weiße Rose soll sich zur roten umgefärbt haben, als Dionysos einen Tropfen seines Weines auf die Rose fallen ließ, die der Aphrodite Busen schmüdte. Seine Diener aber, alle, die sich beim Becher einen, tragen den Kranz aus Rosen auf dem Haupte. Doch seltsam: auch Hetates, der Totengöttin, Stirne ist von Rosen umwunden, und das Symbol der Schönheit wird Sinnbild der Vergänglichkeit, des Todes; entblätternd, im eigenen Dufte sterbend, liegen die Rosen auf dem Grabeshügel.. Anderwärts jedoch, im fruchtbaren Kampanien , wucherten die Bentifolien in überwältigender Fülle; zweimal im Jahre blühten die Rosen in Baeftum. Wie mag die Freude hier gejauchzt haben um diese Tempel, um deren Säulen sich die Rosen wanden! Heut liegen sie tot und einfam in schauriger, fumpfiger Niederung, und nicht ein einziges Röslein wuchert mehr aus den Spalten zwischen den Steinen hervor. Freund, dente dir die Seelenlosen: in Paestum blühen feine Rosen!" so rief schon schmerzboll trauernd der alte Italienpilger Seunte aus. Und die alten Römer hatten die Rose So geliebt. Sie feierte alle ihre Freudenfeste und Orgien mit. Sybaritische Rosenlager schmüdten die römischen Gastmähler. Von Rosenwein und Rosenhonig erzählt das Kochbuch eines römischen Schlemmers. Sub rosa", unter der als Zeichen vertraulicher Ver
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Was aber hat die Tugend mit der sinnlich flammenden und duftenden Venusblume zu schaffen? Nein, sie gehört den Liebenden und den Dichtern. Mit der Rebe darf sie sich umflechten, wie sie es auf dem Grabe Tristans und Isoldens tat; in Rosengärten darf fie duften, wie in jenem wunderbaren bei Worms , von dem die deutsche Heldensage erzählt. Kriemhild , die schöne Tochter des Königs Giebich, war die Befißerin des Gartens; eine Meile war er lang und eine halbe breit; ein feiner Seidenfaden aber umspannte ihn und zwölf Helden hüteten sein, unter ihnen der Werber um darunter der bärentäppische humoristische Mönch Jlsan, rücken gegen Kriemhild , Siegfried. Doch Dietrich von Bern mit elf Helden, den Rosengarten an und heiße Stämpfe entbrennen. Schließlich siegt Dietrich und empfängt einen Kuß und einen Kranz aus Rosen von Kriemhild , während sich Jlsan vor Uebermut in den Rosen wälzt. Von solchen Rosengärten weiß die Sage noch aus vielen Gegenden zu erzählen, offenbar in lebendiger Erinnerung an Stätten, wo die Pflege der Blumenkönigin eifrig betrieben ward. Die alten Germanen schon hatten ihre Frühlingsfeiern gern auf Plätzen abgehalten, die von Rosenheden eingehegt waren. die dem Preis der Rose singen; sie blüht und duftet in den Liedern Zahlreich, ja unzählbar sind die Gedichte in allen Sprachen, aller Dichter, im schlichten Volksliede vom Heideröschen wie in der königin vergleicht. Wie verschwenderisch etwa das Bild Petrarcas: üppigsten Strophe, die den Reiz der Geliebten mit der BlumenWenn weiße Rosen irgendwo mit roten und goldenen Gefäßen beieinander stehen, mein' ich ihr lieblich Angesicht zu sehen." Wie lebendig dichtet Shakespeare : Furchtsam auf Dornen stand der Rosen Schwarm, hier vor Verzweiflung weiß, dort rot vor Scham." Im deutschen Volkslied sind die Rosen im besonderen die Blumen der Liebe; das Rosenbrechen hat leicht verständlichen symbolischen Sinn. Ueberhaupt diente die Rose vielfach als Symbol und Wappenbild. Der Strieg der roten und der weißen Rose ist nach den Wappenblumen der Häufer Lancaster und York benannt. Luther ließ sich ein schön Bitschier" anfertigen, einen Siegelring. der ein schwarzes Kreuz im roten Herzen zeigt, das mitten in einer weißen Rose steht. Auf symbolische Gedanken geht auch die Anwendung der Rose als Zeichen der Bauhütten und Freimaurer zurüd. Die Dichtung hat vielfach in Märchen wie in dem von Dornröschen oder in dem reizenden Märchen des Novalis Hyacinth und Rosenblütchen" von der Blumentönigin erzählt, ja bei romantischen Dichtern wird gern die Verwandlung eines Men schen in eine Rose als Motiv verwendet. Der zarte, frühverstorbene Ernst Schulze erzählt in seinem romantischen Gedicht„ Die be zauberte Rose" von der schönen Prinzessin Klotilde , die aus der Rosengestalt nur wieder zum Menschen werden konnte, wenn der rechte Gemahl tomme. Drei Kaiser umwerben sie vergeblich, aber dem Liede des Sängers Alpin öffnet sie sich, die bezauberte Rose wird wieder zur Prinzessin. Von einer menschgewordenen Blume singt auch Camillo Horn in seinem allzusüßlichen Gedicht von„ der Rose Bilgerfahrt", das durch Schumanns Vertonung Dauer gewonnen hat. Die Zahl der Rosenlieder in der lyrischen Dichtung von Walther bis zu Goethe und zur Gegenwart ist Legion.
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Ein duftender Teil der Welt ist die Nose und ihre Geschichte von Kultur und Poesie der Menschheit. Die einst als eine Fremde au une fam, ist nun Weltbürgerin geworden. Felig Bimmermann.