«Pfui Teufel!" sugie sich Tcrgej in quälendem Staunen.»Was ist das nun eigentlich? Und wo bin ich überhaupt? Ich.,. was heißt das überhaupt:ich"?" Er besah sich von oben bis unten, aufmerksam, mit Interesse, von den großen Eefängnispantoffeln angefangen bis zum Bauche, über den der schlotternde Arrestantenkittel herabhing. Er schritt in der Zelle auf und ab, streckte die Arme zur Seite und fuhr fort, sich zu betrachten wie eine Frau, die ein neues, zu groß geratenes Kleid angezogen hat. Er versuchte den Kopf zu wenden. Er wandte den Kopf nach rechts und links und drehte sia, selbst um. Und dieses Etwas, das da umherwandelte und ihn, offen gesagt, ein klein wenig erschreckte das war er, war Sergej Golowin, und dieses Etwas sollte bald nicht mehr sein. Und es ward ihm ganz seltsam zumute. Er versuchte, in der Zelle auf und ab zu gehen und merk­würdig: er ging. Er versuchte zu sitzen und merkwürdig: er saß. Er versuchte Wasser zu trinken und merkwürdig: er trank, er schluckte, er hielt den Krug in den Händen, er hatte Finger an den Händen, und diese Finger zitterten. Er räusperte sich und hustete, und während er hustete, dachte er: wie sonderbar ich huste I Aber was ist denn das? Werde ich gar verrückt?" dachte Sergep und es überlief ihn kalt.Das fehlte noch der Teufel soll das holen!" Er rieb sich die Stirn mit der Hand, doch auch das kam ihm seltsam vor. Und nun lag er ganze Stunden lang, wie es ihm vorkam, atemlos da, unbeweglich, mit erloschenem Denken, und regte und rührte sich nicht, weil jeder Gedanke, jede Bewegung Wahnsinn gewesen wäre. Es gab für ihn keine Zeit, sie hatte sich gleichsam in Raum umgewandelt, in einen durchsichtigen, luftleeren Raum, eine ungeheure Ebene, auf der alles, Erde, und Leben, und Menschen, vereinigt war; und alles das war mit einem Blick zu übersehen, bis ans letzte Ende, bis an den rätselhaften Abgrund den Tod. Und nicht darin lag die Qual, daß er den Tod sah, sondern darin, daß er beides zugleich sah das Leben und den Tod. Eine vermessene Hand hatte den Vorhang hinweggezogen, der von Ewigkeit her das Geheimnis des Lebens und das Geheimnis des Todes verbarg, daß sie nun aufhörten, ein Geheimnis zu sein und doch nicht verstanden wurden, wie eine in unbekannter Sprache aufgezeichnete Wahrheit. Es gab leine Begriffe in seinem menschlichen Hirn, und keine Worte in leiner menschlichen Sprache, die das, was er geschaut, in sich gefaßt hätten. Und die Worte ich fürchte mich" klangen nur darum in ihm wieder, weil es kein anderes Wort gab, weil kein Begriff existierte noch existierer konnte. der diesem neuen Zustande entsprochen hätte. Da habt Ihr Euren Müllerl" rief er plötzlich laut, im Tone tiefster Ueberzcugung, und schüttelte den Kopf. Und im jähen Wechsel der Stimmung, wie er der menschlichen Seele so sehr eigen, brach er in heiteres, herzliches Lachen aus. Ach Du, Müllerl Ach Du. mein lieber Müller! Ach Du mein trefflicher Däne! Und doch hast Du Recht. Müller, und ich, Bruder Müller ich bin ein Esel." Er durchmaß ein paar Mal seine Zelle mit raschen Schritten, und zum neuerlichen höchsten Erstaunen des Soldaten, der ihn durch das Fensterchen beobachtete, legte er rasch alle seine Kleider ab und machte munter, unter Beobachtung aller Sorgfalt, sämtliche achtzehn Uebungen; er streckte und dehnte seinen jungen, ein wenig abgemagerten Körper, setzte sich, atmete die Luft ein, stieß sie wieder aus, stellte sich auf die Fußspitzen, streckte die Arme und Beine. Und nach jeder Uebung sagte er mit Genugtuung: So also liegen die Dinge! Das also ist das Wahre und Echte, Bruder Müller!" Seine Wangen röteten sich, aus den Poren trat in Tropfen ein angenehmer, erwärmender Schweiß, und sein Herz schlug kräftig und gleichmäßig, sFortsetzung folgt.) Deutfcde Scblffbau-HuefteUunöi. ii. Trotz aller modernen technischen Errungenschaften find die Riesendampfer von heute genau so wie die Segelschiffe der guten alten Zeit, nur zu oft dem Wüten der Elemente gegenüber macht- los. So lange die Schiffe auf hoher See sind, können ihnen in der Regel Sturm und Wogen wenig anhaben, die Gefahr beginnt erst in der Nähe der Küste, wo den Schiffen die Gefahr droht, a: Klippen und Riffen zu zerschellen. Um die Schiffe vor den gefährlichen Stellen an den Küsten schon von weitem zu warnen, dienen von altersher L e u ch t- feuer, die auf Schiffen und hohen Türmen brennen. In letzter Zeit sind dazu noch die Unterwasser-Glockensignale gekommen. Diese Einrichtungen wurden im Laufe der Jahrtausende der älteste bekannte Leuchtturm auf Pharos bei Alexandria zählte bereits zu den sieben Weltwundern der Alten immer gründlicher und geistreicher durchgebildet, so daß heute dieLaterne" und ihr Zubehör wahre Meisterwerke der Optik und Mechanik zu nennen find. In der Ausstellung wird von der Julius Pintsch A.-G. rinc reichhaltige Sammlung von Leuchtturmlamvcn und ihrem optischen und mechanischen Zubehör vorgeführt. Als Brennstoff wird noch heute für kleinere Türme Petroleum und Ocl vev» wendet, oft schon in den modernen Formen als Oelgaslicht und Petroleum-Glühlicht. In der Hauptsache herrscht aber auch hier die Elektrizität. Die zur Verwendung kommenden Bogenlampen, sind, wie die ausgestellten Typen zeigen, nach Form, Kohlenstellung und Reguliermechanismus ganz besonders für ihren Bestimmungszweck konstruiert. Mit dem elektrischen Lichtbogen können ganz andere Intensitäten als mit den übrigen Lichtquellen erzielt werden. ES wird z. B. für eine ausgestellte 22 Ampere-Bogenlampe mit� Schein» werferlinse die kolossale Lichtstärke von 7S Millionen Kerzen an» gegeben. Um die Strahlen der Lichtquelle möglichst wirksam in die Ferne senden zu können, müssen sie zuerst parallel gemacht werden. Dies geschieht, wie aus den zahlreich ausgestellten Modellen gesehen werden kann, abgesehen von den Parabolspiegeln in erster Linie durch Gürtellinsen nach dem Vorgehen von Fresnel. Diese Linsen bestehen aus einem System kunstreich geschliffener, besonders gce formier und konzentrisch angeordneter Glasringe. Als Hauptstück der zweiten Halle der Ausstellung ragt eine komplette Leuchtfeueranlage hervor. Sie besteht aus einem schmiedeeisernen Turm, der bis zur Brennebene 9 Meter hoch ist und dessen oberer Teil von einer eisernen Leuchtfeuerlatcrne, die eine lichte Weite von Meter hat, gebildet wird. Die Laterne» um die eine Bedienungsgalerie läuft, ist auf einem Winkel von 339 Grad verglast und komplett wie in Wirklichkeit ausgerüstete Im Innern der Laterne ist ein sogenannterBlitzfeuerapparat"« bestehend aus einer elektrischen Spezialbogenlampe mit Schein» werferlinse, Streuervorrichtung und Blitzvorrichtung unter- gebracht. Es genügt heute in den seltensten Fällen, wenn ein Leuchtfeuer konstant mit gleicher Stärke zu sehen ist. Die meisten Küsten der befahrenen Meere sind heute so dicht mit Leuchttürmen, die entweder gefahrvolle Stellen oder Hafeneinfahrten anzeigen sollen, besetzt, daß die Seeleute von hoher See oft gleichzeitig mehrere solcher Feuer sehen können. Um gefährlichen Verwcchse, lungen vorzubeugen, müssen diese Feuer von einander unterschieden werden können. Da verschiedenfarbige Feuer aus physiologischen Gründen keine sichere Unterscheidung ermöglichen, muß man zu anderen Mitteln greisen. Man läßt die Feuer nicht konstant in gleicher Stärke leuchten, sondern nur in bestimmten Intervallen verschieden lang aufblitzen. Das Feuer selbst brennt natürlich fortwährend. Es wird nur durch Verdunkelungsschirme und Klappen, die durch Uhrwerke oder, wie der ausgestellle O t t e r s ch a Vlendenapparat zeigt, durch Elektromotoren bewegt werden, abwechselnd abgedeckt und freigegeben. Die Art der Blitze der verschiedenen Leuchlfcuer ist nun verschieden, so daß der Seemann schon daraus sehen kann, welchem Punkt der Küste er sich nähert. Der Seemann wird darin durch eine reichhaltige Literatur unter, stützt. So stellt auch das Reichsmarineamt ein Werk von acht Bänden aus, in dem die Leuchtfeuer aller Meere genau verzeichnet sind. Mit den Leuchtschiffen sind oft Nebelsignalstationen verbunden. Es sind daher auch verschiedene Nebelhörner und Heulsirenen, die in der Regel durch komprimierte Luft oder Elektrizität betrieben werden, zu sehen. Zu den neueren Warnungssignalen gehören auch die U n t e r w a s f e r g l o ck c n, die sich sehr schnell ein- geführt haben. Am Feuerschiff wird ein Untcrwasserschallgeber, wie er z. B. von der Pintsch-A.-A. ausgestellt ist, ins Meer versenkt. Er besteht in der Hauptsache aus einer immer tönenden Glocke. deren Töne sich im Wasser klar und sicher fortpflanzen. Tie auf See befindlichen Schiffe sind dann mit einer entsprechenden Emp- fangvorrichtung ausgerüstet, so daß man sofort, wie man sich der gefährlichen Stelle nähert, durch den Klang der Glocke gewarnt wird. Oft nützen aber all diese Warnungssiguale und zuverlässigen Karten und Handbücher, die vom Reichsmarincamt in einer Kollektion vereinigt ausgestellt werden, nicht, um ein Schiff vor der Strandung zu bewahren. Die von derDeutschen Ge» sellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" aus» gestellte» Modelle zeigen in sehr anschaulicher Weise, wie dam» wenigstens die auf dem gestrandeten Schiff befindlichen Personen gerettet werden. Mit Hilfe eines Raketcnapparatcs wird eine dünne Leine an Bord des Schiffes geschossen. Mit dieser Leine wird ein dickeres Seil und mit diesem ein noch stärkeres Tau mir einer sogenannten Hosenboje(ein Tragring mit Hoscnsäcken) ans Schiff gezogen. Mit Hilfe einer Winde werden dann �ie einzelnen Personen nacheinander in dieser Hosenboje längs des Seiles, wie an einem größeren Modell in Betrieb vorgeführt wird, ans Land gezogen. Mit Ausnahme dieser Zusammenstellung von Raketen» apparaten, Rettungsbooten usw. ist das Rettungswescn auf der Ausstellung so gut wie gar nicht vertreten, wenn mau von vor- schicdencn Schwimmwesten und Korkgürteln absehen will. Nur eine Rettungsboje mag noch erwähnt werden, die vom gestrandeten Schiff in die See geworfen werden und mit Hilfe eines kleinen Segels selbsttätig ans Land segeln soll und dabei eine Leine nach sich ziehen kann, wodurch in ähnlicher Weise wie bei den Raketen- apparaten eine Rettung ermöglicht werden soll. Die praktische Wirkung dieses Apparates dürfte oftvftllusorisch sein. Wie in unserem ganzen technischen Leben spiel die Eick» trizität auch in dem Schiffbau und in der Schiffahrt eine bedeutende Rolle. Es haben sich daher auch sämtliche großen Elek» trizitätskonzernc in hervorragendem Maße an der Ausstellung beteiligt. Diese großen Elektrizitätsfirmen, wie die Allgemein«