Lichkeit der Katastrophe. MS zum 17. März 1901 folgte nun eine sehr rasche Antiklimax der Helligkeitskurve und nach dem 21. Mai desselben Jahres verwandelte sich die Nova in einen bezüglich seines Lichtwechsels stark schwaielenden»veränderlichen Stern". Dieser hatte wirkliche Gezeiten und auch verschiedene Farben, so anfangs blauweitze, dann gelbe und endlich rötliche Farbe. Das alles sagten Uns Fernrohr und Photometer! Was aber sagte uns das Spektroskop?-- Als es Pickering am Harvard-College   am 22. Februar 1901 nach der Nova Persei richtete, zeigte sich ihr Spektrum demjenigen des Sternes Beta OrioniS lRigel  ) gleich. Es war fast kontinuier- lich, das heistt. es gingen von einem festen oder flüssigen, aber bis zur Weißglut erhitzten Körper Lichtmengen aller Strahlen- gattung aus, und das Spektrum war von dreiunddreihig dunklen Linien durchzogen. Am kommenden Tage wurde das Spektrum der Rova von Vogel in Potsdam   untersucht und Heller gesunden als dasjenige der Eapella im»Fuhrmann". Am folgenden Tage glich es dem Gasspektrum der Nova im»Fuhrmann" und am 27. Februar traten im Spektrum neben den dunklen auch helle Linienpaare im Gelb, Blau, Rot und Grün, ferner die Wasser- poff-, Helium-, Natrium- und Magnefiumlinien, ganz besonders gber die Calciumlinien H und K hervor. Alle verwaschenen Linien im Emissionsspektrum der Nova Persei zeigten Verschiebungen nach dem Infrarot und Ultraviolett. Am 6. April 1901 trat an Stelle der hellen Wasserstofflinien im Spektruni eine breite, stark glänzende, allen planetarischen Nebeln eigene Linie. Den ganzen Monat April aber war das Spektrum sortgesetzten Veränderungen unterworfen, indem bald die hellen Wafserstofflinien, bald die Nebellinie allein in ihm sich zeigten. Erst dann nahm das Spektrum den Charakter desjenigen der»der- änderlichen Sterne" an. Auf der Sternwarte in Jupissy bei Paris  sah Flammarion   die Rova am 20. August von einer Nebelhülle um- geben, ferner fand Perrine am 7. November auf der Licksternwarte und Ritchey mit seinem Vierundzloanzigzöller Veränderungen in den Nebelmassen. Spiralartig verschoben sich die Nebelknoten in südöstlicher Richtung! Das war etwas ganz Rätselhaftes! Diese Nebelmassen um die Nova Persci, deren Teilchen monate- lang mit einer Geschwindigkeit von 300 000 Kilometer in der Se- künde in den Weltenraum ausgeschleudert wurden, überragten an Größe und Ausdehnung unser Sonnensystem um das Tausendfache. lind doch glichen jene Nebelmassen, die noch Ansicht vieler Astro- nomen wahrscheinlich schon vor der Katastrophe an jener Stelle waren, im Fernrohre gesehen, nur einem kleinen Wölkchen, über welches man das Licht, das 45 000 deutsche Meilen in der Sekunde zurücklegt, täglich nur sehr langsam fortrücken sah. In dieser letzten Tatsache erhalten wir ein nur ganz schwaches Wld von der unermeßlichen Ausdehnung des Universums, ferner aber auch den Beweis dafür, daß alle hier aufgezählten Welten- brände nicht in der Nacht sich ereigneten, in der sie beobachtet wurden, sondern Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende zurück- liegen. Die Lichtpost, jener schnellfüßige Bote, brachte uns erst nach Jahrhunderten, ja Jahrtausenden die Schreckensbotschaft, daß in den tiefsten Tiefen des Alls einst Wcltenuntergänge stattfanden, in denen ganze Sonnensysteme, vielleicht hundertmal größer als da3 unsrige, in wenigen Stunden in Feuer und Gas aufgingen, und daß vielleicht Millionen Lebewesen aus ihnen dabei zu Staub und Asche verbrannt wurden. Es liegt etwas Fürchterliches w diesenneuen Sternen", die wie Brandfackeln, aber auch wie Herolde des Lebens am Himmel aufflammten, für die aber Millionen und Abermillionen Menschen gar kein Interesse hatten und haben. Und doch dürfte auch unser Sonnensystem einmal einer solchen Katastrophe zum Opfer fallen! Wir werden uns nun fragen, wie solche Ereignisse geschehen können und was für die Astronomen diese»neuen Sterne" be- deuten? Wir hörten bereits, daß ein ganzer Teil dieser»neuen Sterne" zum Schlüsse in die Klasse derVeränderlichen  " eintrat, und wir wissen ferner, daß auch unsere Sonne infolge der Schlackenbildung auf ihrer Oberfläche ein solcherveränderlicher" Fixstern sein würde, wenn wir unser Zentralgestirn in jene Sternenfernen hinausrückten. Unser Sonnenstern würde dann eine elfjährige Periode, und zur Zeit eines Sonnenfleckenmaximums ein Mini- mum seiner Helligkeit, zur Zeit des Sonnenfleckenminimums aber ein Maximum seiner Helligkeit, das heißt seine größte Lichtfülle zeigen. Dieser Vorgang spielt sich nun auch auf jenen Riesen- sonnen, denneuen Sternen", im Weltall   ab. Es sind Sonnen in einem weit vorgerückten Alter und infolge der Abkühlung bilden sich auf ihren glühendflüssigen Oberflächen große schwimmende Schlackeninseln, welche sich im Bilde ausnehmen wie die Erdteile im Ozean. Diese Sonnen, oft Riesensonnen, drehen sich um ihre eigene Achse und wenden uns so abwechselnd bald die Schlacken- selber, bald die reine, helle Oberfläche zu, welch letztere natürlich mehr Licht ausstrahlt als die Schlackenfelder. In die unendliche Ferne gerückt erscheint uns solch eine Riesensonnc dann als Licht. Punkt, der nun infolge der Umdrehung eben durch dies« Schlacken- felder bald mehr, bald weniger Licht nach der Erde zu aussendet. Wir können bei Sonnenfinsternissen, wenn der Mond die Sonnen- scheibe verdeckt, über den dünnen Kreisrand der Sonne prachtvolle Lichtsäulen, die Protuberanze», aufsteigen sehen, welche in ihrer Entstehungsursache sehr wahrscheinlich mit der Bildung der Sonnenfleckcn zusammenhängen. Aehnliche Glutausbrüche, wie sie unser Scmnenball zeigt, finden sich auch auf jenen fernen Riese«, sonnen. Damit wäre also ein Teil derneuen Sterne", der Welten, brande, aber auch ein Teil der«Veränderlichen  " erklärt. Man hat indes noch eine zweite wissenschaftliche Anficht hierüber, die nämlich, daß es Sonnen gibt, um welche sich eine andere sehr große, aber dunkle, also völlig erstarrte Sonne bewegt. Man nennt diese Sonnen von sehr regelmäßiger Veränderlichkeit auchAlgolsterne", weil nämlich Algol, der Sterne Beta im Perseus  ", seinen Lichtwechsel einem solchen dunklen Begleiter der- bankt. Es sind Doppelsterne. Zu diesen Sternen gehört ferner auch Mira, der Wunderbare, imWalfisch", der eine Periode von 333A Tagen aufweist, und dessen rötliches Licht in dieser Zeit von der zweiten Größenklasse bis etwa zur neunten hinabsinkt, um dann wieder zur vollen Helligkeit langsam aufzusteigen. Endlich gibt es noch eine dritte Erklärung für die unregelmäßige Natur des Licht­wechsels jener Fixsterne, die bewegangsgesetzmäßig durch OrtS« bestimmung am Himmel, physikalisch aber durch das Spektroskop erwiesen wurde, die nämlich, daß umkreisende Meteorschwärme jene Sonnen verfinstern und daß die Lichtschwankungen mit der außer- ordentlich starker Abplattung von zwei verschieden großen und verschieden zueinander steherchen Weltcnkörpern zusammenhängen. Andere»neue Sterne", welche wirkliche Weltenbrände an, zeigten, verlangen indes auch eine andere Erklärung. Bei der Nova des Jahres 1860 im Sternbilde derKrone"« besser aber noch bei der des Jahres 1876 imSchwan  ", sahen wir. daß das eigenartige Spektrum auf den Zusammenstoß zweier Weltenkörper oder auf den Herabsturz gewaltiger kosmischer Massen auf die Schale einer bereits erkalteten Sonne hindeutete. Durch den Aufsturz war die Decke jener Sonne zertrümmert worden, das glühende Magma aus ihrem Innern drang in gewaltiger Flut heraus und brachte so jene Weißglut mit all ihren Erscheinungen hervor, welche uns das Spektroskop anzeigte. War jene erkaltete Sonne damals bereits eine Heimstätte von Organismen gewesen, dann war die Katastrophe in derKrone" auch ein Weltuntergangl Zwei Weltkörper lagen im Jahre 1892 im Sternbilde des .Fuhrmann" ebenfalls im Kampfe miteinander, und hier sagte uns dies wiederum das Spektroskop und sogar noch, daß wahr- scheinlich eine fremde Sonne in ein Sonnensystem mit einer Schnelligkeit von etwa 90 bis 100 Meilen in der Sekunde ein- gedrungen war und im Zusammenstoße Sonne   und Planeten dort in Nebel und Gas verwandelt hatte. Seeliger in, München   glaubte über das Schreckliche oer Kata­strophe von 1892 einigermaßen durch die Annahme hinwegtäuschen zu dürfen, daß eine Sonne auf ihrer Reise durch den Weltenraum plötzlich in eine Wolke kosmischen Staubes eindrang, sich mit einer Schnelligkeit von beinahe 1000 Kilometer in der Sekunde durch die Meteorwolke bewegte und so im Zusammenstoß mit den festen Massen dieser Wolke jene fürchterliche Hitze erzeugte, welche alles in Gas und in den übrigbleibenden planetarischen Nebel auflöste, oder daß die Sonne zwar nicht ganz zerstört, aber doch schrecklich durch die Wolke zugerichtet wurde, letztere aber in der Nebelform« die diese Sonne dann umgab, aufging. Diese Vermutung glaubte man auch der Perseuskatastrophe im Jahre 1901 zugrunde legen zu dürfen. Indes sprachen aber sehr viele Erscheinungen hier für den Zweikampf zweier Weltenkörper. von denen der eine mit 900 bis 1100 Kilometer Geschwindigkeit in der Sekunde an den anderen, der, aus der Verschiebung der Cal- ciumlinien im Spektrum der Nova zu schließen, nur eine Eigen- bewegung von 20 bis 46 Kilometer in der Sekunde hatte, angerannt war und dadurch ein ganzes Weltsystem in Gas verwandelt hatte. Andere Astronomen suchten endlich jenen Weltenbrand durch die Wilsingsche Theorie zu erklären. Nach derselben muß man sich denneuen Stern" als einen Doppelstern mit einer sehr exzen- krischen Bahn denken. Infolge der gegenseitigen starken Anziehung bei der großen Annäherung des einen Sternes an den anderen müssen im Innern des Sternes ungeheure Flutwirkungen statt,. finden, welche vielleicht eine schon vorhandene dünne Schlacken- ecke durchbrechen und starke Lichtentwickelungen hervorrufe« können. Lohse in Potsdam   hat in jüngster Zeit für diese Weltenbrände folgende Erklärung gegeben: Er meint, daß durch die fort- schreitende Abkühlung der aus glühenden Dampfen bestehenden Masse eines selbstleuchtenden Körpers endlich eine Atmosphäre er- zeugt wird, welche das Licht in so hohem Grade absorbiert, daß der Stern von der Erde aus nicht mehr oder doch nur schwach ge- sehen werden kann. Wenn dann durch weitere Wärmeausstrahlung jener Grad der Abkühlung erreicht wird, der für die Bildung der- jenigen chemischen Verbindungen erforderlich ist. die einen wesent- lichcn Teil des Ganzen bilden, wird bei der Vereinigung der be, treffenden Elementarstoffe, zum Beispiel Verbindung von Wasser- und Sauerstoff, eine bedeutende Wärme- und Lichtentwickelung stattfinden, die'den Stern plötzlich auf große Entfernungen hin für längere oder kürzere Zeit wieder sichtbar macht! Es ist dies die sogenannte Explosionstheorie, nach welcher im Knallgasgcbläse von einer erkalteten Sonne plötzlich ungeheure Mengen glühenden Wasserstoffes nach allen Seiten des Universums ausgeschleudert werden. Man glaubt diese Theorie auch auf die Sonnenprotuberanzen anwenden zu dürfen. Das ist also der Werdegang der Ster�enwelten? Sie werden aus der Materie, den Neoeln, geboren, sind jung und werden alt, um wieder in die Materie hinabzusinken am Abende ihres Lebens. Sie tragen ihren Leib, ebenso wie der