.Ja, Frau/ sagte der Mann langsam und schwerfällig, wobei er stotterte und die Tränen ihm die Stimme erstickten..Wir sind sehr unglücklich. Der Kleine ist tot. er ist da, wo sein Großvater ist und wo ich eines Tages sein werde. Vom Meere essen wir, und das Meer verschluckt uns. Was ist dabei zu tun? Wir können nicht alle Bischöfe sein l" Aber seine Frau hörte ihn nicht. Sie lag, von einem Nerven- anfall geschüttelt, auf dem Boden und wälzte fich umher. Sie strampelte mit den Füßen und zeigte ihren mageren, von der Sonne gebräunten nackten Körper eines Arbeitstieres, riß an ihren ver- wirrten Haaren und zerkratzte sich das Gesicht. .Mein Sohn... mein Antonnico I" Die Nachbarinnen von der Fischervorstadt eilten ihr zu Hilfe. Sie kannten das wohl, fast alle hatten ähnliche qualvolle Stunden durchgemacht. Sie hoben sie auf, stützten fie mit ihren kräftigen Armen und gingen mit ihr nach ihrem Hause. Einige Fischer gaben Antonio, der nicht aufhörte zu weinen, ein Glas Wein, und währenddem feilschte der Gefährte, vom brutalen Egoismus des Lebens beherrscht, wacker mit den Fischkäufern, die das schöne Stück erwerben wollten. Der Nachmittag ging zu Ende. Da? sanft schaukelnde Wasser bekam einen goldenen Reflex. Von zu Zeit zu Zeit erscholl in immer weiterer Entfernung das verzweifelte Geschrei des armen wahnsinnigen WeibeS mit den zerrauften Haaren, das die Freundinnen nach Hause fortschoben. .Mein Sohn, mein Antonnico I' Unter den Palmen promienierten die prächtigen Kleider, die glücklich lächelnden Gesichter weiter, eine ganze Welt, die nicht emp- funden hatte, daß das Unglück so nahe bei ihr vorbeischritt, die nicht einen Blick auf dieses Drama des Elends geworfen hatte, und der elegante, wollüstige Walzerrythmus, der Hymnus toller Aus- gelassenheit, glitt harmonisch über das Wasier, liebkoste mit seinem Säuseln die ewige Schönheit deS Meeres. (Nachdruck verboten.) DeutfcMaucls'Callpcmn. Von Dr. R. H e n n i g. Der Talsperrenbau in Deutschland blickt gegenwärtig auf eine noch nicht ISjährige Geschichte zurück, und dennoch ist man jetzt bereits berechtigt zu sagen, daß er im neueren Wirtschafts- leben ein ganz ungewöhnlich bedeutsamer Faktor ist oder noch zu werden verspricht. Zweifellos steckt die Entwickelung der deutschen Talsperren zurzeit noch in den Anfängen, aber dennoch hat sich dieser Zweig der Technik schon jetzt von großer Bedeutung e» Wiesen, die stetig wachsen wird. Es ist in erster Linie das Verdienst deS Aachener Bau- technikers I n tz e, daß die Frage der Talsperren bei uns in Deutschland in Fluß kam und daß die ersten Anlagen, die in Deutschland geschaffen wurden, in bezug auf Zweckmäßigkeit und technische Vollkommenheit sogleich Meisterleistungen waren. Seit dem 4. Mai 1889, dem Tage, an dem man mit dem Bau der ersten deutschen Talsperre(bei Remscheid ) begann, sind allein in Preußen bisher binnen 19 Jahren 25 Talsperren geschaffen worden, deren gesamtes Fassungsvermögen 129 Millionen Kubik- meter Wasser beträgt; 1b weitere Talsperren, deren Fassungs- vermögen zusammen 499 Millionen Kubikmeter ausmacht und deren Kosten auf 59 Millionen geschätzt werden, sind gegenwärtig im Bau. Die Dimensionen der einzelnen Sperren weichen natur- gemäß sehr erheblich von einander ab, ebenso die Kosten der An- lagen. Unter den bisher bestehenden Talsperren ist die weitaus größte diejenige des UrftalS bei Gmünd in der Eifel , die 45,5 Millionen Kubikmeter Wasser faßt, 4 Millionen Mark Kosten verursacht hat und auch die weitaus höchste Sperrmauer, von nicht weniger als 58 Meter Höhe besitzt, während die gegenwärtig längste Sperrmauer von 369 Meter Länge sich im Hennetal befindet. Die llrttalsperre ist zurzeit die größte Talsperre Europas ; sie wird aber den Vorrang bald an eine andere abtreten müssen, an der gegenwärtig noch gebaut wird, nämlich an die Sperre von Mauer am Bober, daö etwas unterhalb von Hirschberg gelegen ist. Diese Sperre wird mit 59 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen als- dann die größte sein, voraussichtlich aber auch nur einige Jahre hindurch, denn schon ist eine noch um mehr als das Doppelte grHere Talsperre geplant, die vom Ruhrtalsperren-Verein im Möhnetal errichtet werden soll, etwa 19 Kilometer oberhalb der Mündung der Möhne in die Ruhr, bei den Dörfern Günne und Brüningen. Durch diese Talsperre soll vermittelst einer 589 Meter langen Mauer ein Stausee von nicht weniger als 139 Millionen Kubikmeter Inhalt geschaffen werden. Die Bedeutung dieser Zahl mag man ermessen, wenn man hört, daß z. B. der größte Eifelsee, der Laacher See bei Andernach , nur 197 Millionen Kubik- meter Wasser enthält! Eine andere sehr große Sperre, die sich freilich mit der vorgenannten nicht vergleichen kann, wird dem- nächst im Harz entstehen, am Dietrichberg oberhalb von Romkcr- hall, dort wo das Altenauer und das Schulenburger Tal ins Okertal einmünden; hier wird mit einem Kostenaufwand von 8� Millionen Mark eine Sperrmauer von 56 Meter Höhe und ein Stausee von 39 Millionen Kubikmeter geschaffen werden. Nun weisen ja zwar die weitaus meisten Talsperren Deutsch . lands erheblich bescheidene Dimensionen auf; die 19 Meter hohe und 199 Meter lange Sperre von Lennep , die besonders klein ist, bedingt z. B. einen Stausee von nur 117 Kubikmeter Inhalt und 3,2 Hektar Flächenausdehnung. Aber es geht aus dem Gesagten schon hervor, daß bei Schaffung der Talsperren sowohl von staat. licher wie von privater Seite mit einem Riesenaufwand an Mitteln gearbeitet wird. Es ist ja nun von vornherein klar, daß die auf» gewendeten Ausgaben sich offenbar gut rentieren müssen, da man mit so großem Eifer allenthalben neue Sperren schafft; aber läßt sich ein entsprechender Nutzen der Talsperren wirklich nachweisen? und worin ist er zu suchen? Bis zu einem gewissen Grade populär geworden sind die Tal» sperren infolge ihrer Eigenschaft, bei großen Wolken» brächen im Gebirge oder bei starker Schneeschmelze die allzu reichen Zuströme zu den Gebirgsflüssen ab» zufangen und in unschädlicher Weise aufzustauen, bis sie in ruhigen Zeiten des Menschen Wille nach Gutdünken freigibt und ohne Gefahr für die Umgebung zu Tal fließen läßt. Diese schützende Eigenschaft werden die Talsperren zumal in dem von Wolkenbrüchen so besonders schwer und häufig heimgesuchten schlesischen Gebirge in vollstem Matze entfalten können. Die un- geheuere schlcsische Wolkenbruchkatastrophe vom 28. 39. Juli 1897 war ja auch der Hauptanlaß, daß man die Frage der Talsperren, die bis dahin nur im rheinisch-westfälischen Jndustriebezirk an» gelegt worden waren, im größeren Umfange ernstlich zu erörtern begann. Die Folge dieser Erwägungen war das schlesische Hoch- Wasserschutzgesetz von 1999, wodurch mit einem veranschlagten Kostenaufwand von 12� Millionen Mark vor allem eine Regulierung der gefährlichsten schlesischen Flüsse, des Bobcr und des Queis, ins Leben gerufen wurde. 1991 begann man mit dem Bau der ersten derartigen schlesischen Talsperre, bei Marklissa am Queis, die noch ein Werk Jntzes war und am 5. Juli 1996 ein- geweiht wurde. Bei den letzten, durch Wolkenbruch herbeigeführten Ueberschwemmungen um Mitte Juli 1997 hat sie ihre Feuerprobe glänzend bestanden und mit ihrem bedeutenden Fassungsvermögen von 15 Millionen Kubikmeter Wasser die gewaltigen Rcgcnfluten in ihrer verderblichen Wirkung mit bestem Erfolge aufgehalten. Die beiden noch im Bau begriffenen Bobertalsperren von Mauer und Buchwald konnten leider im Sommer 1997 noch nickt in Aktion treten, und das Bobcrgebiet, insbesondere das Hirschbcrgcr Tal, hat daher auch bei diesen letzten Ueberschwemmungen ungleich mehr gelitten als das bereits geschützte QueiStal. Der Schutz gegen Ueberschwcmmungsgcfahren, wie ihn die Talsperren in Schlesien und auch an der Wupper in erster Linie bieten sollen, stellt aber, wie gesagt, nur eine Seite ihrer Volks- wirtschaftlichen Aufgaben dar. Andere Talsperren entstehen wieder zu dem ausgesprochenen, gegenteiligen Zweck: der Umgegend in Zeiten der Dürre und des Niedrigwassers das fehlende, flüssige Element in genügender Menge zu- zuführen, sei es zur Erziclung eines ausreichend hohen Wasser st andes auf schiffbaren Wasserwegen, sei eS zur regelmäßigen Beschaffung von gutem Trink» Wasser usw. Die Talsperren im Wesergebiet z. B. haben hierin ihre Hauptaufgabe zu suchen, indem sie der Weser und dem Weser . kana! in trockenen Zeiten das zur Erzielung eines ausreichenden Niveaus erforderliche Wasser zuführen sollen. Der Gewinnung von gutem Trinkwasser wegen werden hingegen die teils schon ge» bauten, teils geplanten Sperren bei Chemnitz , Plauen i. V., Gotha und Nordhausen in erster Linie dienen. An dieser Stelle darf er- wähnt werden, daß gegenwärtig auch bereits energische Vorarbeiten im Gange sind, um an einigen Stellen unserer afrikanischen Schutz- gebiete, speziell in dem dürren Südwestafrika, an geeigneten Punkten Talsperren zu schaffen, die naturgemäß gleichfalls in erster Linie der Wasserversorgung der Umgebung dienen sollen. Als erste und zunächst wichtigste Talsperre soll eine solche am Zu» sammenfluß des Löwen- und des Fischflusscs in Südwcstafrika ent» stehen, die zirka 2 Millionen Kubikmeter Wasser fassen wird. Noch ein anderer Vorteil der Talsperren, dessen Bedeutung in ganzem Umfange sich bisher nur schätzen und vorausahnen läßt, liegt in der Möglichkeit einer Gewinnung billiger Be» triebskraft. Die Ausnutzung der Talsperren zu derartigen Zwecken steckt noch in den ersten Anfängen, aber es ist nicht un» möglich, daß wir hier am Beginn einer ganz neuen Epoche der technischen Entwickelung stehen, die freilich nur ein Glied sein wird in der eben beginnenden Aera der industriellen Verwertung der natürlichen Wasserkräfte überhaupt. Es liegt auf der Hand, daß man die Gewinnung. lebendiger Kraft, etwa ebenso wie die Gewinnung großer Mengen natürlichen Eises, bei Anlage von Tal- sperren überall, gewissermaßen als Zugabe, mit in Kauf erhält, obwohl man ohne weiteres zugeben wird, daß diese Zugabe schon allein wertvoll genug ist, um unter Umständen die Schaffung von Talsperren wünschenswert erscheinen zu lassen. Die genannten drei Talsperren am Bober und Queis z. B. dienen zwar Haupt- sächlich der Vermeidung von verheerenden Ueberschwemmungen; daneben aber werden sie dereinst das ganze Gebiet zwischen Görlitz und Landshut und zwischen Bunzlau und der böhmischen Grenze mit billiger elektrischer Beleuchtung und Kraft versorgen können. An der fertigen Oueistalsperre von Marllissa hat man bereits im August 1996 mit dem Tw eines Elektrizitätswerkes begonnen, das