darüber:»Der Wormser Werkunterricht stellt durchaus keine eigen- artige Richtung dar, sondern bildet eine Verbindung einzelner Leipziger Lehrgänge(Papparbeit und Flachschnitt an Stelle des Kerbschnittes) und des von Hertel betriebenen Formunterrichtes, welch letzterer in Worms eine außergewöhnliche Bevorzugung gc- funden hat. Das einzige unterscheidende Merkmal ist nur die von Schulrat Scherer geprägte BezeichnungWerkunterricht". Im großen und ganzen sind es meist Gebrauchsgegenstände, mit Aus- nähme der geometrischen Körper. Eine innige Verbindung des Arbcitsunterrichtes mit dem Schulunterrichte besteht bei dem Werk- unterrichte nicht." H i l s d o r f, der diese Kritik übt, geht entschieden über Scherers Werkunterricht hinaus; er betrachtet das Leipziger System als einen Hemmschuh der ganzen Bewegung und fordert i n n i g st e Verbindung von Unterricht und Arbeit zum Zwecke allseitiger harmonischer Entfaltung der kindlichen Anlagen und Kräfte des Körpers wie des Geistes. Ihm am nächsten steht die Richtung K u m p a, die eine organische Verbindung von Raum- lehre, Zeichnen, Pflege des Farbensinnes und Handarbeit anstrebt, infolge vielfacher Mängel aber nur wenig festen Fuß zu fassen vermocht hat. Alle übrigen Richtungen und Methoden(Hertel, Springer, Brückmann, Zeihig u. a.) tragen mehr oder weniger den Erdcnrest ihrer Abstammung vom Leipziger System in ihrem Wesen, ohne durch die ihnen neu einverleibten Zutaten als Ganzes eigenartig und selbständig auftreten zu können. In jüngster Zeit hat der Leipziger Seminaroberlehrer Frey die Frage des physikalischen Arbei'sunterrichtes mit Nachdruck betont und an weitere Kreise herangebracht. In seinem Referat gelegentlich des Dortmunder Lehrertages vertrat er die Auffassung, daß die Volksschule in ihrer EntWickelung von der Lern- zur Arbeitsschule werde festhalten müssen am Fach-, Lehrplan- und Stundcnprinzip, daß die letzte Entwickelungsform der Arbeit die Reform des naturkundlichen Unterrichtes betreffen werde und daß alle Versuche, diesen Unterrichtszweig in der Form der planmäßigen, geistbildenden Beschäftigung auszubauen, auf einen mehr oder weniger ausgeprägten physikalischen Arbeits- Unterricht führen würden. Wie sich Frey diesen Arbeitsunterricht im einzelnen denkt, hat er in einem dieser Tage erschienenen größeren Werke des näheren dargetan. Wer die EntWickelung der Bewegung für Einführung der Arbeit in den Unterrichtsbetrieb der Schule bisher verfolgt hat und prüfenden Blickes weiter begleitet, kann sich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß die Zeiten vorüber sind, in denen weitere Kreise von der Handfertigkeit und einem diese vermittelnden Unterricht sich ernsthaft einen Gewinn für die Erziehung oder den sozialen Lcbensprozeß versprechen konnten. Immer mehr sieht man ein, daß ein Arbeitsunterricht als Fach, zum Anhängsel des Unterrichts degradiert, ohne innere Verbindung mit dem Gesamt- Unterricht seinen Zweck verfehlt. Der Handfertigkeitsunterricht, in Welcher Schattierung er auch erteilt werde, möchte etwas Neues und Ganzes sein und kommt doch über die mäßige Halbheit nicht hinweg, strebt Großes und Echtes zu leisten an und bleibt doch ein Surrogat, trägt tausend Keime einer kräftigen, lebensvollen Ent- Wickelung in sich und findet in dieser unvernünftigen Wcltordnung des kulturfeindlichen Besitzes doch nicht die Bahn zur Höhe, von der er seine Segnungen über die Geschlechter ausschütten könnte. Das Wort Handfertigkeitsunterricht wirkt wie der verblaßte Titel einer veralteten Buchauflage, in der ein innerlich noch uu- fertiger Autor suchend und tastend, von richtigen Instinkten geleitet und von ideologischen Unklarheiten immerfort abgelenkt, der Lösung eines großen Problems zustrebt. Das Wort Arbeits Unterricht dagegen strahlt die ganze volle Klarbeit einer innerlich reifen und einheitlichen großen Er- rungenschaft wieder, der die Zukunft gehört. Mögen auch die begeistertsten Förderer und Befürworter des Arbcitsunterrichtes von heute darüber die Köpfe schütteln und sich patriotisch bekreuzigend mit dem Brustton sittlicher Eni- rüstung gegen die Macht des Umsturzes wettern, wir wissen, daß es nur der Sozialismus sein kann, der ihre kühnsten pädagogischen Ideale verwirklichen wird. Kleines feuitteton. Dachspielplätze für Kinder. Die Schulkinder brauchen unter allen Umständen offene Erholungsplätze. Die Städte weigern sich meistens deshalb, solche herzugeben, ivcil die Bodenprcise zu hoch sind. Dadurch kommen naturgemäß die Kinder in den dicht- bewohnten Stadtteilen schlecht weg. denn größere Erholungsplätze liegen zu weit entfernt, und die Eltern haben nicht imnier Zeit, sie dahin zu begleiten und zu beaufsichtigen. Man sollte daher im Interesse der Gesundheit die Benutzung flacher Dächer bei Neubauten ins Auge fassen, und vor allein kämen in dieser Beziehung die Schulgebäude in Frage. In der Regel wird bei den Gebäuden der Dachboden nicht richtig ausgenützt und ist daher zu teuer. Namentlich in Schulhäusern sind Ivenig alte Gegenstände vor- handen, die auf dem Hausboden aufbewahrt werden müßten. Außerdem können in den Pausen oben nicht nur Jugendspiele getrieben werden, sondern auch der Turnunterricht kann dort statt- finden. Um die Schüler zu schützen oder geworfene Bälle auf- zuhalten, find die Ränder mit einer soliden Mauer zu umgeben, auf der eine übcrnetzte Eisenkonstruktion ruht. Londoner Dach« spielplätze haben durchbrochene vergitterte Brüstungen, damit die Kinder sehen, was auf der Gasse vorgeht, und nicht aus Neugierde auf die Mauer klettern. Der Boden dieser Spielplätze besteht aus einer leicht geneigten wasserdichten Asphaltdecke. Die Rußplage macht sich auf den Dächern wegen des regen Luftzuges gar nicht fühlbar, während sie in den gebräuchlichen schachtartigen Schulhöfen, wo Rauch und Ruß der Nach'barschlote wie in einen Kamin gesogen werden, zu einer bedeutenden Unannehmlichkeit wird. Aus dem Tierleben. Ueber das Schlafen der Fische. Daß Fische, ebenso wie andere Tiere schlafen, ist bisher vielfach bestritten und bezweifelt worden. Auf Grund eingehender Beobachtungen, die in der zoologischen Station in Neapel angestellt wurden, glaubt man be- haupien zu können, daß Fische wirklich schlafen. Es ist ja bekannt, daß jede Bewegung bei Eintritt der Dunkelheit aufhört; stunden« lang schweben sie auf dem Fleck, auch die ruhelosen Augen stehen still. Die meisten Fische schlafen nicht auf dem Grund, sondern frei schwebend. Stört man das Gleichgewicht durch Bcschneidung der Flossen, die rasch wieder»achwachsen, so schlafen die Fische senkrecht im Wasser stehend. Manche, wie die Mondfische, legen sich wirklich zum Schlaf auf die Seite. Seeleute finden sie bisweilen in diesem Zustande auf dem Wasser treibend und können sie dann bei vorsichtiger Annäherung mit der Hand fassen. Die Augen haben die Fische während des Schlafes stets offen, da ihnen die Lider fehlen. Eine Ausnahme bildet der Haifisch, der regelrecht mit geschlossenen Augen schläft. Er hat nicht »ur frei bewegliche Augenlider, sondern auch meist noch eine Nickhaut, wie die Vögel. Bei geschlossenem Auge verengt sich auch die Pupille, wie beim schlafenden Menschen. Die Haie weichen insofern ab, als sie, wie alle Raubtiere, echte Nachttiere sind. Bei Tag liegen sie in tiefem Schlafe, kaum bricht aber die Dämmerung herein, so werden sie lebendig, dann sind sie wie verwandelt. Mit gelbgleißenden, unheimlich glänzenden Augen und weit geöffneten Pupillen schießen sie ruhelos durchs Wasser, gierig nach Raub aussehend. Mit dem anbrechenden Tageslicht stellt sich der Schlaf wieder ein. Das schließt aber nicht aus, daß sie auch am Tage, wenn sie gestört werden oder sich besonders leckere Beute zeigt, im Augenblick alle Müdigkeit abschütteln und ihren Ruf vollauf rechtfertigen. Aus der Pflanzenwelt. Zwei sonderbare Fälle von Mimikry im Pfanzenreich. Daß im Pflanzenreich Mimikry(nachahmende Anpassung) vorkommt, wird von vielen Forschern bestritten, immer- hin läßt sich nicht leugnen, daß im Pflanzenleben Vorkommnisse bekannt sind, die den betreffenden Pflanzen das gewährleisten, was die Insekten mit der Nachahmung bestimmter Formen erreichen: Schutz gegen feindliche Angriffe. Ueber ein paar derartiger Schutz- einrichtungen der Pflanzenwelt berichtet Dr. Fleck- Azuga aus Deutsch- Südwestafrika . Es handelt sich um zwei nicht näher bezeichnete Arten von Mesenibryanthemum, die M i t t a g s b l u m e, eine Pflanze, von der manche Arten unter der Bezeichnung Eiskraut- gewächs im Zimmer gepflegt werden. Bei der einen Art sitzen die grünen Blätterbüschel 10 Zentimeter und tiefer in der Erde, nur das obere Ende der dicken, keulenförmigen Blätter kommt ans Tageslicht. Diese flachgewölbten Enden stimmen nun in Form und Farbe peinlich genau mit den kleinen Kieselsteinen der Umgebung überein, so daß die Pflanze nur schwer auf­zufinden ist. Einzig zur Blütezeit verrät die Pflanze ihren Standort. Die Pflanze läßt das Licht durch die oberen Enden der Blätter eintreten, woselbst dieses von den chlorophyllhaltigen Zellen aufgenommen und in den Dienst des Pflanzenlcbcns gestellt wird. Das eigenartige Aussehen der oberirdischen Teile schützt die Pflanze vor dem Fraß der zahlreichen Antilopenarten, welche die wüsten Heimatgebicte dieser Mittagsblume bevölkern. Die andere Art ist ähnlich, doch sind die Blätter ganz ober« irdisch. Diese Blätter die Pflanze erzeugt davon nur zwei sind hühnereigroße, etwas nierenförmige, knollenartige Gebilde, die mit ihren flacheren Seiten aneinanderstoßen. Auf kurzem Stiele schiebt sich zwischen diesen Blattgebilden die orangerotgefärbte Blüte hervor. Die hart dem Boden aufsitzenden Blätter gleichen in diesem Falle ganz und gar dem umgebenden Kiesschotter, sodaß auch diese Art vor Tierfraß sehr geschützt erscheint. Dr. Fleck bezeichnete beide Arten als neue. Es sind vom Mesembryanthemum zirka 300 Arten bekannt, die fast alle in Südafrika beheimatet sind. Unter den in Kultur befindlichen Mittagsblumen ist übrigens manche Form anzutreffen, die mit den beiden obigen Arten gewisse Achnlichkeiten aufweisen, so daß es doch nicht unmöglich ist, daß die Arten schon bekannt und auch benannt sind. Dr. Fleck selbst gibt keine Artnamen an, er nennt nur die Gattung. Dem Blumenfreunde ist die Pflege vieler dieser Mittagsblumen- arten nur zu empfehlen. Die meisten Arten sind ausdauernd und wollen im Zimmer ähnlich behandelt werden wie die Kakteen. Alle Handlungen, welche sich mit dem Kakteenverkauf beschäftigen, haben auch etliche Arten von Mittagsblumen anzubieten. Alle diese Arten bieten ihren Pflegern eine ständige Quelle lebhafter Freude, die ihren Höhepunkt erreicht, wenn die Blumengebilde erscheinen. Nur bei vollem Sonnenschein, meistens um die Mittagszeit, seltener am Nachmittag, öffnen die Blüten ihre Strahlenkrone. verantw. Redakteur: Georg Davidsoh», Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Lr Co.. Berlin LV.