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borläufig ihres Amtes nur wenig an, indem sie vor allem die Nachzügler, die im Laufe der Ferien das Versäumte ein­zuholen sich bemüht hatten, ihren Prüfungen zu unterziehen begannen.

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und in den Dienst einer fremden Landeskirche übergetreten, well sich daheim nicht gleich was bot. Er fühlte sich aber hier wie in einer Art Berbannung, Heimweh machte ihn sogar ungerecht gegen das, was ihn umgab.

wollende Berücksichtigung zugefagt, und Emil Paulsen, der Sohn Und er hoffte auf Rüdkehr. Das Konsistorium hatte wohl. des Präsidenten, war sein Freund. Als dessen Alter noch ein facher Richter gewesen war, hatten sie die Schule zusammen be fucht, jetzt war der Sohn Amtsrichter in der fleinen Gymnafial stadt, wie es sein Vater gewesen war.

Die Abende bei Carmela wuchsen an Lebhaftigkeit und Interesse, ja erhielten fast den Rang einer Akademie, insofern die Intelligenz der Stadt sich hier sammelte, um auf Art der jungen Athenienser philosophisch über ihr und des Lebens Elend zu scherzen, während Carmela nach Vermögen das ihrige tat, fehlende Hosenknöpfe ersetzte und ihnen allen eine" Ich habe ein gutes Wort für Dich eingelegt," hatte er vor gute Gattin war. Pinna trug ihnen das neue Piedigrotta- etwa einem Jahr an Heinrich Bruhn geschrieben. Wenn Du willst, Lied vor, das im Tommenden Jahre die Leierfästenmänner 10 ist Dir die nächste Stelle sicher. Und lange tann es nicht mehr Italiens ernähren sollte. Und Belcaro, der frisch aus Venedig der wilde Wilhelm Frahm das Wort Gottes. Und Wilhelm tennft währen. Wie Du weißt, verkündet hier neben dem alten Propsten gekommen, wo man ab und zu Neuigkeiten aus Deutschland Du. Und weil Du ihn tennst, so weißt Du auch, daß er als erfuhr, brachte einen Hauch mit von den großen Bewegungen, Briefter beständig auf einer Mine fißt. die den Kontinent durchzogen. Man streute Salz auf die großen und kleinen Begebenheiten der Stadt und der Insel und sprach im Schuße jener Verschwiegenheit, die in Sizilien die erste Forderung an einen Mann von Ehre ist, schonungs­Ios sein Urteil über Hoch und Nieder. Gräfin Lucia war das Hauptphänomen, das täglich Stoff zu Erörterungen gab, stets unter dem Namen die große Hure", als deren Gegensat man Carmela pries, die sich geschmeichelt fühlte, die kleine Hure" zu heißen. Lidda war eine Zeitlang ein Problem, um das die Klingen sich kreuzten, daß die Funken sprühten, bis endlich Belcaros rücksichtslose Beredsamkeit und die ruhige Selbstverständlichkeit in 20 Fortes Ueberzeugung die Bar­barei der Sizilianer und Neapolitaner in eine Ede trieb und die junge Marchesina begeistert auf den Hochsiz erhob, als den edlen Zukunftstypus eines freidenkenden fizilianischen ( Fortsetzung folgt.)!

Beibes.

2]

( Nachdruck verboten.)

Du sollst nicht begehren!

Von Timm Kröger .

Unser junger Pastor, der gegen die erste Herzensgier so un­erbittlichen Krieg führte und jekt spazieren ging, trug, obgleich er aus dem Land der Piet, Be Ontjes und Tjalk Dusendschön stammte, den ganz gewöhnlichen Namen Heinrich Bruhn.

Die Luft war zwar talt, aber bekömmlich; in seinem Pelz blieb Heinrich auch warm. Der Gasthofbesitzer, bei dem er nach­her das Mittagessen einnehmen wird( da wohl alles, was ge­bildet und halbwegs gebildet und nicht verheiratet war, vom Gerichtsaftuar bis zum Gerichtsdirektor und Landrat), war zugleich der größte Landwirt. Seine Scheunen lagen im Weichbild der Stadt. Bei Keils Scheunen begegneten dem Pastor zwei Bauern­schlitten. Die darin saßen, grüßten ihn, sie kannten ihn, er tannte sie auch, es waren seine Kirchspielskinder.

Ich halte Dich für gutmütig genug, zu sagen: Der arme Kerl, der gute Kerl! Und da hast Du recht. Gut ist er. Hat auch Ge müt. Ich mag dies Wort, womit der Deutsche so gern pruntt, eigentlich nicht leiden, weil es ebenso oft ein Laster und eine Schwäche bedeutet wie eine Tugend. Lassen wir das! Wilhelm Frahm hat es im guten Sinn. Aber daneben zuviel Naturfrische. Du hast ganz recht. Prachtmensch, aber als Pastor ganz unmög lich! Du kennst ihn ja. Nun höre mal zu der jüngste Streich. Schifferball durch seine Gegenwart verherrlicht habend, tüchtig gezecht.. Tanz ordner gewesen, einen stämmigen Schiffertnecht eigenhändig hin ausbefördert. Wozu hat der liebe Gott unserem Wilhelm auch die die Gestalt, die Arme, die Muskeln gegeben? Sicher nicht, Kanzel gesten zu machen, die Bibel zu heben und damit die Gemeinde zu bedrohen.

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steht und die tiefen, ihm gut stehenden Herzenstöne anschlägt, dann Er ist kein schlechter Redner, und wenn er auf der Kanzel geht es jungen höheren Töchtern zuweilen tief, würde vielleicht auch bei uns Eindruck machen, wenn wenn wir nicht unseren Willem in der Joppe, ihn und seine Fröhlichkeit, die so gar nichts Bastorenhaftes an sich hat, seine Direktionslosigkeit, wenn wir das alles nicht so oft vor Augen hätten. Dem Reinen ist alles rein denkt Wilhelm Frahm. Nein, er denkt es nicht, diese unermeßliche Unschuld bedarf nicht der Thesen, er handelt einfach. Wegen der Schifferballgeschichte ist er vom Konsistorium arg hineingelegt worden. Im Vertrauen sein Maß ist voll. Wenn wieder was kommt und, wie Willem nun mal ist, kann es nicht lange dauern, dann fliegt er. Und wenn er fliegt, dann kommst Du dran, dann wirst Du Pastor in Hodorf." So hatte der Brief gelautet. Der Empfänger hatte gedacht: Wenn doch! Aber da war seine Pastorenseele aufgefahren und mit ihm ins Gericht gegangen: Laß Dich nicht gelüften!" direktor zusammen Steine geklopft Im Keilschen Gasthof hatte er nach Tisch mit dem Seminar­so bezeichnete man in Oft­preußen malerisch tönend das Dominospiel und Kaffee gea trunken; die sinkende Sonne malte schon den Westrand des Horis 3onts in farbigen Tinten, als er in sein Zimmer zurückkehrte. Der Postbote war dagewesen, ein paar Briefe lagen auf seinem Bult Drucksachen, Lotterielose und ein versiegelter Brief Emil Paulsens Handschrift.

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Sie tamen vom Dorfe Ogonten her; im vorderen Schlitten saß der Bauer Czychowski und im zweiten der Bauer Böttcher, Hurra!"( das Wort dreimal unterstrichen). Hurra," die Frauen neben ihnen. In beiden Schlitten( man kannte es bei schrieb Emil Paulsen, es wird! Wilhelm Frahm hat dumme den zur Stadt fahrenden Leuten nicht anders) lag hinter dem Sitz- Streiche gemacht. Das Gerücht ist an der Arbeit, aber schon das, brett ein leeres, leicht hin und her rollendes Schnapstönnchen. was bor einem Dubend Zeugen verübt worden ist, reicht aus. Das Tönnchen war bei dem Kaufmann Gerlach aufzufüllen, und Auf dem Schweinemarkt mit Schweinmännern gewettet, ein( ich das war nicht der letzte Zweck der Reise. Wenn sie heute abend weiß nicht wie schweres) Ferkel am geölten Schwanz einen Fuß nach Hause fahren, wird es schwer und voll und vorsichtig ver- vom Boden zu heben. Er soll die Wette gewonnen, das Schwein staut sein, und die Bauern werden toben, lärmen und jagen. aber arg geschrien haben. Mit Wilhelms Pastorenlaufbahn ist Die Straße verlief am Seeufer. Krachend und rollend es jedenfalls vorbei, im Volksmund heißt er auch schon brach das Eis unter seiner Schwere. Erst war es dumpf wie Schweinepriester. Ich besuchte kürzlich den Alten und fah zufällig Donnerschlag, dann aber verklangen die Riffe wie in feinem einen tüchtigen Aftenschwanz mit verdächtigem Rubrum. schneidenden Weh in der Richtung nach der Insel, deren beschneite Wilhelm Frahm soll gesagt haben, wenn es ihm an den Baumwolte man westwärts in der Ferne sah. Ein feiner blauer Kragen gehe, wolle er Viehhändler werden. Vernünftigeres fann Ton lag geheimnisvoll auf der Schneedecke. er gar nicht tun. Vater und Großväter und Voreltern haben nichts getan als Ochsen geweidet und Schweine fett gemacht, fie waren Ochsen- und Schweinegenies. Zum Schweine- und Ochsen­handel bringt er viel ererbtes Talent mit. Ja, ich sage Dir: paß auf! Erst in das richtige Gleise gekommen, wird noch mal was Großes aus ihm!"

Drei Viertelstunden Weges bis zum nächsten Dorf, das war sein Tagesmarsch. Und mit rüstigem Atem schritt er von dannen. Alle dreißig Schritt saß ein Krähenehepaar begehrlich am Wege, verfloffene Roßäpfel zerkrümelnd, auf neue wartend. Der Mann im Pelz erhielt aus schiefem Kopf einen ihn als harmlos ein­schäßenden Blick. Wenn er vorüberging, hüpften Mann und Frau wenige Schritte in den kalten Schnee.

Ob es wirklich," brummte Heinrich Bruhn, so weit bis Sibirien ist, wie die Karte sagt? Ich denke zuweilen, es müßte gleich hinter unserem Stadtwald liegen. Jedenfalls geht es bis zum Ural immer geradeaus. Ein undeutsches Klima, ein undeut­sches Land noch immer Kolonie. In den Städten bißchen west­europäischer Firnis jetzt man aber den Fuß ins freie Land, so setzt man ihn ins Polen - und Mittelalterland."

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Als Heinrich Bruhn diesen Brief las, wallten wieder sündige Gedanken in des Herzens Tor hinein: Wenn doch! Wieder hatte er Lust, über Wilhelm Frahms Priestersoutane hinweg seinen Ornat vor den Altar des Herrn in Hodorf zu tragen. Er steckte fich die lange Pfeife an und hatte viel zu tun und zu kämpfen, dem bösen Feind zu wehren. Ganz bestimmt wußte er auch nach einer Stunde noch nicht, ob ein Mann von reinem Gewissen in seinem Lehnstuhl Varinaskanaster qualme. Aber bei allen Zweifel wurde ihm doch warm ums Herz, und das Sausen der kahlen Linden an seinem Fenster Klang wie milder Heimatsgruß vor seinen Ohren.

Als Sohn der nordwestlichen Waterkant war Heinrich wohl an Sturm und Nebel und an rechtschaffenen Schmutz ge­wöhnt, jedoch nicht an andauernde harte Kälte und an Schnee. Die Schatten vergangener Dinge webten um ihn her und Nach Ostpreußen war er ja auch nur aus Gründen der Notdurft führten die Tage seiner Leiden und Freuden, seiner jungen Leiden des Leibes und der Nahrung( damals waren ihm noch nicht die und seiner jungen Freuden wieder herauf.

10 000 M. so unverhofft von seinem Ohm zugefallen), gegangen

( Fortsetzung folgt.)