Dieser Umarmungsflang.

GORGO

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Sieh! Der andere, der Alte nimmt an! Wie sie sich in die Hände schlagen! Und nun soll der Wein, tauf folgen. Horch!- Der zärtliche Bruderton in seiner Stimme. Und gud! Wie wohl und stark er ist! Wie ihn das Bewußtsein, am richtigen Platz zu sein, so frei und glücklich macht. Ja, ich sag: Wilhelm Frahm ist ein klassischer Handelsmann." Die Freunde gingen weiter, aber auf einmal stand Emil wieder still und sah Heinrich Bruhn komisch ernsthaft in die Augen: " Du, Heinrich, ich bin ein bißchen angesäuselt, ich habe Sett getrunken, ich hab einen fleinen Schwips; ich glaube, ich sagte schon, daß ich dann wahrsagen kann. Heinrich, wenn Deine Liebe so gar groß ist, wenn Du sie heiraten mußt ja, auch das leje ich, wenn Du glauben solltest, als einfacher Landmann dem Herrn noch mehr zu dienen als auf der Kanzel, wenn Du also mit einem Wort den Hof übernehmen solltest, dann Du bist ein so guter Heinrich, dann empfehle ich Dir Deinen Amtsbruder, den Schweinepriester. Empfehle ihn Dir als Verkaufs- und Ein­taufsfommissionär. Der versteht sein Geschäft, und ehrlich ist er 4. Durch das Land des Trugbodens.

auch."

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Das euch grimmig mißgehandelt, Wog auf Moge schäumend wild, Seht als Garten ihr behandelt, Seht ein paradiesisch Bild.

Kluger Herren kühne Knechte Gruben Gräben, dämmten ein, Schmälerten des Meeres Rechte, Herrn an seiner Statt zu sein.

Heinrich Bruhn dachte, als er quer durch die Marsch seinem Bestimmungsorte zufuhr, an die Goetheschen Verse. Faust diente der Menschheit nicht als Prediger der Moral und Sitte, nicht von der Kanzel herab, er wurde Wasserbauinspektor und Mehrer der Erde und Bebauer des Landes.

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" Ich lese in Deiner Seele," so ungefähr hatte der Menschen­tündiger der Settstimmung gefagt, Du wirst sie nicht allein hei raten, Du wirst auch den Hof in eigene Wirtschaft übernehmen." Heinrich sah sich darauf schon jetzt den Marschboden an, denn er mußte schließlich war sein Freund vielleicht doch ein Prophet. In Masuren hatte Heinrich zwar kein rechtes Verhältnis zum Erd­boden gewinnen fönnen, aber in der Heimat, in der von hohen Knidwällen durchzogenen Geest, da hatte er es immer gehabt. Nun galt es, den Trugboden des Meeres in Augenschein zu nehmen. ( Fortsetzung folgt.)

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Der Septarienton, aus dem unter anderem auch durch gehend der Untergrund von Berlin in durchschnittlich 135 Meter Tiefe besteht, tritt hier mit anderen Ablagerungen der Tertiärzeit, nur von einer geringen Schicht gelblichen Geschiebemergels über­deckt, in einem mächtigen Lager zutage. Er ist von einem bald hellz­ren grünlichen, seltener von dunkelem Blau und überaus fest und zähe, was besonders der erfahren wird, der bei nassem Wetter die Tongrube besucht; seine Bearbeitung macht daher auch nicht geringe Schwierigkeiten, ist aber seiner Reinheit wegen überaus lohnend. In trodenem Bustano zerspringt der Septarienton unter Bildung sehr scharfer Kanten. Seinen Namen hat er von mäch tigen, aus Stalkspat bestehenden, rundlichen Knollen, den sogenann ten Septarien, die, oft meterlang, den Ton durchsetzen und häufig auf dem Boden der Grube herumliegen. Zerschlägt man eine solche Knolle, so findet man im Innern zahlreiche von der Mitte ausstrahlende Sprünge, die mit gelblichen Stalkspatkristallen bedeckt sind. Hie und da finden sich in dem Tone in Buckow aller­dings weniger häufig als in Hermsdorf- finger- bis handlange Knollen aus Schwefelties und Toneisensteinnieren, schon äußerlich kenntlich durch ihre auffallende Schwere.

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Marine Versteinerungen sind in dem Septarienton sehr häufig, besonders eine ungefähr zollange Meeresmuschel der Ter­tiärzeit( Leda Deshagesiana); doch sind sie nicht allzu leicht zu finden, da sie von dem zäh- plastischen Ton vollständig eingehüllt find; am besten sucht man sie deshalb nach einem träftigen Regen auf dem Boden der Grube, wo der Ton zum Trocknen ausgebreitet liegt. Hie uno da kommen auch ganz verkieste Reste von Aststücken, aus dem Treibholz des Meeres entstanden, vor, die die Holzstruktur noch deutlich erkennen lassen.

Von dem Boden der Grube aus besteigt man am besten eine fleine, terassenartige Abstufung, die zwischen dem Septarienton und den ihn überlagernden Schichten sich befindet und ein bes quemes Gehen und eine vorzügliche Beobachtung gestattet. Ueber dem Septarienton ziehen sich, abwechselnd mit Schichten von grünlichem glaufonitischem, dem sogenannten Stettiner und weißen Glimmersand, Toneisensteinschnüre von intensiv braunroter Farbe hin, die von schaligen Konkretionen voll­kommen durchsetzt sind. Alle diese Schichten weisen durch ihre Zu sammensetzung darauf hin, daß sie in bedeutend geringerer Tiefe mehr in der Nähe des Strandes abgelagert wurden, deuten also auf einen Rückzug des Meeres.

Auf dem vom Meere verlassenen Land, das einen sehr fruchte baten Boden abgab, breitete sich schnell eine üppig wucherace Vegetation aus. Einen fremdartigen Anblick mag wohl da mals das heutige norddeutsche Tiefland geboten haben. In einem Klima, das dem der Mittelmeerländer ungefähr entsprach, wuchsen in reicher Fülle neben Nadel- und immergrünen Laubbönmen Lorbeer und Zypressen, Feigen- und Zimtbäume, Fächer- und Actospalmen. Bald hier, bald dort überschwemmie noch einmal

Geologische Wanderungen in der das Meer die Stüftengebiete und begrub die Begetation unter einer

Umgebung Berlins .

2. Budow und die märkische Schweiz.

Während der Jura- und Kreidezeit war Norddeutschland fast stets der Boden eines Meeres von wechselnder Tiefe. In nächster Nähe von Berlin find die damals entstandenen Schichten allerdings nicht aufgeschlossen; sie liegen in zu großer Tiefe, von mächtigen späteren Ablagerungen überdeckt, und sind nur in Geschieben und burch Bohrungen bekannt; z. 2. traf man in einem bei Hermsdorf niedergeführten Bohrloch in einer Tiefe von 223 Meter auf Ge­steine aus der Jurazeit. Gegen Ende der Kreideperiode zog sich das Meer langsam zurüd. Mehr und mehr treten die Umrisse der heutigen Kontinente hervor; zu Beginn der Tertiärzeit, im sogenannten Gozän und Oligozän, ist das norddeutsche Tief­land noch eine Flachsee, die im darauffolgenden Miozän nur noch selten strichweise das Festland überflutet.

Besonders aus dem Oligozän haben sich mächtige Ton ablagerungen erhalten, die in einer Meerestiefe von un­gefähr 200 Meter entstanden sein dürften und in den Septa­rientongruben in der Umgegend von Hermsdorf, Freien­ walde uni Budom industriell ausgebeutet werden. Zur Betrach­tung wollen wir allein die betreffenden Lager bei Bud om heran­ziehen, weil sich dort die Aufeinanderfolge der einzelnen Schichten besser studieren läßt, und weil wir über den marinen Ablagerungen des Oligozäns die aus der miozänen Tertiärflora hervorgegangenen Braunkohlenschichten beobachten können.

Budow erreicht man am besten von der Station Dahmsdorf Müncheberg aus in einer kleinen Fußwanderung. Der Weg führt vom Bahnhof in nordwestlicher Richtung auf guter Chauffee durch ein sehr hügeliges, abwechselungsreiches Terrain. Links und rechts schimmern zwischen den dunklen Kronen der Kiefern aus tiefen Steffeln und Schluchten kleine Seen, z. B. der Kesselsee, herauf, die einst, als die Gletscher der Eiszeit abschmolzen und sich wieder in den eisigen Norden zurückzogen, ausgenagt und ausgestrudelt wurden. Von Wüste Sieversdorf", wo auf dem Boden eines untergegangenen Dorfes eine moderne Villenkolonie im Entstehen begriffen ist, kommen wir am Garzsee vorbei nach dem Abendrot­fee. Dort biegen wir an den Ziegeleigebäuden links in den Feld­weg ein, um in die Tongrube zu gelangen, die den Septarienton enthält.

Sand- und Schlammschicht; daher die mächtigen Braunkohlena ablagerungen Norddeutschlands, die von Kaffel aus in geb mächtigen Gebieten bis in die Lausitz und durch die Umgebung Berlins bis nach Polen hinein sich erstrecken und das Material zu den bekannten Preßkohlen abgeben. Sie sind, entsprechend den berfaedenen Vegetationsgebieten, nicht alle gleicher Natur; cinige entstanden aus den Pflanzen großer Moore, andere Hauptsächlich aus Nadelhölzern und Zypressen.

Kohlige Schichten von Millimeterdice finden sich, hier und da in den sandigen Schichten über der Tongrube; meh: und besser aufgeschlosser. aber nördlich in den Bollersdorfer Braunkohlen feldern.

Man verläßt die Tongrube in nördlicher Richtung und biegt am Schermüßeljee links von der nach Budow führenden Chaussee in einen am Westufer des Sees entlanglaufenden Weg ein. Dieser führt anfangs über verschiedene Quellen und an malerischen Schluchten vorbei noch am Rande des halbmondförmigen Sees entlang, wird später vor den bebauten Feldern undeutlich und geht auf der Höhe in einen nach Bollersdorf führenden Feldweg über. Da der Besuch der eigentlichen Braunkohlengruben auch an Werk­tagen mit einigen Umständen verknüpft ist, benüßen wir den ersten, rechts abgehenden Feldweg, um wieder durch die romantische Tal­schlucht der schwarzen Kehle" nach dem Seeufer zu ge­langen. In dieser Schlucht fallen deutlich zwischen weißen Sanden zwei dünne braunschwarze Kohlenflözchen auf.

Auf der Bollersdorfer Höhe halten wir Mittagsrast; zu unseren Füßen blinkt der Spiegel des Schermüßelsees, drüben er­heben sich die roten Dächer und weißen Giebel Buckows zwischen grünenden Wäldern. Und das Auge schweift zurück in jene Tage, da weder See noch Dorf war. Noch erzählen die Buckower, daß an der Stelle, wo heute der. See seine Wellen wirft, einst eine Stadt lag, die eines Tages in den Fluten versant, und wer ein Sonntagskind ist, hört auch hie und da die Glocken aus der Tiefe des Sees heraufflingen. Wenn nun auch die Sage keine historische Berechtigung hat, einen wahren geologischen Kern enthält sie doch: der Schermüßelsee ruht wahrscheinlich auf einer Erdschelle, die während oder kurz nach der Eiszeit infolge der Schrumpfung des Erdkerns in die Tiefe sank, während die umgebenden Höhen ihre Lage beibehielten.

Von der Bollersdorfer Höhe aus treffen wir am Anfang des Poctensteigs unmittelbar an der Chauffee auf eine kleinere Braankohlengrube, in deren Umgebung Braunkohlena