nicht tauscht I Wenn es nämlich, sagt Claussc», zwar nicht nachdem Recht, aber doch moralisch sicher ist, daß ein Verlorener tot,dann kann er gleich aufgerufen werden und, wenn er dann nichtkommt, wird er für tot erklärt."(Fortsetzung folgt.)�Nachdruck derbsten.)'!�lara Füller-JaKnKesletzte Gedichte»Klara Müllers Name hat seit den„Roten Kressen" undden„ S t u r>n l i e d e r n vom Meer" in der Arbeiterschaft einenguten Klang. Einzelne Gedichte aus diesen Büchern werden gernimmer wieder gehört, Lieder begeisterten Drängens und hoch-gestimmter Zukunftsgläubigkeit. Das; die„Noten Kressen" in dritterAuflage erscheinen konnten, bedeutet schon etwas. Die Dichterinhat sich Sympathie erworben, und zwar vor allem als ringendePersönlichkeit. Daß sie das ist, verrät auf den ersten Tondas Temperament jener beliebt gewordenen Gedichte, dieeben deshalb wohl der Arbeiterschaft ins Herz gedrungen sind, unddie nun auch gerade den Ton haben, der eigentlich in jedem GedichteKlara Müllers pulsiert. Man darf schon sagen: Klara MüllersDichten ist nicht sonderlich reich an Tonen, aber die sie hat, hat siekräftig und ganz, ustd sie stimmen auch zu dem Bildnis dieser Frau,das den Gedichtbänden beigegeben ist. Energische Entschlossenheit.vom Leben ausgearbeitet, aus schwerer Dulderzeit überwindend zurTrotzfestigkeit gelangt— das liest man aus diesem Gesicht, daS inseiner herbgepreßten Mundlinie und seinem ernstruhigen vollen Blickso deutliche Schriftzeichen eines Lebens trägt, dem der Weg nichtleicht war, und das vor allem einen inneren, persönlichen Besitz zuverleidigen hatte.Klara Müller ruht seit Jahr und Tag im Grabe, drüben in dermärkischen Kiefernheide, und nun bat Oskar Jahnke noch zwei Bändeletzter Gedichte aus ihrem Nachlaß veröffentlicht:„Wach auf"und„Wintersaat"(beide im Verlage von F. A. Lattmann,Goslar). Beide bestätigen das Bild, das die Dichterin mit ihrenersten Gedichtbüchern und auch mit ihrem lebensgeschichtlichen Be-keiintiiisbuche einer Frau gegeben hat. ES ist bezeichnend, daß sichdieser Frau immer wieder jambische Versmaße aufgedrängt haben.Der Jambus hat den Herzschlag gefesteter Krast, und in diesemHerzschlage lebt sich ihr Teinperament aus. Sie geht nur seltendaraus aus, die Dinge der Umwelt im eigenen Lebenund Lebensrhythmus sichtbar und fühlbar zu machen, sodarin aufzugehen, daß sie, ans innerster Notwendigkeit dichterischgestaltet, in natürlicher Plastik wieder erstehen müssen. DaS Wesent-liche der Umwelt gibt ihr nicht das schauende, sondern das denkendeDurchdringen, und ihm ordnet sich das Schauen ein und unter.Das Temperament läßt nicht zu, daß sie hinter die Dinge zurück-tritt, immer hält eS den Willen in ihr lebendig, mit seelischemBeherrschen über und vor den Dingen zu stehen. Das ist dasMerkmal einer Pcrsönlickikeit, die in den entscheidenden Jahren derEnlimckelung den Kampf um Selbstsicherung inmitten widrigerHemmungen führen mußte und so, den Engen ererbten Milieus sichentwindend, das trotzmutige Bekennen und seinen Kampfwertwürdigen lernte.Das große Ereignis im Leben Klara Müllers ist gewesen, daßsie das Gefühl der Befreiung erwarb. Jauchzend erfüllte eS sie,und all ihr Schauen und Warten empfing von diesem Gefühl Rich-tung und Farbe. Julius Hart schreibt m seiner Einleitung zumBuche„Wintersaat":„In ihrer Dichtung treten deutlich die Ent-Wicklungsphasen hervor, wie aus der frommgläubigen Pfarrbaus-christin die Pantheistin und Mcnichheitsgläubige, die freie Schülerinder Klassikerreligion und idealistischen Philosophie wird, und wie dieheiße Jdealistin wiederum als Johanna die Oriflamme dem heran-stürmenden Proletariat voranträgt." Und neben dem Jauchzen derBefreiung wohnt in ihr, was geschwisterlich dazu gehört: der auf-geweckte Groll über alles Unfreie, Kleine. Verfahrene und dietrunkene Freude über alles Lichtaufgefchloffene in Gegenwart undZukunft.Die beiden Bücher letzter Gedichte bergen offenbar nicht nurGaben aus den letzten Lebensjahren Klara Müllers. Sic zeugenstark von der Zeit reifen, klaren, freudebereiten Aufrechtgehens, undsie klingen aus in den Abendton des Lebens:Und alle Schlacken fielen ab;Die Glut, die tief im Herzen glühte,Heut strahlt sie hoch als reine BlüteAuf Deiner Leidenschaften Grab.All', was Dich hemmte, ward zu nicht'.Die Mauern, die Dein Feld umengten,Die Dornen, die Dein Haupt bedrängten..,Dein ganzes Leben taucht in Licht,In lauter Licht.Das Buch„Wintersaat", auf dessen letzten Blättern dieseVerse stehen, ist vor allem ein Buch selignehmenden Glückerlebens,in dem nur wenig sozial-düsteres Grollen sich vernehmen läßt. DasBuch„Wach auf!" ist aber zu zwei Dritteln seines Raumes von Ge-dichten erfüllt, die der Gedanke an das kämpfende Proletariat er-zeugte. Die russische Revolution wirst ihr blutig großes Flammen»zucken herein, aus den Fabrittoren strömt das ausgesogene Volk, imStreikkampfe steht und bangt und darbt und trotzt es, ans denStraßen bricht die Verzweiflung los und Schüsse fallen. Steinefliegen, Blut fließt hin, und in die Kampfbilder hinein leuchtet derheilige Zukunftsglaube und weckt und spornt und stützt der Zurufdieser vortrefflichen Frau.Daß sie dies ehrende Beiwort verdient, dafür zeugt auchdie Gcdichtgruppe„Das Weib." Da steht voran ein Blattpsalmischer Rhetorik: Die Dichterin ringt um das Frei-werden einer Krast, die sie in sich fühlt und von der sie dochnicht weiß, welcher Art sie ist und wie fie erlöst werdenkann I sie irrt von Weg zu Weg, nirgends aber wirdihr gegeben, was sie sehnt:„Da stieg ich hinab in die Hütte desElends. Und als ich am Schmerzenslager des Weibes stand, daskeine Milch in den Brüsten hatte und nicht wußte, womit es seinKindlein nähren sollte, und das dennoch auf das Neugeborene miteinem leuchtenden Blicke herniedersah, in dem eine Welt vonKraft lag: da fühlte ich ein Verwandtes erwachen und etioas freiwerden in mir und los von einem ungeheuren Bann." DerGolgathaweg des Weibes, das Mutter werden soll und Muttergeworden ist, des WeibeS, das ein Kind gebiert und demdaS Kind schnell wieder entrissen wird, der ist in diesenGedichten gezeichnet, und sie enthalten ergreifend schöneStücke. Sie dürfen von keinem vergessen werden, der Lebenund Seele der Frau in der Dichtung sucht. Wer KlaraMMerS Tagebuch-Roman„Ich bekenne" liest, soll ihrer gedenken.Alle Frauen zumal. Heiliges Erleben atmen diese Gedichte, undfie geben vielleicht auch den Schlüssel, der den Weg dabin öffnet,wo zuerst das Fühlen mit der Not und dem Kämpfen und Glaubendes Proletariats in Klara Müller hervorbrach. Eins ihrer hymnischenLieder, eins, in dem dieses Fühlen intensiv ausströmen will, magdiesen Zeilen den Ausklang geben:Ich knie an Deinem Lager,Zelret'ner Proletar;Dein Antlitz, fahl und hager,Stell ich den Sternen dar.Freilust in Deine Stuben—-Geh lachend in den Tod:Ich hebe Deinen BubenIns leuchtende Morgenrot. Fr. D.(Nachdruck verboten.)Städtische Anlagenund die Gesundheit.Von Dr. med. W i l H. Kühn.Mehr als früher ist man bestrebt, in den Städten Plätze zuschaffen, die frei von der Bebauung bleiben und, wenn irgend mög-lich, mit Bäumen und Sträuchcrn bepflanzt werden, mit Rasenversehen sind und genügend Ruheplätze bieten. Man strebt also mitanderen Worten nach Einrichtung von Anlagen, kleinen odergrößeren Parks. Welche Bedeutung sie für den Städter haben, daskann man am besten sehen, wenn nach einem heißen Sommertagealle die, die nicht im Besitz eines Gartens oder Gärtchens sind, hin»auspilgern an solche Stellen, wo sich wenigstens einige Bäume be»finden, und die Plätze sind in Anlagen und Stadtparks aus diesemGrunde in den Abendstunden meist überall von Leuten besetzt, diedie Sehnsucht haben, frische Luft einzuatmen und dem Großstadt»lärm wenigstens auf kurze Zeit entrück, zu' sein.Bevor wir darauf eingehen, welchen gesundheitlichen Wert imheißen Sommer die Anlagen mit ihren schattigen Bäumen und demgrünen Rasen haben, müssen wir die ästhetische Seite berühren.Das Auge betrachtet mit Wohlgefallen die dort vertretene Pflanzen.Welt, die Seele des Menschen wird durch sie wenigstens auf Augen-blicke von den Sorgen des täglichen Lebens abgelenkt und jeder,'der für die Natur Sinn hat, wird den Einfluß der Pflanzenweltüberhaupt empfinden. Eine mehr praktische Frage liegt in demVerhältnis der Anlagen und Parks zu unserer Gesundheit. Daßdas grelle Sonnenlicht abgehalten wird und dadurch größereWärmeansammlungen an solchen Plätzen wegfallen, darüber brauchtweiter nicht gesprochen zu werden. Anders steht es damit, ob dievorhandenen Pflanzen in Wirklichkeit eine Verbesserung der Luft' an diesen Orten herbeizuführen imstande sind, so daß wir sie z. B.in einem Parke in weit reinerer Form erhalten können als ineiner unbepflanztcn Straße der Stadt.Wenn wir die Hauptbestandteile der Luft, soweit sie für dasLeben des Menschen von Bedeutung sind, ins Auge fassen, sohandelt es sich in der Hauptsache um Kohlensäure, Sauer-st off, Wasserdampf und schließlich um den Staub, vondenen der letztere als eine unangenehme Zugabe betrachtet werdenmuß, während der Wasserdampf eine nicht zu unterschätzende Rollespielt, wie wir nachher noch sehen werden. Was zunächst dieKohlensäure anbetrifft, so ist man von ihrer Giftigkeit über-zeugt, und sciion ein Gehalt von 0,1 Proz. kann in gcschloffenenRäumen Kopfschmerz, Schwindel und andere Schädlichkeiten be-