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Tochteranstalten in Hodorf begründet.
und wie diese Asche nie wieder zu einem Bilde wird und diese Hamburger Banken, wie Wolf , Hirsch und Blumenthal, ihre Blutstropfen niemals wieder Blut werden können, so kann ich mich auch nie mehr der Bruderschaft entziehen."
Als der Eid geschworen war, hielt Pamfo unter Toten stille das blutige Bild in die Kerze, bis es zerstört war und zu Asche zerfiel.
Run bleibt noch die letzte Probe," sagte Bruno. Wenn das Haupt befiehlt, ist es Deine Pflicht, blindlings die Hand zu erheben, und sei es gegen Dein eigenes Kind, Deinen Vater oder Deine Mutter. Zeige uns, daß Du bereit bist! Schieße auf den Erlöser!"
Bamfo wurde leichenblaß. Seine Stirne war falt und naß. Mit bebender Hand hob er die Pistole und jagte eine Kugel durch das Kruzifir.
Die Zeremonie war zu Ende.
Einer um den anderen aus der Versammlung wurde herausgelassen und verschwand im Dunkel.
Nach der Gemütserregung dieser Aufnahme verging wohl ein Monat, wo Bamfo sich wie im Paradiese fühlte. Ohne einen Finger zu rühren, sah er zu, wie das Geld ihm in den Schoß fiel, und es war etwas Feierliches um diese neuen Freunde, die bereit waren, Gut und Blut für ihn zu opfern. Bamfo besaß feinen Verwandten auf dieser Welt als einen Neffen- Schuhmacher von Beruf und mit Namen Cafimirro, den er aber dafür auch wie einen eigenen Sohn liebte. Der junge Mann war verlobt, aber nicht im Besitz der nötigen Mittel, um zu heiraten; es war also ganz natürlich, daß Pamfo ihn an die Goldgrube wies, die er selbst gefunden hatte und mit welcher einen Versuch zu machen, der Neffe gar nicht abgeneigt war.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck berboten.)
12] Du sollst nicht begehren!
Nun faß in der Klasse ein kleiner Knabe, der hies Hinnert Suhr. Er träumte viel für sich hin." Hinnert!" schalt der Lehrer, Du bist wieder nicht hier, Du paßt nicht auf. Was habe ich gesagt, wo ist das Glück?" Hinnert Suhr stand auf, wie das vorgeschrieben war, und antwortete, die Frage( gleichfalls nach Vorschrift) in der Antwort wiederholend:„ Glück ist das Leben bon Kassen Weber im lieben Gott."
Die Klasse lachte und der Rektor lachte mit. Sie hatten Grund. Denn es war stadtbekannt, daß der unverheiratete und vermögliche Kassen Weber, nachdem er lange Stammgast bei Hans Hanssen gewesen war, nun mit seinem Webebaum in einem nach dem Hof gehenden Zimmer wohnte und nunmehr im lieben Gott bei Hans Hanssen lebte, das heißt in den Wirtszimmern aß und trant, vor allen Dingen auch„ trant" im Hinterzimmer aber webte, seine Webeschifflein spielen ließ. Wo is Kassen?"
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" Kassen Weber lebt und webt im lieben
Hermann Kruse, der eben megging, war zwar kein Fetthammel, er führte aber ein Leben, als sei er einer. Er sah, namentlich in der Gegend der Nase, gesund aus, und Kassen Weber und Peter Busch sahen auch gesund aus. Die Sonne hatte nämlich eines Tags einen Strahl in die vor Kruse, Kassen und Busch stehenden Portweingläser geworfen, war portwein- erdbeerfarben von dem bebenden Spiegel zurüdgeworfen worden und den drei Gästen ins Gesicht und auf die Nase gesprungen. Dieser portweinerdbeerfarbige Sonnengruß liegt den waderen Männern seitdem auf der Nase und auf deren Abdachungen. Es war Wochenmarkt. In drei Eden: Butter, Ferkel, Fleisch buden in der vierten der gemischte Markt: Geflügel, Gemüse, Fische. In der Mitte um die Pumpe herum alte schicksalsreiche und schicksalsmüde, ertra unter dem Zwang heißer Bügeleisen zu neuem Lebensmut gestraffte Hosen. Von der Straße herauf, die nach Westen geht, der melancholische Gesang der Krautfrauen: Kraut, Kraut! Dicht beim Pumpenschwengel der öffentlichen Wohlfahrt Hüter die hohe Polizei, der Polizist Karl Dose. Im großen Steig der Allee sidert und fließt ein Strom gut gekleideter und weniger gut gekleideter Menschen; Lasten und Körbe, die andere Leute belästigen, Kinderwagen, Schubkarren sind im Promenadensteig verboten, Reiten und Fahren ist auch nicht erlaubt.
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Durch die Blätter fällt keine Sonne, aber eine Menge Streulicht liegt auf der Erde. Das ist mal einem fleinen naďten Gott aus dem Füllhorn gefallen, als Karlchen Dose ihn aus dem Promenadensteig jagte.
Es liegt am Boden, aber wenn der Leutestrom darüber hina
fließt, dann rieselt es wie Goldblätter über Glieder und Haupt.
Kassen Weber sprach davon, wie Matthies Ohm_von_der Buntewisch heute drei Wagen Fettschweine für Wittmaad u. Sohn an den Bahnhof liefere und wie sein Amt auf dem Hof nun bald zu Ende gehe, da Pastor Bruhn, wie man ihn noch immer nenne, mit der Frau Engelbrecht geborene Schott Hochzeit gemacht habe. Auf vier Wochen seien sie nach dem Harz gereist, nach ihrer Rüdtehr werde der junge Ehemann selbst wirtschaften. Die Theologie habe er aufgegeben und ein Jahr lang einem Onkel seiner Frau als Lehrling gedient. Peter Busch und Kaffen Weber waren beide der Ansicht, daß er ein tüchtiger Landwirt sei und den Hof leicht halten werde. Ob Matthies mitn Swung wohl in die Stadt ziehen werde? fragte Peter Busch.
Kassen Weber glaube nicht, daß Matthies Ohm das tun wolle. Dann kam die Rede auf den neuen Pastor, der noch gar nicht so recht gefalle, und daß Hodorf nicht viel Glück mit seinen jungen Seelsorgern habe. Da sei mal einer gewesen wie Bruhn, der allen recht geschienen, und„ da mußte es so kommen", sagte Kassen Weber.
Peter Busch hatte früher im Nachbarstädtchen gewohnt, hielt fich für einen Freigeist, ging nicht zur Kirche, er hatte die Ges schichte des Hodorfer Pastorats nicht gleich im Kopf beisammen und fragte daher: Wokeen weer na bör Paster Bruhn?"
Kassen Weber wies auf den Markt:" De dor," antwortete er. Ein großer, breitangelegter Mensch, angetan mit einem langen braungelben Rod, ging langsam durch den Lindensteig. bei." Das war ja Schweinepriester. Ja, der war es." Ja, ja," sagte Beter," da fällt mir ein. Da fällt mirs
Mit solchen Wizen half man sich in Hodorf über das Dasein Hinweg. Beim lieben Gott" war aus dem Wirtszimmer eine Art Peter Busch und Kassen sprachen, wie die bessergestellten Leute Terrasse herausgebaut, die sich bis an den großen Lindensteig in Hodorf, namentlich wie alle Fetthammel taten, bald hoch, bald borschob. Es war ein angenehmer Platz. In den Linden räfo- platt, zuweilen beides durcheinander. Kam es mehr auf Behagnierten, zumal im Herbst, eine ganze Menge Sperlinge, eine frische, lichkeit an, dann platt- fo plattweg wie möglich, tam es auf fett, Bildung und Würde an, dann hoch. Aber das Hoch schmeckte immer Iuftige Gesellschaft. Sie waren, wie alles in der Marsch jedenfalls wohlgenährt, besonders zur Erntezeit, wenn das Korn nach einer plattdeutschen Zunge. in allen Furchen lag und Hans Hanssen seinen Weizen einbrachte. Eines Tages
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In den Linden war es laut, die Kronen waren Tanz- und Bethaus der Spaßen, noch stroßten die Bäume in sattem Sommergrün. Vielleicht im Innern hier ein leiser, dort ein sachter Farbenton des Vergehens. Aber wer fragt bei voller Ernte nach Sterben und Vergehen?
Die Sonne stand über Hodorfs Dächern und fuhr im Triumph zur Höhe. Das war die Zeit, wo die Leute, die sichs bequem machten, und die, die gar nichts zu tun hatten, ein Glas Portwein
tranfen.
Wir finden drei Männer auf der Terrasse, oder eigentlich zwei, denn Hermann Kruse, der Krämer, der jeden Morgen fünf Portweine in fünf verschiedenen Wirtschaften trinkt( dat is blots wegen de Kundschaft", sagt er), der immer raucht und, wenn er steht, die Hände in den Taschen hat, stieg eben mit sanftem, weingeröteten Gesicht die Treppenstufen hinab, um Mutter Körnern nicht vorbeizugehen. Wir finden also zwei Männer am Tisch; der eine ist Kaffen Weber, der in diesem Augenblick im lieben Gott gar nicht webte, sondern nur lebte, und noch einen, der überhaupt nicht webte. Er hatte es nicht nötig. Peer Busch gehörte zu der Spezies der Fetthammel. In Hodorf bedeutet das Leute, die ihre Höfe oder Geschäfte abgegeben haben, Wirtshäuser besuchen und in Ruhe ihre Renten verzehren. Für Hodorfs wirtschaftliche Entwidelung sind sie nicht ohne Bedeutung, denn ihretwegen haben
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Der Schweinepriester bog aus der Promenade heraus und ging quer über den Markt.
Weber.
" He geit nan Bahnhof, verladt tein Waggon," erklärte Kassen Js sin Fru ni n Dochder von Swien Wittmaad ut Hamborg ?" " Ja."
" Grot Geschäft?"
„ Heel grot."
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Kassen Weber und Peter Busch versanten in Schweigen und in ihr Glas. Peter trant aus, Kassen Weber auch. Kassen überlegte, ob er sich ein zweites Glas erlauben wolle. Peter Busch ..„ Leewer Gott , ja geern glid!" aber rief auf Hans Hansen. Nun spendete sich auch Kassen ein zweites. Peter Busch nippte am neuen Glas, strich sich den Bart, sah auf den Markt und machte eine verwunderte Miene: " Wat is das für einer?" fragte er. Wokeen?"
„ De Grote der Kerl. Siehst Du?"
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Kassen sah scharf hin und faltete das Gesicht-" de süht je gans gefährli..
Ein großer, schlanker, dunkler Mensch, zerrissen, Vagabund, stand im Steig und sah erst nach der Apotheke hinauf und nach der Kirche hinunter und dann über den Markt hinweg. Nun „ wat starrte er nach der Terrasse hin, nickte, lachte und nahm will de Stel? Was fällt dem ein?" rief Peter, als er es sah, der
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