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einer Begünstigung straffrei blieben, über sich ergehen laffen, um endlich zu bernehmen, daß der Staatsanwalt jest jedenfalls nichts mehr machen könne, da auch die Begünstigung berjährt sei. Heinrich Bruhn sah gar nicht verängstigt aus, es spielte fogar ein Lächeln um seinen Mund.
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„ Sie glauben wohl, ich scherze?" Der alte Herr zeigte einen Anflug von Verstimmung. Aber... ich red im Ernst. Sie hätten wirklich Unangenehmes erfahren fönnen." Bewahre, Herr Rat!" erwiderte Heinrich Bruhn. Ich wußte, wie Ihre Meinung war. Wenn ich lachte, tat ich es über mich felbft Nicht über die weisen Geseze, am allerwenigsten über Sie Ich kann es mir jetzt auch ganz gut denken, und wenn ich darüber nachsinne, leuchtet's mir mehr und mehr ein Aber unwillkürlich erinnere ich mich der langen dürren Zeit, wo ich dem Tier auf dürrer Heide glich, von einem bösen Geist im Kreis geführt.. Und ringsumher lag schöne grüne Weide..."
Technik und Kunstgewerbe.
Von Ernst Schur.
Die Gegenstände der Technik haben ihren eigenen Stil. Einen fachlichen Stil, der die Schönheit des Materials zugleich markant zur Erscheinung bringt. Wir haben uns zu sehr gewöhnt, diese Formen als selbstverständlich zu empfinden, wir sehen kaum noch das Neue darin. Die moderne Lebensanschauung hat in diesen Dingen der Praris ihren eigenen Stil sich geformt. Das haben die modernen Künstler und Kunstgetverbler wohl gespürt. Diese Vereinigung von man denke an die Anker und Ketten unserer Sachlichkeit und Kraft. Schiffe, diese Vereinigung von Sachlichkeit und Präzision- man denke an die Maschinen diese Vereinigung von Sachlichkeit und Schönheit man denke an den Bau der Schiffe, der so ausbrudsboll und zugleich notwendig ist, an die Schiffskabinen mit ihren glatten Holzwänden, die der Biegung der Wände folgen, mit ihren chönen Metallwirtungen des Messing- gab dem modernen Kunst gewerbe ein Vorbild.
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Arbeit, die Behandlung der Materialien, die Farben der Hölzer, ble Anordnung der Formen eine Schönheit, die nicht fremd den Dingen aufgeklebt ist. Sie ist in den Dingen; die Dinge selbst sind sie. Das ist der Geist des neuen Stils. Wer das Schlafzimmer in Weiß, das Wohnzimmer in Gelb, den Arbeitsraum in Grau jedesmal eine dominierende Materialnote in diesem Sinne betrachtet, der wird hier eine Entwickelung verspüren; eine Entwickelung, die die Verbindung mit dem Leben sucht; aus der Notwendigkeit der Rugdinge heraus ein Fortgang zur Schönheit, die organisch daraus erwächst. Dieses Streben kann vorbildlich noch für andere Gebiete werden: den modernen Lebensinhalt betouen und darüber hinaus zu einem Stil, zu einer Schönheit fommen! Diese Dinge der Technik haben ihren eigenen Reiz, ihre bes fondere Sprache, sie haben Geist und Kraft. Das hat der moderne Künstler gespürt, darum wendete er sich ihnen zu. Ein Beispiel dafür bietet Peter Behrens , einer unserer bedeutendsten Naums fünstler, der von der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft nach Berlin berufen wurde, um nach und nach alle die Gegenstände, die in diesem Betriebe hergestellt werden, umzuwandeln, ihnen das Gepräge dieses neuen Stils zu geben.
linien an den Wänden.
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Auch
Behrens hat in seiner Art eine Zuneigung zum Feierlichen, er fucht das Monumentale. Er strebt hinaus über die Vielfältigkeit gelegentlichen, reizvollen Schmucks, er sucht einen großzügigen Stil. In diesem Streben zum Klaren, Einfachen hat er Berührung mit der edlen Größe der Griechen, mit ihrer Architektur. bäude, daß er der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft errichtet hat. Das tommt auch vorzüglich zum Ausdruck in dem großen Ge Ein Tempel, achteckig, von großzügig einfacher Form, die aus dem romantischen Stil etwas ganz Modernes, Monumentales entnimmt. Diese schmalhohen Fenster, diese schlanken, maffigen Türen, das alles ist formaler Ausdruck geworden. Nebenbei erfüllt es aber auch den 3wed. Indem die Fenster nach oben verlegt find, sammelt sich das Licht nach innen und stellt die Dinge vorzüglich zur Schau. im Innern ist im Zweckmäßigen das fünstlerische zu bemerken. Nur wenig Dinge, diese aber vollendet zur Darstellung gebracht. Durch in diesen Rahmen, den das Gebäude für die Dinge abgibt. sparsam angebrachten Materialschmuck kommt ein feiner Reiz Wenn man von diesem Künstlerischen Gesichtspunkt aus die Schiff auch der mattblaue Holzrahmen, der oben den Raum umspannt; Dahin sind die mattschillernden Fenstervierecke zu rechnen; dahin bauausstellung betrachtet, wird man sich dieser Gedanken nicht erwehren können. Diese Ausstellung als Ganzes hat schon eine dahin auch die dekorative Schrift darum auf grauen WellenKünstlerische Note. Von der Decke hängt ein monumentaler Sie ist von Architekt Möhring inszeniert Beleuchtungskörper aus Bogenlampen. Sieht man genauer zu, worden und sie ist dadurch eine der besten Ausstellungen geworden, so nimmt man wahr, daß der Künstler diesen schon eine neue deren wir uns entfinnen können. Möhring hat es verstanden, das einfache Form gegeben, die Metall und Glas besser als EinGanze zu ordnen und dieser Drdnung eine großzügige Form zu beit zusammenfaßt, die Kugel nicht so unorganisch dominieren läßt. geben. Er faßt durch breites weißes Gitteriverk die Gruppen Man spürt die Hand des Künstlers auch an der Schutzzusammen; die Fülle wird dadurch erträglich. Das Auge umspannung der Ventilatoren, deren fortlaufender Rhythmus dem empfindet diese Gliederung als angenehm. Wohltuend sticht Sinn entspricht. Draußen hat Behrens zu einer Gartenarchitektur diese bewußte Ordnung ab von der Anhäufung sonstiger Industries die Glühförper benutzt, die eine Architektur in Flammen darstellen, ausstellungen, und auch das ist hervorzuheben, daß alles, was hier indem sie das Gefüge des Gitterwerks aus dem Dunklen ins Licht zu sehen ist, Beziehung zur Sache hat, so daß alles Rebenfächliche heben. In all diesem fühlt man, daß die persönliche Art des ferngehalten ist und sich eine Einheit von selbst ergibt. In der Tat, Künstlers hier mit dem fachlichen Stil der Dinge zur Einheit ber wenn man diese Einzelheiten alle übersieht, diese Maschinen, diese Gewinde, diese Laternen, diese Kojen, diese Betten, es ist ein einheit schmolzen ist. So bietet diese Ausstellung in dreifacher Hinsicht Bedeutsames. licher Stil darin, der sie aus fachlichen Gründen zusammenfaßt. Indem Möhring durch Zusammenfassung Gruppen bildet, schafft Sie zeigt, daß der Künstler den industriellen Veranstaltungen das er Uebersicht und Ordnung. Um so lebhafter wirkt das Farbenspiel Jahrmarktmäßige nehmen kann, indem er Ordnung und Harmonie in die vielfältig disharmonierenden Gegenstände bringt, indem er der Fahnen und Wimpeln an den hohen Wölbungen der Decke. das Ganze einer fünstlerischen Raumidee unterwirft. Zweitens zeigt Eine Farbigkeit, die Stimmung suggeriert und die hier am Blaze ist. es sich, daß die moderne Industrie sich der fünstlerischen Kräfte be Man kann die Beobachtung machen, daß eine noch nicht ber- bient, um alten Stil abzulegen und neuen zu finden. Dabei macht gangene Zeit den Stil dieser Dinge noch nicht empfindet. Das Sach- man drittens die Bemerkung, daß der moderne Stil Berührungsliche darf die Erscheinung der Nußdinge beeinflussen. Wo es Schön- punkte mit dem Stil des Technischen hat, daß solchermaßen Leben heit zu geben gilt, da jetzt die Imitation ein. So sehen wir hier noch Beispiele jener falschen Auffassung, die Prunk mit Stil- und Kunst sich einander nähern, daß hier ein natürlicher Zusammen nachahmung und Ornamentfleisterei für identisch hält, und wir finden hang besteht, der sich auch darin ausspricht, daß der Künstler von -ein übles Geschenk, das die Kunst spendete- Schiffetabinen im ber selbstverständlichen Schönheit fachgemäß angefertigter Nußdinge Rofotogefchmad, Salons im Renaissancestil; nur die Schlafzimmer Anregungen erfährt. Die härteste Notwendigkeit liegt dicht bei der find meist einfach und fachlich. Aber nicht nur das Material wird Schönheit. Dies alles sind wichtige Erfahrungen, die uns Finger mißhandelt, sondern auch der Zweck vernachlässigt, wie ein Kinder- zeige für die Entwickelung der modernen Kultur geben, nicht sehn zimmer zeigt, das mit seinen schweren, geschnitten Möbeln wie der süchtig in die Ferne zu ſchweifen, sondern das Leben tätig anzupaden. Empfangsraum eines Diplomaten aussieht. Früher scheute man sich Gerade dann enthüllt sich eine neue, organische Schönheit. auch nicht, Schiffsbatterien im„ Stil" zu geben und um das ganze Schiff Renaissanceornamentit But tleben, wie noch jett einige Rheindampfer und Dampfer auf dem Starnbergersee, die den schlimmen Geschmack Ludwigs II. von Bayern imitieren, zu sehen sind. Das hat man nun gelernt, daß Dinge des Gebrauchs solid und fachlich zu sein haben. Nun gilt es noch aus den Räumen den Geist der Imitation zu vertreiben.
# 1
( Nachdruck verboten.)
Zur Pflege der Abren.
Von Dr. E. Kolbe
Daß diese Tätigkeit schon eingesetzt hat, sieht man in den Jm allgemeinen sind recht unklare Vorstellungen über die Kajütenräumen des Norddeutschen Lloyd , die von dem modernen Behandlungsweise und Leistungsfähigkeit der Uhren im Bus Raumkünstler Bruno Paul , dem Direktor des Kunstgewerbe- blifum verbreitet. Die Leistungsfähigkeit der Uhr wird ja stets museums, entworfen und von den Vereinigten Werkstätten" zunächst von der Güte des Werkes, bezw. von der technischen Tüch angefertigt find. Der Norddeutsche Lloyd will nach nach und tigkeit seines Verfertigers abhängen; aber auch der Besizer einer nach seine Schiffe von diesem Künstler ausstatten laffen. Uhr hat an der Leistungsfähigkeit oder Untauglichkeit derselben Das ist ein großer Fortschritt auf dem Wege der Kultur wesentlichen Anteil, und dieser gipfelt in der Art und Weise, wie und des Geschmads. Man sieht in dieser Schlafkabine, eine Uhr seitens ihres Herrn und Gebieters behandelt wird. diesem Wohnraum, diesem Arbeitszimmer einen neuen Stil, Damit eine Uhr den an sie gestellten Erwartungen entspricht, den gleichen Stil des Sachlichen und Schönen, wie er in den Dingen muß ihr eine gute Behandlung zuteil werden, schon ihrer äußerst der Technik ausgeprägt ist. Es wird damit der Zusammenhang des empfindlichen, feinen Konstruktion wegen, da das unscheinbarste neuen Kunstgewerbes mit dem modernen Lebensgehalt erwiesen. Hindernis recht störend wirken kann. Wenn man bedenkt, welche Hier ist auf allen Schmuck verzichtet; der Zwed ist maßgebend. forgjame, ununterbrochene Pflege jede Dampfmaschine erfordert, Und aus dieser Notwendigkeit ergibt sich durch die Exaktheit der wie diese bei Tag und Nacht in ihrem Gange beobachtet und be