In diesem sprossenden, keimwcirmen Gemütszustandmachte auch Crocifissa einen tiefen Eindruck auf sie. EinesTages, als sie sie in ihrer Kammer in'einem ihrer extatischenZustände sah, fühlte sie sich so erschüttert, daß sie zu Bettegehen mußte. Dies kam der Priorin zu Ohren; sie ging hin-auf und setzte sich zu ihr auf das Bett und erzählte ihr vonihren eigenen Jugendstürmen und dem unsäglichen Frieden,den sie bei dem Heiland im Kloster gefunden. In Diambrabegann es summen: Ich nehme den Schleierl Ich nehme denSchleier! Da machte die alte Prorin, die, die Hand desjungen Mädchen in der ihren, deutlich fühlte, wie empfänglichdie ehemals so streitbare Seele geworden war, eine letzteKraftanstrengung, um sich die Erschließung dieses Herzensganz zunutze zu machen und ihm das entscheidende Versprechenzu entlocken. Sie beschwor noch einmal,— wie vielleichtHundertemal vorher— die erhabene Erscheinung ihres ge-liebten Schutzheiligen Niccolü aus Bari vor ihr herauf underzählte ihr von dem Eindruck, den eines seiner größtenWunder auf sie gemacht hatte... Niccolü war nämlich,obwohl Erzbischof, so demütigen Herzens, daß er in der Klei-dung eines armen Pfarrers zum Konzilium zu Antiochia zog.Natürlich reizte dies die anderen prunklicbenden Erzbischöse,und um ihn zu ärgern, schnitten sie, als er heimwollte, seinenMautieren die Köpfe ab. Als NiccoW kam und die Tiere sofand, nähte er den toten Körpern die Köpfe wieder an— undsiehe, sie wurden lebendig. Im Dunkeln aber irrte er sichund nähte den schwarzen Kopf auf einen weißen Körper undden weißen Kopf auf einen schwarzen Körper. Solcher Artkonnten alle das wunderbare Mirakel sehen.(Fortsetzung folgt.)lNachdruck verboten.)11 Huf Irrwegen.Von Jonas L i e.Autorisierte Uebersetzung aus dem Dänischenvon Mathilde Mann.1.„Flotte Zeiten— flotte Zeiten,— freilich, freilich, mein lieberFaste. Aber in flotten Zeiten gilt es auch, den Schlitten zusteuern,— seine Fahrt hemmen."„Hemmen, hemmen,— man hört, daß Tu altmodisch gewordenbist, Onkel Vankdirektor!"„So, so,— Du meinst, vor der Altersgrenze gefallen. Wennman solche Bursche wie Dich loslassen wollte,— nun ich danket"Onkel Joel bekam einen seiner Hustenanfälle.„Dann würde ich meinem Schwcstersohn soviel Kredit der-schaffen, daß er etwas hätte, womit er anfangen könnte. Ich braucheso wenig. Aber etwas muß ich haben, wenn ich das Strandgeländeoben am Elf kaufen will, von dem ich Dir erzählt habe, den Bau-Platz für eine elektrische Werkstatt. Etwas mutz ich haben, mitnichts fängt man nicht an. Und die Hypothek für den Bau-Platz--"„Ach, ich dachte, es sei gerade Deine Eigenart, zwar nicht mitnichts anzufangen, so doch es dahin zu bringen, daß Du mit nichtsendest. Du bist, sozusagen, mit Projekten im Leibe zur Welt ge-kommen; wolltest Du nicht neulich erst eine Schmiere für das Volkunten am Vorstadtstrande auftun?"„Die Idee ist gar nicht übel, Onkel, und sie taucht möglicher-weise eines schönen Tages wieder in einer solchen Gestalt auf, daßDeine Bank danach schnappen wird."„Na, mein Junge, kurz und gut,— ich rück Dir keinen Hellerheraus. Und das bißchen Geld Deiner Mutter, das steht untermeiner Verwaltung."„Hör einmal, Onkel Joel. Jetzt bist Du sehr gründlich. Aberirre ich denn darin, daß auch Du einmal gefühlt hast, wie es tut,wenn man den Kochtopf blank ausgekratzt hat, und hast Du Dichnicht auch von nichts heraufgearbeitet?"„Wie— wie beliebt—?"..In Deinen jüngeren Jahren gingst Du ja in die Welt hinaus,um in Kalifornia-Weizen zu spekulieren, der damals auf demWeltmarkt so ungeheure Chancen hatte. Gingst Du damals nichtals Passagier mit einen Stillen Ozeanfahrer nach St. Franziska,und lag nicht Dein ganzes Vermögen in Fünfundzwanzigpfund-scheinen wohl verwahrt im Geldschrank des Kapitäns? Wurdest Dudann aber nicht besorgt wegen der Sicherheit oder befürchtetestDiebsfinger und verlangtest eines schönen Morgens plötzlich dieanvertraute Geldtasche von dem Kapitän zurück? Und als Du siein Empfang genommen hattest und damit auf dem Wege in DeineKoje warst, geschah es da nicht, daß Du an der offenen Pforte inder Reling stehen bliebst, wo die Mannschaft Kohlen und Asche ausder Maschine über Bord warf, und daß dann, infolge eines unvor-hergesehencn Stoßes oder Rucks die Geldtasche mit allem, was Duauf dieser Welt besaßest, über Bord fiel?"Das Schnupftuch, mit dem Onkel Joel eifrig seine große, ge-krümmte Nase putzte, verbarg den Ausdruck seines Gesichts.„Onkel, ich sehe Dich da an der offenen Schiffsbrüstung stehenund der Geldtasche nachstarren, die allmählich in der See verschwandund von den unglückseligen Tüten mit Guineen immer tiefer undtiefer hinabgezogen wurde. Es muß in dem Augenblick allerlei inDeinem Innern vorgegangen sein, Onkel, während alles so ver-sank, zu nichts versank, wie Tu sagst!"„Woher— woher in aller Welt weißt Du—"„Aber nun kommt das Geniale, das ich immer bewundert habe,Onkel. Verteufelt genial! Kein Laut über Deine Lippen, keineMiene verzogen. Und im Laufe des Vormittags schlenderst Dudann mit den langen schlenkerigen Schenkeln, den einen Zahn sotief in die Lippe hineingebisscn, über das Teck nach dem Kapitänhin; ja, verzeih, Onkel, aber ich sehe Deine dünne Gestalt von da-mals so leibhaftig vor mir,— und der Kapitän mutz ja glauben,daß Du noch immer der Mann bist, der seine Kapitalien in derTasche bei sich trägt— und Du bietest ihm an, ihm seine ganzeWeizcnladung mit zwölfmonatigem Kredit abzukaufen,— gegenzwei sechsmonatige Wechsel."„Du bist, weiß Gott, ein frecher Bursche!"„Und in diesen zwölf Monaten spekulierst und verdienst Dudann den ganzen Kram im Stillen Ozeanhandel an Weizcnfrachtcnzusammen!"„Ach was, die reine Uebcrtreibung—"„Und drei Jahre später kehrst Du wieder heim, als Mann, derein Paar Tonnen Gold auf der Brücke vor sich herrollt. Oderwaren es vielleicht dreie, Onkel? Du weißt, die Steuer-kommission—"„Will den Leuten das Fell über die Ohren ziehen, jal Siesind wie besessen, wenn sie erst glauben, daß man einen Schillinghat. Aber ich bin wirklich wie aus den Wolken gefallen und möchteDich doch fragen, wo in aller Welt Du Dir diese— diese Räubergeschichte hast aufbinden lassen!"„Ja, ich finde nämlich, Onkel, so ein Zug hätte eine Glanz-nummer in der Biographie eines jeden amerikanischen GoldkönigSbilden können, hätte das Bild des Mannes mit großartig roman-tischem Nimbus umgeben,— und könnte auch einem unserer ein-heimischen Geschäftsleute ein wenig von der Glorie eines Geld-matadors verleihen."„Ach was, zum Teufel mit Deiner Glorie! So eine—Legendel"„Der einzig und allein das Talent des Finanzgenies für außer-ordentliche Auswege ihren Glanz verleiht, ja. Oder glaubst Duetwa, daß Dein großer Konkurrent, Bockinann, drüben in derHandelsbank auf so etwas verfallen wäre?"„N— ein, das gebe ich zu--- N— ein, auf dergleichen zu ver-fallen, das ist ihm nicht beschicden. Oder überhaupt auf etwaszu verfallen.— Aber ich frage Dich nochmals, Faste, wo hast Dudiese wilde Fabel aufgefischt?"„Ja, stehst Du, Onkel! Ehe ich nach Zürich reiste, durchstöberteich zu Hause ein Paket mit alten Briefen, das verbrannt werdensollte, und da fand ich diesen Passus in einer Epistel von Dirselber an Vater."„Sag einmal. Faste-- Und den alten Brief, den hast Dualso verbrannt?"„Nein, dazu war er mir viel zu interessant. Ich versichereDich,— hat eine große Rolle für mich gespielt. Hier ist er zurgütigen Durchsicht.-- Du warst noch nicht dreißig Jahre alt, alssich dieses ereignete. Es hat einen solchen Eindruck auf mich ge-macht, ja, ich kann wohl sagen, es hat meinem Leben seinen Stempelaufgedrückt! Mir gingen auf einmal die Augen dafür auf, was einGeschäftsmann für ein Land bedeuten kann, wenn er sich souveränseine eigenen Wege schafft und gleichsam neues aufbaut. Du bistseit jener Zeit mehr und mehr aus dem Chaos in meinem Innernemporgestiegen als mein Ideal und Vorbild. Und in dieser Spurwerde ich wandern, wie ich hoffe, nicht nur als gewöhnlicher Nach-äffer. Sieh Dir meinen Rock an, guck unter den Ellenbogen undden Kragen, ich glaube, man kann bald das Fett herauswringen—"Du denkst doch, zum Kuckuck, nicht, daß ich Dich auch in Zu-kunft noch mit Kleidern versehen soll? Du machst mich ganz bange,Junge!"„Nein, ich meine nur. daß ich keinen neuen Rock und auch keineneuen Beinkleider anziehen werde, ehe ich sie nicht selber bezahlenkann. Ich will in den verschlissenen emporklimmen. Und�so wieich hier stehe, bin ich Geschäft""""'"r"> d-.r Seele bis zum Stiefel-flicken,— und nichts weiter!'(Fortsetzung folgt.)(Nachdruck verkoten.ZiRuinenftädte*Die Küste Dalmatiens und die ihr vorgelagerten zahlreichenInseln sind überreich an Baulichkeiten und Denkmälern, die Kundevon der großen Vergangenheit und der hohen Kultur geben, diedas heute so verwahrloste Land damals besessen. Griechen undRömer, Normannen und Venctianer, Türken und Slawen bautenhier auf, zerstörten, bauten von neuem auf und zerstörten wieder.Wer da sucht, braucht nicht weit von der breiten Heerstraße abzu»