gehen. Denn hier ist alles eng aneinander gedrängt. Die Gegen- wart hat sich in die Vergangenheit hineingebaut. Und erst seit ganz kurzer Zeit hat man damit begonnen, das Bemerkenswerte aus seiner Gesamtheit herauszureißen und in primitive Museen zu stecken. Besonders dicht gehäuft aber sind die Ueberrcste aus großen, vergangenen Tagen in jenem Küstenstrich, der sich von Spalato, dem immer mehr aufblühenden wirtschaftlichen Mittel- Punkt Dalmatiens  , bis nach Trau, dem alten Hafen Salonas hinzieht. Schon vom Hafen aus machen sich dem in Spalato Ein- fahrenden die riesigen Umfassungsmauern des alten Diocletian  - Palastes bemerkbar; die ganze Altstadt von Spalato ist innerhalb der Mauern dieses altrömischen Kaiserpalastes erbaut, der aus dem vierten, nachchristlichen Jahrhundert stammt. Das Rechteck, das diese Mauern umschreiben, kann man bequem umgehen. Das Areal, das sie einhegen, umfaßt einen Raum von 33 236 Quadrat- meiern. Die alte Riva entlang zieht sich die eine Seite dieses Riesen- quadrates, und zwar die dem Meere zugewendete. Hier sollen sich die Prunkgemächer des Römerkaisers befunden haben, aus deren Fenstern das Auge ungehindert auf das blaue Meer hinaus und auf die der Küste vorgelagerten Eilande schauen konnte. Noch 38 Säulen, braun und verwittert, stehen von der ehemaligen Pracht. Auch die Fragmente einiger Loggien sind noch vorhanden. Aus dem Mauerwerk der heutigen Häuser blicken diese Ueberreste heraus, deren Trümmer noch immer das Bild beherrschen und die Kramläden und Mietswohnungen, die zwischen sie hineingebaut sind, in den Hintergrund des Gesamteindruckes zurückdrängen. Und dieser einen Seite des Riesenvierecks gleichen im großen und ganzen auch dfe anderen drei, landeinwärts gelegenen Seiten. In die Altstadt und damit in das Innere des Diocletianpalastes hinein führt die Porta aurea. Ein Gewirr ganz schmaler, dogenübcrspannter Gassen nimmt den Wanderer auf. Selbst an den grellsten Sonnentagen ruht Dämmerlicht in diesen Straßen- zügen, deren Hausmauern den blauen Himmel nur in»inem freien Spalt hinunterlugen lassen. So geht es über den Hauptplatz Spalatos hinfort, bis zu derjenigen Stelle, wo heute der Dom steht. Dort tut sich ein wunderbarer Säulenbau vor den Augen auf. Wieder sind diese Säulen zum weitaus größten Teil in die Häuser hineingebaut. Allein sie sind verhältnismäßig gut erhalten. Die sie verbindenden Bogen sind ziemlich unversehrt. Die korintische Ornamentik ihrer Kapitäle gibt ein gutes Bild von der Pracht, die diesem Jnnenbau des Palastes ehemals eigen gewesen. Porphyr- säulen find es und Säulen aus rotem Granit. Noch sind die zwischen ihnen gelegenen Nischen deutlich erkennbar, in deren Ver- tiefungen früher Statuen und Götterbilder standen. Das kuppel  - überdachte Vestibulum ist fast gänzlich freigelegt. Die Säulengänge des Peristyls führen zu ihm hinüber. Marmorstufen weisen den Zugang zu dem braunbröckelndcn Gestein seiner turmartigcn Rundung. Etwas Großes und Gewaltiges ist allen Einzelheiten dieses Bauwerkes eigen. Frei und leicht ragen die Säulen, deren Höhe, gemessen an den Straßen der eingebauten Häuser, eine ge- waltige genannt werden muß. In unmittelbarer Nähe des Vestibulums steht ein alter Aeskulaptempel. Er ist vom dichtesten Gassengewirr umsponnen, wird aber neuerdings, wenigstens von der einen Seite her, frei- gelegt. Die Dimensionen dieses Heiligtums sind klein, fast kann man sie zierlich nennen. Eine breite Treppe fuhrt zu dem Tempel empor, vor dessen Eingang dorische Säulen in ihrer strengen Schönheit Wache halten. Ein eckig gehaltener Fries läuft, sich über die ganze Breite des Tempels hinziebend, über dem Portal. Das Innere ist ein hoher, kahler Raum. Was man in ihm an Altären, Bildwerken und Vasen gefunden, ist an anderer Stelle, meist im Museum, untergebracht worden. Dem Aeskulaptempel gegenüber, an der anderen Seite des Vestibulums, liegen der Jupitertempel und das Diocletianische Mausoleum. Das Christentum hat das Mausoleum in eine Kirche den heutigen Dom Spalatos umgewandelt. Ein achteckiger Bau, erhebt sich dieses Gebäude mit seinem eigenartigen Kuppel- dach zu einer Höhe von 26 Metern. Ein streng korinthischer Säulengang aus ägyptischem Marmor ist in den Bau eingebaut. Kleine Porphyrsäulen, die untereinander durch einen reich mit Reliefdarstellungen versehenen Fries verbunden sind, sind dem ersten Säulenkranz vorgelagert. Auch von außen umgürten die Trümmer prächtiger Säulengänge das Gebäude. Eine Sphinx aus schwarzem Marmor liegt dicht am Eingange. Alte Sarkophage stehen umher. Reiche Mosaikarbeit deckt den Fußboden der stillen Stätte. Vieles hat hier die Zeit geändert. Was äußerlich umzu- wandeln war. hat das Christentum umgewandelt. Zur Taufkapellc hat es den Jupitertempel mit seiner Säulenhalle an der westlichen Seite des Domplatzcs gemacht. Es hat kalte, tote Steine geweiht, die doch heidnisch blieben und heute lauter denn je von einer großen Vergangenheit, von einer untergegangenen Welt der Freude und Schönheit reden. Durch die Porta aurea treten wir aus der Altstadt heraus. Auch hier wieder die kräftige Schönheit feingcgliederter Säulen, über die sich leicht und frei starke Bogen spannen. Nischen künden die Stellen, wo einst Standbilder der Götter standen. Ein Vorhof fehlt auch diesem Tor nicht. In ihm waren die Wachen unter- gebracht, die den Eingang zum Kaiserpalast zu inspizieren hatten. Von allen Toren der verfallenden Ruinenstätte ist dieses am besten erhalten geblieben und dort, wo es restauriert ist, am glücklichsten ausgebessert worden. In einer kleinen Viertelstunde führt die dalmatinische Staats. bahn von Spalato nach Salona, der Hauptstadt Dalmatiens   zur Römerzeit. Die ehemals blühende Stadt, die die Glanzzeit der antiken Kultur gesehen, ist heute ein elendes Dorf, in dem die Schornsteine einer Zementfabrik rauchen und in dem bettelnde Kinder den Fremden belästigen, der in dem weiten Trümmerfeld der Ruinen nach den spärlichen Resten versunkener Schönheit aus- späht. In langgestrecktem Viereck rahmten mächtige Mauern, von denen hier und da noch Ueberreste stehen, die alte Stadt ein. Türme und Tore recken noch immer breit und massig die Trümmer ihres verwetterten Gesteins. Wagengleise aus der Römerzeit durchfurchen in eckigen Einschnitten das zweitausendjährige Pflaster. Die Thermen am Jadoflusse sind freigelegt. Die Ruinen emes antiken Theaters erregen unsere Bewunderung. Zermürbt und zerfallen steigen die amphitheatralisch angeordneten Sitzreihen einer riesigen Arena an der dem Meere zunächst gelegenen Seite dieser Ruinenstadt auf. Ein alter Friedhof ist bloßgelegt. Eine Basilika aus der ersten christlichen Zeit weist einen wunderbar feinen Mosaikfußboden auf. Von alten, unterirdischen Totenkammern sind die Eingangssteine entfernt. Ein Heer von Sarkophagen liegt auf dem Riesentrümmerfelde zerstreut. Skulpturen, Terra. kotten, Münzen, Hausgerät, Waffen und Werkzeuge bat man ge. gefunden und in einem eigenen, kleinen Museum aufgestellt. Hier in dieser verödeten Felsenwildnis, auf die monatelang eine unbarmherzige Sonne herniederbrennt, lachten zur Römerzeit üppige� Gärten, Oelbaumkulturen gaben kühlenden Schatten. An den Hängen der grauen Karstfelsen gedieh prächtiger Wein. Eine lärmende Volksmenge füllte die Gassen der heute toten Stadt. Hier in Salona   hielt sich mit VorliWl Roms größter Dichter, Horaz  , auf. Nach seinen eigenen Worten, die heute in goldenen Lettern in dem kleinen Museum prangen, war ihm Salona   der liebste Ort auf Erden, dessen milde Luft und köstliche Trauben er in feinen Gesängen verherrlicht hat. Von all dem Glanz der versunkenen Vergangenheit ist nichts weiter geblieben, als das Sonnenleuchten auf dem grauen Fels« gestein und der Blick auf das Meer, das sich blau und schimmernd am südlichen Horizcknt breitet. Von Salona   bis Trau zieht sich die Straße hart an der kahlen Felswand des Caprariagebirgcs entlang. Das Meer begrenzt sie nach der anderen Seite. Doch so schmal und eingeengt sie ist: an den Stellen, wo sie sich zu kleinen Ebenen weitet, lacht eine üppige Fruchtbarkeit, wie sie sich am steinigen dalmatinischen Küstenfaum kaum zum zweiten Male finden dürfte. Hier reiht sich eine Ortschaft an die andere. Heute noch tragen die Häuser dieser Dörfer einen wehrhaften Charakter. Man sieht Schießscharten in ihrem Ge. mäuer und Türme und Mauern an den Dorsein- und-ausgängen. Das stammt noch aus jener Zeit, da die Bergbewohner dös dalma. tinischen Hinterlandes raubend und verheerend zu den reichen Kulturen dieses Küstcnparadicses herabgestiegen kamen. Und aus jener Zeit stammt auch der Name, den dieser Küstenstrich heute noch führt: Riviera di castelle. Sieben solcher Castelle, bewehrter Dörfer, waren es abermals, durch die der Weg führte: Salona  , Sucurac, Abadessa  , Cambio, Vitturi, Castelvecchio   und Trau. Trau, das alte Tragurium der Römer, war der Handelshafen für Salona  . Und in Trau finden sich heute noch die meisten und sehenswertesten Ueberbleibsel, wenn auch nicht aus der Römerzeit, so doch aus jener mittelalterlichen Periode, da hier Venedig   schaltete und waltete. Eine stille, versonnene Stadt, ein unverändertes Bild de? Mittelalters, liegt Trau da. Der venetianische Löwe grüßt von seinen Mauern. Die Wappen alter Patriziergeschlechter zieren beute noch seine Ballone und seine Portale. Eng drängen sich die Häuser zwischen den hohen Mauern. Die Ruinen eines verfallenen Kastells und ein Turm Sanmicheles grüßen den einfahrenden Schiffer vom Hafen. Ein herrliches, romanisches Bauwerk ist Traus Dom. Schön und edel in jeder Linienführung, strebt er empor. Und neben diesem Dom sind eine wunderbare Loggia und ein Glockenturm erbaut: gleichfalls ein Werk Sanmicheles, wie es schöner unter allen romanischen Bauwerken Südosteuropas  nicht wieder gefunden wird. Nur selten sucht der Reisende diese stillen Stätten auf, von denen die offiziellen Reisebücher gar wenig zu erzählen wissen. Und doch würde der, der mit offenen Augen durch die Welt geht, hier viel fiuden: ein Landschaftsbild von eigenartiger Schönheit und die Ruinen aus den Tagen einer großen, versunkenen Zeit. ln. (Nachdruck VerVoten.? Die Reichweite der Stimme und die beim Spreirhen geleistete Hrbeit. Jeder erfahrene Redner weiß, daß die Beschaffenheit eines SaaleS auf die Reichweite der Stimme einen großen Einfluß ausübt. Das hängt sowohl mit der Architektur deS Saales, seiner Ausfüllung durch Gegenstände und anwesende Menschen, mit der Innendekoration, der Wandbekleidung usw. zusammen, wie auch. wie uns frühere