Sie ivahlle und suchte in einem Rosenbect, wohl um eine Blüte zu finden so eine recht auserwählt schöne, die sie in den Gürtel stecken wollte.--- Faste stand mit dem Opernglas am Fenster und sah über die zerstreuten Dächer der Stadt hinab und über den mit Fahrzeugen gefüllten Hafen.---- Das war die Stadt, die er erobern wollte. lFortsetzung folgt.) Der Schötibeit9bcfl(nff im IVIafcbincnbau» Im allgemeinen herrscht die Vorstellung, daß im Maschinenbau keine Schönheitsregeln Geltung haben; der Endzweck einer Ma- schine sei ihr NutzlicHfeitswert und ihre Gebrauchsfähigkeit; rein künstlerische Momente könnten also dabei keine Berücksichtigung finde». Diese Annahme trifft in vollem Umfange jedoch nicht zu. Wenn z. B. eine Dampfmaschine tadellos arbeitet, in allen ihren Teilen sorgfältig und zweckentsprechend durchkonstruiert ist und in sauber- ster Ausführung hergestellt wurde, dann kann der zünftige Ma- schinenbauer beim Anblick eines solchen Fabrikates eine ähnliche Freude haben, wie der Kunstfreund vor einen, gut ausgeführten Kunstwerk. Auch im Maschinenbau haben sich Kunstformen heraus- gebildet. Eine Maschine ist dann konstruktiv verfehlt und unschön, wenn alle die Erfahrungssätze unberücksichtigt blieben, die die Praxis gelehrt hat. Der Maschinenbau hat, durch harte Betriebsbedingungen ge- zkvungen, lernen müssen, seine Formen immer weitgehender dem leweiligen Zweck anzupassen und alles das wegzulassen, was für die bestimmte Aufgabe entbehrlich war. Von James Watt rührt das Wort her, es sei schon viel erreicht, wenn man erst erkannt habe, was man weglassen kann. Der heutige Konstrukteur, der ängstlich alles Ueberflüssige zu vermeiden sucht, steht auf demselben Boden wie Watt, dessen Maschinen damals ebenso Zweck, Material und Herstellung zum Ausdruck brachten, wie unsere heutigen. Aber zwischen diesen, auch im besten Sinne schönen Maschinen, und unserer Zeit liegen Jahrzehnte, in denen mm, mit althergebrachten Echönheitsbegriffen das gesunde Gefühl des Konstrukteurs zu be- einflussen suchte. In dem Buch von Matschoß,Die EntWickelung der Dampf- Maschine", einer groß angelegten technisch-historische» Arbeit, die jetzt vom Verein deutscher Ingenieure der Oefseutlichkeit übergeben wird, hat der Verfasser in einem sehr interessanten Kapitel den Maschinenbaustil und die Schönheit der Maschine behandelt. Als die Bedeutung der Dampfmaschine immer mehr hervor­trat und schließlich auch dieGebildeten" zwang, von ihrem Dasein Kenntnis zu nehmen, erschienen diese Formen roh und ungeschlacht. Man suchte sie der Betrachtung würdiger zu macken, indem man sie mit dem Flitterkram alter Bauformcn umgab. Wie ein Masken- scherz muten uns heute diese gotischen, dorischen und jonischen Ma- schinen an, bei denen weder Zweck. Material noch Herstellung in der Formgebung irgendwie berücksichtigt wurden. Alle Stilarten, mit denen man öffentliche Bauten auszustatten pflegte, suchte man auch auf die Dampfmaschinen anzuwenden. Neben den genannten Stilarten finden sich auch noch maurische und sogar ägyptische Dauipfmaschinen, und mit jenen Steinarchitekturen wollte mau jene Forderung erfüllen, daß beim Bau der Dampfmaschineauch in ihrem Aeußeren ihre hohe wichtige Bedeutung für den Menschen und seine Werke" ausgedrückt werden müsse. Die Blüte derstilvollen" Maschinen lag etwa zwischen 1830 und 1860. Diese Verirrungen waren nicht nur in Teutschland zu Hause, auch der praktische Engländer und Amerikaner hat dieser Geschinacksverrohung Tribut zahlen müssen. Eine Zeitlang teilte der Engländer seine Schiffsmaschinen in gotische und dorische ein. Ein recht heiteres Beispiel, wie amerikanische Ingenieure eine Dampfmaschine in den 40er Jahrenstilvoll" zu gestalten suchten. gibt die Betriebsmaschine der staatlichen Münzwerkstätte zu Phila- delphia. Um bei der liegenden Maschine griechische Säulen an- wenden zu können, legte man sie hoch; dieedlen" Säulen enthielten die Rohrleitungen. Zwischen diesen Säulen wurde eine etruskische Vase aufgestellt, der man ohne weiteres den praktischen Zweck nicht ansah, das Handrad des Absperrventils zu verbergen. Der Eindruck einer solchen Zusammenstellung ist sehr merkwürdig; es wirkt ge- radezu burlesk, im engen dunklen Maschinenraum die Himmel- anstrebenden Bauformen gotischer Dome angewendet zu sehen. Im Jahre 182l) wurde von dem Berliner Industriellen Freund eine Gebläsemaschine gebaut, welche das Interesse der damaligen Fachwelt ungeheuer erregte. Geradezu komisch mutz der Anblick des gußeisernen preußischen Adlers gewirkt haben, der auf der Regulatorwelle angebracht, sich 60 bis 80 Mal in der Minute um seine eigene Achse drehen mußte. So scherzhaft das heute erscheint, so hatte das Streben nach stilvollen Formen auch für den Maschinenbau eine sehr ernsthafte Bedeutung. Zahlreiche Maschincnbrüche lassen sich auf diese schönen Fornien zurückführen; außerdem war der architektonische Zierat dazu geschaffen, Oel und Schmutz aufzunehmen und das Reinhalten der ganzen Maschine zu erschweren. Nicht so gefährlich, aber nicht minder merkwürdig war der hauptsächlich in Amerika beliebte farbige Schmuck. Die Aus- stellungsberichte in den 70er Jahren gebcn davon ergötzliche Bei- spiele, feuerrot angestrichene Maschinengestclle mit gelben und grünen Sternen besät, galten als Schönheiten. Vor allen Dingen liebte man auch viele glänzende Teile, Ausstellungsmaschinen an vielen Stellen zu vernickeln oder gar zu versilbern war der Ehrgeiz mancher amerikanischen Firma. Der moderne Maschinenbau hat mit diesen Ansichten auf- räumen müssen; heute ist bei allen Konstruktionen nur der Nütz- lichkeitszweck entscheidend. Um Niedlers Worte zu gebrauchen, ist die konsequente Zweckmäßigkeit der Formen, welche auch die leichte Herstellbarkeit umfaßt, das Kennzeichen der heutigen Maschinen. Keine unnötige Linie und kein Zierat ist an ihnen zu finden, und jeder ihrer Teile trägt den Charakter felsiger Ruhe und blanker Beweglichkeit, wie er eben zu dienen hat." Wenn es naturgemäß auch heute noch mehr oder weniger schöne Maschinen gibt, so sind doch solche Verirrungen, wie sie vorher ge- schildert wurden, kaum mehr denkbar R.W. Kleines f einlleton* Neue Nousseaubriefe. In derRevue des Deux-Mondes" bc» ginnt Philippe Godct die Veröffentlichung von 48 unbekannten Briefen Rousseaus, die in vielfacher Hinsicht in das noch von manchem Dunkel umschattete Gefühlsleben des großen Gcnfcrs neues Licht werfen. Wir werden in jene trübe Leidenszeit seiner späteren Lebensjahre geführt, da er sich von aller Welt gehaßt und verfolgt wähnte und wie ein gehetztes Wild von Ort zu Ort zog. Aus Grenoble , wo er kurze Zeit weilte, schrieb er an Therese Levasseur , mit der er seit mehr denn 20 Jahren zusammenlebte: Ueberall habe ich die gleichen Manöver gegen mich gefunden. Ucberall bin ich ein Gegenstand des Hasses und das Spielzeug des öffentlichen Gelächters; ich habe diejenigen, die mir am eifrigsten nützen zu wollen schienen, in Wirklichkeit am leidenschaftlichsten tätig gesehen, mir zu schaden, und die bei jeder anderen Gelegen- heit ehrenwertesten Leute scheinen ein Vergnügen darin zu finden. sich sogleich in Schurken zu verwandeln, wenn es sich darum hau- delt, mich zu verraten. Ich kann mir das alles nur dadurch er- klären, daß man sie selbst täuscht, indem man ihnen einredet, es sei zu meinem Besten und zu meiner Beruhigung, wenn man mir die geheimen Manöver verbirgt, die in Wirklichkeit keinen anderen Zweck haben, als mich zugrunde zu richten und zu entehren. Mein Herz konnte nicht länger dies zerreißende Schauspiel ertragen." Mit rührenden Worten fleht er Therese an, ihn in diesen Oualen des Körpers und der Seele nicht zu verlassen, und kurz darauf hat er die Geliebte durch die Heirat als seine Frau anerkannt.Ich war ihr das zum mindesten schuldig," schreibt er am 30. August 1768,für die eine fünfundzwanzigjährige Verbindung meine Achtung nur hat immer vermehren können und die sich entschlossen hat, alles Unglück, das man mir bereitet, mit mir zu teilen, um sich nicht von mir zu trennen. Da sie mich nicht verlassen will, sc will ich zum mindesten, daß sie mir in Ehren folge." Ueber den Semmcring. Eine verhaßt langsame Reise, wenn man sich von Stadt zu Stadtdurcharbeiten" muß. Nach den sechs Wochen in Wien drei Wochen in Wiener Neustadt , und als nächstes Ziel Graz in Steiermark . Als fühlte ich es, daß ich jene mir lieb- gewordenen Stätten freier Gastfreundschaft und eines gesunden ehrlichen Menschenschlages zum letzten Mal sehe, ehe der Alltag mit seiner Fron mir die teuren Bilder verwischt, so nehme ich Ab- schied. Aber mir steht ja doch noch so viel Schönes bevor. Wie ich dann in den weichen Lederpolstern 2. Klasse der Südbahn lehne die dritte war überfüllt, und die Schaffner hier in Oesterreich sind alles liebenswürdige Beamte, da vergesse ich auch das Vorher- gegangene, die wechselnden Bilder der Landschaft, die wir durch- eilen, fesseln meine Aufmerksamkeit, und eine fesche Wienerin, welche das gleiche Schicksal der unfreiwilligen Luxusfahrt mit mir teilt, erheitert mit ihrem gemütlichen Geplausch die Gesellschaft der Reisenden. Der Schneeberg , einer der interessantesten Ausflüge von Wiens berühmter Umgebung, der gestern noch seine weiße Kuppe mit frischen, Neuschnee auffrischte verschwindet von den Fensteraussichten, schmucke, in sich geschlossene Dörfer ganz nord- deutschen Charakters, bewaldete Höhen, Getreide- und Weinfelder wechseln in dem sonnigen Panorama. Qualmende Fabrikschlote in den vorüberwechsclndcn Ortschaften künden die stark entwickelte Industrie Nicdcrösterreichs. Immer dichter wird der Waldbestand; die ersten Ausläufer des Semmcrings. Da plötzlich, mir zur rechten Hand, eröffnet sich ein herrlich großzügiges Wunder, schön, wie ich es noch nie schauen konnte: breit und mächtig spannt sich jenseits der steigenden Höhen das schöne Semmeringtal aus. An den grünen, von Tannen unterbrochenen Felsenhängen lagern sich idyllisch über die grüne Ebene hin die Häuser jener Glücklichen, denen der Vorzug ihrer Geburt oder ihres Reichtums dies Stucklein Paradies zu eigen gab. Nun erklettert die Bahn in kunstvoll angelegten Schleifen, bis fast 1000 Meter steigend, das Gebirge. Die Häuser in den Tälern werden immer kleiner und kleiner. Hier und da bricht ein sieg- reicher Sonnenstrahl durch den blaudämmcrndcn Talgrund, streicht über die klappernden Mühlen an den Waldbächen und vergoldet die Höhen. Ein eigenartiges Gefühl: so klein, so winzig klein zu sein gegen die große Natur und doch zu ihren heiligsten Winkeln die