781 nein, nicht die Straße hinauf, wir begegnen nur Menschen, die tinS stören!"' Er bog ab, und sie gingen nach des Maklers Kontor hinunter.-- Die Firma Hernn Wiik u. Comp, wackelt," flüsterte der Makler geheimnisvoll.Das Unglück will, daß in der Hauptstadt eine momentane vorübergehende Geldknappheit herrschen soll. Natürlich haben Wiik u. Comp, wie alle die anderen jungen Firmen hier, Anleihen auf die Aktien aufgenommen, in denen sie spekuliert haben, es handelt sich hier um eine Summe von 11 000 Kronen. --- Das Fatale bei der Sache ist, daß es das zweite Mal ist, daß die Firma versäumt hat, ihre Zinsen zu decken, und nun erhalten sie plötzlich ein Schreiben von der Bank, in dem ihnen mitgeteilt wird, daß die für die Anleihe deponierten Wechsel unweigerlich protestiert und die ganze Summe eingefordert werden soll. Und infolge verschiedener Forderungen auch von anderer Seite und bei der jetzigen Lage der Dinge wird die Firma genötigt sein, ihre Zahlungen einzustellen." Aber hier ist doch sicher jemand, der die Papiere, die doch so sicher wie Geld sind, kaufen wird," meinte Faste. Sie hier ausbietcn, notgedrungen? während ihnen die Weigerung der Bank noch anhaftet?" Die blaugrauen Augen des Maklers sahen Faste mit einem gewissen feierlichen Ausdruck an.Wenn ich jetzt diese Nachricht von der Firma Herman Wiik ausposaunen wollte,-- ich frage Sie nur, was für Gesichter würden wir da wohl morgen an der Festtafel zu sehen bekommen? Was würden die Leute nach Ihrer Ansicht wohl sagen, wenn sie hörten, daß die Aktien der Badeanstalt von der Bank angezweifelt werden? Nein, nein, wühlen Sie den Grund nicht auf," schloß er kopfschüttelnd. Faste hatte mit blitzartiger Geschwindigkeit die Situation überschaut. Er starrte den Makler an, der dastand und auf den Nägeln kaute. Aber die Aktien sind ja Gold, Makler," rief er aus, .Gold!" Ja, aber nur nicht, wenn wir sie gerade jetzt ausbietcn wollten, wo das Geld so knapp sein soll." Gut, aber dann in einigen Tagen, in der nächsten Woche?" «Hm, in einigen Tagen, in der nächsten Woche, das ist nicht niorgen," (Fortsetzung folgt.) Von äerZo/VerlammUing deutfeber J�aturforfcbcr und Herzte. Unter Beteiligung von mehr als 2000 Gelehrten und Forschern aus ganz Deutschland und vielen Gästen aus dem In- und Aus- lande trat Montag früh der 80. deutsche Naturforscher- und Aerzte- tag im großen Saale des städtischen Gürzenich in Köln zusamnien. Nach den üblichen Begrüßungen, Kaisertelegrainmen, und nachdem sogar ein Vertreter der preußischen Negierung sselbstverständlich ein möglichst untergeordneter) die Fortschritte der Naturwissenschaften gefeiert hatte, wurden die Verhandlungen eröffnet mit einem Vor- trage des Professor Stadler aus München über Albertus Magnus als Naturforscher. Damit sollte offenbar der gut katholischen Stadt Köln , wo das Kirchenlicht im Jahre 1280 starb, Reverenz erwiesen werden. Dann folgte der mit Spannung erwartete Vortrag von Major v. Parseval- Berlin über Motorvallo» und Flugmaschine. Motorballon und Flugmaschine sind die Schlagworte für die Hauptrichtungen, in welche sich die Lustschiffahrt scheidet. Freilich besitzt zurzeit der lenkbare Ballon einen entschiedenen Vorsprung, da man an vielen Orten daran geht,'ihn einzuführen, während die Flugmaschine sich noch ganz im Versuchsstadium befindet. Die wichtigste Eigenschaft des lenkbaren Ballons ist die Fahrgeschwindig- keit, man verlangt mindestens 40 Kilometer pro Stunde, da sonst das Luftschiff dem Wind gegenüber zu wenig Widerstandsfähigkeit besitzt..Außerde>n soll das Lustschiff imstande sein, große Höhen zu er- steigen und schließlich nicht allzu groß sein, damit man mit ihm am Boden gut manöverieren kann. Die Hüllen der Ballons sind aus doppeltem Baumlvollenstoff mit einer eingewalzten Kautscbukzwischcnlage; das Traagas ist Wasserstoffgas. Der läng- liche Tragkörper hat bei Lnstschiffen mit nur einer Gondel etwa die sechsfache Länge des Durchinessers. Da solche Langkörper das Be- streben haben, mit der Spitze seitwärts auszuweichen und sich quer zn stellen, bedürfen sie zu einem stabilen Fluge sogenannter StabilisiernngS- oder Dämpfungöflächcn ähnlich, den Federn eines Pfeils die teils am Ballon selbst, teils an den Gerippen eingebracht werden. Im Innern befinden sich Lustsäcke, Ballonets genannt, die es gestatten, bei eintretendem Gasverlust das verlorene Volumen durch Lust zu ersetzen und den Ballon prall zu erhalten. Die Vorwärtsbewegung wird dem Tragkörper erteilt durch sogenante Lustschraubcn, die den Schraubenpropellenr bei Wasserfahrzeugen nachgebildet sind. Die Schrauben sind entweder aus Blech oder aus Nahmenwerk mit Stoffüberzug geformt. Eine gesonderte Stellung nimmt die Parscvalschraube ein. Sie trägt an einer großen Nabe vier Flügel aus starlem Leinenstoff, die derart mit Gewichten beschwert sind, daß die bei der Umdrehung austretende Zentrifugalkraft die Flügel ausspannt und ihnen die entsprechende Schraubenform erteilt. Di« Antriebskraft wird durchweg von Benzinmotoren geliefert, die von der Automobilindustrie herübergenornnen sind. Von den einzelnen Systemen ist das wichtigste das von dem französischen Ingenieur Julliot konstruierte. Bei diesem System wird der Ballon durch ein unter ihm befindliches Alnminiumgerüst versteift, unter dem die Gondel aufgehängt ist. Zu beiden Seiten der Gondel sind Luftschrauben aus Stahl. Die Höhensteuerung wird durch horizontale drehbare Flächen bewirkt, die Seitensteuerung durch ein Steuer, ähnlich dem der Schiffe. Diese Ballons haben Geschwindigkeiten von etwas über 40 Kilometer erreicht. Diesem Typ gehörte die von einem Sturn, entführtePatrie" an und die kürz- lich fertiggestellteRspublique". Ein zweites System ist daS des Obersten Renard, das bei dein BallonVille de Paris" in An- Wendling gekommen ist. Hier bilden Versteifungsgerüst und Gondel ein Ganzes, der Ballon schwebt an Seilen darüher. Besonders auffallend sind bei diesem Luftschiff die mit Gas aufgeblasenen zylinderförmige!, Dämpfungsflächen. Aehnlich dem TypPatrie" sind das englische und das deutsche Militärluftschiff gebaut. Doch hat letzteres zwei Motore, und seine Schrauben sitzen hoch am Ballon. Der Ballon des Grafen Zeppelin hat ein nicht abnehmbares Versteifungsgerippe aus Aluminium, das die äußere Form gewähr- leistet, so daß ein Aufblasen mittels Ventilator nicht erforderlich fft. Der Zeppeliniche Ballon ist in, Verhältnis noch einmal so lang als die anderen Systeme und hat zwei Gondeln, die dicht unter dem Tragkörper hängen. Die Höhensteuerung wird durch 16 hori- zonrale drehbare Flächen, 8 am Bug und 8 am Heck des Ballons, bewirkt. Durch diese wird der Ballon hinten gesenkt und vorn gehoben, so daß die Achse schräg steht. Bei der Vorwärts» bewegung entsteht eine Drachenwirkung auf die Oberseite bezw. Unterseite, so daß der Ballon gehoben oder gesenkt wird. DaS Luftschiff besitzt vier Schrauben, zwei an jeder Gondel und einen Motor in jeder Gondel. Die Geschwindigkeit des Luftschiffes hat bis SO Kilometer betragen. Bei der großen Dauerfahrt an, 4. und ö. August hat sich gezeigt, daß ein Motor allein zur Höhensteuerung nicht genügt. Auch war die Tragfähigkeit des Schiffes nicht aus- reichend, um den atmosphärischen Einflüssen 24 Stunden hindurch zu widerstehen. Infolge der abendlichen Abkühlung fiel das Luft- schiff bei Oppenheim und wurde in geschickter Weise in ein Alt- wasser des Rheins gesteuert. Nachdem fünf Personen und alles Entbehrliche ausgeschifft war, konnte die Reise fort- gesetzt werden. In der Nacht aber versagte endgttlig einer der Motore, der schon am Vorabend Schwierigkeiten gemacht hatte, und hierdurch wurde der Gras zu der Landung bei Echterdingen ge- zwungen. Dieser Zeitverlust wurde verhängnisvoll. Ein Gewitter» stürm riß nachmittags 3 Uhr das Schiff von seinen Verankerungen los. Ein elektrischer Funke entzündete vermutlich das GaS, und in einem Nu war das Luftschiff verbrannt und in einen wirren Trümmerhaufen verwandelt. Es ist ein schwerer Nachteil des Zeppelinschen Systems, daß man da? Schiff, wenn es fern von seiner Halle gelandet ist, nicht durch Entleeren des GaseS dem Einfluß des Windes entziehe und in diesem Zustande transportieren kann. Schon einmal im Jahre 1906 ist ein Zeppelin-Schiff auf diese Weise zugrunde gegangen. Die Lebensfähigkeit des Zeppelinschen Systems wird voraussichtlich davon abhängen, ob es gelingen wird, solche Katastrophen in Zukunft mehr als bisher zu vermeiden. Der Parseval-Ballon verzichtet im Gegensatz zu Zeppelin gänzlich auf ein Versteifungsgerippe. Er wird nur durch Aufblasen straff er- halten, was keine Schwierigkeiten macht, wenn die Aufhängung der Gondel entsprechend eingerichtet ist. Die Form des letzten Luft» schiffes ist fischförmig mit stuinpfem Kopf und spitzauslaufende», Heck. Die? ergibt den stabilsten»nd raschesten Flug. Zwei große Luftsäcke in den Enden gestatten das Aufblasen, und die Steigung der Ballon» achse wird dadurch geregelt, daß je nach Bedarf der eine oder andere Luftsack niehr oder weniger gefüllt wird. Die Gondel ist so auf- gehängt, daß sie in paralleler Stellung zum Ballon vor- und rück- wärtS schwingen kann. Hierdurch werden die stampfenden Bewegungen deS Schiffes vermindert. Das Luftschiff hat nur eine Schraube, die zwischen der Gondel und dem Ballon liegt. Luftschiff I mit einem Volumen von 2800 Kubikmeter erreichte mit einem Daimler-Motor von 85?8. sPferdestärken) 12'/z Meter Geschwindigkeit, das Lust- schiff II mit einem Volumen von 3400 Kulnknieter und einein Motor von 100?Z. etwas über 13 Meter Geschwindigkeit. Zurzeit ist ein neues Schiff in Bau mit einem Volumen von 5600 Kubikmeter und zwei Motoren von je 100 DL., bei dem eine Höchstgeschwindig- keit von 16 Metern erwartet wird. Dieses Schiff wird die Frage entscheiden, ob es möglich ist, Parseval-Luftschiffe in großen Dimensionen zu bauen. Das Parseval-Lustschiff hat den großen Vorteil, daß es bei einer unfreiwilligen Landung fern seiner Halle leicht entleert und auf Wagen zurücklransportiert werden kann. Ein weit handlicherer und billigerer Apparat als der Motor- ballon ist die F l u g m a s ch i n e. Vis jetzt hat nur das Aeroplan praktische Erfolge zu verzeichnen. Das Aeroplan besieht aus einer oder mehreren großen Drachenflächen, die in geneigter Stellung iiiitk.« Luftschrauben sehr rasch durch die Luft gezogen werden. Die nach unten ausweichenden Luftmassen ergeben hierbei eine solche Reaktion, daß der Apparat sich hebt. Die Drachen- flächen sind in einer Ebene oder in mehreren Etagen über» einander gelegt, und je nachdem nennt man die Apparats Ein-,