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Ehrgeiz ist, ein Traum, aus dem es oft ein schmerzliches Erwachen| schenkte. Das Orchester Liszts und Wagners, das leder bie gibt, wenn die stummen Zeichen der Partitur, zu Klang und finn- Wiege der modernen Riesenorchester eines Bruckner, Wolf, Mahler  , licher Wahrnehmung von den gestrichenen, geblasenen und ge- Weingartner und Richard Strauß   geworden ist, übertrifft das Schlagenen Instrumenten erwedt, so ganz anders flingen, so ganz flassische Orchester an flangtechnischen Mitteln, erzielt durch eine andere Farbenbilder ergeben, als es die Phantasie des Tonsehers Reihe neuer Instrumente, an Tonfarben, Tonmalerei, natura­sich vorgestellt hatte. listischer Charakteristik ebenso wie die moderne Musik die der Ueber die Natur dieses geheimnisvollen und vielgestaltigen alten Meister innerlich an seelischem Sprachvermögen übertrifft, Rieseninstruments dringt verhältnismäßig so wenig aus den Spalten ihnen freilich an Melodienkraft und rein musikalischer Erfindung der musikalischen Fachblätter zu den Ohren der Musikfreunde aller weit unterlegen ist. Solche neuen Instrumente waren, da die alte Stände, daß es sich schon berlohnt, unseren Lesern einmal etwas tenservative Familie der Streichinstrumente sich nicht wohl ber­über die Entwidelung, Zusammensetzung, Verwendung und Wir- mehren ließ, namentlich das englische Horn, Baßklarinette, Sontra  tung des Orchesters, über den Orchesterfeldherrn", den Kapell- fagott, Baßtuba  , also Instrumente, die dem Holz- und Messing­meister, zu erzählen. Vielleicht gelingt es mir, dadurch zu erreichen, Bläserchor neue Farben, größere Tiefe, saftigeren und gesättigteren daß der Leser beim nächsten Konzert dem Orchester vertrauter gegen- Slangcharakter zuführten. Dann zogen lärmende Hilfstruppen übertritt und in seinen Manipulationen, die auf den ersten Anblick im Schlagzeug ein: große und kleine Trommeln, Beden, dem Laien fast fomisch, grotest und unerklärlich erscheinen, das Tamtam, Triangel, Glocken, Glockenspiel, Schellenbaum und neuer­Gejebmäßige und Einfache erblickt, daß er die zarte Gliederung dings gar Xylophon. Denkt man sich nun noch Baufen und große feines feinorganisierten Körpers erkennt. Trommeln in mehrfacher Anzahl, so ist hier allein im Schlagzeug Orchester heißt eigentlich Tanzplatz. Orchestra   wurde bei des modernen Orchesters eine dynamische Kräftemenge gestaut, die den alten Griechen der vorderste Teil der Tragödienbühne genannt, in elementarer Entfesselung das Brausen des Sturmes, das Rollen des Donners und des Ozeans Wutgeheul, die Hölle, Tod und Teufel auf dem sich der antike Chor mit seinen langsamen, feierlichen Ge­bärden bewegte. Erst 2000 Jahre später, als bei dem Versuch einer auf den armen Hörer loslassen kann, in einer naturalistischen Ton­Renaissance der griechischen Tragödie die Kunstform der Oper ent- malerei, die moderne Meister wie unter anderem Gustav Mahler  ( II. Symphonie), Paul Gilson  ( Das Meer), Bossi( Das verlorene stand, ging der Name auf den Raum zwischen Bühne und Baradies) wohl beherrschen, die aber unter der Hand hypermoderner Bublikum über, in dem die Instrumentenspieler saßen. Die Musik- Windmacher leider nur zu oft zu einem gräulichen Lärm und geschichte erzählt uns, daß bei der Eröffnung des ersten fermlosen Toben wird. Dann denkt man an den alten Wilhelm öffentlichen Operntheaters, die 1637 in Venedig   erfolgte, die Busch:" Musik wird oft nicht schön gefunden, weil meist sie mit Aufstellung der Musiker in einem besonderen Raume vor der Bühne Geräusch verbunden." Aber es ist eben zu verführerisch für unsere als Neuerung eingeführt wurde. Den weiten Weg der Entwide- Geräusch als Neuerung eingeführt wurde. Den weiten Weg der Entwide- Komponierende Jugend von heute, die sich wie Raupen an den lung in der Zusammensehung und Verwendung der Instrumente Kohlblättern" der Riefenpartituren von Berlioz  , Wagner und von den Zeiten des Claudio Monteverde  , den Riemann den ersten Richard Strauß   fattgefressen hat, alle Mittel und Möglichkeiten Opernkomponisten von Gottes Gnaden" nennt, bis zum modernen des modernen Konzert- und Opernorchesters zur Hand zu wissen, Symphonieorchester des 20. Jahrhunderts können wir hier natürlich und auf einen Wink alle Teufel von dem Donnerrollen der nur in seinen wichtigsten Höhepunkten angeben, da wir ja feine Baufen und großen Trommel, dem über Stock und Stein dahin­trockenen musikhistorischen Studien treiben wollen, sondern mehr stampfenden Gepolter der Kontrabasse. den in Synkopen drein­ästhetisch betrachtend die Wirkung des auf die Höhe der heutigen schmetternden Bosaunenschlägen, den in chromatischen Sertengängen Organisation und feinnerbigen Differenzierung gebrachten Orchesters auf die Empfängnistraft des musikalischen Hörers ins aufzuckenden Violinen, bis zu den höllisch auflachenden, durch Mark Auge faffen möchten. Die Meister der Zeit vor Haydn  , also na- und Bein knirschenden Schreien der Pikkoloflöten, auf den betäubten mentlich Gluck und Haendel  , beschränkten sich in ihrer Instrumen- Zuhörer loszulaffen. Oft ist hier die naive Freude an rohen talmusit fast ausschließlich auf das von den Violinen, Violen Orchester- Bumbum- Effekten die maßgebende Ursache und die innere ( Bratschen), Cellis und Kontrabäffen gebildete Streich fünstlerische Notwendigkeit der Explosion fehlt.

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Kleines feuilleton.

Anthropologisches.

orchester, während die Blaseinstrumente nur willkürliche Zu­taten gaben. So erhielten sie nur Tonzeichnungen, gleichsam Tone Holzschnitte, aber keine farbigen und saftigen Zonbilder. Denn die Farbe gibt im Orchester erst der warme Klangzauber der Flöten, Oboen, Klarinetten, der weiche, bolle, gesättigte, edelmänn liche Ton der Hörner und der eherne Glanz der großen messing­gepanzerten" Afforde durch die Trompeten, Posaunen und Tuben, dazu die energischen Akzente des Schlagzeugs. Erst mit Joseph Haydn   setzt die Blütezeit der Instrumentaltompofition ein, um Die Größe der europäischen   Rassen. Die an mit Beethoven   in der herrlichen reifen Frucht des klassi- thropometrischen Arbeiten in Europa   sind in stetem Fortschritt schen Symphonieorchesters zu gipfeln. In diesem herrscht begriffen und gestatten allmählich, neue Gefeßmäßigkeiten und nun ein ideales Gleichgewicht der Kräfte; Farbe und Zeichnung. Zusammenhänge zu erkennen. Eine wertvolle Zusammenstellung die bewegte Arbeit der Streicher, das ruhige Gefühl der Bläser, der energische Rhythmus des Schlagzeugs ergänzen fich au einem flanglichen Bild von vollkommener Harmonie. Die Seele jedes einzelnen Instruments war entdeckt worden, und was die Instrumente sangen und sagten, das war der charakteristische Aus­drud ihrer musikalischen Persönlichkeit geworden. Was haben diese Großmeister der deutschen Tonkunst mit dem klassischen Orchester für tiefgehende Wirkungen auf Herz und Gemüt der Menschen erzielt, welche unendlich reiche Fülle von Klangbildern schufen sie! Und wie einfach war der Apparat des Beethovenschen Symphonie­crchesters, aus dem die Welten seiner unsterblichen IX. erwuchsen, gemessen an den Sensationsorchestern unserer gründeutschen Ton­titanen, die Orgel, Klavier, Harfen, türkische Trommeln, Dußende von Hörnern, Trompeten, Posaunen, Tuben und Kesselpaukea ins Orchester stellen, mit Gloden läuten und am liebsten Kanonen abfeuern möchten!

der durchschnittlichen Körpergröße hat Denifer in einer von der franzöfifchen Bereinigung für den Fortschritt der Wissenschaft herausgegebenen Abhandlung veröffentlicht. Seine Arbeiten be­ziehen sich auf die männliche Bevölkerung der verschiedenen Ge­bietseinheiten Europas   und sind durch übersichtliche Tabellen, die jeder größeren Verschiedenheit um 25 Millimeter Rechnung tragen, erläutert. Der größere Teil seines Materials sind die Rekruten. Leider sind die Angaben nicht nach gleichmäßigen Methoden ge= macht, da in manchen Ländern die Maße der Zurückgestellten fehlen. Deniter hat versucht ,, diesen Uebelstand durch verschiedene Korrekturen auszugleichen. Die Untersuchungen umfassen biele Gebiete. Bollkommen ohne Material blieben nur zehn fleine Teile Rußlands   und der Balfan. Weit bedauerlicher ist, daß gar keine Angaben aus Norddeutschland vorliegen mit Ausnahme von Schleswig- Holstein   und Mecklenburg  . Im allgemeinen ergeben die Tabellen, daß die Bevölkerung mit der größten durchschnittlichen Körperhöhe an der Nord- und Ostsee  , auf den britischen Inseln, in Standinavien, Finnland   und Efthland zu finden ist. Denifer bezeichnet diefe Gruppe, die gleichzeitig langschadelig ist und helles Saar   hat, als nordische Raffe. Ein anderes Gebiet großer Be­völkerung erstredt sich quer durch den Balkan nach Zentraleuropa  etwa bis gegen Tirol hin, und ein drittes liegt im Stautafus. Diese letteren Gruppen sind breitschädelig und stellen wahrschein­Es kam die Zeit der Payreuth- Weimarer Genieperiode. lich eine Rasse dar, die gegen Ende der Eiszeit nach Europa   fam Franz Liszt   schrieb. an den Franzosen Hettor Berlioz und dem anatolischen Hochland entstammt. Deniker bezeichnet sie anknüpfend, seine Symphonischen Dichtungen", die für eine ganze als die adriatische oder dinarische Rasse. Geringe Körpergröße Richtung literarischer Mujit, der Programmusii, vorbildlich werden waltet in zwei großen Zentren vor. Das eine hat breitschädelige follte und etwa mit der Bewegung und Berechtigung des litera- Bevölkerung und liegt in Rußland  ; das andere mit langschadeligen rischen Naturalismus fongenial scheint. Und der Bayreuther   Bewohnern umfaßt Italien   und die Jberische Halbinsel. Die Meister, der Luther im Reiche der Töne", erklärte der an italie- erstere Gruppe wird als orientalische Raffe bezeichnet, die letztere nisch- französischen Einflüssen frankenden, gänzlich verflachten Oper als Mittelmeer  - oder iberische Rasse. Deniter teilt sie in zwei den Krieg und schuf das musikalische Drama, in dem er seine Unterabteilungen hinsichtlich der Größe. Wo der Durchschnitt Theorie vom dramatischen Gesamtkunstwert, das alle Schwefter 165 Zentimeter übersteigt, nimmt er eine Zugehörigkeit zu der fünfte: Architektur, Poesie, Maierei, Mufit, zu einer höheren Ein- atlantischen Rasse an. Wo er unter diesem Maße bleibt, spricht heit zusammenschließt, erhärten wollte und nebenbei" dem deut- er von der Ibero- Infularrasse. Der Rest der europäischen   Be fchen Volk den vollendetsten Ausdruck feiner geistigen Kultur völkerung ist von mittlerer Statur.

Das tlajfische Symphonieorchester wies in normaler Befehung außer dem Streichquintett nur das doppelt besetzte Holzblajer quartett, dazu 4 Hörner, 2 Trompeten, 2-3 Bojannen und zwei Bauten auf. Die Nach- Beethovenschen Symphoniker Schubert, Mendelssohn, Schumann, Gade, Brahms  , Rubinstein, Raff und die in ihrem Sinne schreibenden Epigonen haben sich bis auf den heutigen Tag mit diesem Material begnügt.

Berantw. Redakteur: Georg Davidjohn, Berlin  . Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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