Ein Tire'.f d<L Mondscheins bc strahl ic sie und es fiel Faste auf.Wie tief ausdrucksvoll ihr Gesicht war...Es ist so kalt hier/ brach sie ab.—„ich muß jetzt hinauf.gehen IAdieu, FasieT tönte eS zu ihm herab. Es war ihm, als brechedie Stimme, während sie hinein eilte.Er trat den Heimweg an.---Ja, damit schlüpfte sie in ihre jungfräuliche Kemnate zurück,— denkt an dies und jenes,— vielleicht, ob sie sich nicht etwa umdieses unmöglichen Fastes willen erkältet hat!Es war etwas anderes, wenn er nach Hause in seinen Baukriechen wolltet Er konnte von der ganzen Stadt schließlich nurnoch die Häuser sehen, wo er wußte, daß die Bewohner Badeaktienhatten.--Aber Ivelch ein Abend!— Wie es überall nach Wachstum undErde riecht.-- Man hätte weinen können.-- Herrlich,herrlich war es dennoch zu leben.——Ta unten lgg die Stadt mit Halbschatten in den Straßenund über den Mastgipfeln im Hafen und über der Landzunge standdas Mondhorn.—Ja, da unten reden und grübeln sie nun beim Schlafengehenüber die Aktien und das alles,— ein Wehe- und Jammer-geklage.—Er blieb plötzlich stehen und stieß den Stock hart in denHügel.Aber zum Teufel auch, was ist mir denn?-- Worüber fühleich mich eigentlich so überirdisch leicht und glücklich?Eigentlich habe ich keinen Grund dazu,— mitten in all diesenLuängeleien und Schwierigkeiten!-- Warum gehst Du nicht zu der begabten Dame, FräuleinLa—-u— ra Groth, ja---Er sprach das so aus, als wolle er jedes Wort betrachten.Diese Frage hatte ihm die ganze Zeit in den Ohren geklungen,blS er sie plötzlich wiederholte, begierig prüfend, als stünde er einerganz übrewältigenden Aufgabe gegenüber.-- Und da sie,— Laura, mich sofort verstehen würde!--Du irrst, Faste,— du irrst!--Laß mich einmal ordentlich nachdenken--Und wie kalt ihr Blick war und ihr Antlitz so bleich. Darunterkonnte sich ein ganzer Brand von Leidenschaft verbergen——Laß mich nicht wahnsinnig werden,— nicht verrückt,— deineEinbildungskraft, weißt du---(Fortsetzung folgt.)Das Theater der Gegenwart�Bis in die Mitte der achtziger Jahre dauerte noch, trotz oderinfolge der Gewerbefreiheit, der Niedergang des deutschen TheaterSals Kunstinstitution an. Zwar schössen nach dem Kriege die Neu-gründungen in unheimlicher Weise empor, so daß beispielsweiwin einem Jahre SV neue Theater konzessioniert werden mußten,und 1836 sich die Zahl der vor 1876 vorhandenen Bühnen verdrei-facht hatte, aber rhr Betrieb war reines, kunstfrcmdes Geschäft.Die große KrisiS von 1873 zog natürlich auch die Thcateruntcr»nehmer mit in ihren Strudel und half das darstellerische Prole-tariat sich verzehnfachen, aber um so toller mußte nach dem Zu-sammenbruch Geld um jeden Preis verdient werden, damit die ent-standenen Verluste wieder eingebracht würden. Oberflächlicher istwohl nie in Deutschland Theater gespielt worden als in demJahrzehnt nach 1870. Es kam in den Großstädten nur darauf an,den„Schlager" der Saison zu finden. Hatte man dieses Glückgehabt und die zugkräftigsten Darsteller dem Konkurrenten vorder Nase wcgengagiert, so konnte das Spiel beginnen. Zwei bisdrei Proben genügten für ein neues Schau- oder Lustspiel. MehrMühe erforderte schon ein Ballett oder eine Operette.„Am Stadt-theater in Nürnberg wurde 1880„Kabale und Liebe" mit einem zumgroßen Teile neuen Personal gespielt: die einzige Probe dazufand von halb Eins bis Zivei am Tage der Vorstellung statt." Soging es überall und der„Sensationshunger" des Publikums kamrem entgegen. Man wollte gar nichts anderes, als in behaglicherWeise die von der Spekulationsarbeit des Tages abgestumpftenSinne etwas aufkitzeln. Wie sollte dabei irgendwelche Kunst ge-deihen. Nie war das Wort„Jede Zeit hat das Theater, welchessie verdient", wahrer als gerade jetzt.Flein Wunder, daß ernsthafte Menschen nach einer Besserungder durch die Gewerbesrcihrit hervorgerufenen Zustände verlangten,Als 230. Band der gemeinverständlichen Darstellungen inder Sammlung:„Aus Natur und Geisteswelt" ist soeben eine kurzeGeschichte des Theaters und seiner EntWickelung unter dem Titel„TaS Theater" von Dr. Christian G a e h d e erschienen.(Verlagvon B. G. Tcubner, Leipzig. Preis gebunden 1,25 M.) Demfleißig zusammengestellten Bändchcn ist der hier abgedruckte Ab-schnitt, der durch das 25jährige Jubiläum des Deutschen Theatersin Berlin von aktuellem Interesse ist, entnommen.daß man der Dekadenz, L-it immer mehr anwachj."unter den Künstlern zu begegnen trachtete.<■ raj|Auf der anderen Seite war man auch der Virtuose./".is' kenund sah in der Häufung von glänzenden TarstellernMünchener Musterspielen 1880 ekrn doch mehr die virtuosen E>. �leistungen als das abgerundete Zusammenspiel, die Ensemblekun'.nach der man sich sehnte. Denn man hatte mittlerweile eine Spc»zialität der Schauspielkunst kennen gelernt, die dem Bedürfnis de?Publikums nach Einheitlichkeit und Monumentalität des Bühnen»bildes wie der Handlung entgegenkam. Das waren die seit 187 treisenden Meininger. Das Reue, was sie in die Darstellungskunsthineinbrachten, steht historisch nicht unvermittelt da. In Deutsch»land, das m der Zeit von 1850— 1870 den Höhepunkt der Geschmack»losigkeit und Kunstfremdheit in bezug auf Lebensführung, Saus»bau, Innenarchitektur, Bekleidung, kurz Mode überhaupt erreicht zuhaben schien, finden wir allerdings vor 1870 wenig Ansätze zu eineyVerschönerung des Lebens. Aber in Wien wirkte jetzt HanS Makart,in München blühte die Pilotyschule. Dem kamen die Meiningerbei ihrer Bühnenreform entgegen. Gelernt hatten sie jedenfallsvom Auslande, und namentlich von den Engländern.Dort blühte nicht etwa die Schauspielkunst in besonderem Maße.Die Engländer sind mit wenigen Ausnahmen bis aus den heutige,,Tag mittelmäßige Schauspieler und noch mittelmäßigere Drama»turgen gewesen. Aber dem groben Bedürfnis des Volkes behagtevon jeher das Ausstattungsstück. So war es kein Wunder daß sieauch aus Shakespeares Werken und namentlich seinen Königs-dramen, Ausstattungsstücke machten. Diese Shakespeare Revivalshat namentlich Charles Kean, des größeren Edmund mäßig be-gabter Sohn, in Aufnahme gebracht. Er spielte 1850 im Princcs;Theatre den„Kaufmann von Venedig" in einer Aufmachung, dieganz London in taumelndes Entzücken versetzte. Dann folgten noch16 andere Dramen des Dichters in der gleichen Weise, stilgemätz,prunkvoll, berauschend. Namentlich die Schlachtenszenen in„Heinrich V.", der feierliche Krönungszug in„Heinrich VIII.", dersich von einer Wandeldekorativn stimmungsvoll abhob» fielen aujjund machten auch auf dem Kontinent von sich reden.In Berlin traten die M e i n i n g e r im Mai 1874 zum erstenMale mit„Julius Cäsar" auf und hatten einen Riesenerfolg. Inder Oede des damaligen Berliner Theaterlebens wurde ihre Frische,ihre sorgfältige Beobachtung des Milieus aufs dankbarste an-erkannt. Man verglich mit den Klassikeraufführungen der Hof-bühne, mit der Arbeitsweise der anderen Theater und sah sofortdas den Meiningern Besondere. Der Pilotystil kam auf die Bühne;Leben, berauschendes Leben voll sinnlicher Glut und farbigemPrunk flutete auf den Brettern. Wo waren die Aermlichkeit, dieöde Langeweile, mit der bisher die Klassiker„referiert" wordenwaren. Zwar hatten ja Dingelstedt und die Intendanten vonMünchen und Berlin ab und zu einmal eine gute Klassikerauffüh»rung herausgebracht, aber hier wurde das Gute zur Regel.Schiller wurde gewissermaßen für die Bühne neu entdeckt. Manhörte, wie seine Verse nicht bloß mit rollendem Pathos wirkten,sondern wie auch eine natürlichere Sprechweise ihre Reize nicht der-nichtete. Und vor allem, man sah gute Ensembleszenen, man genoßeinen künstlerisch abgestimmten Dialog, in dem nicht Rede undGegenrede wie Bomben aufeinanderplatztcn, sondern beweglich,lebensvoll von einem zum andern sprangen. Das deutsche Publi-kum lernte, was passives Spiel war.Die schärfer Sehenden freuten sich an dem Fehlen fast jeg-lichen Virtuosentums. Es war also einem tüchtigen Regisseur dochmöglich, die Leistung des einzelnen so weit zurückzudrängen, daß siein den größeren Nahmen stimmungsvoll sich einfügte! Freilichentgingen den vom Taumel der kritiklosen Begeisterung wenigerErgriffenen auch die Mängel des Systems nicht. Die echtenRüstungen und Teppiche galten zu viel, die Schauspieler bisweilenzu wenig. Es konnte geschehen, daß im Gewirr einer großenSzene, in einem breit und realistisch durchgeführten Lebensbilde,die Dichtung zur Nebensache wurde. Auch die Schauspieler kamenüber eine gewisse Grenze nicht hinaus. Gewiß, sie waren gut, aberbis zur Genialität verstieg sich keiner, denn Genies konnte dasPrinzip, nach dem sie arbeiteten, nicht brauchen.Dieses neuerweckte Interesse für das Theater war wichtig, wareine Lebensfrage für den jetzt langsam sich vollziehenden Um-schwung auf literarischem Gebiete. Der aufsteigende Naturalismuswarf seine Schatten voraus; die großen Ausländer, vor allemIbsen, wollten der Bühne erobert werden. Das ging nicht mit demvorhandenen Material an klassischen Schauspielern, das war nurmöglich, wenn ein für die Bühne stark interessiertes Publikum denSuchenden und Experimentierenden die Mittel, die Gelegenheit zusolchen Versuchen gab. Das Interesse für das Theater, für jede Artvon Stil hatten die Mcininger wieder geweckt. Die neue Kunstbrauchte nur zu kommen.Bis jetzt hatte sich, von ganz vereinzelten genialen Erschei,nnngcn, wie etwa Ludwig Devrient, abgesehen, die deutsche Schau-svielkunst nach vorwiegend zwei Seiten entwickelt. Man pflegteentweder ein edles Pathos, eine gehaltene, steigerungsfähige Tekla-mation, vor der im Affekte das Haus erzitterte, oder einen möglichstreinen, realistischen Stil, der im Konversationsstück, im feinenLustspiel der Wirklichkeit so nahe wie möglich zu kommen trachtete.Daß die moderne Seele mit ihrem verfeinerten Nervenlcbcn, ihrerleisen Dekadenz, noch andere Ausdrucksmöglichkeitcn besag, wußteman noch nicht, obgleich die Dichter, seit Kleist etwa, jenes Un»bestimmbare. von Nervosität, von Impressionismus.