fto

-

756

Kleines feuilleton.

Sprachwissenschaftliches.

bon leiserer feel gegeben hatten scher Schwingkraft ihren Gestalten schon mits der Anstoß Nun kam vom Auslande, vom Romanentum her, ou weiterer, feinerer darstellerischer Entwickelung. In dürfr Deutschland   wurde diese Nervenschauspielkunst zum Bes as mit der Entwickelung des Naturalismus und mit der Tier und Wie h. Allgemeine Begriffe finden sprachlich erst rkeren Einwirkung Ibsens   auf das deutsche Geistesleben. Dieser auf einer sehr hohen Stufe geistiger Entwickelung einen Ausdruck. Magus aus dem Norden konnte von Schillerdarstellern nicht gespielt Jahrtausendelang wußte der Mensch die einzelnen Tiere zu beo werden. Er forderte Schauspieler, die seinen immer nur End- zeichnen, ehe er einen Ausdruck fand, der alle Tiere insgesamt um punkte gebenden Dialog verständlich machen konnten, die analytische faßte. Und so bezeichnete denn auch in unserer Sprache das Wort Kraft genug besaßen, das zwischen den Zeilen stehende, Ungesagte Tier von vornherein durchaus nicht die ganze Gattung wie heut und Unsagbare zu verstehen und wiederzugeben. Jede feinste zutage; vielmehr verstand man darunter nur ein bierfüßiges, frei in Schwingung der Seele wolite da mitempfunden, jeder Herzschlag der Wildnis lebendes Tier, dem griechischen ther und dem latei miterlebt sein. Und wunderbar! Die Ibsenschauspieler, die nischen ferus entsprechend. Andere rechnete man nicht dazu, so die Nervenfünstler schossen wie aus dem Boden gestampft hervor. Man Vögel, die Fische, die Würmer; als Wurm gilt übrigens in der hat gesagt: Jede Zeit und jede literarische Schule schafft sich ihre Voltssprache ursprünglich alles, was friecht, namentlich auch die Darsteller. Hier wurde das wahr. Wo eben noch das Pathos, die Schlange vgl. den Ausdruck Lindwurm"-; und im alten wuchtige, schöngewachsene Kraft, die klare, helle Luft der Meininger deutschen   Rechte wird auch die Biene als Wurm bezeichnet. gewaltet und gewebt hatte, da tauchten jest zarte, schwächliche, ja gebrestenhafte Gestalten mit gellenden Organen und heftischer Gefichtsfarbe auf, da herrschte ein schweres Dunkel, in dem das Seelenleben dieser nervösen, verfeinerten Menschen sich entlud. Die erste Bühne des Impressionismus wurde das Deutsche Theater in Berlin   insofern, als hier eine Anzahl von Dar­stellern sich zusammenfand, die schrittweise der neuen Kunst Land eroberten, zwar nicht mit Jbsen, sondern mit Schiller anfingen und weniger in bezug auf das Repertoire, das sie eigentlich ver­nachlässigten, als in bezug auf den Darstellungsstil fich reformato­risch erwiesen.

Der Stil des Deutschen Theaters   erwies sich im höchsten Grade bildsam für den künstlerischen Nachwuchs, der hier emporkeimte. Georg Engels komische Urwüchsigkeit und liebenswürdige Rauheit wurden hier abgeschliffen, Otto Sommerstorff  , Arthur Krausned, Mar Pohl, Franz Schönfeld, Max Patteg, Hermann Nissen, Marie Pospischill, Louise von Pöllnik, Tersina Geßner und vor allem Else Lehmann   und Agnes Sorma   gingen von dieser Bühne aus. Die Stüßen des Ensembles waren Sainz, die Sorma und die Niemann. Rainz war von Förster am Leipziger   Stadttheater ausgebildet worden, hatte dann drei Jahre bei den Meiningern, drei in München   gewirkt und schon beim Gastspiel der Meininger in Berlin  als Prinz von Homburg, als Kosinsky außerordentliche Hoffnungen erwedt. Sie erfüllten sich nun, denn Kainz besaß alles, was der Nerbenschauspieler, der Impressionist braucht: eine biegsame, schmale, faßenhaft geschmeidige Gestalt, die wie eine Damaszener  Klinge auffchnellen konnte, eine Stimme, die alle Register von fauchenden Fisteltönen bis zum niederwuchtenden Baß ziehen konnte, ein Händespiel voll unnachahmlich vielseitiger Beredsamkeit und das einnehmende, krankhaft bleiche Antlik, dem zwei seltsam Leuchtende Augen einen Stich ins Hinfällige, Morbide verliehen. Und dazu kam ein seltener Intellekt und ein Reichtum der Seele, der jeder seiner Gestalten unmittelbarstes Leben verlieh. Den stärksten Eindruck machte Kainz als Sprecher. Schon Richard Wagner   hatte verlangt, das Redetempo auf der Bühne um das Doppelte zu beschleunigen. Kainz wurde dieser Forderung gerecht. In seiner Sprechweise gab es kein wohliges, deklamatorisches Aus­ruhen auf dem Wort; jagend eilte sie dem Sinneshöhepunkte zu, um nach furzem Verweilen ebenso rasch dem Sinnesschluß der Phrase zuzusinken. Diese Art konnte sich nur ein Meister des Ver­ftandes erlauben, einer der sinnenfällig trotz alledem zu akzentuieren verstand. Im Munde seiner Nachahmer und die Sprechweise von Kainz wurde schnell in Deutschland   Mode wurde solche Art zur Manier, die jedes Verständnis des gesprochenen Wortes er­tötete. Jahrelang hat man nach Stainz   erster Wirksamkeit in Deutschland   oder wenigstens in Berlin   fein gutgesprochenes Wort gehört. Auch für den Künstler selbst lag die Gefahr der Manier hier nahe und er ist ihr nicht immer entgangen. Bei Wieder­holung von Stücken, auf Gastspielreisen, geriet er nur zu leicht in ein bloßes Abhaspeln der Rede, dem irgendwelche seelische Gr­regungen als treibende Ursachen nicht parallel gingen, Kainz mar­fierte" und war dann nur noch der Schatten seiner selbst.

-

-

-

Neben ihm stand in brennender Schönheit und mädchenhaftem Charme zugleich Agnes Sorma  , die nie besser war, als wenn fie, schön und herzensflug, aber mehr empfindungszart als empfindungs­start, die anschmiegsame Frau ohne Geist auf welcher Altersstufe und welcher Verkleidung immer darzustellen hatte. Das Bild eines naiv- koketten Weltkindes zeichnete sie in stillen, wunderfein abgetönten Aquarellfarben, mit ungreifbaren Nuancen, von einem Flor umfloffen, einem zitternden Hauch umweht"( Jacobsohn). Ihre Christine in Schnitlers Liebelei", ihre Jüdin von Toledo  , ihr Käthchen von Heilbronn, ihre Katharina Shakespeares waren bon berüdender Menschlichkeit. Die dritte unter den Großen des Deutschen Theaters  , Hedwig Niemann, entwickelte sich zur Stühe des modernen Repertoires von L'Arronges Gnaden. Was sie an Reichtum der Seele zu vergeben hatte, das mußte sie an ephemere Gestalten fleiner Hauspoeten verzetteln.

Mit solchen Künstlern beherrschte das Deutsche   Theater fünf Jahre lang das darstellerisch interessierte Berlin  ,

( Schluß folgt.)

"

Ebensowenig rechnete man ursprünglich die nutzbaren Herdentiere, wie die Haustiere überhaupt, zu den Tieren; für sie galt vielmehr der Sammelname Vieh oder die Mehrzahl Vieher, Wiecher, die heute nur noch mundartlich erhalten ist. Der Bauer spricht in diesem Sinne noch heute nicht von seinen Zieren, sondern von seinem lieben Vieh oder seinen lieben Viechern. Auch in der Be nennung Tiergarten"(= Park mit Wild  ) gegenüber" Viehhof" und Biehstall" blickt noch das ursprüngliche Verhältnis durch. Die Weidmannssprache aber versteht unter" Tier" nur den weib­lichen Hirsch, die Hindin. Während also bei diesem Wort in der Schriftsprache eine Verallgemeinerung, Erweiterung des Bes griffs eintrat, so umgekehrt in der Weidmannssprache eine bedeutende Berengerung, die schon das Mittelhochdeutsche kannte und heute noch das englische   deer zeigt. Das Vich aber war der wert­vollste Bejiz der alten Germanen und galt wie bei anderen Natur­völfern als Bahlungsmittel. Daher bedeutete das Wort in unserer alten Sprache( gotisch faihu) auch Besiz, Vermögen, Geld". Die gleiche fulturgeschichtlich bedeutsame Tatsache zeigen uns die mit unserem Wort verwandten lateinischen Wörter: peculium Besig und pecunia= Geld find Ableitungen von pecu( s)= Vieh. Vergl. auch engl. fee= Lohn, Trinkgeld. Auch das mittellateinische feudum Lehen( vergl. feudal, Feudalwesen) leitet man ab vom althochdeutschen feod, eig. Viehbesitz. Im Gegensaze dazu steht allod= Ganzbefiz, freies Eigentum.

=

-

=

Völkerkunde.

Ein Märtyrer unter den Indianern. Ein Mann, der eine Art von Heldenleben geführt und doch weder mit seinen Leistungen noch mit seinem gleichfalls heroischen Ende eine ge­bührende Beachtung gefunden hat, ist ein Engländer namens Spark­man, der sein Leben der Erforschung eines Indianerstamms ge­widmet hat, mit dem er lebte und von dem er schließlich auch er­mordet wurde. Der Wohnplatz dieser Indianer, die den Namen Luiseno führen, ist die Landschaft von San Diego   in Kalifornien  . Gerade vor seiner Ermordung, die im Mai 1907 stattfand, hatte Sparkman ein vollständiges Lexikon der Sprache dieser Leute und außerdem einen Bericht über die Kultur diefes Stammes fertig­gestellt. Letzterer ist in den Denkschriften der kalifornischen Uni­versität für Altertums- und Völkerkunde veröffentlicht worden. Die Lebensweise der Luisenoindianer steht nach den Angaben ihres fühnen Erforschers in mancher Hinsicht recht tief. Ihre Nahrung zum Beispiel besteht vorzugsweise in verschiedenen Arten von Gicheln, aus denen sie ein Mehl bereiten, indem sie die Früchte in einem Steinmörser zermahlen. Der Mörser ist ein einfacher Stein mit einer flachen Höhlung, der von einem bedenförmigen Korb um­geben wird, in dem beim Schlagen mit dem Stößel die fliegenden Teile aufgefangen werden. Wenn durch fortgesetzte Benutzung des Steins die Höhlung tief genug geworden ist, wird der Korb als überflüssig beseitigt. Diese Indianer kennen unter anderem eine Sitte, die ziemlich weit verbreitet ist, aber doch wohl als eine der merkwürdigsten gelten kann, auf die das Menschengeschlecht je ber­fallen ist, nämlich die sogenannte Couvade. Sie besteht darin, daß nach der Geburt des Kindes der Water das Wochenbett hält oder sich jedenfalls mehr Pflege angedeihen läßt, als sie der Mutter bewilligt wird. Namentlich muß der Vater vor Erkältung in acht genommen werden, weil nach dem Glauben dieser Leute auch die Gesundheit des Kindes dadurch gefährdet werden würde. Freilich hat diese Sache nicht nur lediglich Annehmlichkeiten für den Vater, denn er muß z. B. genau dasselbe effen, was der Säugling be­kommt. Noch schlimmer ergeht es ihm, wenn das Kind stirbt, weil er dafür verantwortlich gemacht wird; er muß also die größte Vor­ficht beobachten, namentlich auch mit Bezug auf die Getränke, und führt während dieser Zeit ein wirklich sorgenvolles und wenig be­neidenswertes Dasein. Umständliche Gebräuche haben diese Indianer auch für das Ereignis, das wir kurz als Konfirmation der Jugend bezeichnen würden.( Gemeint sind die bei sehr vielen primitiven Völkern üblichen Mannbarkeitszeremonien.) Es wird bann eine besonders würdige Persönlichkeit ausgewählt, die den jungen Leuten Unterricht erteilt. Darin erhalten sowohl Knaben als Mädchen allerhand gute Lehren über Lebensregeln und über die Vorschriften des guten Tons und auch angemessene Ver­warnungen. Die ganze eigentümliche Kultur dieser Indianer ist wahrscheinlich von sehr hohem Alter.

Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin.- Drud u, Berlag: Vorwärts Buchbruckerei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.