«uch ten AuZdruckTurnen der HautmuSkeln" gewählt, weil sie gleich dem körperlichen Turnen immer stärkend wirken. Ergänzt wird diese vernünftige Abhärtung durch eine passende AuZwahl der Kleidung, die nie schematisch, oder mit Rücksicht auf Mode und Eleganz, sondern stets zweckmäßig und den jeweiligen Witterungsverhaltnissen angepaßt getragen werden soll. Daß ein gewisses Maß von Vorsicht nie außer Acht gelassen werden soll, versteht sich von selbst. Es wäre selbst für den ab- gehärtetsten Menschen ein immerhin gefährliches Erperiment. so- zusagen eine Erkältung herauszufordern, zum Beispiel in stark durchnäßten Kleidern stundenlang irgendwo im Zuge zu stehen. Auch die Abhärtung kann nichts übermenschliches leisten und hat ihre Grenzen. Nicht nur töricht, aber und ebenso gefährlich, wie das leicht- sinnige herausfordern, ist die allzugroße Vorsicht. Wer sich bei jedem Windhauch, bei jedem schlechten Wetter ins Zimmer ein- sperrt, selbst im Sommer Wolliväsche trägt, sich den Hals mit dicken ShawlS umhüllt und dergleichen, verweichlicht sich und bc- schwört erst recht die Gefahr der Erkältung herauf. Gleims fsuUleton. M-tfik. EinBerliner Operetten-Theater SW." ist an die Stelle derLortziug-Lper" getreten, deren trauriges Ende wir im Sommer.miterlebt haben. An Aussicht für eine solche Neugründimg fehlte es um s» weniger, als längst auch dasZentral- Theater" dahin ist, das jahrelang ein Mittelpunkt des kleinen Kunstlebens der Operette war. An Hoffnung auf ein Gedeihen fehlt es jedoch seit der Eröffnung etwas mehr. H a v a n a". englische Tanzoperette von den und den Text- autoren, Musik von Leslie Stuart . Bei dem NamenTanz- operelte" tönnle inan daran denken, daß die Geschichte des Ballettes nicht arm ist an Bemühungen, über ein bloßes Formenspiel von Körperbewegungen hinaus zu gelangen zu einem wahrhaft drama- tischen Ausdrucksspiel und aus den Wolkenhvhen mythologischer Allegorien oder dergleichen herabzusteigen zu Bildern deS Tun und Treibens wirk- licher, vielleicht sogar gegenwärtiger Menschen. Ein Gegenwarlsballett ist wempstenS in Anläufen nichts Neues mehr; und Kenner des Empire-Theater in London könnten unS davon Näheres erzählen. Sonst aber werden wir uns doch wohl hüten vor einer Verführung durch den Geschmack der Engländer, die sogar ihren Shaleipeare verlanzen, d. h. ourch hin- und herwippende Singmädchen unter- haltlicher machen. Aus derartigem Wippen besteht nun in der Hauptsache auch die un» jetzt vorgeführte Tanz- operettc. Ihren Inhalt zu erzählen, würde sozusagen eine Raumsünde fein. Verwickelungen zwischen Verlobten, zwischen kubaniichcn Dummerlingen und englischen Seeleuten, verknotet mir Bariöle-Tricks, das ganze nur hie und da gesteigert zu dem, ivaS jedenfalls fein Recht haben soll: zum höheren Blödsinn das füllt den langen Abend. Die Musik reicht nicht an daS heran, was wir auf dem Boden der Operette selbst schon gehört haben. Ihre Vorstadt- Muse hat allzu derbe Formen. Wiederum jedoch zeigt sich die merk- würdige Erscheinung, daß derartige Komponisten ein ganz hübsches Können besitzen, aber unter der Sklaverei des Texte? verderben. Hier zeugen die Chöre, besonders wo sie mit bcwegwrem Solo- gelang verwoben sind, davon, daß wir auf den Komponisten in güiisttgeren Verhältnissen ganz wohl rechnen können. Hier steckt denn auch das beste Verdienst der neuen Theater- gesellichaft. Der Chor besitzt gute Stimmen und war gut ein- gepaukt. Bon dem. was die Solisten leisteten, müßten wir da? Wertvolle allzu mühsam heraussuchen, als daß wir nicht lieber auf Namensnennungen verzichten. Wer auf abendliches Amüsement und Ausstattnngskllnst bedacht ist, wird immerhin auf seine Kosten kommen. bz. Kunst. Bon Wilhelm Busch . Die Ausstellung bon Werken deS verstorbenen Meister«, die gegenwärtig im Künstlerhause sBellevuestr. 3) stattfindet, ist hier bereit» vor geraumer Zeit, als sie in München zu sehen war. signalisiert worden. Sie enthält zirka 300 Arbeiten, zur Hälfte Oelbtlder. zur Halste Aquarelle und Zeich- nungeu. Die Oelbilder sind fast durchweg Studie» und Skizzen Köpfe, Einzelfiguren, Szenen, Landschanen. Stilleben sehr selten fertige, ausgeführte Werke. Der Künstler zeigt in diesen Ar- beiten, daß er sich auö dem Bannkreise der alten Niederländer, die ihm in München und Antwerpen die ersten entscheidenden Eindrücke gaben, als Maler nie hat völlig befreien können. Einzelne seiner Typen scheinen direkt von Brouwer und TeuierS entlehnt zu sein. Die Eigenart Busch « zeigt sich nur hier und da in einer suggestiven Linie oder einer ausdrucksvollen Silhouette. Koloristisch sind die Arbeiten ohne jede« Interesse. Bnscd sah die Natur ausschließlich in Linien, aber nicht in Farben. Die braune Sauce, der Galerieton der altmeisterlicheu Bilder, herrscht ü berill vor. In daS monotone Ensemble setzt er gern irgendeine grelle Spektralfarbe, z. V. eine knoll­rote Zacke, die aus nicht weniger al» 32 Gemälden der AuSstellunß wiederkehrt. Es ist dasselbe Kunffmittel. d«S auch die alten Niederländer (vergl. den berühmten weißet Schimmel des Philipp Wouwermon) zur Klärung und Hebung deS koloristischen Gesamteindrucks anzu» wenden pflegten. Der Pinselstrich ist fast durchweg forsch und wuchtig und erinnen zuweilen an die technische Bravour des Franz Hals . Aber es mangelt doch die eigenartige künstlerische Physiognomie. Der große Linienlünstler ist als Maler mittelmäßig, konventionell und unselbständig trotz allem, was der Verfasser der törichten Katalog- Vorrede und andere Enthufiasten über ihn orakeln. Ungleich interessanter und erfreulicher sind die ausgestellten Zeichnungen, wenn auch unter ihnen sich mancherlei Belang« loses gleichgültige Studienköpfe und Genreszenen, schwächliche Landschafts- und Baumichlagskizzen, bekritzelte Blätter ohne jeden Kunstwert findet. Aber die Originalzeichnungen zu einigen seiner berühmtesten Schöpfungen, wieHerr und Frau Knopp", Julchen",Plisch und Plum ",FipPS der Affe".Hans Hucke« dein" usw., geben ein ungemein lehrreiches Bild von der Arbeits- weise des Meisters. Man sieht, wie seine Wunderwerke entstanden, wie vorsichtig und weise die auf der fertigen Federzeichnung oft als Zufallseffekle wirkenden, leicht hingeioorfenen Striche und Kleckse vor« her i» unsicheren, mehrfach korrigierten Bleistiftentwürsen vorge« zeichnet wurden. Wir lernen beim Studium dieser Blätter das hervor« ttecdendste Merkmal seines künstlerischen Stils, die scheinbare Unbeholsenheit und Naivität des Ausdrucks, ihrem wahren Weien und Werte nach verstehen. Wie ein Kind, da? seine ersten Zeichen» versuche macht, gibt auch Busch nur das Wesentlichste, Augenfälligste der Erscheinungen wieder. Ein Stamm, zwei Aeste und vier Blätter bedeuten ibm einen Baum, drei Bäume bilden den Wald. DaS im einzelnen Fall Wichtigste wird in anscheinend naiver Weise täppisch hervorgehoben und dick unterstrichen: die Fliege, die sich auf die Nase des Kindes setzt, hat die Größe einer Faust, daS Verhängnis- volle Rasiermesser wird zum Scklachlschwert usw. Ein außer» ordentliches Raffinement wird dabei entwickelt. Kein Punkt, keine Linie ist zu viel da, und jede Linie und jeder Punkt haben etwa« zu sagen. Das scheinbar sinnlose Krickelkrackel ist mit staunenswerter Virtuosität und peinlicher Sorgfalt entworfen und ausgeführt. Außerdem haben die Originalzeichnungen vor den Holzschnitt« reproduktionen den Vorzug, daß der Kunstkenner an ihren mannig- fachen Ungenauigkeiten und Unregelmäßigkeiten die persönliche Handschrift des' Künstlers mit allen ibrcn intimen Reizen studieren und die Entstehung jedes Werkes gewissermaßen miterleben kann. So ist die Ausstellung unbedingt sehen?« wert für den Künstler, den daS Technische intereifiert, und für den Kunsthistoriker, der an den mehr oder weniger gelungenen, sonst nicht zugänglichen Skizzen und Studien aus den verschiedenen Lebenszeiten des Meisters leinen EntwickelungSgang erkennen will. Daß sie dem großen Publikum viel Fesselndes bietet, möchte ich bezweifeln. Fast dasselbe kann man bon den jüngst unter dem Titel Hernach" im Verlage von Lothar Joachim in München eeschienenen Versen und Zeichnungen Wilhelm Büschs sagen. Der Autor hat die Redaktion des Manuskripts noch selber besorgt, wünschte aber, daß die Veröffentlichung erst nach seinem Tode erfolgen solle. Der Hauptroiz des dürstigen und ziemlich teuren Bündchens besteht darin, daß die Zeichnungen in Faksimile wiedergegeben sind und daher die individuelle Note deS KüustlerS treuer und kräftiger zum Ausdruck kommt als auf den Holzschnitt- bildern der früheren Publikationen. Den Inhalt bilden gleich- gültige Bagatellen ohne erheblichen Kunstwert. J. S. Aus dem Tierreiche. Die Erhaltung deS amerikanischen Bison. Der Auerochs, der als das eigentliche Urrind. d. h. als der Stammvater aller Rindergeschlechter zusammen, betrachtet wird, ist ganz aus- gestorben. Dagegen sind noch Ueberreste eine? nahen Verwandten. nämlich deS Büffels, am Leben. In Europa beschränken sich diese ans eine geringe Zahl von Exemplaren in den Waldsümpfen von Bielowice, und m Nordamerika , wo von dem dort Bison genannten Büffel tioch vor verhälmismäßig kurzer Zeit große Bestände vor- Händen waren, sind diese jetzt auch derart herunlergeiommen, daß besondere Maßregeln gegen ihre völlige Vernichtung haben ergriffen' werden muffen. ES hat sich sogar eine Amerikan Bison-Gesellschast zu ihrem Schutz gebildet. Vor allem aber hat der Kongreß der Vereinigten Staaten währen» seiner letzten Tagung eine größere Summe bewilligt, um den Büffeln im Staate Montana in der Reservation der flackköpfigen Indianer ein Asyl zu schaffen. Ein dortiger Gelehrter. Professor Elrod, hat nach sorgfältiger Prüfung verschiedener Gegenden das genannte Gebiet als am besten geeignet empfohlen. Nunmehr wird e» mit einem Zaun umgeben werden, der bei einer Fläche von elwa VOllO Hektar eine ziemlich kostspielige Anlage bedeutet. Außerdem werden besondere Gebäude und Schutzlager zur Pflege der Tkere geschossen werden. Eine Summe von 120000 Mark ist allein dazu erforderlich. die bisherigen Besitzer deS Bodens, von denen viele Indianer sind, auszukaufen. Die Be« schoffung besonders schöner Büffel hat die Bison-Gesellschast über« nommen. UebrigenS steht die gcplonte Anlage nicht ohne Vorgang da, indem schon»or einiger Zeit ein reicher Amerikaner eine Summe zu dem Zweck hinterließ, eine Bisonherde in dem Pork des Blaue» »ergeS in New Hampshire einzuhegen. DieS Beispiel hat donn eine nalionale Bewegung perursacht, dle zunächst zur Begründung der Nison-Gesellschoft und donn zu den weiteren Maßnahmen führte. Verantw. Redakteur: Georg Davidsobn, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.BerlogSanstalt Paul Singer LiC»..Berlin8Ui.