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fagt der eine, förperlich fühlbare Ermahmmgen", fagt der andere.] Freudentränen" nichts gemein. Es handelt sich vielmehr babet Aber diese sanften Umschreibungen können niemand darüber täuschen, im wesentlichen um einen rein mechanischen Reiz infolge des daß hier von Aerzten in Büchern welche die Hygiene des Kindes starten Zusammendrückens der Augenlider, das mit dem Lachs zum Vorwurf baben, die törperliche Büchtigung für Säuglinge in torgang Hand in Hand geht. In ganz gleicher Weise vermag den ersten Lebensmonaten empfohlen wird. Den Verfaffern genügt auch das Gähnen eine Tränenabsonderung zu bewirken. Wenn es wohl nicht, daß unsere Stinter, sobald sie gehen und reden können, bei Augenleiden ein" Tränen" stattfindet, so liegt jedesmal patho­in Haus und Schule der Prügelpädagogit ausgeliefert werden; es logische Reizung gewiffer Nerben vor, die durch die starke Absone genügt ihnen nicht, daß unseren größeren Kindern durch das Gefühl, derung der Drüsen ausgelöst wird. der Abbängigkeit von außen die Jugendfreude und das Glüd freier Entwickelung gestört wird. Nein, schon im Säuglings­

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Medizinisches.

alter" soll der finstere Geist der Zuchtrute über den armen Von der englischen Krankheit. Zur Aufklärung über Kleinen schweben und die frühesten Sinneswahrnehmungen be- bie englische Krankheit dient eine Untersuchung des Arztes Herrichen. Die Büchtigung als Wiedervergeltung für die Launen" Dr. Gelati über den Zusammenhang der Häufigkeit dieser höchst eines Säuglings! Und wenn es noch immer Launen wären! Woher verderblichen Kinderkrankheit und des Alters der Eltern. Dem Arzt nimmt der Arzt die Sicherheit, zu behaupten, daß, weil seine Unters stand dafür das Material der Kinderklinik an der Medizinschule in fuchung teine Ursache für das Schreien des Kindes findet, auch keine Parma zur Verfügung, und zwar fonnte die stattliche Zahl von Ursache vorhanden sei? Und was kaum dem Arzt gelingt, das soll 3121 Kindern herangezogen werden, die im Verlauf von vier die Mutter verstehen und entscheiden! Wenn man doch endlich das Jahren Aufnahme in die Klinik gefunden hatten. Unter diesen Märchen von dem launenbaften" Säugling fahren lassen wollte! wurde bei 615 englische Krankheit festgestellt, also bei etwa Ein gesundes Kind ist nicht launenhaft, und was wir Launen" zu einem Fünftel. Die große Verbreitung des Leidens ist dadurch von nennen belieben, ist bei Kindern wie bei Erwachsenen ein neuem bewiesen. Auffallend und der Erwartung widersprechend ist uns nicht bekannter förperlicher oder seelischer Samerzzustand. die Feststellung, daß die Landkinder häufiger von dieser Krankheit Eine ähnliche draktomiche Maßnahme rät Kaupe in Fällen, wo befallen werden, als die in Städten lebenden Kinder, denn für jene Säuglinge durch Schwäche oder Trägheit" an der Brust ein- betrug die Verhältniszahl der daran Erkrankten nur etwa 17, für schlafen, ehe sie satt sind. Man kann diese Kinder dadurch ers jene dagegen fast 25 Prozent. Besonders wichtig aber ist ziehen, daß man sie nicht etwa durch Hin- und Herschieben der die Ermittelung, daß unzweifelhaft die Kinder umsomehr zu Warze im Munde zum eiteriaugen anregt, sondern dadurch, daß englischer Krankheit neigen, je älter die Eltern zur Zeit der man sie dann einfach ins Bettchen legt und mit der nächsten Mahls Geburt gewesen sind. Unter den Kindern, deren Eltern sich zur Zeit zeit bis zu deren richtigen Zeit wartet. Da ist es denn der Hunger, der Zeugung noch in einem Alter von weniger als 20 Jahren bes der diese Unart bald abstellt." funden haben, verfallen noch nicht 12 Broz. der englischen Krankheit. Der trintschwache Säugling wird, wenn er zu wenig getrunken Bei einem Alter der Eltern zwischen 20 und 30 Jahren steht die hat, sein Bedürfnis bald durch Schreien verraten und fo lange Biffer auf 19, und beim Alter von mehr als 30 Jahren auf mehr fchreien, bis er wieder Nahrung erhält. Und durch das Schreien als 22 Proz. Diefe Tatiache gibt gewiß zu denken, da die wirt ermüdet, wird er mm erst recht nicht die Kraft zum Saugen haben, schaftlichen Zustände immer mehr auf eine Verzögerung der Ehe­sondern nach wenigen Zügen einschlafen. Womit das schöne Spiel schließung binwirfen. Sie wird aber an Bedeutung überboten von neuem beginnen fann. Da ziehe ich doch die von Kaupe ver- durch einen anderen Hinweis von Dr. Gelati, der einen in seiner pönte alte Sitte vor, ein solches Kind durch Hin- und Herschieben Wichtigkeit oft hervorgehobenen Mißstand berührt. Der Hauptfaktor der Warze, durch Betupfen mit Wasser usw. zum Trinken anzuregen. für die Bewahrung eines Kindes vor der englischen Krankheit beruht Alle Vorzüge der sonst recht zwedmäßig susammengestellten nämlich auch nach diesen neuen Forschungen darauf, ob das Kind Bücher fallen nicht ins Gewicht den gerügten Mängeln gegenüber. auf natürliche Art, auf die es als Säugling" ein Anrecht hat, von Wir beflagen besonders, daß der Verlag B. G. Teubner in Leipzig , der Mutter ernährt, oder ob es auf die Flasche verwiesen wird. der sich sonst stets als Vorfämpfer humaner Erziehungsmethoden gezeigt hat, in seiner trefflichen Sammlung solch gefährliche Prügel­pädagogik zu Worte fommen läßt.

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Physiologisches.

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Dr. M. H.

Die Unerießlichkeit der Mutterbrust und die Notwendigkeit, den Müttern die physischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen zur Ero füllung ihres Mutterberuss zu schaffen, wird also auch durch diese Untersuchung erwiesen.

Aus dem Pflanzenleben.

Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch Elektrizität. Schon vor längerer Zeit machte ein norwegischer Phyfifer, Profeffor Lemström, die Beobachtung, daß der Ernte­ertrag eines Feldes durch elektrische Entladungen um 30 bis 100 Broz. vermehrt werden kann, bei einer gleichzeitigen Verkürzung der Dauer des Neifens und einer wesentlichen Verbesserung der Qualität. Veranlassung zu diesen Experimenten war seine Beobachtung, daß der Pflanzenwuchs in den Polarregionen trotz der fehlenden Er schrieb diese Wärme auffallend schnell und fruchtbar ist. Erscheinung, wie seine Verfuche zeigten, mit Recht den stärkeren elektrischen und atmosphärischen Entladungen der Nordregionen zu, die unter anderem auch die unter dem Namen Nordlicht" bekannte prächtige Himmelserscheinung verursachen. Lemström überspannte das zu beeinflußende Feld mit einem Drahtneß, das mittels einer Influenzmaschine mit ruhender statischer" Elektrizität geladen wurde, die fich dann in sogenannten dunklen Entladungen" über das Verfuchs feld zur Erde entlud. Diese Verfuche konnten aber, trotz ihrer guten Resultate im fleinen, im großen Maßstabe in der Praxis nicht Eingang finden, weil die Influenzmaschine unzuverlässig arbeitet und weil vor allem die Drahmeße dicht über dem Boden gespannt werden mußten, wodurch die Bearbeitung und Begehung des Feldes während der Beeinflussung durch Elektrizität unmöglich gemacht wurde. In den letzten Jahren hat sich aber der berühmte englische Physiker Sir Oliver Lodge mit demselben Problem be fakt und eine Methode gefunden, mittels besonderer ihm patentierter Gleichrichter" sicher und billig aus Wechselstrom bon- hoher Spannung den für diese Zwede erforderlichen hoch gespannten Gleichstrom zu erzeugen. Bei Anwendung eines solchen Stromes darf das Drahtnetz eine Höhe von 5 Metern über dem Boden haben, so daß hochbeladene Erntewagen darunter durchfahren tönnen.

Die Funktion der Tränen. Die Tränen des Wei­nens und Lachens, die Tränenabsonderung auf einen mechanischen oder Lichtreiz sind wohl jedem bekannt, aber die psychische Wertung der Träne oürfte wohl den meisten näher liegen, als die natur­wissenschaftliche. In einem Aufsatz der Zentral- Zeitung für Optik und Mechanit" ist die Funktion oder gesunden und der kranken Tränendrufe einer zusammenfassenden Betrachtung unterzogen, aus der die Zweckmäßigkeit der Tränen bei den verschiedenen An­Tässen ihrer Absonderung hervorgeht. Der Inhalt der Tränen­brüfen wird sofern nicht gewisse krankhafte Veränderungen dem entgegenstehen während des ganzen Lebens beständig ab. gesondert und durch den Lidspalt selbsttätig nach der Nase ab­geleitet, und zwar unbewußt und unbemerkt. Eine frankhafte Steigerung dieses Vorganges fann wohl vorkommen, ist jedoch selten. Die Tränenflüssigkeit ist für das richtige Funktionieren des Augenapparates von außerordentlicher Wichtigkeit. Durch sie wird ein richtiger Lidschluß erst ermöglicht. Gleichzeitig bildet fie einen unerläßlichen Schutz für Horn- und Pindehaut, die ohne deckende Flüssigkeitsschicht namhaften Schädigungen, insbesondere durch Bakterien, ausgefeßt wäre. Die chemische Zusammensetzung der Tränen vermag die Angriffe der Mikroorganismen abzuwehren oder doch wenigstens erheblich abzuschwächen. Die optische Funk­tion des Auges wird durch die flüssige Schutzdecke in leiner Weise beeinträchtigt. Nur wenn eine übergroße Ansammlung von Tränenflüssigkeit im Bindehautsad stattfindet, wie etwa beim Auf­treten von Hindernissen im Tränenschlauch oder bei starkem Bu fammendrüden der Augenlider, wird das Sehen undeutlich, da die Tränenschicht dann die Form eines Konverzylinders annimmt. Wenn man beispielsweise im Dunkel gegen eine Lichtquelle sieht und dabei mit den Augen zwinkert, so scheinen von dem Licht einer Laterne etwa mehr oder minder lange Strahlen auszu­gehen, die dem Blick des geöffneten Auges nicht standhalten. Das Weinen ist von einer anormalen Tränenabsonderung begleitet, die burch seelischen Reiz, also vom Gehirn aus, zustande kommt. Die Tiere wemen nicht. Auch beim Kinde dauert es oft ziemlich lange, bevor ein eigentliches Weinen zu beobachten ist. Bisweilen währt dieses ein halbes Jahr; jedenfalls pflegen die Kinder in den ersten Wochen ihres Daseins fich mehr durch Schreien als durch Weinen zu betätigen. Daß man auch infolge von Freude weinen kann. wird oft gesagt. Es ist aber nicht so ganz einfach, Gefühle zu analysieren, und man fragt h unwillkürlich, ob die Freuden stimmung. die zu Tranen Anlaß gibt, nicht nahe mit jenem Seelenzustande verivandt ist, den man Rührung" zu nennen pflegt. Daß jemand Tränen lacht". Tommt bor , hat aber mit den Beraning. Redakteur: Georg Davidfohn, Berlin . Drud u, Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW. u.

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In den Jahren 1906 bis 1908 find mit dieser Einrichtung Ber fuche über eine Fläche von 10 Heftaren durchgeführt worden, die den Beweis für eine erfolgreiche praktische Verwendung des Systems in der Landwirtschaft gebracht haben. Nach Nachrichten von Herrn Mag Breslauer in der E. T. 8." ist zurzeit eine fleine Demonstrationsanlage in der Nähe von Berlin im Bau begriffen. Es ist anzunehmen, daß dieses Verfahren in der Landwirtschaft und befonders im Gartenbau bald eine ausgedehntere Verwendung finden wird, besonders da die erforderlichen Energiemengen klein und die Anlagen verhältnismäßig einfach sind. Jedenfalls bedeuten diefe Berinde einen großen Fortschritt in der Elektrisierung" der Land­wirtschaft.

Sth.