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Vom Winterfchlaf der Pflanzen. beti um fo energiſcher, da ja die Pflanze nicht für taufende breiter
Wenn im Spätherbst Bäume und Sträucher ihr buntes Raub abschütteln, wenn sich die Zwiebel- und Knollengewächse in die schützende Erde verkriechen, d. h. ihren oberirdischen grünen Strunk verwelten und absterben lassen, so sind das lediglich Vorbereitungen für den Winterschlaf, den sie je nach dem Temperaturrüdgang Ende November oder Anfang Dezember beginnen. In warmen Ländern. tro es feine Kälteperioden in dem uns geläufigen Sinne gibt, fennt man auch den Laubfall nicht, der sich bei uns oft innerhalb weniger Tage, in der Regel aber in kürzester Frist vollzieht, sondern dort crfolgt der Laubwechsel stetig, aber unmerklich: Das Blatt erliegt der Altersschwäche und wird durch einen Jungtrieb ersetzt. Dadurch erscheinen dort die Gewächse ewig grün und bieten nicht das Bild laubloser dürrer Aefte, das unserer Flora im Winter das Gepräge gibt. Es liegt auf der Hand, daß das seinen guten Grund haben muß, und dieser liegt darin, daß belaubte Pflanzen, also faft reiche Gewächse, dem Froste erliegen. In der Tat gilt für die Mehrzahl der Gewächse als Regel, daß der Tod infolge des Frostes um fo eher eintritt, je jünger und wafferreicher die Gewebe sind. Dazu kommt es auch, daß das Laub der Buchen, Hainbuchen und fommergrünen Eichen, das im Herbste selbst nach wiederholten Frösten nicht getötet wird, in jugendlichem Zustande wefft und bertrodnet, wenn nur in einer einzigen Frühlingsnacht die Temperatur unter Null gesunken ist.
Blattflächen zu sorgen hat; und doch langsam, mit der Bedächtig feit und Gewissenhaftigkeit einer Neufchöpfung, da ja im allge meinen der Safttrieb stockt und die Wurzeltätigkeit ruht. Es ist, als spannten die Millionen Zellen endlich einmal aus, als er holten sie sich von ihrer schweren Sommerarbeit durch füßes Nichtsaun, durch einen tiefen, tiefen Schlaf unter dem lähmenden Einflusse starrer Winterfälte. Nur in den Knospen vollzieht sich in den tiefverborgenen, sorglich vor dem Froste durch dichte Mauern geschüßten Zell - Laboratorien geheimnisvolle Arbeit, und darüberhin geht der Traum eines neuen schöneren Lebens, das sich da vorbereitet. Das ist der Winterschlaf der Pflanzen.
Der vielfältige, oft geradezu raffiniert ausgebildete Schuhmantel der Knospen läßt uns erkennen, daß sich die Pflanzen unter allen Umständen vor der Frostgefahr während des Winter schlafes schüßen wollen. Es geht ihnen wie den Menschen, die wärmere Kleider tragen. Wie fommt es nun aber, daß in harten intern und selbst in solchen, die sich weniger durch Strenge als durch scharfe Winde auszeichnen, Aefte, ja ganze Bäume der Frostgefahr erliegen?
Der pflanzenphysiologische höchst komplizierte Vorgang des Ere frierens war lange Jahre ein Buch mit sieben Siegeln. Heute ist bie botanische Wissenschaft schon in das Geheimnis eingedrungen, aber noch immer ist die lehte Aufflärung nicht gegeben. Myrten und Orangenbäume erfrieren bei 2 bis 4, Zypressen und Feigen bei 7 bis 9, Zentifolien bei 18, Weinreben bei 21, Eichen und Was ist es nun aber mit dem eigentlichen Winterschlaf? Buchen bei 25, Pflaumen und Kirschen bei 31, Aepfel- und Birn Sehen wir uns eine Kartoffel an! Wir wissen, daß sie sich im bäume bei 33, das Löffelfraut gar erst bei 46 Grad unter Null! nächsten Frühjahr wieder zum Kartoffelstock auswachsen wird. Nun In Sibirien sind Lärchen- und Birkenbäume bisweilen einer liegt sie im Keller, und es hat den Anschein, als ob in ihren Zellen Temperatur ausgefeht, bei der das Quecksilber gefriert, und doch alle Bewegungen, Umlagerungen und chemischen Zersehungen ganz überdauern sie diese ungewöhnlichen Kältegrade. Wäre der Zell unterbrochen wären. Die Knolle liegt ruhig und ohne äußere Ber: inbalt reines Wasser, so wäre die Gefahr des Erfrierens unheimlich änderung den ganzen Winter im dunklen Raume, sagen wir bei groß. Da aber nicht Wasser, sondern eine mehr oder weniger einer gleichmäßigen Temperatur von 10 Grad. Der Frühling fondenfierte salzdurchsetzte Lösung das Zellinnere ausmacht, da tommt, allenthalben auf der Erde sproßt und feimt es, wir meinen, ferner die spezifische Konstitution des Protoplasmas bei den ber lediglich infolge der starken Erwärmung des Bodens durch die schiedenen Pflanzen verschieden ist, erklären sich auch die großen höher stehende Sonne. In den dunklen Keller aber fällt tein wär- Temperaturdifferenzen, die für den Erfrierungstod der bermender Sonnenstrahl, die Temperatur ist aber noch ein wenig geschiedenen Gewächse beobachtet werden. Es ist eingangs gesagt sunten, da erfahrungsgemäß die niederfte Temperatur in den Stellern fich erst am Schluffe des Winters einstellt, etwa wie wic die größte Nachtlälle vor Sonnenaufgang haben. Und trotzdem beginnt da unten jezt auch die Kartoffel mit neuem Leben, treibt ihre bleichen mit dem gefährlichen Solaningift gefüllten langen Keime und Sprosse, als wüßte fie, daß der Frühling seinen Ein- starrt in den zivischen den Zellen liegenden Höhlungen, in den so zug gehalten hat. Wer hat ihr das in ihrem finsteren Kerker verraten? Warum hat sie sich vorher so ruhig verhalten? Tempe ratur und Umgebung waren doch monatelang die gleiche. Auf diese Frage gibt es, jagt Kerner, nur eine Antwort, und diese lautet: Die Kartoffeltnolle war im Dezember noch nicht ausgerüftet; fie war nur scheinbar in absoluter Ruhe; in Wicklichkeit vollzogen sich in ihren Zellen fort und fort chemische Umsegungen und Umlagerungen, Zubereitungen und Herstellungen der Baustoffe, und diese waren im Dezember, Januar und Februar noch nicht so weit gediehen, daß es möglich gewesen wäre, Stengel, Blätter und Wurzeln aufzubauen. Erst im März find die Borbereitungen zum Auswachsen abgeschloffen, und erst jetzt kann jene Umgestaltung der Baustoffe, die auch äußerlich als Wachstum erscheint, erfolgen. Die organischen Berbindungen, wie sie die Zellen der Knolle im Herbste enthielten, würden auch unter dem Einflusse einer Temperatur von 20 Grad noch nicht zur Bildung von Stengeln, Blättern und Wurzeln getaugt haben. Alle diese Vorgänge bedürfen eben auch eines bestimmten Zeitraumes, und diefer läßt sich durch Erhöhung der Temperatur weder ersehen, noch merklich abkürzen....
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worden, daß die Gefahr um so größer ist, je saftreicher ein Organ ijt. Trockene Pflanzenteile, trockene Samen, überdauern sowohl erstaunliche Hihe wie auch die niedersten Temperaturen. Wasser, das noch nicht im Protoplasma verarbeitet ist, trist, je tiefer die Temperatur finkt, um so eher durch die Zellwände heraus und ergenannten Interzellularräumen, zu Eisnadeln. Bei den Bäumen verduniten diese Nadeln, es ist ja bekannt, daß Eis wie Wasser verdunstet, und der Baum trocknet aus; aber durch den Verlust wird auch der Zellinhalt physikalisch und chemisch so verändert, daß das Protoplasma die Fähigkeit zu leben verliert: so erklärt es sich, daß der Tod der Bäume nicht eigentlich durch Erfrieren, sondern durch Austrocknen eintritt, denn die Zelien verlieren die Straft, das von den Wurzeln im Frühjahre wieder aufgesaugte Wafer mit den Kährstoffen weiterzuleiten! Und bei allen übrigen Pflanzen hängt die Möglichkeit des Erfrierens von der Widers ftandsfähigkeit des Protoplasmas ab, die je nach der Konstitution außerordentlich verschieden ist. Da wir aber die Plasmatonfti. tution noch taum tennen, fönnen wir auch in die letzten Erscheinungen, die den Ted herbeiführen, noch nicht eindringen. Eins ist gewiß, ist infolge der Kältewirkung der molekulare Aufbau des Protoplasmas wirklich und dauernd zerstört, so ist die Pflanze unwiderruflich erfroren. Alle Fälle, in denen Gärtner erfrorene Pflanzen durch langsames Auftauen" gerettet und wieder zum Leben gebracht haben, sind nur dadurch erklärlich, daß die Organe gar nicht er froren, sondern nur gefroren, erstarrt waren.
Mit anderen Worten: alle Entwidelung braucht Ganz unverständlich ist dem Laien die häufig beobachtete Tats 3eit. Kein einziges Lebewesen gibt es, das diesen Satz auf den sache, daß manche Pflanzen erfrieren, obwohl das Thermometer Kopf stellen könnte. In der Zwiebel des lieblichen Schneeglöckchens noch nicht einmal 0 Grad zeigt, ja wenn wir gar noch 1 Grad Eilden sich schon im Laufe des Sommers die Anlagen für Blätter Wärme haben. Und doch liegt die Erklärung hierfür teilweise auch und Blüten, und Ende September find bereits alle Teile der schon in dem oben Gejagten. Die buntblätterigen Coleus, eine fünftigen Blüte zwischen den umhüllenden Zwiebelschuppen und beliebte Bimmerpflanze, das Basilien raut, Melonen, Tabak welten, Scheiden zu erkennen. Und doch braucht die Pflanze noch volle verdorren und sterben ab, wenn sie einer Temperatur von 2 Grad vier Monate, bis sie zur normalen Entfaltung gelangt, bis fie Wärme nur eine einzige Nacht ausgesetzt werden! Der Gärtner unter dem Schnee noch.- ihre Spißen treibt und dann, wenn faum fagt, die Pflanzen sind erfroren, der Botaniker behauptet wieder, das Quecksilber über den Rullpunkt geklettert ist, ihre Blüten- fie find vertrocknet. Und er erklärt es folgendermaßen: Durch die glödchen erschließt! Hunderte von Treibversuchen hat man ange erhebliche Abfühlung der Erde werden die zarten Wurzeln dieser ftellt, um eine frühere Blütezeit herbeizuführen, aber immer sind Pflanzen gezwungen, ihre Tätigkeit einzustellen. Mithin hört der fie fehlgeschlagen, denn die Blüten wachsen nicht aus und bleiben Wassernachschub in die oberirdischen Teile auf. Die Blätter aber frühhinfiechende Schwächlinge. So verhalten sich auch die Knospen verdunsten durch Millionen von Spa.töffnungen fortgesetzt Waffer, der meisten Sträucher und Bäume. Betrachte die dicen dunkel- so daß fie in der Tat welt werden und anderntags vollkommen verglänzenden Knospen einer Roßfaftanie! Tief in einen Belzmantel dorrt sind. Da sich verdorrte und erfrorene Blätter im Aussehen eingehüllt, den wieder ein Kranz dicker schüßender Knospenschuppen vollkommen gleichen, ist der Irrtum der Gärtner leicht erklärlich; umgibt, ruhen die schon weit entwidelten Jungtriebe fig und ein Erfrieren, d. h. die Bildung von Eiskrystallen findet aber in fertig in der Anlage, nur winzig flein und empfindlich. Aber die der Pflanze nicht statt. Anders wieder verhält es sich mit den Senofre braucht zu ihrer Entwickelung wie Startoffel und Schnee- jungbelaubten Pflanzen im ersten Frühling. Ihre Zellen ver glöckchen monatelang Zeit, um endlich, wenn auch die äußeren Be- lieren in sternenhellen, wollenlosen Nächten durch Ausstrahlung dingungen günstiger geworden, den dichten braunen mit zähem soviel Wärme, daß sie unter Null abgefühlt werden, während die Klebstoff ausgepichten Wintermantel abzuwerfen und die jungen Temperatur der umgebenden Luft noch über Null steht. Hier kann Triebe dem Lichte entgegenzurüden. also sehr wohl der Tod durch Erfrieren eintreten. Deshalb schützt man ja auch solche Pflanzen, indem man sie durch Decken, Matten usw. verhüllt und diese wie die ausstrahlunghemmenden Wolfen wirken läkt
Und diese Entwickelung geht umso beffer vor fich, je intenfiver der Baum um Herbste alle Nährstoffe aus den Blättern herausgefogen und als Reservestoffe in den Stamm zurüdgeleitet