J geh' mit, bal's dir recht is," fiel der Paulimann ein. »Aba du muatzt de Klag' geg'n rni guat sei lassen." Dös hat a so koan Wert nimmer. Vo dir will i nix; jetzt muaß i allawei geg'n an Hierangl streiten." Nadja bleib' i bei mein Wort steh'. Wann willst aufi zu'n Pfarra?" »Jetzt glei. I wart' koa Minuten nimma, bis i dös tvoaß." Der Kloibcr nahm seinen Hut.Mir san nacha sirti mit dem Sühneversuch. Herr Lehrer?" »Ja." �Werd dös it g'schrieb'n, daß der Schuller nimmer klagt geg'n mi?" fragte der Paulimann. Ich kann es schon schreiben," antwortete Stegmüller. Also der Bürgermeister und der Paulimann haben sich ver- glichen. Mit dem Hierangl war der Sühnversuch erfolglos." Der Kloiber unterschl'eb. Tann sagte er:-Du muaßt mi net falsch vasteh', Schuller. I Hab' mi net g'weigert, weil i was Hab' geg'n di. Durchaus gar it." I woast scho. Pfüat di GoodI" (Fortsetzung folgt.x .'(Nachdruck derZotcn.) o, Die Kofakcn. Von Leo Tolstoi . Obgleich die Kosaken allstündlich den Uebergang und Ucberfall der Abreken") von der tatarischen Seite her erwarteten, den man besonders im Mai befürchten konnte. wo der Wald am Teret- Ufer so dicht ist, datz ein Fußgänger schwer hindurchkommt, und der Fluß so seicht, daß man ihn an vielen Stellen durchwaten kann, und obgleich vor zwei Tagen ein Kosak von dem Regiments- kommandeur ein Rundschreiben gebracht hatte, in dem es hieß, daß nach den Angaben der Kundschafter ein Häuflein von acht Mann die Absicht habe, über den Terek zu setzen beobachtete man auf der ganzen Wache doch keine besondere Vorsicht. Die Kosaken beschäftigten sich wie zu Hause, ohne ihre Pferde zu satteln, ohne sich zu bewaffnen, der eine mit Fischfang, der andere mit Zechen, der dritte mit der Jagd Nur das Pferd des Wacht- hallenden schritt gesattelt und gezäumt durch das Gebüsch am Waldrand, und nur der Kosak auf dem Turme trug Waffenrock, Flinte und Säbel. Der Unteroffizier, ein hochgewachsener, hagerer Kosak mit einem außerordentlich langen Rücken und kleinen Füßen und Händen, saß, nur im aufgeknöpften Beschmet, auf dem Erd- Hügel des Häuschens, hielt mit dem Ausdruck obrigkeitlicher Träg- heit und Langeweile die Augen geschlossen und wiegte den Kopf in den Händen hin und her. Ein bejahrter Kosak mit einem breiten, ergrauenden schwarzen Barte lag, im bloßen Hemd, das cr mit einem schwarzen Riemen gegürtet hatte, dicht am Wasser und schaute träg auf den einförmig rauschenden, strudelreichen Terek . Die anderen waren ebenfalls von der Hitze erschöpft und hatten fich halb entkleidet; der eine spülte Wäsche im Terek , ein anderer flocht einen Zügel, ein dritter lag auf der Erde in dem glühenden Sande des Ufers und summte ein Lied vor sich hin. Einer von den Kosaken mit einem mageren, dunkel gebräunten Gesicht, lag, offenbar viehisch betrunken, auf dem Rücken an der einen Wand der Hütte, die vor zwei Stunden noch Schatten ge- habt hatte/ auf die aber jetzt die schrägen Strahlen der Sonne stechend herabfielen. Lukaschka, der auf dem Wachtturmc stand, war ein Hochgewach- sencr, hübscher Bursche von etwa zwanzig Jahren und seiner Mutter sehr ähnlich. Seine Züge und seine ganze Gestalt drückten trotz seines jugendlichlinkischcn Wesens große körperliche und moralische Kraft aus. Obgleich er erst vor kurzem eingereiht war, konnte man doch an dem stolzen Ausdruck seines Gesichts und dem ruhigen Selbstbewußtsein seiner Haltung erkennen, daß es ihm sckon gelungen war, die den Kosaken, wie allen Leuten, die be­ständig die Waffen führen, eigene, kriegerische und etwas stolze Haltung anzunehmen, daß er ein Kosak war und seinen Wert nicht unterschätzte. Sein breiter Tscherkessenrock war an manchen Stellen zerrissen, die Mütze war nach tschetschcnzischer Art in den Nacken geschoben, die Reitstiefel unter die Knie herabgesunken. Seine Kleidung war nicht reich, aber er trug sie mit dem besonderen kcsakischen Stolz, der in der Nachahmung der tschetschenzischen Dihigiten besteht. Der echte Dshigit trägt alles breit, alles zer- rissen, nachlässig; nur seine Bewaffnung ist reich. Aber getragen, gegürtet und angesteckt ist diese zerrissene Kleidung und diese Be- wafsnung auf eine ganz eigenartige Weise, die nicht jedem gegeben ist, und die sofort dem Kosaken und Bergbewohner in die Augen fällt. Lukaschka hatte das Aussehen eines solchen Dshigiten. Die Hand auf den Säbel gestützt rri mit den Augen zwinkernd schaute Abrekcn nennt man dt? unr'higen 2 chetschenzen, die auf die russische Seite des Terek hinübei.'ommcn um zu stehlen oder zu rauben er unverwandt hinaus nach dem Aul. Die einzelnen Züge seines Gesichts waren nicht schön, warf man aber einen raschen Blick auf seine stattliche Figur und auf sein kluges Gesicht mit den dunklen Augenbrauen, so mußte man unwillkürlich sagen: Ein schneidiger Bursche! Was da Weiber und Weiber im Aul herumwimmeln, sagte er mit scharfer Stimme, indem er träg die weißen Zähne öffnetö und sich an niemanden im besonderen wandte. Nasarka, der unten lag. erhob sofort hastig den Kopf und be« merkte: Sie holen gewiß Wasser Die müßte man mit einem Flintenschuß aufschrecken, sagte Lukaschka lächelno. Ei, wie würden sie auseinanderfahren> Soweit trägt's nicht. Ach, was! meine trägt so weit. Laß nur erst die Zeit heran« kommen. An ihrem Feiertag gehe ich zu Girej-Chan zu Gaste. Buse*) trinken sagte Lukaschka, indem er zornig die Mücken abwehrte, die ihn belästigten. Da lenkte ein Geräusch im Gebüsch die Aufmerksamkeit der Kosaken auf sich. Ein bunter Vorstehhund, der einer«pur folgte und eifrig mit seinem glatten Sckpvanz wedelte, kam auf die Grenz- wache zugelaufen. Lukaschka erkannte in ihm den Hund seines Nachbars, des Jägers. Onkels Jeroschka, und erblickte auch gleich hinter ihm im Dickicht die herannahende Gestalt des Jägers selbst. Onkel Jeroschka war ein Kosak von ungeheuer großem Wuchs mit einem schneeweißen langen Barte, breiten Schultern, starker Brust, so daß er im Walde, wo er mit keinem anderen Menschen zu vergleichen war. nicht groß erschien so ebenmäßig waren alle seine starken Gliedmaßen. Er trug einen zerrissenen aufgeschürzten Kittel, an den Füßen mit Schnüren umwundene Porschni*) aus Hirschleder und auf dem Kopfe ein weißes, zerzaustes Mützchen. Auf dem Rücken trug er über die eine Schulter ein Brustbern(ein Lockmittel für die Fasane) und einen Beutel mit Hühnern und Sühnerknochen zur Anlockung des Habichts. Ueber die andere chulter trug er an einem Riemen ein« getötete Wildkatze. Am Gürtel hing«in Beutelchen mit Pulver und Brot und eine Pferde- schwänz, um die Mücken abzuwehren, ein großer Dolch mit alten Blutflecken in einer zerrissenen Scheide und zwei getötete Fasane. Er sah zur Grenzwache hinauf und blieb.stehen. He, LjamI rief er seinem Hunde in so volltönendem Basse zu, daß das Echo im fernen Walde widerhallte; dann warf er ein un- geheueres Pistongpwehr, das die KosakenFlinte" nennen, über die Schulter und lüftete die Mütze. Guten Tag, liebe Leute, he! wandte er sich an die Kosaken mit derselben kräftigen und heiteren Stimme. Er sprach ohne jede Anstrengung, aber doch so laut, als rief« er jemandem zu, der am anderen Ufer des Flusses stand. Guten Tag, Onkel, guten Tag! ließen sich munter von allen Seiten die Stinimen der jungen Kosaken vernehmen. Was habt Ihr erlebt? Erzählt! schrie Onkel Jeroschka unk» wischte sich mit dem Bermel des Tscherkessenrocks den Schweiß von dem roten breiten Gesicht. Hör', Onkel, was da auf der Plantane für ein Habicht wohntk Sobald der Abend kommt, schwingt er sich in oie Luft, sagte Nasaria und zwinkerte dabei mit den Augen und zuckte mit Händen und Füßen. Ach, Du, sagte der Alte gleichgültig Wahrhaftig, Onkel, Du solltest lauern, bestätigte Nasarka lachend. Die Kosaken lachten. Der Spaßvogel hatte gar keinen Habicht gesehen. Aber bei den jungen Kosaken von der Grenzwache herrschte längst die Ge- wohnheit, Onkel Jeroschka zu hänseln und zu necken, so oft er zr» ihnen kam. Ach, Du Dummkopf, sagte Lukuschka vom Turm herunter zu» Nasarka. Du. immer mit Deinem leerem Geschwätz. Sofort verstummte Nasarka. Ich will also lauern, gut. Ich lauere zur größten Freude alle? Kosaken. Aber habt Ihr Eber gesehen? Eber sehen, meinst, das ist so leicht? sagte der Unteroffizier. dem es Freude machte, sich zerstreuen zu können. Er lehnte sich zurück und kratzte sich mit beiden Händen seinen langen Rücken. Hier heißt es Abreken fangen und nicht Eber. Hast Du nichts ge- hört, Onkel? wie? fügte er hinzu und zwinkerte ohne Ursache mit den Augen und zeigte seine weißen Zähne. Abreken? sagte der Alte, nein, ich habe nichts gehört, aber giebt es Most? Trinken wir, guter Freund. Wahrhaftig, ich bin erschöpft. Ich bringe Dir auch frischen, sollst sehen, wahrhaftig, ich bringe Dir welchen. Gib her, fügte er hinzu. Was willst Du? Willst hier lauern oder was? fragte dev Unteroffizier, als hätte er nicht gehört, was jener gesagt hatte. Eine Nacht wollte ich lauern, antwortete Onkel Jeroschka, vielleicht gibt Gott , daß ich zum Feiertag etwas schieße, dann gebs ich auch Dir etwaS ab, wahrhaftig. Onkel, hör' Onkel, schrie Luka scharf von oben herunter, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und alle Kosaken blickten zu ihm hinauf. Geh' zum oberen Bach, da sind große Herden. Ich lüge wahrhaftig nicht. Neulich hat einer der Unsrigen einen ) Buse, im Original Busa, ist tatarisches Wer aus Hirse. ") Porschni. eine Fußbekleidung aus ungegerbtem Leoer, ditz man nur aufgeweicht anzieht.