So hörte auch Baustätter einen Augenblick die Spracheher Ehrlichkeit und wurde betroffen.Aber nur einen Augenblick.Denn wie er den Paulimann nr Schrecken und Verlegenheit erblickte, wurde seine Seele wiederum stark.Und er sagte vorwurfsvoll:„Also auch Sie, Paulimann?"d.J bin g'rad..."„Sie sind also hierher gekommen, um Zeuge zu sein, wieman Ihren Seelsorger beschimpft?"..G'wiß it, Herr Pfarra. Ta Schüller hat's mir no ver-sprechen müassen, daß er durchaus gar it streiten will. I bing'rad mit cahm aufa ganga, daß er fragt, ob da Hierangl itg'logen hat."„Warum soll der Hierangl lügen?"..I behaupt's net. Aba, weil ma halt nia was andersg'hört hat, als daß der Schuller mit sein Vater guat g'hausthat."„Dieser Mann hat eine eiserne Stirne. Ich habe ihmselbst lange geglaubt. Ta ist es kein Wunder, daß sich auchandere täuschen lassen."„Ma hat nia was g'hört..."„Es ist doch so! Aber jetzt gehen Sie: ich will alleinsein."Baustätter griff nach dem Gebetbuche, welches er aufseinen Schreibtisch gelegt hatte, und der Paulimann zog leisedie Türe hinter sich zu.�Der Schuller ging heim.Das drückende Gefühl hatte er los: er kannte jetzt denHinterhalt, ans dem der vergiftete Pseil geflogen war.Konnte er ihn treffen?Wußte nicht jeder im Torfe, daß er zu allen Zeiten ehr-bar gegen seinen Vater gehandelt hatte? Auch in schlimmenZeiten.Der alte Vöst hatte es nebenher mit dem Güterhandelprobiert und viel Geld verloren. Damals lebte noch derältere Bruder vom Schuller. Der war aus der leichten Seiteund ließ alle fünf gerad' sein.Das schöne Sach' kam herunter, und er konnte nichtsdawider tun. Weil er es aber nicht länger mit ansehen wollte,ging er selbigesmal nach Rettenbach und nahm Dienst beimSchloßbauern. Ta wurde der Johann krank und starb wegüber Nacht.(Fortsetzung folgt.)!.(Ztachdrilck verboten.)73 Die Kofahcn.Von Leo Tolstoi.?romm herunter, sagte der Unteroffizier hinterher und sah sichnach allen Seiten um. Du hast die Wache, nicht wahr, Gurka?Geh! Dein Lukaschta ist ein geschickter Mensch geworden, fügte derAnteroffizier, zu dem Alten gewandt, hinzu. Wie Du. ist er immeraus den Beinen, kann nicht zu Hause sitzen; neulich hat er einenerlegt.?.Die Sonne war schon untergegangen, und die Schatten derNacht zogen eilig vom Walde herauf. Tie Kosaken waren mit ihrerArbeit an der Grenzwache fertig und versammelten sich zum Abend--essen unter ihrem Dache. Nur der Alte blieb noch unter der Platane.Immer noch erwartete er den Habicht und zog das Brustbein andem Schnürchen hin und her. Der Habicht saß auf dem Baum,schoß aber nicht auf den Lockvogel herab. Lukaschta legte langsamim tiefsten Dickicht der Büsche aus der Fasanenspur Schlingen, nmdie Fasanen zu fangen, und sang ein Lied nach dem anderen. Trotzseines hohen Wuchses und seiner großen Hand ging, ihm doch jedeArbeit, grob oder fein, wie man sehen konnte, leicht vonstatten.He, Luka! rief ihm aus dem nahen Dickicht gellend Nasarkaskräftige Stimme zu, die Kosaken find zum Abendessen gegangen.Rasarka trat mit einem wilden Fasan unter dem Arme ausdem Gebüsch heraus auf den schmalen Pfad.O. sagte Lukaschka in leiserem Tone, wo hast Tu den Fasanhergenommen? Meine Schlinge muß...Rasarka war ein Altersgenosse LukaschkaS und war auch erstseit dem Frühlina bei den Soldaten.Er war ein häßlicher, hagerer, schwächlicher Bursche mit einerweinerlichen Stimme, die das Ohr unangenehm berührte. Er warLukas Itachbar und Kamerad. Lukaschka saß auf tatarische Art aufdem Rasen und legte die Schlingen zurecht.Ich weiß nicht, wem er gehör», vielleicht ist es Deiner?Hinter der Grube nicht wahr? Bei der Platane? Das istmein Hahn, ich habe gestern die Schlinge gelegt.Lukaschka erhob sich und betrachtete den gefangenen Hahn. Erstrich ihm mit der Hand über den dunkelblauen Kopf, den der Hahnerschrocken ausstreckte, wobei er die Augen verdrehte, und uahmihn in die Hand.Heute wollen wir Pilaf machen; geh', schlachte und rupfe ihn.Sag', wollen wir ihn allein essen oder dem Unteroffizier davonabgeben?Der hat schon genug.Ich fürchte mich, ihn zu schlachten, sagte Rasarka.Gieb her.Lukaschka zog sein Messerchcn unter dem Dolche hervor und tateinen raschen Schnitt. Der Hahn schüttelte sich. Aber er konntenicht mehr die Flügel auseinanderschlagen, sein blutender Kopfsank leblos zurück.Siehst Du, wie's gemacht wird? sagte Luka und warf denHahn hin. Das wird einen fetten Pilaf geben.Rasarka schauerte zusammen, als er den Hahn ansah.Hör'. Luka, der Teufel wird uns wieder auf gedeckten Postenschicken, fügte er hinzu, indem er den Fasanen aufhob. Unter demTeufel verstand er den Unteroffizier.For.iuschkinjjat er nach Most geschickt. Ter ist an der Reihe.Jede Nacht müssen wir dran! Immer verfällt er auf uns.Lukaschka ging pfeifend die Grenzwache entlang.Reich' mir den Strick! schrie er.Nasarka gehorchte.Ich sag's ihm heute, wahrhaftig, ich sag's ihm, fuhrNasarka fort.Wir sagen, wir gehen nicht, wir find müde, und damit gut!Sag' Tn's, wahrhaftig! Auf Dich wird er hören. Daswäre noch!Sieh nur, was der schwatzt, sagte Luka. der offenbar an etwasganz anderes dachte.— Unsinn! Ja, wenn er uns aus demStandort nachts hinausjagte, das wäre ärgerlich. Da hat mansein Vergnügen, aber hier? Ob auf der Grenzwache oder aufgedecktem Posten— das ist einerlei. Ach Tu!Kommst Du nach dem Standort?Zum Feiertag komme ich hin.Gurka sagt. Deine Dunajka geht mit Fomuschkin, sagteplötzlich Nasaria.Der Teufel soll sie holen, antwortete Luka und zeigte seineweißen Zähne, ohne aber dabei zu lachen.— Find« ich etwa keineandere?Was hat doch Gurka erzählt? Er kam, sagt er, zu ihr. IhrMann ist nicht da. Fomuschkin setzt sich und ißt Piroggen. Ersitzt eine Weile, dann geht er. Und wie er am Fenster vorbei,kommt, hört er, wie sie sagt: Nun ist er fort, der Teufel...Warum ißt Du den Pirogg nicht. Liebster? Und zur Nacht, sagtsie. geh' nicht nach Hause. Und er sagt zum Fenster hinauf:Vortrefflich.Lügst Du?Wahrhaftig, bei Gott!Lukaschka verstummte.— Hat sie einen anderen gefunden, sohol' sie der Teufel! Giebt'S nicht Mädchen genug? Sie ist mirohnehin schon überdrüssig geworden.Siehst Du. was Du für ein Teufel bist, sagte Nasarka. Tumühtest Dich an die Marianka, an die Fähnrichstochter heran-machen. Geht die noch mit niemandem?Luka machte ein finsteres Gesicht.— Marianka? Einerlei Isagte er.Nun ja, versuch's nur...Was glaubst Du? Giebt'S nicht genug im Orte?Und Lukaschka begann wieder zu pfeifen, ging die Grenzwacheauf und nieder und riß Blätter von den Zweigen. Im Gebüschblieb er plötzlich stehen. Er hatte ein glattes Bäumchen bemerkt.Er zog sein Messer unter dem Dolche hervor und schnitt es ab.—Das giebt einen Ladestock, sagte er und ließ die Rute durch dieLust sausen.Die Kosaken saßen beim Abendessen in dem getünchten Flurder Grenzwache auf dem irdenen Fußboden um ein niedrigesTischchen herum. Da kam das Gespräch auf die Reihenfolge beidem gedeckten Posten.Wer soll denn heute gehen? schrie einer von den Kosaken, anden Unteroffizier gewandt, durch die offene Tür des Hauses.Ja. wer soll gehen? antwortete der Unteroffizier. OnkelBurlak war sckion dran, Fomuschkin war schon dran— sagte ernicht ganz sicher.— Geht ihrl Was? Du und Nasarka, wandt«er sich an Luka— auch Jerguschow kann mitgehen; er hat wohlschon ausgeschlafen?Du schläfst Dich doch nicht aus, wie soll er eS denn? sagteNasarka mit halblauter Stimme.Die Kosaken lachten.Jerguschow mar der Kosak, der betrunken vor dem Hause gc-schlafen hatte. Eben kam er schwankend und sich die Augen reibendin den Flur.Lukaschka hatte sich in diesem Augenblicke erhoben und machtesein« Flinte zurecht.Und gehet rascher! Eßt und geht! Und ohne ein Wort derZustimmung abzuwarten, schloß er die Tür. Er hatte offenbarwenig Vertrauen zu dem Gehorsam der Kosaken.— Wäre nichtder Befehl gekommen, hätte ich sie nicht geschickt. So aber kann derHauptmann kommen. Es sollen acht Abreken übergesetzt sein. �Nun, da heißt's gehen, sagte Jerguschow, Ordnung muß sein!So geht's in solcher Zeit. Ta heißt's gehen, sage ich.