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schlichten Tänze und lieber dienen. Man fiebt: in diesem Freiluft- tourden zahllose Tabakhäuser" eröffnet, die das höchste Mergernis mufeum werden die Stulturmerkmale des Landes lebendig verter Gutgefinnten erregten und in denen doch hoch und niedrig als wahrt, mit einem Did.terwort ausgedrückt: Wie die Dinge find, fauler Stinker inmitten des stinkenden Qualme" voll Behagen seine dort, wo sie wohnen." Zeit verbrachte. Viele Raucher„ tranten" täglich zwanzig Pfeifen; Der Stockholmer Bub, der allwöchentlich durch den Stansen ge- schon Kinder von sechs und sieben Jahren saßen bei Tisch mit filhrt wird- folche Erkurnonen finden regelmäßig statt, ficht Pfeifen im Munde. Tagelöhner ließen Frau und Kinder ber hier fein ganzes Vaterland lebendig vor sich: ein Stüd armen, während sie selbst sich mit Rauch sättigten." So flagt ein tonzentriertes Schweden . Die Menschen, Tiere, Blumen, Bäume, Sittenprediger jener Tage. Entstand doch sogar 1699 in Haarlem Häuser, Trachten, Menschen des ganzen Landes, auf einem cs Rauchens wegen ein Aufruhr, und manchen Zwietracht brachte Hügel verfammelt! Anschaulicher fann Heimatskunde nicht ge- die Pfeife in die Häufer, wenn sich Mann und Frau dar m lehrt werden. Wer dann spät abends, nicht ermüdet, nicht stritten. Nächst Holland wurde Deutschland am stärksten von ver erschöpft, den Stanien verläßt, mit den beleuchteten Schaluppen Rauchbegier ergriffen. Ein guter Beobachter der Zustände meldet übers Waffer zum Katerina- Hiffen- Turm hinüberfährt, von wo aus davon:" Von dem Augenblid, wo sie den Tabak lennen lernten, man ganz Stockholm übersehen kann, die lieblich umflutete, von Freitete sich die Gewohnheit des Rauchens dermaßen aus, daß man Meeresströmen durchrissene, infelreiche Stadt, der schaut bezaubert fald feine Bauernwohnung mehr traf, wo nicht die Pfeife zu finden auf die hunderttauend Lichter, die vom Wasser und vom Land nar. Teils rauchen, teils effen, teils schnupfen sie den Tabak auf, herüberleuchten. Und ihm ist, als hätte er in einem Nachmittag ganz und man muß sich wundern, daß noch niemand auf den Gedanken Schweden durchwandert, von den primitiven Lagern der Lappländer gekommen ist, ihn sich in die Ohren zu stopfen." Der erste preußische bis zu den schönen, glänzenden Heimen der Stockholmer .... Konig war ein leidenschaftlicher Raucher, und Friedrich II. , der Stefan Großmann. gern schnupfte, förderte den Tabakbau in Preußen mit allen Kräften. Er betraute 1765 den Staufmann François Lazare Rauband mit der alleinigen Fabrikation und dem alleinigen Verkauf des in Preußen gebauten Tabata( um fie fo besser schröpfen zu können). Sehr spät tam der Tabak nach Schweden ; er war noch unter der Königin Christina bei den Bauern so wenig bekannt, daß sie die Tabakrollen, die bei der Strandung eincs holländischen Schiffes an Land trieben, für Stride ansahen und mit ihnen das ich koppelten. Schwere Verbote gegen den Genuß des Tabaks er. folgten in der Türkei und in Rußland . Sultan Amurath IV. be. stimmte, daß jeder, der beim Tabakrauchen getroffen werde, getötet werden solle und ließ sogleich einem Käufer und einem Verkäufer von Tabak Hände und Füße abhauen und dann beide so verstümmelt aufhängen und verbluten. Im selben Jahre wurde der Tabak in Petersburg feierlich verflucht, für unrein erklärt und das Stauchen als Todsünde hingestellt. As das feinen Erfolg hatte, hurde 1634 jedem, der rauche, der Verlust der Rase angedroht. 1641 wurde das Verbot dahin umgeändert, daß der, der zum ersten Mal mit einer Pfeife im Munde ertappt würde, geknutet werden folle; das zweite Mal wurde ihm die Nase aufgeschlitt und er dann nach Sibirien verbannt. Aber alle Verstümmelungen und Todess ftrafen nüßten nichts, und so gab denn Bar Peter den Engländern für 15 000 Pfund Sterling die Erlaubnis, Tabak in Rußland einWie denn alle Regierungen ihren Eifer gegen die zuführen. sirklichen oder angeblichen Lafter ihrer Untertanen aufgaben, so fald sie einsahen, daß sich Laster vortrefflich besteuern ließen.
Der Siegeszug des Tabaks.
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Kleines feuilleton.
Physiologisches.
Die Geschichte der Kulturpflanzen hat seit Victor Hehne Buche das allgemeinste Interesse gefunden und den Blid auf die komplizierten Formen der Weltwirtschaft gelenkt, die uns die tägliche tahrung aus fernen Ländern und auf wunderlichen Umwegen so selbstverständlich auf den Tisch bringen. Gern versenkt man sich in die an Merkwürdigkeiten reiche Geschichte, die die Entdeckung und Berbreitung, die Gewinnung und Verarbeitung so allbekannter Pflanzen wie des Kaffees oder Tees, der Baumwolle oder des Tataks schildern. Dazu bietet Gelegenheit ein soeben im Verlag von St. Boigtländer in Leipzig erschienenes reich illustriertes Werk Kulturpflanzen der Weltwirtschaft", das in Wort und Bild in die exotische und doch so nahe Welt der wichtigsten Nußpflanzen einführt. Der dem Tabak gewidmete, von C. J. Kotte verfaßte Aufsat bringt interessantes neues Material über den Ursprung und die Verbreitung dieses Krautes, das sich seit mehr denn 300 Jahren allgemeiner Vorliebe erfreut. Wann das Rauchen erfunden" worden ist, läßt sich schwer feststellen. Schon im Altertum gab es Völker, die sich durch den Dampf verschiedener Kräuter, die sie verwandten, oder durch das Einsaugen des Rauches durch Rohre betäubende Verzückungen verschafften; so ließen sich die alten Gallier und Germanen durch den Dampf von verbranntem Hanf erregen, und es ist nicht unmöglich, daß die alten Babylonier, bon denen es Herodot berichtet, auch schon den Tabak gekannt haben. Lange Beit hat man jedenfalls behauptet, daß der Tabat tein amerikanisches, sondern ein ursprünglich asiatisches Gewächs sei, doch läßt fich nicht nachweisen, daß in China , wo das Rauchen eine uralte Gewohnheit ist, der Tabak schon vor der Entdeckung Amerikas befannt war. In den Gesichtskreis der Kulturvölfer trat das be. rauschende Kraut jedenfalls erst, als Columbus die neue Welt be= Die Wirkungen der Musit. Der blämische Komponist trat und fein Matrose Sancho der erste christliche Tabakraucher Sarron hat sich eingehend mit den physiologischen Wirkungen der tourde. Die Eingeborenen hüllten sich in ganze Wolken des ge- Mufit beschäftigt und eine Reihe von intereffanten Beobachtungen ticdneten Krautes, das in ein Reisblatt gewickelt an einem Ende darüber gemacht, über die die" Revue" einiges mitteilt. Er geht angezündet und am anderen in den Mund genommen wurde, also aus von der Tatsache, daß in dem normalen menschlichen Ohr von ganz unserer Bigarre entsprach. Doch haben die Eingeborenen von den etwa 3000 Cortischen Bogen in der Schnede des Labyrinths Kuba den Rauch auch durch lange gabelförmige Röhren direkt in jede im Durchschnitt etwa 25 verschiedenen Tonstufen entspricht. ihre Nasenlöcher geleitet, um sich an dem Geruch zu erquiden. Das Dabei sind diese Fäden aber nicht bei allen Individuen gleichmäßig Kauchen war ihnen eine heilige Beschäftigung, denn das Kraut war wirksam. Es gibt Fälle, in denen sie, außer wenn es sich einihnen von dem großen Geist aus der Sonne als ein Geschenk ge- fach um ein Geräusch oder natürliche Noten bandelt, in einer Ere bracht worden. Der Mönch Romana Pana, der Columbus auf starrung verharren. Bei anderen ist ihre Empfindlichkeit wieder in seiner zweiten Expedition begleitete, gab die erste Beschreibung der einem Grade entwickelt, daß sie alle mur möglichen Variationen eines Tabakpflanze und der wunderlichen Angewohnheit des Tabat- Tones oder einer Tonreihe wahrnehmen. Das ist die besondere trinfens". Er schrieb dem Tabak ungewöhnliche Heilkräfte zu, und Fähigkeit der großen Mufiker oder der mit einem sehr feinen musila zunächst ward die Pflanze nur als unfehlbare Medizin gegen Leiden lischen Ohr begabten Personen, die die 25 verschiedenen Schwingungen cller Art gebraucht. Doch die Medizin schmeckte bald zu gut, als jeder der 3000 Fäden zu unterscheiden vermögen. Aber die Wahrdaß sich die Gesunden dieses Vorrecht der Kranten nicht auch er- nehmung des Maximums von Schwingungen ist äußerst selten; das obert hätten. Im Anfang des 17. Jahrhunderts kam das Rauchen durchschnittliche musikalische Dhr, das von Choristen z. B., unters in Frankreich in Mode und griff unter Ludwig XIV . so um sich, scheidet nur etwa fünfzehn. Indessen nimmt auch das schwächste daß ein wilder Federkrieg zwischen Tabatfreunden und Tabaf Ohr wenigstens eine bestimmte Bahl von Schwingungen wahr, und gegnern entbrannte, Molière die Schale seines Spottes über die zwar ist das Gehör so fein entwidelt, weil der primitive Zampffresser" ausgoß und Boileau sich mit Entseßen von den Mensch nach der Annahme Sarrons mit Gehörswahrnehmungen Rüffen voll von Tabat" abwandte. Ludwig XIV. ließ Tabak unter in feinem Leben am meisten zu rechnen hatte. Rings von Geräuschen tas Kriegsvolk verteilen und jeden Soldaten mit Rauchgeräten ver- umgeben, auch wenn sie ihm nicht bewußt wurden und die Natur feben; auch die Damen, vornehme und geringe, foflcten in reichen um ihn zu schweigen schien, hat der Mensch zunächst Gelegenheit Mengen von dem neuen Gift. Wettkämpfe wurden veranstaltet gehabt, seine Fähigkeit in der Unterscheidung von Tönen zu ent und Sieger war der, der die schönste Pfeife besaß und täglich am wideln. Noch heute ist die Feinheit des Gehörs im allgemeinen meisten daraus rauchte. Die neue Steuer, die auf dies sogenannte größer als die der übrigen Sinne. Die Zahl der Leute, Königinnenfraut gelegt wurde, tat der Staatstaffe wohl, so daß ein die Farbennuancen gut zu unterscheiden wissen und die der Beitgenosse schrieb:" Man kann das Kraut eher Königs als Schönheit der Farben zugänglich find, ist geringer als die Bahl der Stöniginnenkraut nennen, weil es in die Geldkisten des Königs für Gehörseindrücke empfänglichen Personen. Kein Mensch, er ſei mehr Gold und Silber bringt als die reichsten Bergwerke." Den denn taub, vermag fich den Wirkungen der Töne zu entziehen. Höchsten Taumel aber entfesselte die Tabatleidenschaft, die im Jedesmal, wenn die Musik harmonische Töne dem Dhr und so dem 17. Jahrhundert alle Länder überflutete, in Holland . Hier rauchten Gehirn übermittelt, findet das Nervensystem, das von dem ewigen 1590 die Studenten aus irdenen Pfeifen trotz der einsthaften War- in der Natur Herrschenden Geräusch erregt ist, eine Besänftigung, nung der medizinischen Fakultät, daß ihre Gehirne davon schwarg und so bringt die harmonische Mufit eine Erleichterung der Seele merden würden. Die merkwürdigen Kräfte und großen Tugenden hervor, fie belebt und erhöht den seelischen Bustand und vermag so des Krauttabaks wurden in Wort und Schrift angepriesen. Bald selbst heilkräftige Wirkungen zu üben.
Verantwo. Redakteur: Georg Davidsohn , Berlin . Drud u, Verlaa: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.
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