TTnI> wenn ihn ein Schakal zerreißt, was hätten wir dann? bc- Merkte einer der Kosaken . Wir stellen eine Wache hin, sonst kommen sie ihn auslösen und er ist zerfleischt; das wäre nicht gut. Nun, Lukaschka, mußt Du jedenfalls den Kameraden einen Eimer zum besten geben, fügte der Unteroffizier vergnügt hinzu. Wie es einmal Sitte ist, fielen die Kosaken ein, Gott hat Dir Glück gegeben, und Du hast mir nicht dir nichts einen Abreken er- schössen. Kauf mir den Dolch und den Kittel ab. Gib nur so viel als möglich. Auch die Hosen verkaufe ich. Was sollen sie mir? sagte Luka, mir passen fie nicht, der Teufel war mager. Ein Kosak kaufte den Kittel für eine Münze, für den Dolch gab ein anderer zwei Eimer. Frisch, Kameraden, ich gebe einen Eimer zum besten, ich hole ihn selbst aus dem Dorfe. Und die Hosen zerschneidet zu Tüchern für die Mädchen, sagte Nasarka. Die Kosaken brachen in schallendes Gelächter aus. Laßt nur das Lachen, wiederholte der Unteroffizier, schleppt den Leichnam fort; das fehlte noch, das Scheusal hier liegen zu lassen l (Fortsetzung folgt.) (Zlachdruck verduletr) Huf unbekannten ßergböben im fcuerland. Der Monte-Sarmiento, der höchste Berg von Feuerland, ist bisher noch von keinem Europäer bis zum Gipfel bestiegen worden. Obwohl er nur 207» Meter hoch ist, bietet er doch so unüberwind- liche Schwierigkeiten, daß nur wenige kühne Bergsteiger sich bisher entschlossen haben, den Versuch, ihn zu erklimmen, zu wagen. Den kühnsten und erfolgreichsten Vorstoß hat bisher der englische Alpinist Sir Murin Conway gemacht, der seine gefährlichen Bergtouren in den Schneeregionen von Feuerland im„Wide World" anziehend schildert. Wer sich unter dem Archipel von „Tierra dem Fuego" eine traurig öde, ganz verlassene Region vor- stellt, wird durch die zauberhafte Schönheit der romantischen Ge. birgsformationen überrascht werden, die sich dem durch die Magelhan-Straße fahrenden Reisenden in ihren schneebekrönten Gipfeln imponierend darbietet. Freilich ist der Anblick nur bei mildem Sommerwetter so schön; gewöhnlich ist das Feuerland von entsetzlichen Regengüssen und Stürmen heimgesucht und dichte Wolkenmassen verhüllen die grandiosen Erhebungen. Deshalb wird sich nur selten jemand entschließen, an diesen Inseln Halt zu machen und hier dem Bergsteigersport zu huldigen. Jeder Berg muß vom Wasser aus bestiegen werden und die Schiffahrt ist in den von dichtem Nebel bedeckten, von Stürmen aufgepeitschten Ka- nälen, die die einzelnen Inseln voneinander trennen, sehr schwierig. Dennoch bietet dies wildphantastische Gebirgsland für den Forscher Reize und Anziehungen mannigfacher Art. Das landschaftliche Schauspiel ist so ungewohnt; es wechselt so rasch, alle Wege führen so ins Ungewisse, daß die Spannung aufs höchste erregt wird. Dann ist in diesem nebelverhüllten, von Schnee, Regen und Sturm durchpeitschten Felsengewirr ein Zauberspiel der unglaublichsten Beleuchtungen, wenn sich die Sonne durch die Wolkenmassen hin- durchringt. Die abenteuerliche Stimmung wird erhöht durch den feindseligen Charakter der Eingeborenen, die heimtückisch und schleichend dem Fremdling auflauern, ihn im Schlaf überfallen, aus dichtem Busch ihre Pfeile mit den scharfen Stein- oder Glas- spitzen schwirren lassen oder in der dichten Finsternis stürmischer Nächte mit lautlosem Ruderschlage ihre Boote an die Schiffe der Fremdlinge herantreiben. „Als wir in das Labyrinth von Kanälen kamen," erzählt Sir Martin,„die die Gebirge umschließen und durchdringen, da sahen wir keine Indianer, aber wir merkten, daß sie unsere Ankunft beobachteten, denn an verschiedenen Stellen stiegen Wolken von Rauch in die Luft. Diese Wilden haben eine Rauchsprache, durch die sie sich stumm und rasch alle Neuigkeiten mitteilen. Als wir gu einem höheren Punkt emporgeklommen waren und von da auf die zerklüfteten Massen des Landes hinabsahen, beobachteten wir solche Rauchsäulen an mehr als Dutzend verschiedenen Stellen und immer neue fuhren empor, die von Familie zu Familie die Kunde vom Nahen der Fremden trugen. Der Beherrscher dieser Ge- birgswelt, der Monte-Sarmiento, ist ja nur 7200 Fuß hoch, aber feine Gletscher reichen bis zum Meer herab, so daß man ihn wohl, was die Besteigung anbetrifft, mit dem Mont-Blane vergleichen könnte, wenn dieser, von der Höhe seiner Schneeregion bis zur Wasserfläche herabgesunken gedacht werden könnte. Es ist ein Herr- licher großartiger Berg, von anderen prächtigen Spitzen umgeben, und es war mein Streben, diese einsame unberührte Höhe zu er- obern, als ich in Sandi-Point landete. Nach gefährlicher Fahrt über tückische Sandbänke gelang das Ankerwerfen an seinem Fuß, doch Wolken umlagerten uns wie eine dichte Wand, bis sich bei Sonnenuntergang das Wetter aufzuklären schien. Die eisbedeckte Basis des Berges dehnte sich, von einem dichten Wald umringt, in ungewiß schwankenden Formen unter den grauen Schatten der Nebek. Plötzlich fuhr ein s. nftes rosa Licht in diese wogend« Dunstwelt; es kroch höher und höher hinauf, jagte die Wolken vor sich her und ließ blendende Lichter hier und da auffunkeln. Weit oben in ferner Wolkenhöhe glitzerten weiße Flächen und dann zer- barst der Walkenvorhang und wie eine dunkelglühende Kohle brach vom Himmel ein voller Lichtschein hernieder. Mit rasender Schnelle wächst der feurige Glanz, und nun steht majestätisch aufgebaut vor uns ein ganzer Riesenpfeiler roten Feuers. Die Abendsonne glüht auf den eisumschlossenen Felshöhen. Immer blasser und matter wird diese so jäh entstandene, in wildem Feuer auflodernde Vision. Die dichten Nebel senken sich wieder über die Landschaft und lautlos liegt unser Boot in dem ruhigen Wasser; nichts stört die tiefe Einsamkeit dieser unserem Auge verborgenen Welt. Am nächsten Tage gingen wir an Land und stiegen aufwärts. Ein Chaos von Steinen war der Weg, von wirren Schlingpflanzen überwuchert, manchmal unterbrochen von dichten Baummassen. Naßkalt und feucht schlug uns die Luft entgegen und es war Pech- finster. Wir stolperten über die Steine und drangen aufwärts, so gut es ging, bis wir nach zwei Stunden etwa an dem Rand eines Gletschers waren. Um 2 Uhr morgens waren wir auf- gebrochen; allmählich kam uns nun ein mattes Tageslicht zu Hilfe. Wir krochen in der Moräne hinauf; aus der einen Seite drohte eine Eismauer, auf der anderen ragten Felsklippen; über uns ein endloses Nichts. Wir wählten den Weg auf den Felsen hin und kamen so mühsam höher und höher, auf moosigen Abhängen, dis die Steine überzogen, beständig ausgleitend, über Wurzeln und verkrüppelte Bäume stürzend. Endlich sahen wir auf einem hohen Felsen die Masse des Berges vor uns, aufragend hinter dünnen Nebelschleiern, die das Sonnenlicht durchsichtig glühend anhauchte. Unter uns lagen die einsamen Jnselchen, breitete sich das Laby- rinth der Wasserwege und Bergmauern aus. Von diesem eigen- artigen Panorama wandten wir uns der Bergeshöhe zu und stiegen mit Anspannung aller Kräfte hinauf bis an den Fuß der letzten Felsenpyramide, die den Gipfel des Sarmiento bildet. Aber dieses Ziel sollten wir nicht erreichen. Ein furchtbares Unwetter erhob sich; die Stürme rasten mit wilder Gewalt gegen uns und überschütteten uns mit Massen von Sckmee und Regen. Eine dichte Finsternis umschloß uns, und tief erschüttert von der überwälti- genden Macht der Elemente mußten wir, von gespenstisch zuckenden Lichtern nur unsicher geleitet uns hinabtasten durch diese ent- fesselte Natur. Halbtot gelangten wir nach dem entsetzlichsten Ringen, wobei wir uns Schritt um Schritt erkämpfen mußten, wieder bei unserem Boote an,, C. K. Kleines f euUletom Ierwaifl. In der kleinen Stube im Erdgeschoß will es heut« nicht tagen, denn draußen auf der Gasse werden die schwarzen, regenschweren Wolken von den Stürmen bis zur Erde gejagt. Manchmal nur kämpft sich die Dämmerung für einen Moment Raun» und durch die trüben, naßangelaufenen Fenster fällt ein Lichlstreif schräg auf da? gegenüberliegende Bett rechts neben der Tür und dessen sonderbare Schläfer. Dann wieder setzt der Stunn mit er- neuter Heftigkeit ein, ein Regenschauer hüllt alles in undurchdring» liches Dunkel. Ein oberer Fensterflügel ist aufgesprungen und so oft der Wind ihn gegen die Wände schlägt, übertönen draußen die klatschenden Tropfen und das Klappern der Ziegeln die lesse pfeifenden Atemzüge der Schlafenden. Für einen Augenblick ist es wieder licht und still. Zwei etwa vier- und sechsjährige Buben schlafen am Fußende des BeiteS, wäh« rend die größere Schwester oberhalb mit dem kleinsten Bruder schlummert. Im Zwielicht haben alle Gestalten eine Farbe angenommen; die hageren nackten Arme des Mädchens, die Gesichter der Kinder, sie gleichen dem grauen farblosen Grunde des Ueberbettes, dieses wieder ganz dem schmutzige» Gelb der Wände und der mit Nüst und Fliegenichmutz überzogenen niederen Stubendecke. Die Kleider der Kinder liegen zu einem Haufen beisammen auf der rotange« strichenen Tannenholzlade vor dem Bett. Kühle Lust fährt durch das aufgegangene Fenster in die Stube. Der Kleinste, der seine Aermchen um den Hals der Schwester ge- schlungen hält, räuspert sich, verwirrt sich mit den Fäusten i» ihr« Haare und fängt zu Wemen an. Ein paar jäh abgerissene Worte aus einem gestörten Kindertraum... Erschrocken fährt sie auf. Ihre Augen sind starr auf die Tür gerichtet, als müßte von dort etwas hereintreten, schreckhaft, geheimnisvoll; dann beruhigt sie den Kleinen. Dabei sind die beiden anderen auch munter geworden, doch weil es noch dunkel ist, hallen sie so gut wie niöglich Ruhe.... Jenseits des Wohnraumes, über den Flur hinweg, liegen zur ebene» Erde noch zwei Stuben, welche die beiden alten Haus- eigentümersleute bewohnen. Eine schmale, steile Stiege führt zur einzigen Bodenkammer, die das einstöckige Häuschen besitzt. Der anbrechende Tag fällt durch ein paar blaue Scheiben im Oberlicht der Haustür geipenstig bis in den schmutzigen Treppenwinkel. Es hat unter der Tür durchgeregnet und breite Wasserlache» haben sich in den ausgelaufenen Stellen des roten BacksteinbodenS gebildet. Auch die alten Leute schlafen noch. Nur oberhalb, auö der Dach« stube heraus hört man hart und unterbrochen ein Röcheln, stoß«
Ausgabe
25 (30.10.1908) 211
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten