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Kleines feuilleton.
Feuererfindung und Feuerzündung. Gottfried Pauschmann
biel näher verwandt als dem reinen Aquarell. Sie fam in Deutsch Land namentlich durch Menzel in Aufnahme und spielt in der Kunst der Gegenwart eine große Rolle. Die in Guaschetechnik ausgeführten Gemälde verlangen bei ihrer Beurteilung ganz andere Maß Stäbe als die reinen Aquarelle, und es ist unstatthaft, stellt in seiner Erlanger Dissertation 1908 zusammen, was er über die Erzeugnisse beider Technifen, wie es auf dieser Ausstellung Feuerfindung und Feuerzündung in der Literatur ermittelte bielfach geschehen ist, wahllos durcheinander zu hängen. Die Ueber diese Ermittelungen berichtet der" Globus " folgendes: Die tieferen und fatteren Farben der Guaschebilder werden die Wirkungen Feuerhölzer stehen gewissermaßen den Feuersteinen gegenüber. der Aquarelle immer stören und beeinträchtigen. Eine reiche und Die verschiedenen Arten des Feuerzündens mit Holz kann man Künstlerisch wertvolle Kollektion von Guaichearbeiten zusammen zu in je mehrere Unterarten teilen. Zuerst dürfte das Feuerquirlen bringen, ist bei der heutigen Entwickelung und Verbreitung der aufgekommen sein. Auf der durch Quirlen hervorgerufenen Technit nicht besonders schwierig. Fast jeder unserer bekannteren Reibungswärme beruht die Verwendung des vielfachen Feuer Maler hat neben Del- und Temperagemälden auch einige Werke in bohrens wie seiner Verbesserungen, die sich einerseits auf die Guasche geschaffen, und die Arrangeure der Ausstellung hätten leicht Vervollkommnung der Form des Bohrers und des Herdes beziehen, eine reichhaltigere und interessantere Sammlung bieten können, wenn andererseits eine möglichst rasche Drehung der Spindel mit Druc sie etwas zielbewußter und systematischer vorgegangen wären und auf die Unterlage bezwecken. Der Erfolg des Feuerbohrens wird nicht alles dem Zufall überlassen hätten. In diesem Sammelsurium sehr in Frage gestellt, wenn das Bohrloch nicht durch eine Kerbe, bon Gutem und Schlechtem ist weder Sinn noch Methode zu er einen Kanal oder einen einfachen Einschnitt nach der einen Seite Tennen. Mehrere erstklassige Meister fehlen gänzlich, während hilf- hin geöffnet ist. Weiches und hartes Holz ist nicht unbedingt für Lose Dilettanten und fingerfertige Dugendschmierer mit umfang Herd und Bohrer notwendig, ebensowenig hartzähes oder hart reichen Serien vertreten find. Jede größere Berliner Kunstausstellung ferniges Holz. Der Feuerbohrer ist über die ganze Dekumene ver. gibt ein lehrreicheres, umfassenderes und erfreulicheres Bild von breitet; die alten Kulturvölker benutten ihn allgemein. Pausch. dem heutigen Stande der Guaschemalerei als diese Veranstaltung mann zählt dann die Völkerschaften auf, bei denen man ihn neuer der königlichen Akademie. Das Hauptinteresse beanspruchen ein dings noch zu beobachten Gelegenheit hatte. Der Wunsch, den paar Arbeiten von Menzel Menzel in der bekannten geistreichen, Bohrer möglichst rasch in der Unterlage freisen zu lassen, brachte aber etwas fühlen Manier des Meisters: bor allem die den Menschen auf den Gedanken, einen Strick oder Riemen um technischen Wunderwerke aus den siebziger Jahren:„ Der Horcher" den Quirl zu schlingen und ihn so durch Hin- und Herziehen in und Hochaltar der Hofkirche in Innsbrud". Ein großes Seestüd rasche vor- und rückläufige Bewegung zu sehen; so entstand der bon Hans v. Bartels fällt unter dem greulichen Kitsch, der den Drillbohrer und die Abart der Bogendrillbohrer. Die Eskimos Vorraum der Ausstellung füllt, angenehm in die Augen. Andere verwandten dann den Drillbohrer mit Mundstück und Bogen, wo Werte desselben Künstlers, der die Guaschetechnik zu seiner beson- durch einer Person allein das Feuerzünden praktisch ermöglicht deren Spezialität virtuos ausgebildet hat, verletzen durch ihre un- wurde. Der Pumpenbohrer ist ein etwas kompliziertes Wertehrliche koloristische Effekthascherei. Dagegen spricht aus den vor zeug; er besteht aus fünf Teilen, der Spindel mit zwei Schnüren, trefflichen Landschaften des Düsseldorfers Eugen Kampf jene einem Querholz und der Schwungscheibe; eine weite Verbreitung Hochachtung vor der Natur, die jedem echten Künstler eigen ist befibt diese Varietät nicht. Als zweites Mittel ist das Feuerauch dem, der sich nicht mit der realistischen Wiedergabe der Wirk- reiben zu erachten; in Polynesien und Australien beispielsweise lichkeit begnügt, sondern Farbe und Linie zu stilisieren sucht. Kampf wird dadurch Holzmehl fortgerieben und bis zur Entzündung erfaßt die Eindrücke, die die herbstliche Landschaft ihm gibt, in große hißt, daß ein Stab der Längsfaserung der Unterlage entlang, Farbenflächen und einfache, ausdrucksvolle Linien zusammen. Auf unter einem Winkel von 45 Grad hin- und hergeschoben wird. Bei Sen flaren, fühlen Farben des Himmels stehen deutlich umrissen die feuchtem Wetter ist auf die bisher gekennzeichneten Vornahmen schlichten Silhouetten der strohgedeckten Dorfhäuser und das zierliche ebensowenig Verlaß wie auf das Feuersägen, wobei quer zur Geäder der kahlen Baumkronen. Mit anscheinend primitiven Mitteln Faserung der Unterlage gerieben wird; der Bambus bietet hierzu ist, ohne jede wohlfeile Detailspielerei, Herbststimmung hervor das beste Material, und so ist denn auch das Feuersägen Hauptgezaubert. Auf derselben Höhe künstlerischer Ehrlichkeit und tech- sächlich in Indien und Indonesien verbreitet. Ganz anders ver. nischer Vollendung steht Mar Liebermanns Waisenschule in hält es sich mit dem Feuerschlagen vermittels Steinen. Dabei Amsterdam ", ein stimmungsvolles, feines, von Luft und weißem spielt das Wetter keine Rolle. Diese Art Feuer hervorzubringen Licht durchflossenes Interieur, während das Bild Lesende bevorzugen unter den Wildvölkern im allgemeinen die Patagonier Dame" zum Teil arg verschmußte Farben zeigt und zur Charakteristik und die Bewohner des nördlichen Amerika , doch findet man diese des Meisters, der eine reiche Fülle ausgezeichneter Guaschearbeiten Sitte auch am Kongo usw.; in Indonesien und der Bambusgrenze geschaffen hat, nicht hätte herangezogen werden dürfen. Das von hat sich dann das Bambusstein- Schlagfeuerzeug herausgebildet, Renbach zuerst angewendete Verfahren, die Wasserfarben teilweise wobei Bambus mit einem Steine geschlagen wird, bis Funken mit farbiger Streide zu übergehen, hat Gotthardt Kuehl erzeugt werden. Das Kompressionsfeuerzeug zeugt bereits von weiter ausgebildet und zu sehr schönen und eigenartigen Wirkungen einer höheren Kulturstufe. Dabei wird in einer luftdicht ab. ( Altes Rathaus in Chemniz"," Kirche in Venedig ") benutzt. Im geschlossenen Röhre durch rasches Hinabstoßen eines gut schließen. allgemeinen aber muß man doch konstatieren, daß die meisten den, eingefetteten Kolbens das Volumen der enthaltenen Luft modernen deutschen Künstler sich der Guaschetechnik nur im Neben plötzlich vermindert und Wärme erzeugt, die zur Entzündung betriebe" bedienen. Sie gehen fast alle von der Delmalerei aus von leicht brennbarem Material hinreicht. Zunder, um den ent und verstehen es nicht, die charakteristischen Effekte des Guasches zur standenen Funken aufzufangen, benutte man bereits frühzeitig, Geltung zu bringen. So hätten die an sich sehr erfreulichen wozu Pflanzenfasern, Gras usw. dienen mußten. Arbeiten bon Hans Thoma , Emil Orlit, Artur Kampf , Adolf Hengeler u. a. ebensogut in Del ausgeführt fein fönnen.
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Medizinisches.
Das wäre so ziemlich alles, was die Ausstellung der Akademie Die Röntgenstrahlen bei Nagelkrankheiten. an Bedeutendem oder wenigstens Lehrreichem zu bieten hat. Es Die Behandlung der Nagelkrankheiten hat bisher zu den undant ist, wie man sieht, verdammt wenig, und kann nur mit Mühe aus barsten ärztlichen Aufgaben gehört. Die üblichen Methoden der der erdrückenden Masse absolut tertlosen Plunders herausgesucht Pinselung und chirurgische Entfernung der Nägel waren lang werden. Den traurigsten Eindruck machen die drei großen Säle, in wierig, ermüdend, wirkten oft entstellend und versagten überhaupt, denen die Aquarelle aus dem Besitz des Kaisers untergebracht sind. trop monatelanger Behandlung vielfach vollständig. Dies gilt soSie umfaffen beinahe die Hälfte der ganzen Ausstellung. Die wohl von den Pilzkrankheiten der Nägel wie von den Flechten und Höfischen Marinemaler Willi Stöber und Hans Bohrdt Schuppenflechten derfelben. Wecht beachtenswert sind demgegenüber ( der erste ein füßlicher Schönfärber, dessen Blätter wie ordinäre die Erfolge, die Dr. Schindler in Berlin mit der Anwendung der Farbendrude wirken, der zweite ein kraftloser, gespreizter Theatraliter) Röntgenstrahlen bei Nagelkrankheiten erzielt hat. In einem Falle paradieren hier neben den militärischen Bilderbogen des unbeschreib- von Pilzkrankheit bei einem Domänenpächter, bei dem die Bilze lichen Röhling. Eine Jury, die diese Erzeugnisse für aus wahrscheinlich von einem Tiere übertragen worden waren, waren stellungswürdig erachtete, hatte nicht mehr das Recht, noch irgend sämtliche Nägel befallen, und die Krankheit bestand bereits über etwas zurückzuweisen. ein Jahr. Sämtliche Nägel waren um die Hälfte verkürzt, die Nagelplatten tiefschwarz- grünlich und undurchsichtig. Das Nagelbett zum Teil mit trockenen und frümmeligen Massen bedeckt. Durch 11 Bestrahlungen trat in diesem Falle innerhalb zweier Monate Heilung ein, sämtliche Nägel hellten sich auf und waren teilweise rosig durchschimmernd geworden. Die brödelige Auflagerung des Nagelbettes verschwand ganz, die Nägel wuchsen wieder und bei der mikroskopischen Untersuchung waren die Pilzfeime verschwunden. Die Röntgenstrahlen wirken nun nicht etwa direkt bakterientötend, vielmehr indirekt, indem durch sie der Nährboden durch Schädigung der Gefäße und Gewerbszellen berschlechtert wird. Bei der Schuppenflechte, bei welcher die Nägel glanglos und gefurchtet sind, war ebenfalls eine günstige Wirkung der Röntgenstrahlen nicht zu verkennen, dabei ist das Verfahren schmerzlos und bequem.
Es wäre der Akademie bei ihren wertvollen Beziehungen, nament lich zu englischen Sammlerkreisen, ein leichtes gewesen, eine historische Ausstellung zustande zu bringen, die einen kunst- und kulturgeschichtlich lehrreichen Ueberblick über die Entwickelung der Aquarellmalerei hätte geben tönnen. Aber die wohldisziplinierten Herren verzichteten auf dieses Verdienst und zogen es vor, uns eine Schau zu bieten, die künstlerisch fast wertlos und kulturgeschichtlich nur insofern interessant ist, als sie das Geschmacksniveau und die Urteils fähigkeit der Kreise charakterisiert, die die amtliche Kunstpflege im Lande Preußen heute entscheidend beeinflussen. John Schilowsti.