ou# der Jnsettenivelt durch rrgend welche VorgS?qe in der Ratursiark vermindert worden sind. Als solche kennt der Forstmanndrei Jnsektenartcn. die ihre Eier in die Raupe des KiefernspinnersWie der Nonne ablegen. Da ist zuerst der ItficroLaster nemorum,eine den echten Schlupfoespen verwandte Sippe, die ihre Eier indie Raupen der Kiesernspinner ablegen. Zweitens die Sichel-Wespe, Anomalon circumilexum, die dasselbe tut und schließlichalle Tachinen, die Mord- oder Raupensliegen, i>cren Larven alsSchuwrohcr in allen anderen Larven leben. Bei dem großenRaupenfraß vor 50 Jahren fand man auch zahlreiche Llerug-Larven, d. h. die Larven deS ameisenartigen Buntkäfers; er stMjedoch vorzugsweise dem Borkenkäfer nach.Jedenfalls ist die Nonne in gewöhnlichen Zeitläuften von sovielen Feinden bedroht, daß chre Vermehrung gerade nur zur Er-Haltung der Art hinreicht. Auch die Forstleute tun ihr Abbruch,indem sie in bedrohten Beständen die Eier ablesen und die Spiegelzerdrücken lassen; auch ein Leimring, der in Mannshöhe um denStamm gelegt wird, erweist sich als wirksam, denn die empor-kriechenden Raupen bleiben in Massen daran kleben. Bei einersolchen ungewöhnlichen Vermehrung jedoch, wie sie damals undjetzt stattgefunden hat, ist jedes Mittel unwirksam. Man hat inder Zwischenzeit, wenn sich ein Anlaß bot, allerlei versucht, mitgroßen Lampen, die in mit Leim ausgeschmierten Tonnen auf-gestellt, die zur Nachtzeit schwärmenden Falter anlockten, manhat Kalkstanb in die Luft geblasen, um damit die Raupen zu töten,eö Ijat nichts geholfen I Der Mensch steht mit allen seinen Hilss-Mitteln ohnmächtig diesem Vorgang in der Natur gegenüber.lind die Grünröcke schauen gar verzagt in die Zukunft. Mankann das wohl verstehen, denn ihr Herz hängt an dem Walde, densie hegen und Pflegen, den sie zum Teil selbst pflanzen und er-ziehen. Nun ist ihre Pflege und Arbeit umsonst gcwescn! Diestolzen Stämme werden sterben und stürzen, große Werte werdenvernichtet werden. Und die Arbeit, die den Grünröckcn darauserwächst! Wahrlich, sie sind nicht zu beneiden! Dem Staat er»wächst auch eine schwierige Arbeit, denn er muß versuchen, die ver-»richteten Bestände einigermaßen noch zu verwerten. Vielleichtfindet er Unternehmer, die in den kahlgefressenen BeständenFabriken errichten, um das Holz zu Papiermasse zu verarbeiten.Und schließlich noch die Frage, ich die Forswerwaltung nunnicht endlich andere Wege einschlagen und von der Anpflanzungreiner Nadelwälder oder wenigstens von der Vernichtung derLaubivältcr abgehen wird!—Dr. Fritz Skowronnek.kleines fcuilleton.Wahltag in Amerika. In der Turin«„Stampo* gibt Bergeret.der die Präsidentenwahl von 1904 mitgemacht hat. eine anschaulicheSchilderung eines amerikanischen.Election day". Der Wahl-siaroxysmus packt die Dankees bei Sonnenunlergang, wenn imSchuster- und Barbierladcn, die der Staat zu fabelhaften Preisenals Wahllokale gemietet hat, die Zählung der Stimmen beginnt.Die Bulletins von der„Wahlstatt' interessieren weit mehr, als derKampf selbst. Wenn aus den Transparenten der großen Zeitungendie ersten Dcpeichen mit den Teilrcsultaten erscheinen, gerät dasVolk in fieberhafte Nufregung. Bis dahin ist auf den Straßen auchnicht das geringste Zeichen von besonderer Geschäftigkeit ooer vonJnteres'e für die Wohl zu entdecken. Es herrscht, imGegenteil, selbst in so riesigen Städten wie New Jorkeine sonntägliche Stille, denn der Wahldienstag wird als Feierlagbetrachtet, und die Folge ist. daß, wie am Feiertag, fast alle Ge-schäfte geschlossen sind. Friedlich und gemütlich geht man alleinoder mit einem guten Bekannten zum Wahllokal, das gewöhnlich nurwenige Schritte von der Wohnung des Wählers entfernt ist. Hatman seine Stimme abgegeben, so geht man ebenso ruhig wiedernach Hause; wer es sich leisten kann', macht einen Ausflug ins Freie.um lvenigstenS für ein paar Stunden dem Lärm und dem Gestankder Automobile zu entrinnen. Riesige Fahnen, die oft so großsind wie ein Salomeppich, verdunkeln die Straßen; vielesind mit den Bildern der Kandidaten geschmückt, noch mehraber sind vom Regen verwaschen und vom Wind zerrissen undzerschlissen. Hier und da prangen in den Schaufenstern dergeschlossenen Läden banale Karikaturen, auf welchen die knochigeGestalt des guten Onkels Sam den einen oder den anderen derPräsidentschaftsanwärter stark unter die Hechel nimmt. In einerBude bietet ein„Bookmaker" den demokratischen Kandidaten zu einZgegen fünf an: es will ihn aber niemand nehmen. Auf den großenPlätzen stehen galgenartige Gerüste, von welchen am Abend die„gelben" Zeitungen die Wahlresulmte auf Gerechte und Ungerechteherableuchlcn lassen werden. Einige Männer in Hemdsärmelnexperimentieren mit den Scheinwerfern und mit den telephonischcnApparaten. Von Zeit zu Zeit hält vor der Tür ein Automobil:ihm entsteigt ein Bote, der Nachrichten bringt, oder ein Reporter,der Nachrichten holt. Man hat Stimmen engros gekauft und ver-kaust, fürchterliche Drohungen ausgestoßen und hartnäckige Gegner ver-bauen, dem Kandidaten der feindlichen Partei auch das letzte Zipfel-chen seiner Ehre abgeschnitten, Freiluft-.Meettngs" und Umzügek la Barnum veranstaltet. Reden in sämtlichen existierenden Sprachengebalten. Kirchenpredigten über die Sündhaftigkeit der republikani«ichen oder der demokratischen Partei losgelassen, kurz: die Wahl s»gründlich vorbereitet, daß sie wie eine gut einstudierte Posse.heruntergespielt' werden kann.Dann kommt der Abend und mit ihm ein Menschenstrom, nein: einMenschenmeer, das sich gewaltig, gigantisch, grauenvoll üb« dieRiesenstadt ergießt. New Aork schern» seine vier Millionen Ein-wohner. von welchen während des ganzen TageS wenig zu sebenwar, ganz plötzlich und olle auf einmal ausgespien zu haben. MitBlechtronweien und mit Waldteufeln bewaffnet, wälzen sie sich wieeine ungeheure Woge dahin. Mit Mem'chenftacht beladen, fahrendie Tranis umher. Gruppen von jungen Leuten marschieren ingleichem Schritt und Tritt mitten durch die Menge und lassen dierhythmisch abgemessenen Worte:„I tolä you so, i told you so 1"(.Ja. ich Hab' es gleich gesagt!")«tönen. Die Frauen undMädchen von New Jork machen mit den infernalischen Trompetenden größten Lärm, und dabei lachen sie mit einer geradezu lind-lichen Lust. Mit clownartigem Uebermut öffnen sie Sonnen-schirme, die mit dem Sternenbann« bemall sind; von allen Hütenwinken Zettel mit der Inschrift„I tolck you so 1" Von den Wolkenkratzern, die bis zum 25. Stockwerk hinauf illuminiert sind, senkensich ganze Wolken von farbigen Papierchen auf die Erde; dieZeitunaspaläste sind mit elektriichen Girlanden in allen Farben ge-ichmückt, und Scheinwerfer folgen und kreuzen sich doch oben in derLust. In den Kneipen feiern Republikaner und Demokraten Ver-söhnungsfeste; sie rufen sich ein Mal über das andere zu:„1 tolckyou so I" und toasten auf die„greatest republio in the world".Vergessen ist plötzlich aller Hader, aller Haß. und draußen auf denTranspareuten erscheint in Flammenschrift das GlückwunschtelegrammdeS Besiegten an den Sieger....Slus dem Gebiete der Chemie.Milchzucker. In kinderreichen Familien ist vielfach Milch«zuck« als Zusatz zu Kubmilch bei der künstlichen Ernährung derSäuglinge im Gebrauch. Zuweilen bildet ein Hindernis für seineallgemeine Einführung die fälschlich verbreitete Meinung, daß erlediglich ein Versüßnngsmittcl sei. Nur als solches angewandt, wäreMilchzucker natürlich ein kostspieliger Zusatz. Er soll aber auch garnicht als Veriüßungsmittel dienen. Als Zusatz zu Kuhmilch gegeben,dient er vielmehr dem Zwecke, diese der Muttermilch ähnlicher zumachen. Letztere besitzt nämlich weniger Fettbestandteile, abermehr Salze als Kuhmilch. Zu den Salzen wird auch Milch-zuck« gerechnet. Es genügt also nicht nur Wasser-zusatz zur Kuhmilch als KindernaHnmg, sondern der verdünntenKuhmilch muß auch noch Milchzucker zugesetzt werden. Dieser sollden gewöhnlichen Zucker keineswegs ersetzen, wenn er auch schwachsüßt. Es wird aber bei Milchzuckerzusay kaum nötig sein, nochunseren gewöhnlichen Zucker hinzuzugeben, da sich hierdurch leichtSänrebildung im Kindermagen und damit Verdauungsstörungen derverschiedensten Art einstellen können. Wenn schon ein Ersatzmittel,wie eS die Kuhmilch für ein junges Menschenkind doch immerhin ist,angewandt wird, muß es auch dem natürlichen— alsoder Muttermilch— so ähnlich wie möglich gemacht werden.Dieser Zweck wird durch Zugabe eines Teelöffels Milchzuckerzu einer der üblichen Saugeflaschen mit Kuhmilch ziemlich sachgemäß«füllt. Milchzucker ist in Drogengeschäften und Apotheken ineiner Ware überall käuflich; er stellt in diesem Zustande ein reinweißes, zwischen den Zähnen schwach knirschendes Pulver vor, dasnicht ganz so leicht wie gewöhnlicher Zucker in Wasser löslich ist.Während aber eine konzentrierte, heiß bereitete Löstmg gewöhnlichenZuckers einen dicklichen Sirup bildet, bleibt die konzentrierte Milch-zuckerlösung dünnflüssig. Der Chemiker kennt noch eine Anzahl vonPrüfnngsmethoden, um Milchzucker von gewöhnlichem Rohr- oderRübenzucker zu unterscheiden; so wird u. a. Rübenzucker durchSchwefelsäure gebräunt, während Milchzucker nicht verändert wird.— Die Darstellung ge'chieht ans den Molken der Kuhmilchdurch Eindampfen derselben und Auskristallisicrenlassen. Manerbält dann feste Harle Massen etwa vom Ausseben deSbekannten Kandiszuckers, bekanntlich kristallisiert« gewöhnlicherZucker, dessen Kristalle sich an einem in die konzentnerte Zucker-lösung hineingehängten Faden bilden. Der rohe Milchzuckerwird in Gegenden mit viel Milch- und KSsewirlschaft, ivie: Schweiz,Bayern. Nordamerika, Holland usw. gewannen, zur Reindarstellungnochmals gelöst und umkristallistert. Molken nennt man die vonKäsestoff und Fett befreite Milch. Man kann sich leicht von derMenge dieser beiden in ocr Kuhmilch enthaltenen Stoffeüberzeugen, indem man Milch mit einem kleinen Zusatz vonZitronensäure, Alaun, Weinstein(Oomor tartari) aufkochen läßt. Läßtman nach dem Aufkochen die Flüssigkeit etwa 5— 10 Minuten stehen,so scheidet sich an der Oberfläche eine ziemlich feste Masse ab, diein der Hauptsache ans Käsestoff besteht. Wird das Ganze durch einTuch geiciht, so bleibt dieser Käseftoff und die ausgeschiedeneii Fett-bestandieile zurück, während die Molken als Flüssigkeit hindurch-gehen. Diese enthält dann die verschiedenen Salze sowie Milch-zuck«. Früher benutzte man zur Molkenbercttung die inneren ao-geschabten Teile des Kälbermagens, den Laab. Heute wird derLaab in Pulverform in großen Mengen den Milch- und Käsebetriebengeliefert.Verantwortl. Redakteur: Hans Web«, Berlin.— Druck u, B-rlag: vorwärts Buchdruckerei u.Verl«g»aujtalt Paul Sing« L.Co..B«lin LiV.