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wurde es üblich, diese Genetibe als Familiennamen fest-| Hafner, und so beftamen Inhaber dieses Getverbes auch die beiden zulegen, fodaß nicht nur, wie ja selbstverständlich, alle Söhne des Familiennamen. Dazu kommt nun, daß die Bezeichnung des Ges Baters denselben genetiviichen Familiennamen erhielten, sondern werbes in verschiedenen Teilen Deutschlands nach verschiedenen, dieser Genetiv auch auf die nächsten Geschlechter forterbte; der dabei vorkommenden Tätigkeiten gegeben wurde. Die Leute, die Sohn Herbert eines Martins Arnoldi wurde nun nicht etwa zu mit dem lebenden und toten Vieh und seinem Fleisch zu tun haben, einem Herbert Martini, nach der Art der Clas und Peter, sondern wurden danach Fleischer und Fleischhauer , Fleischhacker, dann ein Herbert Arnoldi. Schlächter und Metzger, drittens Beinhauer und Knochenhauer, Nach dieser Entstehung der Familiennamen müßten wir lauter biertens Sulzer genannt, abgeieben von mehreren weniger befannten genenvische Bildungen erwarten, und ihre Zahl sowohl mit dem Bezeichnungen, und alle diese Gewerbenamen find Familiennamen Lateinischen i wie mit deutschen e des Genetivs ist ja noch heutzu- geworden. Nach den verschiedenen Namen für hölzerne Gefäße: tage groß genug, ohne daß natürlich den meisten Trägern solcher Stufe, Bottich, Bütte heißen die Hersteller dieser Gefäße, also ne Namen die Bildungsart bekannt ist. Wir nenuen neben den schon gehörige eines Gewerbes, Küfer, Büttner, Böttcher; wir erinnern Es braucht faum erwähnt zu erwähnten Arnoldi und Martini z. B. Aegidi oder Aegidh und Egidy, weiter an Tischler und Schreiner . Andreae, Wilhelmi, Fabri, Borchers, Helmholy- Helmolts. Die werden, daß die aus Standes- oder Gewerbebezeichnungen hervor Feitwerdung, oder philologisch ausgedrückt, hitpostasierung des gegangenen Namen außerordentlich häufig find; wer denft nicht an die Genetivs mußte aber doch zurücktreten hinter der An- Schulze und Müller, derer sich der„ Kladderadatich liebevoll an wendung des Nominative der Personennamen als Familien- genommen hat und die den übrigen an Zahl vorausgehen; ihnen namen. Der Sohn Ugo eines Folcaldus erscheint ichon folgen Meier, Schmidt, Schneider, Lehmann, Bauer, Richter und im Jahre 1030 als Ugo Folcaldus, und ein Bürger Henricus Hoffmann. Die Häufigkeit dieser Namen bringt eine gewisse EinRazonis, vielleicht der Abfomme eines Dienstmannen Razo der Abtei förmigteit hervor, auch dadurch kaum gemindert wird, Schulz und Schultz, zu St. Pantaleon , der uns in Köln im Jabre 1185 begegnet, hat daß neben den Schulze der Schulze, Schultheiß tritt, daß sich fich nach zehn Jahren schon in einen Henricus Razo gewandelt, und ja der Schultes, Schultheß und Der 1272 finden wir einen Bürgermeister Tbeodoricus dictus Razo. Eine zu Meier Meyer, Mayer, Mayr und ähnliches gefellt. große Anzahl der altdeutschen vollen Berionennamen, die alle aus ihon früh auftretende Schmidt freilich hat es zu einer Reihe Abzwei Bestandteilen gebildet waren, find auf diesem Wege zu Familien- teilungen und Verkleinerungsformen gebracht, fodaß wir neben namen geworden; teils ist dieser Vorgang ohne oder mit ganz Schmidtlin und Schmiedecke finden. Ein wenig Abwechielung bringt Schmied, Schmid, Schmitt auch Schmiedel, Schmidtlein und geringer Veränderung geschehen. geschehen, teils ist die Umwandlung und die Verstümmelung des Namens so groß, daß in die Eintönigkeit die Fülle von Zusammenießungen, in denen die feine ursprüngliche Form nicht mehr ertennt und aus bäufigsten Namen vorkommen, und bei denen die besondere Art des demielben Namen mehrere Formen hervorgegangen sind, deren Ver- Gewerbes, der Wohnsiz. wohl auch Eigenschaften eine Rolle wandtschaft dem Laien verborgen bleibt, wie wenn der altdeutiche spielen. Da gibt es den Hammerschmidt, den Bergschmidt, Golds Ricohard zu Richard, Richert, Riechert, Riegert, Reichhardt, ichmidt, Silberschmidt, Obermeyer, Thalmeyer, Croumeyer, Klees Reichard, Reichert, Rickert, Ritschard und Ritsert; Liutbald gar zu meyer, Mertelmeyer, Schürmayer usw., Brudmüller, Windmüller, Sees Liebaldt, Liebold, Liebhold, Licbelt, Liebel, Liepelt, Lippelt, Lippel, müller, Schottmüller, Slingmüller usw. Als Ergänzung zu den GewerbeLeoveld, Lepold, Lepel, Leppelt, Luppold, Lubold, Laubhold, namen sind die den Werkzeugen und Geräten sowie der Kleidung Leupold, Leybold, Leibel, Leibhold, Leipold, Leipel, wird. Dazu entlehnten Namen zu erwähnen; unter denen, die sich noch heute gesellen fich in dieser ersten Schicht Familiennamen zu den alt finden, feien Degenkolb, Art, Pflug, Spannagel, Harnisch , Beißermel, Der Mensch ist, was er igt" deutschen Vollnamen auch noch die Kürzungen, die den zweiten Mehlhofe genannt. Neben das Wort Bestandteil fortlanen, und die Verkleinernngen oder Stofe- fönnten wir auch das zweite sezen:" Der Mensch heißt nach dem, formen. Wir wollen hier nur auf die Verkleinerungsendung was er ist und trinkt". Denn noch häufiger als die Speisen tein, schwäbisch und schweizerisch lin hinweisen, Namen wie Bücklin, spielen bei der Namengebung die Getränke eine Rolle. Und wenn Rümelin nennen und auch uniererfeits nicht veriäumen, darin zu er- Heinze und sein Fortsetzer bier Namen mit Fleisch, bier mit Brot, innern, daß, wie in Deutschland , der Stamm, nicht die Endung be- zwei mit Braten anführt und ihnen je vier mit Wein und mit Bier tont wird, bei uns im Norden jeder Mensch, z. B. Sténglein, gegenüberlegt, so haben wir ganze Dugende dieser füffigen Namen Zweiglein fagt, so der Schwabe und Schweizer ein Recht auf im Berliner Adregbuch gefunden, verständige und unverständige, wie Bierfreund, Biermann, Bierhafen, Bierbach, aber auch Bier Sténglin bat. baum, Weinwurm usw.
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Nach dieser Abschweifung fommen wir zu der zweiten Schicht der Elemente, aus denen tie Familiennamen gebildet worden find, zu den fremben Personennamen aus chriftlicher Beit. Mit dem Siege des Christentums mußten ja auch in Deutsch land firchliche Personennamen zu Vornamen werden, und bei der Einführung der Familiennamen wurden natürlich auch diese fremdländischen Namen verwendet. In der vollen Form aber, wie fie die Kirchensprache bot, Lonnten fich mur die turzen Namen wie Thomas, Lucas erhalten; die längeren, bier- und fünffilbigen mußten eine Stürzung erfahren und bei dem Schicksal, das hierbei ihrer harrte, ist das Betonungsgesetz von maßgebender Bedeutung geweien. So ist aus Benedictus Bendig, aus Erasmus Asmus, aus Dionyfius Nis geworden; bei anderen Namen finden fich, burch verschiedene Afzentregeln beeinflußt, fogar mehrere Deutschformungen vor, denen teils die Endung des Namens, teils der AnTaut zum Opfer fällt, wie wenn aus Ambrofius Ambros oder Ambroich und Brose, aus Andreas Anders bezw. Enders und Drees, auch Drewves, aus Nicolaus Nickel und Klaus oder Klaas wird; ja aus dem ungefügen Bartholomäus find Barthel( Bartel) und Mewes ( Mevis, Mewis) geworden.
Nach der Herkunft und der Wohnstätte gaben sich sodann unsere Vorfahren ihre Familiennamen; zuerst tam diese Art der Namen gebung bei dem Adel auf, verbreitete fich aber bald auch bei den nicht ritterlichen Leuten. Teils finden wir hier ganz allgemeine Angaben der Serfunft, teils Namen, die von bestimmten Ortsnamen berrühren. So haben wir die Namen Baier, Pommer, Sachs, Schwager, Boigtländer usw., dann die Fürstenau, Delbrüd, Birken feld , Hundesbagen, die Ambach, Zumbusch usw. Eine spätere Reihe folcher Namen fam durch die Verordnung auf, daß auch die Juden fich Familiennamen geben mußten; in Desterreich geschah es unter Jofeph II., in Preußen durch Hardenbergs Editt vom 12. März 1812. Viele wählten einfach den Heimatort als Familiennamen, wie Staffel, Wien , Speier, Berlin , dazu tamen Hildesheimer , Meseriger, Die mannigfachsten Ursachen haben eigentümliche Stettiner usw. Namen hervorgebracht, darunter zuweilen auch harmloser oder boshafter Scherz der Behörden und Mißverständnisse.
Haben wir bisher von mehr äußeren Elementen bei der Namens gebung geredet, so müssen wir jetzt auf die Eigenschaften des Menschen als Elemente, aus denen er seinen Namen wählt, angeben. Freilich Diefen beiden Elementen der Familiennamen ist nun eine dritte werden hier auch die rein äußerlichen Eigenschaften des Körpers fo gleich große jüngste Schicht mit einer nicht geringen Zahl von Unter- wie die Körperteile herangezogen: nicht felten fommen die Namen abteilungen anzufügen; fie enthielt ursprünglich untericheidende Bu- Groß und Klein, Sturz( e) und Lang( e) vor; dazu z. B. Finger und säge zu den Perionennamen der beiden anderen Schichten. Wo eine Busammensetzungen mit Haupt( Breithaupt, Rauchhaupt), Stopf folche Unterscheidung nötig wurde, da lag es doch gewig nabe, dem( Großkopf). Haar( Gedhaar), Bein( Krummbein und Langbein). Nach Berionennamen die Bezeichnung des Standes oder Gewerbe& geistigen Eigenschaften find Klug und Weise, nach sittlichen Gotts zuzufügen, Zufäße, die wir schon vor der Zeit finden, als an die getreu, Bolzogen( woblerzogen) genannt. Sitte von Familiennamen noch nicht gedacht wurde, wie sie auch heute noch neben den ganz andersartigen Familiennamen im engeren Verkehre fich finden, so wenn in einer Sippe, die doch heutzutage den gleichen Familiennamen trägt, die eine Familie, nach dem Berufe des Vaters, Brauer, die andere Maurer usw. von den Verwandten genannt wird und der Familienname zurücktritt. An das Kriegshandwerk erinnern der Armbruster, der Pfeilsticker oder Pfeilstücker, an die Jagd und das Waidwerk der Weidmann, der( jüngere) Jäger, der Falkner( Felfner), der Förster und der Aschenbrenner. Bei den gewerblichen Familiennamen tritt auch Wir haben unseren Gang durch das Gebiet der deutschen die Verschiedenheit der Mundarten zutage; so haben wir in Nord- Familiennamen etwas rasch machen müffen, aber auch so wird der deutschland den Becker( Bäcker), während in Ostdeutschland Leser gemerkt haben, wieviel von unserer Geschichte, Stulturgeschichte, der Beck zu Hause ist, und wir in Basel gar dem Pfister Weltanschauung in den Namen seinen Niederschlag gefunden hat. begegnen, der bom lateinischen pristor herfommt. Was in ber einen Gegend des Vaterlandes als Topf betannt ist, führt in der anderen den Namen Hafen, und so sind dann die Verfertiger diefes Gefäßes hier Töpfer, dort
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Zum Schluß müffen wir noch eine eigentümliche, aber recht häufige und vom Laien meist nicht erkannte Namenform nennen, die Sahnamen, die aus furzen Sägen befehlender Art zusammen geschoben wurden. In dem Eulenspiegel erkennen wohl wenige den uhl'( fege, kehre) den Spiegel, der Suchenwirt ist aus Such den Birt entstanden. Wir nennen wieder nur einige noch vorkommende Namen: Hassenpflug- Haß den Pflug, Griefenkerl- Greif den Kerl, Schmeckebier und Bleibtreu, Trinkaus, wo der Imperativ wohl noch allgemein zum Bewußtsein kommt.
Dr. Richard Böhme.
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