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Per ihn ansah erblickte das Bild eines echten, wohlhäbig n Altbayern .
2 er runde Kopf mit dem stark geröteten Gesichte faß auf breiten Schultern; der vorspringende Bauch machte nicht den Eindruck des Ungesunden; er war nicht schwammig, sondern von förnigem Fette, wie bäuerliche Kenner sagen.
Der gewichtige Oberkörper ruhte auf Beinen, welche diese Last wohl zu tragen vermochten. Kurz, Wanninger war so, wie sich die landläufige Borstellung einen richtigen Bayern malt, im Gegensatze zu dem windigen, ausgehungerten Norddeutschen. ( Bertsegung folgt.)
29]
Die Kolaken.
Von Leo Tolstot
( Nachdrud verboten.)
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Gerte und ritt in den Hof ein. 3ft der Tee fertig, Wanjufcha? rief er heiter, ohne nach der Tür des Stalles hinzusehen. Er fühlte mit Befriedigung, daß sein schönes Tier das Hinterteil hob, förm bereit, im Sprunge über den Zaun zu sehen, und wie es mit den lich um Anziehung des Bügels bat und mit jeder Mustel bebte, Susen den trodenen Lehmboden des Hofes zurüdwarf. Se preh!" antwortete Wanjufcha. Olenin war es, als blickte Marianas hübscher Kopf noch immer aus dem Stalle, aben er fah sich nicht nach ihr um. Er sprang vom Pferde, blieb mit der Flinte am Treppengeländer hängen, machte eine ungeschicte Bewegung und sah sich erschrocken nach dem Stalle um. Aber es war niemand zu sehen, man hörte nur den gleichmäßigen Ton des Melkens.
Er trat in die Stube, tam nach einiger Zeit wieder heraus auf den Treppenflur und setzte sich mit einem Buche und seinem Pfeifchen zum Tee nieder auf der Seite, die noch nicht von den schrägen Strahlen der Sonne beleuchtet war. Er wollte heute vor dem Mittagessen nirgends hingehen und hatte die Absicht, die immer wieder hinausgeschobenen Briefe zu schreiben, aber er konnte es nicht über sich gewinnen, das Plätzchen auf dem Treppenflur au berlassen, und hatte so wenig Lust, in seine Stube zurüdzugehen, wie etwa in ein Gefängnis. Die Wirtin hatte den Ofen geheizt, das Mädchen das Vieh ausgetrieben, und als sie zurückgekehrt war, begann sie, den Kuhmist zu sammeln und an dem Zaun zu sonnen. Clenin las, aber er verftand nichts von dem, was in dem Buche, das offen vor ihm lag, gesagt war. Jmmer wieder wandten sich seine Augen ab, und er fah hinüber zu dem ftattlichen, jungen Weibe, das vor seinen Augen hin und herging.
Dient man schon hier in diesem verlorenen Winkel, so muß man wenigstens Karriere machen... ein Kreuz einen Rang zur Garde übergehen. Man braucht das, wenn auch nicht für fich selbst, so doch für die Familie, für die Bekannten. Der Fürst hat mich sehr gut aufgenommen, er ist ein prächtiger Mensch erzählte Bjelezti ohne Unterbrechung. Für den Feldzug bin ich zum Annenorden vorgeschlagen. Jetzt bleibe ich hier, bis es wieder einen Feldzug gibt. Hier ist es reizend; was für Weiber! Ob das Mädchen in den feuchten Schatten der Morgensonne Und wie bringen Sie die Zeit hin? Unser Kapitän fagte mir trat, den das Haus warf, ob sie mitten in den Hof hinaustrat, Sie fennen ihn, Starzew, ein guter, dummer Kerl, er sagte die von dem fröhlichen, jungen Sonnenschein beleuchtet war und mir, Sie führen ein Sonderlingsleben, verkehren mit niemandem. ihre schlanke Gestalt, von dem hellen Gewande umschlossen, in den Ich begreife, daß Sie nicht mit den hiesigen Offizieren verkehren Strahlen glänzte und einen tiefen Schatten warf; immer fürchtete mögen. Ich freue mich, jetzt wollen wir öfter zusammenkommen. er, auch nur eine einzige ihrer Bewegungen zu verlieren. Es ge Ich have hier bei dem Unteroffizier Quartier. Jst dort ein Mädchen, währte ihm Freude, zu sehen, wie frei und anmutig fie sich bewegte, Ujtjenta! Ich sage Ihnen, entzüdend! wie das rosa Hemd, das ihre ganze Bekleidung ausmachte, über der Brust und an den schön geformten Beinen Falten warf, wie sie sich in ganzer Größe aufrichtete, und wie sich unter ihrem zu fammengezogenen Hemd die Umrisse der atmenden Brust deutlich abhoben, wie ihr schmales Füßchen, das in alten roten Schuhen stedte, fest auftrat, ohne seine Form zu verändern, wie ihre träftigen Arme mit den aufgeschlagenen Aermeln gleichsam ärgerlich mit der Schaufel arbeiteten, so daß ihre Muskeln sich spannten, und wie ihre tiefen schwarzen Augen ihm bisweilen einen Blick zuwarfen. Obgleich ihre seinen Brauen sich düster zusammenzogen, lag doch in den Augen der Ausdruck der Zufriedenheit und das Bewußtsein ihrer Schönheit.
Und so ging es ohne Ende in französischen und russischen Rebensarten aus jener Welt, die Olenin glaubte auf immer hinter fich gelassen zu haben. Das allgemeine Urteil über Bjelezti war, baß er ein liebenswürdiger, guter Junge sei. Bielleicht war er es auch wirklich. Olenin aber erschien er trotz seines gutmütigen, hübschen Gefichtes äußerst unangenehm. Er strömte förmlich all das Häßliche aus, von dem fich Olenin losgesagt hatte. Am meisten aber tränkte ihn, daß er nicht vermochte, daß er entschieden nicht die Kraft hatte, diesen Menschen aus jener Welt schroff von fich zu stoßen, als hätte jene Welt, die früher die seine gewesen war, unabweisliche Rechte an ihn. Er zürnte Bjelezti und sich selbst, gebrauchte wider seinen Willen französische Nebensarten in seiner Unterhaltung, nahm an dem, was er über den Höchstkommandierenden und über die Moskauer Bekannten hörte, Anteil und sprach, da sie mitten im Kojakendorf das französische Idiom redeten, verächtlich von den Kameraden, von den Kosaken, behandelte Bjelezti freundschaftlich, versprach fogar, ihn zu besuchen, und lud ihn zu fich ein. Olenin selbst aber besuchte Bjelezti nicht. Bei Wanjusha fand Bjelezti Beifall: das fei ein echter Herr, sagte er.
Bjelezti stürzte fich gleich in das gewohnte Leben der reichen laukasischen Offiziere im Rosalendorfe. Vor Olenins Augen wurde er im Verlaufe eines Monats gleichsam ein Eingeborener des Kofatendorfes. Er bewirtete die Alten mit Wein, veranstaltete Festlichkeiten, besuchte selbst die Feste der Mädchen, prahlte mit feinen Siegen und brachte es sogar dahin, daß Mädchen und Weiber ihn Großbäterchen nannten und die Kofafen, die sich eine bestimmte Borstellung von diesem Menschen machen mochten, die den Wein und die Weiber gern hatten, gewöhnten sich an ihn, gewannen ihn sogar mehr lieb als Olenin, der ihnen ein Rätsel war.
24.
Es war 5 Uhr morgens. Wanjufcha blies auf dem Treppen flur mit dem Blasebalg den Samowar an. Olenin war schon fortgeritten, um zu Pferde im Teret zu baden.( Seit kurzem hatte er fich das Vergnügen erfonnen, das Pferd im Terek zur Schwemme
Ah, Olenin, fchon lange aufgeftanden? fragte Bjelezki, der in einem taufafischen Offizersrod in den Hof trat.
Ach, Bjelezti, antwortete Olenin und ftredte ihm die Hand entgegen, wie kommen Sie so früh her?
Was soll man tun, man hat mich fortgejagt, bei mir ist heute Ball. Mariana, Du tommst doch zu stjenka? wandte er sich an tas Mädchen.
Olenin wunderte sich. wie Bjelezli so ungezwungen mit diesem Weibe umgehen konnte. Mariana aber tat, als ob sie nichts gehört hätte, sentte den Kopf, warf die Schaufel über die Schulter und ging mit ihrem fräftigen, männlichen Schritt in die Stube.
gleich fortfahrend, fie schämt sich vor Ihnen, und lief unter fröh Sie schämt sich, die Kleine, sie schämt sich, fagte Bjelezti, folichem Lachen die Treppe hinzuf.
Ein Ball bei Ihnen? Wer hat Sie fortgejagt? Uitjenta, meine Wietin, gibt einen Ball; auch Sie find eingeladen. Ball, d. h. Kuchen und eine Schar Mädchen. ( Fortseyung folgt.)
ordnung.
zu führen.) Die Wirtin war in ihrer fleinen Stube. Durch den 3ur Grinnerung an die Einführung der Städtes Schornstein stieg schwarzer, dichter Rauch aus dem geheizten Ofen empor. Das Mädchen meltte im Stalle die Büffeltuh. Kannst du nicht still stehen, verfluchte...!" Hang von dorther ihr ungeduldiges Rufen, und gleich darauf hörte man den gleichmäßigen
Ton des Melkens.
Draußen in der Nähe des Hauses ließ sich der muntere Schritt eines Pferdes hören, und Olenin tam auf seinem hübschen, noch naffen, von Feuchtigkeit glänzenden Schimmel im Galopp auf das Tor zugeritten. Marianas hübsches Köpfchen erschien, in das rote Tuch( die sogenannte Haube) gehüllt, in der Tür des Stalles und verschwand wieder. Olerin trug ein totes persisches Seidenhemd, einen weißen Tscherteffenrod, der von einem Gurt zusammen gehalten war, in dem ein Dolch stedte ,, und eine hohe Müße. Er faß ein wenig gezwungen auf dem feuchten Rüden des wohlgenährten Pferdes, faßte die Flinte, die auf seinem Rüden hing, feft und beugte sich vor, um das Tor zu öffnen. Sein Haar war noch feucht, sein Geficht stihlte ven Jugend und Gesundheit. Er hielt sich für hübsch gewandt und ein n Dshigiten ähnlich. Aber barin irrte er sich. In den Augen jedes erfahrenen Kautafiers war er trotz alledem der Soldat. Er hatte den herborlugenden Kopf des Mädchens bemerkt, beugte sich mit besonderer Gewandtheit born über, öffnete das Gittertor, faßte die Zügel jest, schwang die
Das eine muß man den Urhebern der Städteordnung von 1808 laffen, daß sie in die Unverwüstlichkeit der Menschennatur im allgemeinen und in die der damaligen preußischen Untertanen im besonderen ein geradezu rührendes Bertrauen septen. Seit ihrem Einzug in die Mart hatten die Hohenzollern als einen wesentlichen Teil ihrer bekannten Kulturmission die Vernichtung der kommu nalen Selbständigkeit betrachtet; der steifnadige, gegen Fürsten und Adel sich mehrende Bürger sollte zum gehorsamen Knecht umgewandelt werden. Es war im Anfang nicht leicht, dem Menschen die Hundedemut zur zweiten Natur zu machen; aber Beharrlichkeit hatte auch hier zum Ziel geführt. Den traurigen Folgen des Dreißigjährigen Krieges und dem Krückstock etlicher besonders berühmter Landesväter war es zu danken, daß der Erfolg sichtbar in die Erscheinung trat, just als der friderizianische Staat am Zusammenbrechen war. Der fürstliche Absolutismus, der in Friedrich II. seinen hervorragendsten Vertreter hatte, durfte grundfäßlich feine torporative Zusammenfassung der Untertanen", tein irgendwie in Ansehen stehendes Mittelglied zwischen sich und den einzelnen Einwohnern der Städte dulden, sein Streben ging darauf aus, fünstlich zu atomijieren, was sich im Mittelalter zum gemein