sehen habe, wie ihnen der Redner aus der Seele gesprochen hatte. Auch Wanninger selbst war zufrieden mit dem Erfolge, und. er sagte späterhin zu seinen Freunden, daß man den Bauern großes Unrecht tue, wenn man ihnen politisches Ver- ständnis abspreche. Es komme alles daraus an. daß man in populärer Manier mit ihnen rede. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verbolea.) 5� Die Kofaken. Von Leo Tolstoi . Wjelezki lächelte schlau, zwinkert« mit den Augen und wies mit dem Kopf auf die Stube hin, in der Mariana verschwunden war. SZenin zuckie die Achseln und errötete. Bei Gott, Sie find ein sonderbarer Mensch, sagte er. Nun, so erzählen Sie...1 Olenin mochte ein finsteres Gesicht. Bjel«zki bemerkte das vnd lächelte gezwungen. Aber, ich bitte Sie, sagte er, Sie leben unter einem Dache.. so«in prächtiges Mädchen, ein reizendes Mädchen, eine vollendet« Schönheit...! Eine bewundernswerte Schönheit l Ich habe»och nie solche Frauen gesehen, sagte Olenin. Nun also? sragle Bjelezli, der ihn durchaus nicht verstand. ES mag felijam sein, antworte Olenin. aber warum soll ich nicht sagen, was die Wahrheit ist? Seitdem ich hier lebe, lind die Frauen für mich wie nicht vorhanden, und das ist gut. Denn was konnte es auch zwischen uns und diesen Frauen Gemeinsames geben? Jcroschka mit dem ist es ein ander Ding, mit dem verbindet mich eine gemeinsame Leidenschast die Jagd- Nun ja. Gemeinsames...! und welche Geineinsamkeit besteht zwischen mir und Amalia Jnzanvwna? Ganz dieselbe. Sie werden mir sagen, die hier sind ein bißchen unsauber nun. das kann schon sein, ä la gverre commc i la guerrel(Das ist nun mal im Kriege so.l Ich habe auch die Amalia Jwanownas nicht gekannt und habe tli» verstanden, mit ihnen zu verkehren, antwortete Olenin. Jene kann man nicht achten, diese hier achte ich. Schön, achten Sie fic, wer hindert S« daran? Olenin antwortet« nicht. Er hatte offenbar den Wunsch, den Gedanken, den er begon- «en hatte, fortzuführen, er lag ihm zu sehr am Herzen. Jcb weiß, daß ich eine Ausnahme bilde... er war offenbar verlegen. Aber mein Leben hat sich so gestaltet, daß ich nicht nur ein Bedürfnis fühle, meine Grundsätze zu ändern, ich könnte gar nicht leben, wie ich eben lebe, wenn ich, wie ihr. leben wollte. Und dann suche ich auch etwas anderes, sehe ich etwas ganz anderes in ihnen, als ihr. Bjelezkrj zog ungläubig die Augenbrauen hoch. Trotzdem, kommen Sie abends, Mariana wird auch da sein. Ich mache Sie miteinander bekannt, ich bitte, kommen Sie. Ge- fällt's Ihnen nicht, so können Sic ja gehen. Kommen Sie? Ich würde kommen, ober ich will Ihnen die Wahrheit sagen, ich furchte ernstlich, von meinem Gefühle hingerissen zu werden. O o o. rief Bjelezkij. Kommen Sie nur. ich werde Sie schon beruhigen. Kommen Sie... Ihr Ehrenwort? Ich würde schon kommen, aber ich begreife wahrhaftig nicht, was wir da machen sollen, welche Nolle wir spielen werden. Ich bitte Sie, kommen Sie doch! Kommen Sie? Gut, vielleicht komme ich. sagte Olenin. Bedenken Sie doch, entzückende Mädchen, wie nirgends in der Welt, und Sie wollen ein Mönchsleben führen? Schönes Ver- gnügenk Warum sollten wir uns das Leben verbittern und nicht genießen, was sich bietet? Haben Sie gehört, unsere Kompagnie geht nach Wosdwishensk. Ich glaube es kaum, ich habe gehört, die acht« Kompagnie gehe dorthin, sagte Olenin. Nein, ich habe einen Brief vom Adjutanten. Er schreibt, der Fürst selbst werde den Feldzug mitmachen, und ich freue mich, mit «im zusammentreffen. Mir wird es hier schon langweilig. Es heißt, es werde bald einen llcberfall geben. Ich habe nichts gehört. Ich habe gehört, Krinowizyn habe für den llcberfall einen Annenorden erhascht. Er hoffte, Leutnant zu werden, sagte Bjelezkij lachend. Das nenn' ich veingefallen. Er ist zum Stab abgereist. Es begann zu dämmern, und Oleniiis Gedanken wandten si-v dem Abendvergnügen zu, die Einladung quälte ihn. Er hatte Lust, hinzugehen, aber es war ihm unbehaglich und sogar ein wenig ängstlich, daran zu denken, wie es dort wohl werden würde. Er wußte, daß dort weder Kosaken , noch Frauen, daß niemand dort sein würde,, als Mädchen. Was wird's da geben, wie hat man sich zu benehmen, wovon s>ll man sprechen, wovon werden die Mäochen sprechen, welche Beziehungen können zwischen ihm und diesen unge- zügelten Kosakenmädchen sein. Bjelezkij hatte ihm von so sonder- baren, zynischen und zugleich so ernsten Beziehungen erzählt... Der Gedanke, daß er dort in einem Zimmer mit Mariana sein würde, ödß er vielleicht mit ihr sprechen sollte, erschien ihm sonder- bar. Es kam ihm unmöglich bor, wenn er an MarianaS stolze Haltung dachte. Bjelezkij aber hatte ihm erzählt, daß sich das alles von selbst mache. Sollte Bjelezkij auch mit Mariana so umgehen? Ich bin doch neugierig, dachte er. Nein, ich gehe heiKr nicht, das ist alles so häßlich, so gemein und vor allem ganz zwecklos. Aber wieder quälte ihn die Frage, wie sich daS olles machen würde, und das gegebene Wort, glaubte er. müsse ibn binden. Er ging zuerst ganz unentschlossen, kam aber bis zu Bjeleztijs Wohnung und WNg hinein. Das Häuschen, m dem Bjeleszkij wohnte, war Olenins Woh» nung ganz ähnlich. Es stand aus Pfosten, zwei Arschin über der Erde, und bestand aus zwei Zimmern. In dem ersten, in welches Olenin über die steile Treppe eingetreten war, lagen Federbetten, Teppiche, Decken, Kissen nach dem Brauch der Kosaken schön und ordentlich an der Stirnwand übereinander geschichtet. An den Seitenwänden hingen Messinggeschirr und Waffen, unter der Dank lagen Wassermelonen und Kürbisse. In dem zweiten Zimmer de- fand sich ein großer Ofen, ein Tisch, Bänke und Heiligenbilder der Altgläubigen. Hier wohnte Bjelezkij mit seinem Feldbett, seinen vollgepfropften Koffern, feinem Wandteppich, auf welchem die Waffen hiNMn. mit seinen Toilettegegenstünden. die auf den Tischen ausgestellt waren, und seinen Bildern. Ein seidener Schlafrock war nachlässig über die Bank geworfen. Bjelezkij selbst lag hübsch und reinlich in sauberer Wäsche auf dem Bette und las Oes müs monsqnetaires(die drei Musketiere . Roman von Dumas). Bjelezkij sprang aus. Sehen Sie, wie ich mich eingerichiei habe. Famos? Schön von Ihnen, daß Sie gekommen find. Sie arbeiten schon tüchtig. Wissen Sie, wie der Pirog gemacht wird? Aus Teig, Schweine« fleisch und Weintrauben; aber das ist nicht das wichtigst«. Sehen Sie nur. wie sie dort wirtschaften! Sie sahen durchs Fenster und erblickten wirklich eine unge» wödnlichc ßieschäftigkeit in der Wirtsftube. Die Mädchen liefen hin und her, bald trugen fi« dies, bald trugen sie das. Ist's halb soweit? rief Bjelezkij. Gleich, verhungertes Großoäterchen und lautes Lachen klang aus der Stube herüber. llstjcnka, ein rundes, rotwangiges und Hübsches Mädchen, tarn in Bjclezkijs Zimmer, unt Teller zu holen; sie hatte die Bermel zurückgeschlagen. Na. du! Ich zerschlage noch die Teller, sagte sie kreischend zu Bjelezkij. Du solltest lieber helfen kommen, rief sie lachend Olenin zu. Sorge dafür, daß die Mädchen Pfefferkuchen und Kon» sett bekommen. Ist Marianka da? fragte Bjelezkij. Gewiß, sie hat Teig mitgebracht. Wissen Sie. sagte Bjelezkij. wenn man vstjenka hübsch und sauber kleiden und sie ein bißchen herausputzen wollte, fie wäre hübscher als alle unser« Schönheiten. Haben Sie die Kosakin Borschtjchew einmal gesehen? Sie hat einen Obersten geheiratet. Zum Entzücken, welche ckixnite(französisch: Würde)! Woher sie das bat.... Ich habe die Dorschtsckewa nicht gesehen, aber nach meiner Meinung kann es eine hübschere Tracht, als die hiesige, nicht geben. Ach. ich kann mich mit jeder Landesfitte abfinden, sagt« Bjelezkij mit einem heiteren Seufzer. Ich will mal hinein und will sehen. was es dort gibt. Er warf den Hausrock über und lief hinaus. Sorgen Sie für den Kuchen, rief er. Olenin schickte seinen Burschen nach Kuchen und Honig; daß er Geld gab. erschien ihm in diesem Auge>L>licke so häßlich, als ver- suchte er, jemanden zu bestechen, und er gab auf die Frage deS Burschen, wieviel Pfesfermünz- und wieviel Honigkuchen er kaufen Gllte. keine bestimmte Antwort. Du weißt schon. Für das Ganze? fragte der alte Soldat mit Nachdruck. Die Pseffermünzkuchcn find teurer Sie kosten sechzehn. Für das ganze, für das ganze Geld, sagte Olenin und setzte sich an das Fenster. Er war selbst erstaunt, daß sein Herz so pochte, als stünde er vor etwas Wichtigem und Unangenehmem. Er hörte, wie in der Stube der Mädchen sich Lärmen und Kreischen erhob, als Bjelezkij eingetreten war, und eine Weile später sah er, wie«r mit Kreischen, Schreien und Lachen«us dem Zimmer hcrauSstürzte und die Treppe hinablief. Sie haben mich herausgejagt, sagte er. (Fortsetzung folgt.) Jim den Kunftfalons. Bei C a s si r e r ist der künstlerischc Nachlaß des im Sommer verstorbenen Walter Leistikow ausgestellt. Es find zirka 60 Gemälde, deren Mehrzahl auS den letzten Fahren stammt. Manches ist schon von früheren Ausstellungen her bekannt, andere? verließ jetzt zum ersten Male das Atelier des Künstlers. Neues Materia! zum tieferen Verständnis und zur klareren Beurteilung der Persönlichkeit bietet dieser Nachlaß nicht. Bewundernswert aber ist die rastlose Arbeitsfreudigkeit und die eiserne Energie, mit der Leistikow, der den sicheren nahen Tod mit vollem Bewußt»