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fozialen Moral, der sozialen Verhältniffe- wurden im Laufe eines ganzen| Gintvendungen, die gegen die Mandeloperation erhoben werden, Jahrhunderts( seit Ende des 18. bis in die 90er Jahre des 19. Jahr nur zu willig Gehör geschenkt. Man hört oft sagen, Mandeln hunderts) in den belletristischen Werfen behandelt und in den pro- feien harmlos, ihre Entzündung habe keine sonderliche Bedeutung greffiven Zeitschriften, in Artifeln, die jene Werke tritifierten und und lasse sich bei entsprechender Vorsicht leicht vermeiden. Die interpretierten, erörtert und popularisiert. Nur in diefer halb Operation selbst ke nichts oder nicht viel, fie fet vielmehr direkt berkappten Form war es möglich, gegen das Alte zu kämpfen und oder indirekt schädlich, da das entfernte Organ doch irgendeine bas Neue zu propagieren. Um von diefen prinzipiellen Kämpfen Bestimmung haben müsse. Auch sei die Operation wegen der bem deutschen Leser eine Vorstellung au geben, genügt es zu er unvermeidlichen Narkose und auch wegen der bisweilen sogar töde wähnen, daß die russische Hofaristokratie und höhere Bureaukratie lichen Blutungen gefährlich. Endlich sei es unnötig, die ganze ben ersten wuchtigen Schlag von Gribojedow in dessen Mandel wegzunehmen. Auch eine bloße Verkleinerung oder ander Drama" Das Unglüd infolge der Klugheit" erhielt, ebenso weitige Maßnahmen ließen denselben Zwed erreichen. Eine Kritik wie der Provinzialadel und die Provinzialbureaukratie in Gogols dieser Bedenken, die Professor Hopmann in der Münchener belletristischen und dramatischen Werfen aufs schärfste mitgenommen Medizinischen Wochenschrift" unternimmt, führt nun zu deren wurde. Den ersten offenen und mächtigen Angriff gegen die Leib- vollständiger Widerlegung, wenn auch selbstverständlich in manchen eigenschaft unternahmen die Dichter Zurgenjew und leichteren Fällen eine Operation unnötig ist. Eine Angina( Ent. Netrassow. Geniale Publizisten und Kritiker wie Belinsty, zündung der Rachenorgane) wird sich häufig durch Priesnißsche Dobrolubow , Tichernischewsky nahmen die großen Umschläge, Gurgeln und Vermeidung von Staub, Alkohol, Tabak belletristischen Werte zum Ausgangspunkt aller ihrer Abhandlungen usw. heilen lassen, und auch vergrößerte Mandeln, die zu keinen über soziale und politische Fragen. Der größte Teil der belle- Beschwerden Anlaß geben, brauchen nicht entfernt zu werden. tristischen Werke aber und alle publizistischen Artikel erschienen in Wenn aber häufige Entzündungen oder mechanische Störungen ben progressiven Zeitungen; fo wurden diese zum Mittelpunkt des wie Behinderung der Nasenatmung, nächtliches Schnarchen, Berganzen geistigen Lebens in Rußland. schluß der Ohrtrompete, Schlingbeschwerden und Sprachverschlechte. Heutzutage gibt es gewiß auch in Rußland andere Methoden rung eintreten; wenn von den Mandeln aus ansteckende Stoffe durch politischen Wirkens; aber die progreffiven Beitungen, soweit den ganzen Körper verschleppt werden, dann kann man nicht mehr fie noch existieren und die russische Belletristik in ihren besten Ver von einer harmlosen Entzündung sprechen. Daß die Operation, tretern sind ihren alten Traditionen treu geblieben. Zwar schied wie auch heute noch oft genug behauptet wird, nichts nügt, ist ein Mitte der achtziger Jahre aus der Mitte der Belletristen eine Gruppe Irrglaube, der nur dadurch bestehen bleibt, daß viele Aerzte mit aus( Mereichtowsth, Minsty, Ballmont u. a.), die die ungenügenden Methoden arbeiten, bezw. zu wenig von den Mandeln moralischen Aufgaben" der Kunst verneinten, die reine Aesthetik" und entfernen. Schließlich werden häufig nur die Rachenmandeln be die„ Herrenmoral" verkündeten. Eine Schule in Rußland zu gründen seitigt, während die Gaumenmandeln stehen bleiben. Die richtig gelang aber diesen Schriftstellern nicht, troßdem einige von ihnen ausgeführte Operation nütt tatsächlich, und zwar gründlich. Nur bon großer Begabung find. Nicht einmal eine regelmäßig erscheinende bei Neurasthenikern ist Vorsicht am Blaze, da ihre Beschwerden Beitschrift stand ihnen zu Gebote. Auch in geistiger und moralischer unter Umständen durch die Entfernung der Mandeln nur noch Hinsicht waren diese Schriftsteller so isoliert, daß sie es nicht gesteigert werden. Man hört von solchen Kranken oft Vorwürfe Lange aushielten und sich gezwungen die Herren gegen die Operation, desgleichen von Rednern und Sängern, deren moral" aufzugeben. Die älteren unter ihnen, wie Mereich- Organ schon stark beeinträchtigt ist, die aber gleichwohl nach der towsky, Minsky, huldigen seit Jahren dem reli- Operation nur geringe Besserung verspüren, was bei wenig sorggiösen Mystizismus, die jüngeren, wie Ballmont und fältiger und geschickter Ausführung vorkommen mag. Ein Feodor Solo gub, stehen der progreffiv- tendenziöfen Belletristik weiterer Vorwurf gegen die Entfernung der Mandeln, der früher, sehr nahe. Der talentvolle Sologub zeigt zwar eine gewiffe Neigung| namentlich von England aus oft erhoben wurde, nämlich daß sie zum Erotischen ( sogar zu einem krankhaften, sadistischen Erotismus), Sterilität verursachen könne, ist als vollständig absurd zurückaber in seinen größeren Werken- Teufelchen"," Sieg des Todes" zuweisen. Was nun die Furcht vor der Narkose und vor starken spielt dieser Zug nur eine winzige Rolle.
Schon oben erwähnt gehörte Artzibaschet bis zum vorigen Jahre nicht zu dieser Gruppe, sondern zu den Schriftstellern, alter" Tradition; er schrieb Novellen für die verbreitetste Monatsschrift Sowremenni Mir".
Nun stelle man sich vor, was für einen Eindrud es machen mußte, wenn ein Schriftsteller dieser Richtung in einer solchen Beitschrift einen Roman wie„ Sinin" erscheinen ließ. Die Empörung war so groß, daß die Redaktion des Journals die Veröffentlichung des Romans auf zwei Monate unterbrechen mußte. Nach diesem Roman brachte der„ Sowremenni Mir" nichts mehr bon Argibafchew.
Das Sensationellste also war das Erscheinen des Romane im Sowremenni Mir". Was aber die kulturhistorische Bedeutung Sfanms" anbetrifft, so wäre es überflüffig, die jugendliche russische Intelligenz gegen solche Verleumdungen zu verteidigen. Besonders jezt, nachdem die studierende russische Jugend den erbitterten Kampf für die akademischen Freiheiten aufgenommen und durch die Streit bewegung in faft sämtlichen Hochschulen bewiesen hat, daß sie noch ihren alten Jdealen folgt.
Bweifellos wirkt die fortichreitende Differenzierung der Gesellschaft zerseßend auch auf die Jugend. Die alte Einheit der studierenden Jugend ist gebrochen: wir haben jegt neben den revolutionären Studenten auch liberale und sogar ausgesprochen reaftionäre. Möglich, daß auch eine gewiffe Schicht der Studierenden existiert, die überhaupt von Politit nichts wissen will, die in Gemeinschaft mit den chuliganiichen Studenten nur für erotische Genüsse Sinn hat. Aber diese Schicht ist weder zahlreich noch charakteristisch für die ruffische Studentenschaft und alles andere denn führend.
Die tendenziöfen Schauermärchen von den erotischen Bacchanalien der Studierenden aber, die ebenso sensationslüsterne wie unwissende Journalisten in Deutschland verbreiteten, find längst als Verleumbungen der Schwarzenhundert- Bresse erwiesen und wenn sie wieder auftauchen sollten, fo fann man überzeugt sein, daß sie nichts find als Reflamemittel für einen Roman, der weder als Stunstwert noch als Ideenbringer Bedeutung hat und weder als Ausdruck noch als Erreger einer erotischen Revolution" gelten kann.
Blutungen anlangt, so ist zu betonen, daß hinsichtlich beider Um stände die Gefahr nicht größer ist, als man sie etwa bezüglich des Ausganges einer Eisenbahnfahrt oder dergleichen schäßen würde. Was endlich den Einwand betrifft, daß auch Zeiloperationen ge nügen müßten, so entspricht er nicht der Erfahrung. Vielmehr bleiben Mandelreste ebenso zur Entzündung geneigt wie die ganze Mandel es war. Im allgemeinen ist festzuhalten, daß Gaumenmandeln und Wucherungen des lymphatischen Rachenringes überhaupt, die Störungen verursachen, gründlich beseitigt werden müssen, um dauernde Heilung zu erzielen. Alle in Betracht femmenden Mandeln können in einer Operation vollkommen entfernt werden, wobei es jedoch notwendig ist, in allgemeiner Nartose zu operieren. Bei entsprechender Ausführung bringt dies keine größere Gefahr mit sich als eines der üblichen Verfahren der Mandelertirpation, das in der Regel nur eine teilweise Entfermung der Mandeln erreicht und anstrebt.
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Technisches..
Der Raupen" Motor. Einer der wesentlichsten Nachteile, die dem Automobil und dem Fahrrad anhaften, ist, daß ihre Fortbewegung an das Vorhandensein einigermaßen geeigneter Straßenwege gebunden ist. Die englischen Militärbehörden haben nun vor einigen Monaten, wie die Wochenschrift Umschau" mite teilt, eine eigenartige neue Maschine erprobt, die imstande ist, schwere Fahrzeuge über hügligen und unsicheren Boden zu schleppen. Es ist nun damit ein ganz origineller Typus einer Zugmaschine geschaffen, dessen Prinzip darauf besteht, daß die Vorrichtung mittelst einer Anzahl von Füßen, die an der Peripherie zweier schwerer, über Vorder- und Hinterräder laufender Seitenfetten befestigt sind, gleichsam durch das Gelände zu friechen vermag. Bei dem Umlauf dieser Sette kommen die Füße nacheinander zu Boden und erzeugen eine sonderbare Bewegung, die dem Ganzen seinen Namen„ Caterpillar", das heißt Raupe, eingebracht haben. Die Maschine wurde von dem Ingenieur David Roberts erfunden, der bazu durch den schwierigen Geschüßtransport im südafrikanischen Kriege angeregt wurde. Dabei hatten sich die vorhandenen Zugmaschinen sehr schlecht bewährt. Auf Anregung des englischen Kriegsministeriums wurde dann der Caterpillar erbaut, der sich bei der Ueberwindung von Hügeln, Dämmen, sumpfigen, sandigen und steinigen Geländen sowie bon Gräben und anderen Hindernissen gut bewährt hat. Die Versuchsbedingungen waren recht strenge. So wurde einmal ein mit drei Tonnen belabener GüterDie Furcht vor Mandel operationen. Ertran ragen von fünf Pferden in einen Sumpf geschleppt, wo er bis zu tungen der Mandeln und operative Eingriffe zu ihrer Heilung den Radachsen einfant und stecken blieb. Der„ Caterpillar" bergehören zu den häufigsten Dingen, bei denen die ärztliche Hilfe in mochte ihn jedoch mit Leichtigkeit wieder herauszuziehen. Man Anspruch genommen wird. Fast jede Familie hat einmal mit will das Prinzip des neuen Motors auch an anderen Wagen mit einem derartigen Fall Bekanntschaft gemacht. Da nun operative Bugtieren anbringen, da diese hierdurch viel leichter über Terrain. Eingriffe zumeist großer Furcht begegnen, wird den verschiedenen schwierigkeiten hinwegkommen.
Kleines feuilleton.
Medizinisches.