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Söhle von Combarelles in der Dordogne ( Frankreich ) gibt den heutigen Bewohnern der chinesischen Gobi so unübertrefflich gut wieder, daß ein moderner Zeichnet sich schon recht gut auf spezielle Kiercharakteristit eingeschult haben müßte, um so scharf zu treffen. Dabei sind gerade solche Pferdebilder aus prähistorischer Kunst zum Teil schon entdeckt und abgebildet worden in Zeiten lange vor der Entdeckung des lebenden Przewalskipferdes man hatte das Tier also eigentlich schon prähistorisch für Europa , ehe man es lebend aus Zentralasien identifizieren konnte! Wenn aber gerade diese Pferdeformt einst von Schaffhausen am Rhein bis Babylon und fort bis zur chinesischen Gobiwüste existiert hat, so lag es wahrlich nahe genug, daß sie als wirkliche Urform hinter dem ganzen Kulturpferde gestanden hat, sie und teine andere, wo immer wir uns nun die Symbiose der Kultur beim Pferde beginnend denken wollen, ob in Europa oder im Herzen des alten Kulturorients oder noch weiter nach China zu. Andererseits ist, wenn dieses Urwildpferd auf einen so ungeheueren Erdgebiet gleichzeitig einft zur Verfügung gestanden hat, ebenso wahrscheinlich, daß gerade deshalb die Zähmung nicht bloß an einem Orte und bloß bei einem Volke dieses weiten Gebietes erfolgt sei. Die Zähanung könnte, wenn auch immer auf Grund der gleichen Grundform, an verschiedenen Stellen unabhängig erfolgt sein: im alten Europa so gut wie etwa im Lichtkreise der ältesten babylonischen Kultur.
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Kleines feuilleton.
gar kein Del bei Tschechowo mehr faufen, bis er schließlich den glüc lichen Ausweg fand, ein neues Faß zu kaufen, in das das alte Del hineingegossen wurde. Physiologisches.
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Blindent. Es ist schon seit längerer Zeit bekannt, daß die Blinden, Untersuchungen über den ernfinn oder wenigstens sehr viele von ihnen, nicht völlig der Wahrnehmung in die Ferne entbehren, daß ihnen dazu gewissermaßen ein neuer, übrigens auch bei manchen gefundsichtigen Menschen vorhandener Sinn zu Gebote steht, den man den„ sechsten Sinn" oder auch schlechtweg den„ Fernfinn" der Blinden genannt hat. Vermöge dieies Sinnes fühlen" die Blinden, daß sich Gegenstände von bestimmter Ausdehnung in einer gewissen Entfernung von ihnen befinden, so daß sie sich dadurch auch in ihnen unbekannten Räumen vers Die hältnismäßig gut bewegen und zurechtfinden können. über genaueren Untersuchungen diesen erſten " Fernfinn Spallanzani an Fledermäusen gemacht, nachdem hat sich herausgestellt hatte, daß diese Tiere auffallend sicher im Dunkeln umberflattern fonnten, ohne dabei an aufgespannte Drähte anzus stoßen. Da sich bei diesen Untersuchungen ergab, daß die Fleder mäuse nach erfolgter Blendung ebenso sicher diese Hindernisse vermieden als vorber, stand jedenfalls fest, daß diese Fernwahrnehmung nicht durch den Gesichtssinn, sondern auf einem anderen Wege er. folgte. Neuerdings hat nun der Privatdozent der Augenheilfunde an der Universität Basel Dr. E. Wölfflin über diesen„ Fern stun der Blinden" nähere Untersuchungen angestellt, über deren sehr bemerkenswerte Ergebnisse er im letzten Heft Aus der Jugendzeit eines russischen Dichters. Das November- der Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane" Heft des Westuit Jewropy" enthält interessante Beiträge zur berichtet. Dr. Wölfflin hat sich zu seinen Versuchen u. a. eines Biographie des früh verstorbenen russischen Nomandichters und Brettes aus Tannenholz von 1 Quadratmeter Fläche und 3 Zenti Dramatikers Anton Tschechow . Es wird da erzählt, wie der meter Dicke bedient, das durch Abnahme seiner Teile verkleinert Ghinasiast Tschechow oft feine Schularbeiten liegen lassen mußte, werden konnte. Zu den Versuchen wurden aus 40 Blinden 9 aus um in der kleinen Materialwarenhandlung des Waters zu arbeiten: gewählt, bei denen ein besonders fein entwickeltes Ferngefühl festKöchinnen und Fuhrleuten Grünkram, Zucker, Tee und Schnaps gestellt war und denen während der Versuche die Ohren verstopft zu verkaufen, Geld enzufassieren und zu wechseln usw. wurden. Schritten nun diese Blinden auf die Holztafel zu, so fonnten sie " Dieser strenge und absolut ehrliche idealistische Schriftsteller Angaben über deren Entfernung und Größe machen, die dem wirklichen tvar als Knabe mit allen Methoden falschen Wiegens und Wert oft außerordentlich nahe kamen. Warde dann die Fläche der Messens sowie mit all den anderen Schwindeleien des Klein- Tafel verkleinert, so sank auch die Wahrnehmbarkeit durch den Fernfinn handels genau bekannt." Papa Tichechow handelte auch mit in annähernd gleicher Weise. Wie von der Größe, so erwies sich Medikamenten; Sanitätsfommissionen u. dergl. gab es dazumal noch die Wahrnehmbarkeit eines Gegenstandes durch den Ferusinn auch nicht; nur ein Feuerwehrmann fam ab und zu in den Laden, um von seinem Stoffe( Holz, Metall, Stein u. f. f.) abhängig. Was den zu sehen, ob Betroleum, Streichhölzer 1. dergl. feuersicher aufbewahrt Sig dieses Fernfinns" anbelangt, so wurde dieser von den Blinden würden; seine Visitation beschränkte sich aber darauf, daß er ein übereinstimmend in die Haut des Gesichts, besonders in die Stirn paar Gläschen Schnaps auf das Wohl des Ladenbesizers trank und und Schläfengegend verlegt, und dieser Aussage entsprach die ihm untertänigst dargebrachten zwei oder drei Zwanzigkopeken- auch das Ergebnis der Versuche. Wurde nämlich den Blinden die nur die Stirn freiließ, stücke huldvoll in seiner Tasche verschwinden ließ. Unter den eine Leinwandmaste umgelegt," Medikamenten, die der fünftige Schriftsteller den Käufern zu so war die Fernwahrnehmung nahezu die gleiche wie bei unbe geben hatte, waren zwei besonders beliebt: das„ Siebenbrüder- decktem Gesicht. Bei Bedeckung des ganzen Gesichts war der FernBlut" und das„ Nest". Ersteres ist das verfalfte Sfelett finn dagegen ganz wesentlich vermindert. Das Gefühl selbst wird einer fremdländischen Korallenart, ein röhrenförmiger Stein von von den Blinden als eine unbestimmte Empfindung bezeichnet, die dunkelvioletter Farbe, im Wasser völlig unlösbar. Jeder Arzt würde sich am besten mit einer leifen Berührung vergleichen lasse; doch beim Anblick dieses Medikaments in Entfegen geraten. Aber die find die dabei in Betracht kommenden Ausstrahlungen, wenn es sich Käufer Tichechows zerstießen den Stein zu Bulver, streuten ihn sich überhaupt um solche handelt, jedenfalls keine Wärmeftrahlen, wie Nach dem gegenwärtigen Stande der in den Schnaps und tranken die Mischung gegen Fieber. Das„ Nest" Erperimente ergaben. war eine Zusammensetzung der verschiedenartigsten Mineral- und Untersuchungen hält es daher Dr. Wölfflin für sehr wahrs Pflanzenstoffe. In reiseren Jahren verinchte Anton Tichechow scheinlich, daß der Fernfinn" der Blinden eine Leistung gewisser wenigstens die Hauptbestandteile diefes Allheilmittels aus dem Ge- Nervenfasern des Gesichts, insbesondere des Nervus Trigeminus dardächtnis niederzuschreiben. Und es erwies sich, daß dazu gehörten: ftellt; wie die Vermittelung zwischen den durch den Ferusinn" wahr Naphtha, Duecksilber, Schwefelsäure, Strychnin, Sublimat und noch genommenen Gegenständen und diefen Nerven zustande fommt und eine Menge anderer Dinge, die sämtlich in Branntwein aufgelöit auf welchen Bahnen sich die Erregung im Nerven weiter fort und eßlöffelweise eingenommen wurden. Charakteristisch ist pflanzt, fann freilich zurzeit nur erst als eine offene Frage bezeichnet auch die Schilderung einer eigentümlichen Feiertagsbeschäfti- werden. gung der Tschechowschen Kinder: ab und zu erschien im Tschechowichen Laden ein Jude, namens Chaim, und brachte 20-30 Pfund sogenannten abgetrunkenen" Tee, den er aus den Wirtshäusern zusammengeholt und sehr geschicht getrocknet und gefärbt hatte. Für den 20pfündigen Sad erhielt er 1-2 tubel. Bevor das Produkt aber in den Handel kommen konnte, mußte es von allen nicht dazu gehörigen Bestandteilen gereinigt werden, und diese Arbeit fiel den Kindern zu, denen sie ein großes Vergnügen machte, denn man konnte in dem„ Tee" die allerschönsten Dinge finden: Nägel und Holzspäne, tote Fliegen, Federn, Steinchen und Gott weiß was noch alles. Der gereinigte" Tee" wurde mit einer geringen Quantität besseren Tees gemischt und gelangte dann als ökonomischer Tee für die Dienstboten" in den Handel.
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Vielfagend ist die Geschichte von einem peinlichen Reinfall, den der Vater Tschechow erleben mußte. Ju einem Faß mit Del war eine Ratte ertrunken. Das Del- es waren gegen 20 Bud weggießen wollte der Kaufmann nicht; statt die Sache zu verschweigen, fam er zu dem Beschluß, das Del sei durch den Tod der Ratte nicht verdorben, sondern nur berunreinigt" nicht im wört Lichen, sondern im biblischen Sinne. Pawel Jegorowitsch Tichechow war ein sehr frommer Mann. Er lud daher alle seine Käufer und einen Geistlichen zu sich ein, der durch entsprechende Gebete dem Del die verlorene Reinheit" viedergeben sollte. Nachher wurden die Gäste mit einem guten Frühstück traktiert, bei dem die meisten freilich trop der vorhergegangenen Reinigung" die mit Del zu bereiteten Speisen zu vermeiden bemüht waren. Das Resultat war freilich ein anderes als man erwartet hatte: die Leute wollten nun Berantwortl. Nedakteur: Hans Weber, Berlin .
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Völkerkunde.
Sonderbare Landkarten oder vielleicht richtiger See farten finden sich in der berühmten Sammlung des Britischen Museums in London . Sie haben wohl auf der ganzen Welt nicht ihres Gleichen und stellen zwar nicht die älteste, aber doch wohl die kunstloseste Form in der Herstellung einer Karte dar. Der Uriprungsort find die in deutschem Besiz befindlichen Marschall Inseln, wo sie noch heute von den Eingeborenen benutzt werden. Sie bestehen nicht etwa aus Papier, sondern aus einem Rahmenwerk von Stöcken, die teils senkrecht und wagerecht, teils in Diagonalen und in Krümmungen verlaufen. Die sentrechten und wagerechten Stöcke dienen als Träger der Karte, die anderen Stellen die durch Winde verursachten Schwellungen des Meeres dar. Die Inseln der Marichall- Gruppe sind durch Muschelschalen bezeichnet, die an den betreffenden Stellen der Stäbe angebracht sind. Ein Vergleich mit einer modernen Karte, den der englische Geograph George Joyce in der Monatsschrift Man" ausgeführt hat, beweist, daß die Lage jeder einzelnen Jniel mit Bezug auf ihre Nachbarn mit anerkennenswerter Genauigkeit angegeben ist. Weniger genau sind die Abstände zwischen den ein zelnen Inseln; aber das ist für die Eingeborenen auch von geringer Wichtigkeit, da die Winde in diesen Breiten zu gewissen Jahres zeiten ganz gleichmäßig weben, so daß die Boote ihnen ohne weiteres anvertraut werden können. Die erfahrenen Schiffer wissen auch die Stelle, an der sie sich mit ihrem Boot befinden, aus Stö rungen im Zug der Wellen zu erfennen, die durch die Lage der Inseln hervorgebracht werden.
- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co Berlin SW