-

951

-O

-

Lebe wohl, Mariana; morgen fomme ich zu Deinem Vater baren Wissenschaften. Tag und und Nacht faß er über ben Büchern. und sage es ihm selbst. Sage Du kein Wort. Mein Water so schreibt Milton einmal bestimmte mich, als ich nod Kind war, für bas Studium der Wissenschaften, und dies ergriff ich mit solchem Eifer, daß ich vom zwölften Lebensjahre an laum je vor Mitt nacht von der Arbeit aufstand, um schlafen zu gehen, und das n tr die erste Uriache des Verderbens meiner Augen, zu deren natürlicher Schwäche häufige Kopfschmerzen hinzulamen. Da dieses alles meinen Eifer im Lernen nicht aufhielt, ließ er mich in der Schule und zu Hause von anderen Lehrern täglich unterrichten und fandte mich, nachdem

Was sollte ich sagen? antwortete Mariana. Die beiden Mädchen liefen davon. Olenin ging allein und überdachte alles, was geschehen war. Er hatte den ganzen Abend mit ihr allein in der Ofenede zugebracht, Uitjenta war keinen Augenblid aus dem Zimmer gegangen und hatte sich mit den anderen Mädchen und mit Bjeleztij bergnügt. Olenin hatte mit Marianka flüsternd geplaudert.

Willst Du mein Weib werden? fragte er sie. Du lügit, Du nimmst mich nicht, antwortete fie heiter und ich mehrere Sprachen erlernt und nicht geringe Neigung für die ruhig.

Aber liebst Du mich, sprich, um Gotteswillen! Warum sollte ich Dich nicht lieben, Du bist ja nicht garstig, antwortete Mariana lachend und seine Hände mit ihren rauben Händen umklammernd. Was Du für wei- ei- ße, wei- ei- ße Hände haft, wie Rahm so weich, sagte fie.

Ich scherze nicht. Sprich, willst Du mein Weib sein? Warum nicht, wenn mich der Vater Dir gibt? Bedenle, ich werde wahnsinnig, wenn Du mich betrügit. Morgen sag ich's Deiner Mutter und Deinem Vater, Ich komme um Dich werben.

Mariana lachte plötzlich auf.

Was hast Du?

Richts. Es ist so tomisch.

Wirtlich. Ich kaufe einen Garten, ein Haus, trete zu den

Stojaten ein

ich böse.

.

Aber dann darfst Du andere Frauen nicht lieben; font bin Olenin wiederholte in seiner Phantasie mit Entzüden alle diese Worte, Bei diesen Erinnerungen wurde ihm bald schmerzlich zu Mut, bald erfüllte ihn ein Gefühl des Glüds. Schmerzlich, wein fie, da fie mit ihm sprach, ganz fo ruhig geblieben war, wie immer. Die neue Lage fchien fie nicht im geringsten zu erregen. Sie schien thm nicht zu glauben und gar nicht an die Zukunft zu denken. Er glaubte, fie habe ihn nur im gegenwärtigen Augenblid lieb ge­habt, und es gäbe für sie teine gutunft in Gemeinschaft mit ihm. Und glüdlich war er, weil alle ihre Worte ihm wahr erschienen, und weil sie ihm versprochen hatte, ihm anzugehören. Ja," sagte er zu fich felber, dann erst werden wir einander verstehen, wenn fie ganz die Meine geworden. Für eine solche Liebe gibt es teine Worte; fie bedarf des Lebens, des ganzen Lebens. Morgen wird alles flar fein. Ich kann so nicht länger leben. Morgen fage ich alles ihrem Vater, Bjeleztij, dem ganzen Dorf.

Lutaschta hatte nach zwei schlaflosen Nächten so viel am Feier­tag getrunken, daß er zum erstenmal nicht aufrecht stehen konnte und die Nacht bei Jamta verbrachte.

"

( Fortiesung folgt.)

John Milton .

( Geboren am 9. Dezember 1608.) Bon Ernst Kreowsti.

I.

Süßigkeit der Wissenschaft( philosophiae) gefaßt hatte, nach Cambridge, die eine unierer Landesuniversitäten." Siebzehnjährig war Milton , als er fie bezog. Es geschah wenig Wochen vor dem verhängnisvollen Thronivechiel, welcher den Brinzen Karl zur Könige­würde erhob. Die Monarchie, unter der der junge Milton heran­gewachien war, fonnte ihm feine unbezwingbare Achtung vor diefer Staatsform einflößen, und der Monarch Jakob, der damals an der Spize stand, war nicht der Art, ihn mit den Mängeln der Staatsform zu veriöhnen. So liegt denn Milton in Cambridge emsig dem Studium ob fieben Jahre hindurch. Was der Unterricht im Kolleg und in der Universität ihm bot, fonnte den Hochstrebenden schwerlich befriedigen; denn der Charakter der hier betriebenen Studien bestand wesentlich in einer

Berbindung von Philologie mit Scholaftit. Er studierte also auf eigene Weise. Sein Naturell unterwarf sich nicht willig dem Zwange. Er hielt fich auch fouft von dem üblichen Gange studentischer Dent und Lebensweiie ganz fern. Er war ein sehr selbständig denfender Stopf; bis tief in die Nacht brannte in feinem fleinen Zimmer die Studierlampe; unerschöpflich quoll ihm die Ader der Dichtung; was andere als rechte, würdige Gegenstände des Studiums betrachteten, entging, feinem Spott nicht, und gegen die Anmaßung bobler Ge fellen richtete sich seine Jronie. Ohne ein griesgrämiger Puritaner 34 fein, bewegte er fich auch in den Stunden der Erholung feines­weg auf der Fahrstraße studentischer Gewohnheiten er hatte feine eigene Art, fidh an Welt und Menichen zu erlustigen.

Miltons umfassende Studien führten ihn schließlich dahin, daß er fieben Sprachen und die gesamte Literatur der griechischen und römischen Klaffiter beherrschte. Niemand war, der es mit ihm an Belesenheit aufzunehmen gewagt hätte. Mit 24 Jahren war er aum Erwerb aller akademischen Grade gelangt, er batte erfannt, daß- wie er in einer hymnischen Rede dartut Wissen die Grundlage alles Großen und Herrlichen, Unwiffenheit die Wurzel alles Niedrigen und Lafter­baften ist. Nicht, als ob ihm das ethische Moment hinter dem intellektuellen zurüdträte, als ob ihm selbstzufriedene Buchgelehrfam feit die Energie frischen Handelns erseyen fonnte. Er ist fich viel mehr bewußt, daß die Gelehrsamkeit ohne Reinheit des Charafters nicht dentbar, geichweige eriprießlich fei. Es gilt vielmehr- ruft er aus Wollen und Wiñen zu vereinigen, diefes zum Führer jenes zu machen; nur fo läßt fich das höchite Glück der Individuen und der Nationen begründen.. Recht handeln, ohne des Ruhmee zu achten, ist über allen Ruhm er haben!" 3m felben Sinne verwirft Milton aber anch die Gegen­Stände- Grammatif, Rhetorit, Logit, die bisher als Grundlagen aller Bildung gegolten hatten, und nicht zum wenigsten auch deb­balb, weil sie von Gimpein" betrieben wurden, die von diefen Disteln und Dornen leben" Ebenso scharf ist sein Urteil über

Weber ein

Bleich einer schönen Sage hallt der Ruhm des Dichters der die armselige Bedientenbildung", mit der die Studenten, namentlich der Theologie, bie Universität zu verlaffen Epopõe: Das verlorene Baradies" in uniere Tage hinein. Die Wenn Schmied fich rühmen dürfen, die Dichtung wirklich vom ersten bis zwölften pflegen. irgend ein Zimmermann, oder Gefange geleien- mit Nugen gelesen zu haben, find zweifellos wie es die meisten von ihnen folcher Bruscher in seinem Handwerk wäre, ( die Theologen) in ihrem ( die nicht zahlreicher als die wirklichen Lefer und Kenner von Klopitods Berufe find, so würde er aus Mangel an undichaft verhungern." Meffias". Selbst die Literaturhistorifer von Beruf fönnen das mur in den seltensten Fällen von fich fagen; denn heutzutage besteht die Dagegen erachtete Milton das Stadium verschiedener Länder sowie ganze literarische Geschichtsschreibung doch bloß noch darin, möglichst aber vor allem das Stadium der Natur und ihrer Kräfte als daß­der Geschichte der Staaten und Bölfer, ihrer Verfaffung und Stultur, die Kommemare aller Vorgänger durchstöbert zu haben, um zu fon­statieren, ob und wo noch eine Lücke zur Berichtigung offen geblieben jenige, welches den höchsten Genuß gewähre. Schon die Hinneigung ift. Wie der Meisiasiänger gehört auch Milton zu jenen Boeten ur Naturwissenschaft, mit der fich unverkennbar eine Hinneigung einer abgestandenen Epoche, bie, nach Leffing, mehr gelobt, aber um Studium von Politik und Gesichte verband, zeigte denilich, weniger gelesen werden. Ja selbst in seinem Heimatlande wird daß Milton fich niemals für den Beruf eines Geistlichen würde ent schieden haben. Das despotische Regiment der Stirche in England das nicht viel anders fein trotz aller pomphaiten Festliche war wahrlich dazu angetan, jedem freier Denkenden, zumal jedem feiten, welche die Engländer zum 9. Dezember, als der Puritaner, das Seelsorgeramt zu verleiden. Aber auch gegen die Wiederkehr des 800. Geburtstages thres John Milton , " Juristerci" empfand Wilton eine unüberwindliche Abneigung. Szene fegen. Freilich, es hat eine Beit gegeben und in gewiffen firchlich- gläubigen Zirfeln ist es wohl noch so- wo Das verlorene Paradies " die unvermeidliche Hausbibel er gänzte. Fefter aber find doch vielleicht Miltons Gedanken und Handlungen in Sachen der menschlichen Freiheit im Gedächtnis des Boltes verblieben. Was ihn uns heute noch wert macht, das ist nicht so sehr der große Dichter als der unbengfame Mann und Charakter, der seine umfassende Gelehrsamkeit und seine wuchtige Feder rüdhaltlos in den Dienst der geistigen Aufklärung und der Befreiung feines Bolles aus den Banden weltlicher wie pfäffifcher Despotie stellte.

in

-

Er zog fich alfo, nachdem Cambridge hinter ihm lag, auf den Landfis feines Vaters bei London zurüid, um feinen Studien und dichterischen Entwürfen zu leben. Dabei blieb er mit der Stadt in regen Beziehungen, trieb Mathematik und Musil , besuchte Theater­vorstellungen, gelehrte Birfel uim. In diefe Zeit fällt die Abfaffung einer Reihe von Dichtungen, darunter ist die Totenflage Sheidab deshalb bemerkenswert, weil fle an einer Stelle einen Angriff gegen die herrschenden firchenpolitischen Zustände enthält und somit ben tiefen Gegeniat offenbart, in dem fich Milton zu ihnen fühlte. Ja, bei Herausgabe feiner gefammelten Gedichte bat er jener Elegie Milton wurde am 9. Dezember 1608 3n London als Sohn die folge Bemerkung zugefligt, daß er damals den Ruin des Klerus, eines Advokaten geboren, der vom Katholizisnmis zum Protestantismus als er auf feiner Höhe geweien, borhergejagt habe". übergetreten war. Des Vaters Wohlhabenheit, mit der sich die In der Tat behauptete um jene Zeit das firchliche Bedrückungs Pflege fünstlerischer wie schöngeiftiger Reigungen und Jntereffen system feinen ärgften Stand. Waffenentiegungen puritanischer Geist­verband, verstattete es jenem, dem schon frühzeitig hohe Gaben verlicher, Maffenberurteilungen durch die Ausnahmegerichte führten gu ratenden Knaben eine forgfältige Ausbildung angedeihen zu laffen. beträchtlichen Auswanderungen. In der Verwaltung der Stants Sein Lerneifer, seine Wißbegier warf fid) auf alle irgend erreich- angelegenheiten hatte das fleritale Element die Oberhand; es war