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wird gleichzeitig zu einem gefchidten nnb- vie mir verschieben Stichproben gezeigt haben zuverlässigen Führer durch die aus gedehnten Sammlungen des Museums für Naturkunde. Ich zweifle nicht, daß es feinen gwed, den Besuch des Museums nuß bringender zu gestalten, in guter Weise erfüllen wird. Was uns fchon seit langem fehlt, ist eine billige und wirklich gute deutsche Ausgabe von Darwins wichtigsten Werfen. Der Verlag von A. Kröner, Leipzig , hat jetzt damit den Anfang gemacht und gibt als ersten Band in der Uebersetzung von Dr. H. Schmidt, dem bekannten langjährigen Assistenten von Ernst Haedel, die Ab. stammung des Menschen" beraus. Diefer erste Versuch ist entschieden ermutigend und man kann nur hoffen, daß bald weitere Bände in gleich fließender und torrefter llebertragung folgen. Bulett fei noch eine Publikation genannt, die jeder Naturfreund nur mit lebhafter Freude zu Hand nehmen wird, ich meine die schon lange erwarteten, von Meerwarth herausgegebenen Lebensbilder aus der Tierwelt"( Berlag von R. Voigt Tänder, Leipzig , Preis gebunden 14 Mark), die uns das hei­mische Tierleben in einer reichen Zahl photographischer Naturauf­nahmen vor Augen führen. Bisher liegen zwei Bände, Vöget und Säugetiere, fertig vor, und man fann nur seine Bu­Stimmung zu dem Gebotenen äußern. Auch der begleitende Tert wird in bester Weise seiner Absicht gerecht, ein möglichst plastisches Bild von der Lebensweise der Tiere in der freien Natur zu ent­werfen. Dr. Thesing.

sonstigen Spielgeräte, die 1850 in Nürnberg unter dem Pflaster gefunden wurden und jetzt im Germanischen Museum aufgestellt find. Sie sind aus weißem Ton gebrannt, haben auf der Brust bisweilen eine freisrunde Vertiefung, in die ein Batenpfennig ge legt war, und wurden schon damals in ferne Gegenden versandt. Diese Puppen haben bereits im wesentlichen das traditionelle Aus fehen, das sie durch die Jahrhunderte bewahrt haben und tros aller Reformen" nie ganz verlieren werden. Eine schöne Haar­perücke ist das wichtigste; auf Nase, Mund und Augen kommt es nicht so sehr an. Von den Puppen, die ein Jahrhundert später ein ge schickter Spielwarenfabrikant Hottmann für eine fleine bayerische Herzogin anfertigte, find uns Abbildungen erhalten. Hier find die Köpfe aus Holz geschnißt und mit einem prächtigen Haaro fchopf verziert. Die Rafe ist nur angedeutet; die Augen erfeßen zwei schwarze Striche, die Baden sind rot gefärbt und auch der kleine Mund ist bemalt. Schon damals war augenscheinlich eine Bewegung zur Verschönerung der Puppen im Schwange, denn Ludovico Dolce , ein Aesthetiker der Renaissance, dem wir auf­schlußreiche Gespräche über die Schönheit verdanken, warnt davor, die Puppen zu menschenähnlich und prächtig zu machen, da sie dann den Kindern nicht mehr so gut gefielen. Doch schon damals blieb auch die Freude an der echten, rechten Buppe, die nun einmal nicht Bu schön" sein darf, den Kindern der Armen vorbehalten; für die Kinder der Reichen begann man Kunstwerke und Kostbarkeiten zu verfertigen.

Ein solches Wunderwerk muß die Puppe gewesen sein, die Ludovico Sforza , der Herzog von Mailand , für seinen fleinen Sohn Massimiliano verfertigen ließ; an ihr haben die größten Künstler,

Die Gefchichte unferes Spielzeugs. die fich damals an dem Hof des More versammelt hatten, ge

arbeitet, auch Leonardo da Vinct. Das muß ein einzigartiges Spiele, Itebliche Unschuld! Noch ist Arkadien um dich, Und die Echauftück gewesen sein, aber sie ist verloren und vergessen. Es Freie Natur folgt nur dem fröhlichen Trieb; Noch erschafft sich wird in der Renaissance Stil", Fürstenfindern das wertvollste und Die üppige Kraft erdichtete Schranken, und dem willigen Mut fehlt herrlichste Epielzeug zu fchenken. Berühmt wurde eine kleine, noch die Pflicht und der Zwed." So hat Schiller das spielende ganz aus Silber gefertigte Puppeneinrichtung, mit Zimmern, Kind gepriesen als den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht, Betten, Möbeln, mit einem Büfett, Töpfen, Tellern und anderem als das unverlierbare Paradies der Unfchuld und der Erneuerung Geschirr", die 1571 eine franzöfifche Brinzessin erhielt. Sie sollte in der Geschichte des Menschengeschlechts. Ewig gleich ist das Kind eine lebertrumpfung der schönen Buppen- oder Dodenhäuser in seinem Spiel und ewig gleich ist sein Spielzeug. Die kleinen fein, die in Nürnberg und Augsburg für die Kinder vornehmer Aegypter und Griechen schon haben sich an den gleichen Dingen er- Leute verfertigt wurden. Diese Häuser, die mehr als tausend freut, an denen auch noch unsere Kinder sich ergößen. Klappern Gulden fosteten, waren von Keller bis zum Boden ganz so ein und Puppen sind wohl nicht viel später entstanden als der Menschgerichtet und ausgestattet, wie das prächtigste Wohnhaus der Großen. selbst. Schon in prähistorischen Gräbern sind in Ton gebrannte Da waren in minutiöser Ausführung zu sehen Waschküche und Puppen und Figuren von Tieren gefunden worden, dann künstliche Badestube, Stall und Garten, ein Kaufladen und eine Speise­Aepfel und Birnen, die innen hohl waren und in denen eine Kugel fammer, eine gewöhnliche und eine Bruntfüche. Dann stieg man rasselte. In den uralten Totenhäusern der Babylonier standen hinauf zu den reich ausgeschmückten und getäfelten Pruntzimmern, Kleine Bronzefigürchen, kleine Gefäße und Näpfchen aus Ton, die au Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmern, beren hohe geschnitte und wohl als Spielzeug den kleinen Entschlafenen ins Reich der eingelegte Schränkchen mit ber zierlichsten Leinwand und Wäsche Schatten mitgegeben waren. Mit geschnitten Pferdchen spielten gefällt waren, in denen schön ausstaffierte Himmelbetten prangten. die Kinder der Germanen und die altnordischen Eagas erzählen in den Kinderzimmern fehlten für die Puppenfleinen auch Spiel bon messingnen Röglein, die den Kindern der Bornehmen geschenkt acuge im Spielzeug nicht: sondern winzige Schaukelpferde, wurden. Das wichtigste Spielzeug, wie es auch heute noch in den Edlottern, Laufstühlchen standen herum. Das großartigste dieser Kinderstuben das größte Entzüden erregt, wird ziemlich vollständig Dodenhäuser besißt das Londoner South- Kensington- Museum, aber in römischen Quellen aufgezählt. Da finden wir fleine Häuser und auch im Germanischen Museum sieht man einige vorzügliche Bei Wagen, die Puppe, das Steckenpferd, den Kreisel, die Stelzen und spiele dieser Liliputpaläfte. So finnreich und funstvoll waren diese den Reifen. Aber wie ja fast alle Kulturerrungenschaften der Säuser, daß auch die Großen daran Gefallen fanden. Antike mit den Stürmen der Völkerwanderung berloren gingen, So ist auch unser Spielzeug erst allmählich im Mittelalter aus kleinen Anfängen wieder zu größerer Mannigfaltigkeit und hohem Lurus herausgebildet worden.

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Nürnberg und Augsburg , die beiden alten Bentren der Spiel. warenfabrikation, lieferten auch ihre prächtigsten Waren nach dem französischen Königshof. Sehr genau sind wir über das Epielzeug Ludwigs XIII. unterrichtet, denn sein Arzt Héroard hat vom 1. bis zum 17. Jahre des Prinzen alles forgfältig aufgezeidmet, was er gefchenkt bekam. Da finden wir denn schon im vierten Jahre kleine Spiele aus Deutschland " erwähnt and in seinem siebenten Jahre ein Gerät, verfertigt au Nürnberg , in Form eines Schau­schrankes, worin eine große Anzahl von Personen die verschiedensten Bewegungen und Stellungen ausführte". Das kostbarste Spiel. 3cug, bas vielleicht je cristiert hat, wurde dann für Ludwig XIV. angefertigt. Es war eine ganze Armee, Kavallerie, Infanterie, hauer und einem Goldschmied ganz in Silber ausgeführt. Dieses prächtige Heer, das eine ganze Anzahl von Kästen füllte, toftete 50 000 Taler. Rivalisieren fann mit diesem Spielzeug höchstens noch die Puppe, die Ludwig XV. der spanischen Infantin schenkte, die er heiraten sollte und für die er 20 000 Pfund zahlte.

Es war natürlich, daß in der christlichen Zeit Schmud und Bierde des Kinderlebens um die Gestalt des Jesusfindes gesammelt wurden. So begegnen wir denn auch dem ersten Spielzeug auf Darstellungen des Jesustindes; es hält eine schöne Blume oder eine feltene Frucht in den Händchen, hascht nach glänzenden Käfern und freut sich an dem bunten Gefieder farbenprächtiger Vögel. Mittel­hochdeutsche Dichtungen führen dann diesen Zeitvertreib weiter aus, erzählen von fleinen Vögeln aus Lehm, von einem Stedenpferdchen. In früheren Miniaturen finden wir am Rande ernster firchlicher Betrachtungen Aufzüge von allerliebsten steckenreitenden Knaben. Artillerie und Kriegsgerät aller Art, von einem geschickten Bild­Das erste kompliziertere Spielzeug, dem wir in unseren deutschen Quellen und überhaupt in den Quellen des Mittelalters begegnen, findet sich auf einer Miniatur des Hortus deliciarum der Herrad bon Landsberg, die zwei Knaben an einem Tisch darstellt, wie sie wei geharnischte Gliederpuppen mit Schnüren hin und her be­wegen und gegeneinander fechten lassen. Die Mädchen des zwölften Zahrhunderts besaßen prächtig aufgeputzte Puppen. Für die ganz Kleinen gab es die bekannten Klappern oder Schlottern mit einer Pfeife aus Bein oder Horn, mit Glödchen und Röllchen, die bei den Reichen aus Silber waren. Beliebt waren auch bereits die Stugelspiele mit Schussern oder Murmeln, über deren Herstellung aus Glas cine Stuttgarter Handschrift des 15. Jahrhunderts be­richtet: Das fint die gelben Kugelin, da die Schüler mit spielen, und fint gar wohlfeil." Aeltere Buben richteten mit dem Blasrohr unter den Bögeln manch Unheil an, trieben Kreisel und schnellten Ringe in die Luft. Ein künstlicheres Spielzeug find die fleinen aus Holz geschnitten und buntbemalten Vögel, von denen Guillebert bon Meh im Jahre 1434 erzählt, es wären Nachtigallen, die auch im Winter sängen".

Die meisten Stinder freilich mußten sich mit solch einem Spiel zeugparadies in der Phantasie begnügen. Die beseelende und be lebende Phantasie, die dem Spielzeug Leben und Bewegung ein. Der bläst, war auch damals des Kindes schönste Gabe. fortschreitende Erfindungsgeift und die geschichtlichen Ereig nisse sorgten auch früher für Abwechselung im Spielzeug. Eine Beitlang wurde der Fangbecher, den schon Rabelais unter dem Riefenspielzeug feines Gargantua erwähnt, allgemeine Mode; dann tam die Laterna Magica auf, die der gelehrte Jesuit Athanasius Kircher erfunden hat. Dann beluftigte man sich an Teufeln, die aus einem Raften sprangen; im Rofofo entzüdten die Hampel­männer alle Welt und am Lottospiel berauschten sich die Kleinen nicht weniger als die Großen. In den Bilderbogen, aus denen man die luftigsten Figuren ausschneiden konnte, spiegelte sich ein fleiner Ausschnitt der Zeitgeschichte wieder. Das Ewig- Gleich bleibende hat auch beim Spielzeug sich stets mit dem Aktuell- Mo­dernen vertragen müssen. P. L.

Eine eigentliche Spielwarenindustrie hatte sich be­reits im 14. Jahrhundert in Nürnberg entwidelt. Dafür sind ein Beweis die merkwürdigen Puppen, Widelkinder, Reiter und Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& To..Berlin SW.