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wird zuweilen zu raffinierten foloristischen Effekten benutzt. Die zweite, bie 9. Driginalauflage, folgen laffen. Seit 1884, mit dem Farben sind meistens dünn aufgetragen und die scharfe Abgrenzung Erlöichen des Urheber- und Verlagsrechts, begannen die Nach der einfarbigen Flächen erinnert an die Wirkungen der Emailmalerei. drucke, darunter bie wohlfeilen Ausgaben in Reclams  Die Feinheit der chinesischen Wasserfarben gestattet eine außerordente Universal- Bibliothek" bei Mar Hesse in Leipzig  , sowie lich zarte und duftige Abtönung innerhalb der einfarbigen Flächen, in hendels Bibliothek der Gesamtliteratur" zu erscheinen. All bie namentlich der Blumenmalerei zu gute fommt. den Nachdrucken sowie den späteren Auflagen des eigenen Verlags

Vor wenigen Jahrzehnten noch wäre man bei uns an einer solchen Ausstellung achtlos vorüber gegangen. Heute hat unsere Kenntnis Japans   uns auch für die Meize der chinesischen Kunst empfänglich gemacht. Durch die Vermittelung des genialen Schülers lernten wir den eigenartigen Wert und die hohe Bedeutung des Lehrers verstehen und schäßen. Nachdem man den ersten Eindruck des Fremdartigen überwunden bat, erschließt sich uns eine reiche Fülle feinster tünstlerischer Genüsse. J. S.

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Kleines feuilleton.

Der Kreis der von den chinesischen Malern behandelten Stoffe gegenüber sucht der Houbeniche Neudrud seine Berechtigung darin, ist nicht sehr groß. Neben Blumenstücken( Rosen, Päonien, Lotos- dag er mit sorgfältigster Genauigkeit den ursprünglichen Eckermann und Mandelblüten) finden wir Tierbilder( Kraniche, Hühner, Pfauen, fchen Text wieder herstellt, den im Laufe der Jahrzehnte spätere Reiher, Adler, Fasanen, Ganie, Enten, Rebe, Hunde, Kazen, Pferde, Herausgeber, zumeist durch Nachlässigkeit, feltener durch unkritische Ninder, Tiger, Bären, Fische, Fröiche, Infeften), Landschaften Absicht, in durchaus wesentlichen Partien berunstaltet haben. ( Gärten, Gebirge und Meerestüsten), Porträts( Kaiser und Während Houben für die beiden ersten Bände nur den von Eckers Kaiserinnen, hobe Beamte, Gelehrte, berühmte Frauenschönheiten und mann selbit forrigierten Drud der ersten Auflage benutzen konnte, buddhistische Heilige) und allerhand Szenen aus dem Leben des lag ihm für den 3. Band das Manuskript selbst vor, das Alltags fowie aus der Geschichte der Götter und Dämonen. Obwohl er im Verlagsarchiv aufgefunden hatte. In einem umfangs die Motive immer dieselben find, erscheint die Phantasie der Maler reichen Nachwort, in dem der der Herausgeber diese, sichtlich unerschöpflich in der Erfindung neuer fünstlerischer Details in den über den Fachkreis der zünftigen Literaturforschung hinaus Linien und Farbenharmonien. gebenden Fragen erschöpft, gibt er gleichzeitig eine Analyse des Werkes sowohl nach künstlerisch- formalen wie auch nach inhaltlich­fachlichen Gesichtspunkten. Indem er, bei voller Würdigung des Gesamtwertes, eine Reihe von Lücken, Ungenauigkeiten, ja groben Irrtümern, scheinbar willfürlicher Verlegung von Ort und Zeit aus Gründen der Komposition und der Künstlerischen Wirkung, der Dars stellung Eckermanns nachzuweisen vermag, ergänzt und berichtigt er zunächst die reinen Tatsachen in einem erwünscht- eraften Sinne. Andererseits verkennt er doch nicht das longeniale Gestaltungs vermögen Eckermanns in seiner Ueberlegenheit gegenüber der nüchternen Fähigkeit objektiver Berichterstattung, über das Friedrich Jakob Soret, der Mitarbeiter am dritten Bande, nicht hinaus fam. Bekanntlich hat Eckermann, aus Mangel an genügend eigenem Material für den 3. Band einen Teil der Aufzeichnungen mitbenugt, d. h. aus dem Französischen   übersetzt und in seinen persönlichen, ges wifiermaßen goethebaften Stil umgeformt, die der Genfer   Natur foricher und Erzieher des weimariichen Erbprinzen Soret, während seines, dem Edermannschen gleichzeitigen Verlehr mit Goethe fich gentacht hatte und die in ihrer Gesamtheit übrigens( 1905) durch Burkhardt und Wernelle auf deutsch   veröffentlicht sind. Soret stand ganz anders zu Goethe als Edermann. Die( weit später allgemein werdenden) Erkenntnisse der Goetheichen Farbenlehre sah er, wie feine meisten Beitgenossen, steptisch an und auf das unendlich vielseitige Interessengebiet jenseits der Naturwissenschaften vermochte er dem Dichter nur allzu unsicher zu folgen. Diese Distanz verlieh ihm gewiß die Fähigfeit einer fritischeren Betrachtungsweise, ließ ihn in Goethe oft nur den Menschen mit menschlichen Schwächen erkennent, wo Eckermann stets nur den Weisen und Halbgott fehen wollte, und hielt ihn nicht davon zurüd, was im übrigen fein gutes Recht war Goethe persönlich gegenüber in seinen Aufzeichnungen kleine Respektlosigkeiten zu begehen, die Edermanns fromme Scheu weder vor dem lebenden Heros noch vor der Nachwelt je gewagt hätte. Diese selbstverleugnende Ergebenheit des hannoverschen Haufiererfohnes und Schreibers, der nach selbständiger, mühseliger Fortbildung das Glüd hatte, als Dreißiger bereits im Streise dieser einzigen gewaltigen Persönlichkeit ein Jahrzehnt faft zu wirken, micht als Subalterner, wie fälschlich angegeben wird, als Sekretär, sondern als beinahe gleichberechtigter Schüler, als Mitarbeiter an der sogenannten Ausgabe letzter Hand der Goetheichen Werte( 1827-31), als Aureger des Dichters, als willenloser Jünger, der aber auch über alledem sein persönliches Liebesglück vernachläffigen und feine eigenen Dichterträume verwelten lassen mußte, dieses Eckers manniche Wesenselement vor dem Abgott seiner Wahl war nötig, um Goethe so zu sehen und so zu schildern, wie Eckermann es getan hat. Die baren Tatsachen hätte ein anderer vielleicht besser referieren können. Den ganzen, innerften Stil und Rhythmus dieser harmonischen Krönung eines unerschöpflich reichen Lebens fonnte nur die hingebungsvolle, verständnisinnige Liebe so in Worten für alle Zeiten lebendig erhalten.

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Gegenbeispiel, unverfäuflich". Im zweiten Dezemberheft des Runftwarte" erzählt Johannes Buschmann: Das hat mir fürz­lich ein Hamburger Kunsthändler vorgemacht, der draußen in der Borstadt seinen Baben hat. Zu Kunden hat er besser gestellte In­dustriearbeiter, Handwerker, Krämer, fleine" Beamte usw., meistens Leute, die noch recht abhängig find bom Geschmack der Menge, und die die gesunde Nost der Künstlersteinzeichnungen oder der Meisterbilder und Vorzugsbrude als zu schwer verdaulich emp­finden. Auch stellen sie sich lieber Fauft und Gretchen in bunt be­malten Terrakottabüsten aufs Bertitoio", als etwa den leicht ge­fönten Abguß einer guten fleinen Plastit. Und gar Tonwaren! Da geht ihr Wunsch auf Majolikabasen altdeutschen" Stils und bronzierte Bierhumpen aus rotem Ton. Für den Händler, der es aus Heberzeugung berschmäht, sein Geld mit solchen Dingen zu berdienen, und der auch nicht den immer gefährlichen Weg des Stompromisjes gehen, also das Gute hier und da bom Gewinn am Schlechten fördern will für den find die geschäftlichen Aussichten nicht gerade verlodend. Er muß sich sein Stäuferpublifum tatsäcs­lich erst erziehen. Daß dies möglich sei, baran zweifeln heute die meisten Geschäftsleute, sie lassen darum auch den Versuch dazu Tieber ganz sein. Der Hamburger aber, von dem ich erzählte, hat ee doch gewagt, und zwar auf eine so sinnvolle und wie der Erfolg ausweist- praktische Art, daß es berlohnt, davon zu berich ten. Er hat den Gedanken vom Gegenbeispiel verwertet. In seine Verkaufsvorräte von Bildern( Künstlersteinzeichnungen und Nach­bildungen von Originalwerfen), von Abgüssen antifer Stulpturen und von Töpferwaren nimmt er grunbjäblich nur gute und ein wandfreie Stücke auf. Dazwischen aber hat er einige gestellt, die typisch find für den schlechten Geschmad, also Gegenstände, wie im fie oben als häufig begehrte kennzeichnete. Diese Bilder, Wajen und Büften tragen ein fleines Schildchen mit der Aufschrift: Gegenbeispiel, unverkäuflich!" Natürlich wird das durch bei den Stäufern fast jedesmal die Frage herausgefordert: Warum verkaufen Sie das nicht?" Und der Händler hat dann die beste Gelegenheit, auf den Unterschied etwa zwischen einer guten Steinzeichnung von Haug oder von Kampmann und einem Del­farbendrud nach irgendeinem Desdemonabilde hinzuweisen. Er fann es den Leuten tarmachen, warum eine einfache, in Farbe und Brand gut gelungene Seramik erfreulich wirkt, der mit Breß­ornamenten überladene Bierkrug" aber nicht. Und er fann den Betenden Knaben" neben den bunten Terrafotta- Fauft im Feber barett stellen. Das Verfahren hat sich auch geschäftlich vortrefflich bewährt. Es gelingt fast immer, die Käufer zum Guten zu be­wegen, wenn fie den Schund in solcher Umgebung sehen. Ich meine, man follte das überall so machen, Gegenbeispiele haben wir nicht nur im Kunsthandel.

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Gleichfalls Goethe   gewidmet sind einige Publikationen des Insel- Verlags in Leipzig  , die um so dankenswerter find, als gute Bücher in der bewährten geschmackvollen Art des Verlages haltbares Papier, flarer Drud ohne den so oft läftigen Buchschmud, dauerhafter Papiereinband im Geschmack des beginnenden 19. Jahr hunderts- diesmal zu billigem Preise geboten werden( der ges bundene Band von 200 bis 250 Seiten zu 2 M.). Albert Köster  hat aus seiner zweibändigen Sammlung der Briefe der Frau Rat Goethe" eine schöne Auswahl zu einem Bande vereinigt( Briefe von Goethes Mutter), die aufs beste die Hauptlinien in diesem Briefleben der der Frau Aja" hervorhebt und eine Sligge von überzengender Geschlossenheit ergibt. In der selben Ausstattung liegen ferner in je einem Bande vor, Goethes Sprüche in Reimen, Zahme Xenien und Invektiven", heraus gegeben von Mag Heder, und Goethes Sprüche in Brosa, Marimen und Reflegionen," herausgegeben von Hermann Krüger Goethe Bicher. Edermanns, Gespräche mit Goethe", neben Westend  . Diese Sammlungen werden allen denen willkommen sein, bes Dichters Autobiographie, Briefen und Tagebüchern, wohl das be die nicht nach den kostspieligen, umfangreichen Gesamtausgaben von deutendste Dokument fremder Hand zur Erforschung seines Lebens, Goethe greifen tönnen, aus denen die beiden Bände nach den Ge des lezten Jahrzehnts besonders, ift durch H. H. Houben als fichtspunkten ihrer Titel mit Bollständigkeit ausgewählt den Wert 8. Driginalauflage bei F. A. Brodhans zu Leipzig   neu heraus- formal gefchloffener Einheiten zu dem des gedanklichen Gehalts gegeben worden. Der Verlag, der auf den Verkauf der ersten drei fügen. Alle drei Werke sind von den Herausgebern mit Inappen Auflagen vierzig Jahre, von 1886 bis 1876, tarten mußte, durfte und doch vorauslegungslos instruktiven Einführungen und An jetzt dieser neurevidierten Auflage bereits nach wenigen Wochen eine I merkungen versehen. A. F. C.

Literarisches.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlaasanstalt Baul Sinaer& Co., Berlin   SW.