Gut, gut, tut nichts,
boch, Onkel.
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stagia. Wo tut's Dir web, fag' war neu aufzuzäumen, war es nicht schwer zu sehen, daß er ein Zigeuner war; sie waren so schlau und fuhren so eilig herum, taten aber, als ob fie vorbeifähen, wenn fie etwas richtig beoba achteten. Der hinterste Wagen tam etwas plöglich über ihn. Im Augenblid als er ihn gewahr wurde, stieß er vorsichtig einige große, weiße Splitter beiseite, die gerade vom Waffertrog abge inffen worden waren, und fuhr mit dem Absaz über die Stelle, wo sie gefeffen hatten, hin. Gleichzeitig musterte er die Kommenden mit einem schnellen Blid. Es kam ihm deutlich so vor, als ob der Mann im Karren die Stelle gesehen hätte, und auch als hätte er einen lauernden Bug um die Augen gehabt, wie er nach dem Pferd herüberblidte, aber es fonnte wohl doch nicht gut möglich sein, denn auf einmal sah er wieder so dumm und gleichgültig aus. Guten Tag, willst Du auch die Pferde tränten?
Hier drin, alles abgezehrt. Gott weiß, was. Und tut Eir die Kehle weh, wenn Du hustest? Ueberall tut es weh. Mein Tod ist gekommen, ach, ach, ach! stöhnte der Kranke.
Deck Dir nur die Beine zu; so, siehst Du, sagte Nastaßia, indem sie den Rock über ihn deckte und vom Ofen herunterftieg.
Während der Nacht beleuchtete ein schwaches Nachtlicht die Stube. Naftagja und an die zehn Kutscher schliefen laut schnarchend auf der Diele und auf den Bänken. Nur der Kranfe röchelte schwach, hustete und drehte sich auf dem Ofen von einer Seite auf die andere. Am Morgen ward er ganz still.
Merkwürdig, was ich heute Nacht geträumt habe, sagte die Köchin, als sie ani anderen Morgen in der Dämmerung fich aus dem Schlafe recte. Ich sah, Onfel Chfiodor friecht bom Ofen herunter und geht hinaus, um Holz zu bauen. Hör', Raitakia, fagt er, ich will dir helfen, und ich sage ihm, was, du willst Holz hauen? Da nimmt er euch die Art und beginnt zu hauen, so schnell, daß die Späne fliegen. Was, fage ich, du bist ja doch frank gewesen? Nein, fagt er, ich bin aefund. Und wie er ausholt, wird mir ganz angst. Ich schreie auf ... und ich bin wach. Jit er vielleicht gestorben?... Onkel Chfjodor! He, Onfell Fiodor gab keine Antwort. Ift er gestorben? Muß doch mal sehen, ist einer der Kutscher, der jetzt erwachte.
Die bleiche, von rötlichen Haaren bedeckte Hand, die vom Ofen herabhing, war falt und bleich.
Das muß man dem Posthalter fagen. Er scheint tot zu fein, fagte der Kutscher.
Verwandte hatte Fjoder nicht, er war von weit her gefommen. Am folgenden Tage begrub man ihn auf dem neuen Stirchhofe hinter dem Wäldchen, und Naftakia erzählte noch viele Tage allen den Traum, den sie gehabt hatte, und daß sie die Erste war, welche Onkel Fjodor gesehen hatte. ( Schluß folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Es war Pferdemarkt in dem fleinen Städtchen. Oben im Tal fam ein großer breitschulteriger Mann mit einem gefurchten, ernsten Gesicht die Straße langsam heruntergefahren. Er saß in einem mit einer Mähre bespannten Karren auf einem Sad Heu. Es ruhte das unendliche, hoffnungslose Ginerlei der Langenweile über der ganzen Fahrt: der Weg lag traurig lang und flach und öde vor ihm; alle mußten schon zum Marft gekommen sein, und noch niemand war auf dem Heimweg und fuhr als vornehmer Herr nach Hause.
Die Mähre vor dem Wagen bekam hin und wieder einen Schlag, machte dann zwei oder drei Sprünge, mäßigte aber ebenso ficher allmählich wieder ihren Schritt, bis ein neuer Schlag fie weckte. Und der Mann auf dem Heu wurde auf und nieder, vor und zurüdgeworfen, so daß ihm der Kopf auf den Schultern hin und her wadelte. Die Müge rutschte von einem Ohr zum andern, machte dann eine Fahrt hinter in den Naden, wenn die Mähre den Schlag betam, und arbeitete sich darauf sicher und allmählich wieder nach der Stirn vor, wenn der süße Schlaf sich des Pferdes bemächtigte,
Es war zum Verzweifeln, wie lang und flach der Weg fich Hinzog und wie wenig man mit jedem mühsamen Schritt berwärts tam.
Ob die Mähre etwas dachte, war nicht leicht zu sagen, auch nicht ob der Mann es tat. Aber hinterher, mit dem Halfterstrid am Ring in dem Hinterbrett des Karrens feftgebunden, schlingerte einer der so aussah, als ob er wüßte, was er wollte. Es war ein fleines, rundes, fettes, wohlgebautes Tier, mit Hängemähne und langem Stirnhaar, furzen Ohren wie ein Schaf, und eigensinnigen, selbstzufriedenen Augen. Es schlenderte hinterher, biß nach dem Gras am Wegrand, legte die Ohren zurüd und schlenderte nach der anderen Seite des Weges, wenn der Karren anzog, und das alles tat es so fauertöpfisch und unlustig, daß es über seine eigenen Beine stolperte, die es nicht heben mochte. Es war augenscheinlich nicht der Meinung, daß es Eile hätte, und blieb stehen und zog am Halfterstrid, so daß es seinem Kameraden vor dem Wagen die Arbeit nicht gerade erleichterte und die Fahrt in feiner Weise beschleunigte.
Aber trotzdem, in der Biegung am Wassertrog erreichten sie dech einen anderen Aufzug, der sich offenbar ein wenig ausgeruht hatte. Es war ein rotgestrichener Karren mit Gepäck und Bagage, und das Pferd born hatte so gleichgültige Manieren und ein solches Sichergeben in alles, daß man gleich jah, es war eine Zigeuner mähre. Und an den Augen des kleinen Mannes, der eben dabei
au
Die Sprache war schnell und scharf, aber es war nicht leicht hören, welche Mundart es war; fie erinnerte etwas an alle. Ja, das will ich.
Das tam langsam und feierlich, beinahe geziert, und der Mund fnlff fich wieder vornehm zusammen, als ob er etwas sehr wichtiges gesagt hätte.
Dann will ich Dir aus dem Wege fahren, und der Zigeuner nahm die Zügel mit beiden Händen, zog erst an dem einen, dann wegung fam, bis das Pferd endlich begriff, daß es sich wirklich von an dem andern, schnalate dann, so daß das ganze Geficht in Beder Stelle bewegen sollte. Es hatte fich offenbar schon längst ab gewöhnt, aufs erste und zweite Mal zu gehorchen. Dann warf er die Bügel gleichgültig über den Rand des Karrens; er hatte augenscheinlich feine Angst, daß das Pferd fortlief; es war ja daran ge wöhnt, bei jedem Hof, an jedem Gatter, oft mitten auf dem Weg zu halten, und eine Bigeunermähre hat feinen Ort, nach dem sie fich hinfehnt, fie weiß, Krippen- und Futterabfälle schmecken un gefähr überall gleich.
Der Zigeuner tam wieder zurüd; es war etwas, wofür er fich interessierte, ob es nun das Pferd oder der Mann war. Er stedte die Hände tief in die Hosentaschen, sette den einen zuß dor und spudte in einem fort schräg aus dem einen Munwintel, während er schweigend daftand und blinzelte und beobachtete.
Der große Mann tränkte erst den Gaul vor dem Wagen und hatte viel Mühe damit, den Baum wieder anzulegen, löfte dann das hintere Pferd und führte es an einem langen Halfter bor , aber so ungeschickt und unbeholfen, daß es in die Zügel geriet und ge dreht und gewendet und gezerrt werden mußte, ehe es zum Wasser tam; aber dann wiederum fuhr er ihm mit einem so pferdehändlerartigen, handwerksmäßigen Griff in die Mähne, indem er au der Zigeunermähre hinüberschielte, befann sich jedoch gleich wieder, ließ die Mähne los und ließ den Blick gleichgültig weitergleiten. Jett konnte der Zigeuner sich nicht mehr halten: Wie alt ist es denn?
Bier, geht ins fünfte.
Der Zigeuner ging hin, öffnete ihm das Maut und fah nach. Der Große fragte dann:
Du verstehst wohl etwas von Pferden? Willst Du mir ehrlich fagen, ob es fehlerlos ist und auch sonst einigermaßen was taugf. Oh, Du weißt wohl, was es wert ist, Du, dem es gehört, und dann willst Du es doch wohl verkaufen, da kann es eins fein, ob es so ist oder so.
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Nein, ich verstehe mich gar nicht darauf, und ich wollte es fo gern wissen, da ich niemanden betrügen will! ich will es nämlich gegen ein anderes umtauschen und er schielte wieder nach der Bigeunermähre hinüber. hm m, die Augen des Zigeuners waren wieder schlau und zweifelnd warum willst Du es umtauschen? Ja, ich fahre ziemlich viel herum, und ich kann, wie Du wohl fchon gesehen haft, Pferde nicht behandeln, und dann ist es für mich etwas zu lebhaft; Leute, die es verstehen sollten, jagen, es würde sehr gut werden, wenn es in die Hände jemandes fäme, der es behandeln lönnte der Zigeuner tat unwillkürlich einen Griff in den Halfter aber es könnte ja sein, daß es das eine oder das andere auszusehen gäbe, etwas, was ich nicht verstehe, und ich will niemanden betrügen.
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Er sprach das Wort betrügen so feierlich aus, als ob es ein Eid wäre. Wenn Du nun aber selbst betrogen würdest? er drehte das Pferd um und stellte mit dem einen Auge einen Vergleich zwischen ihm und feinem eigenen an, während das andere treuherzig auf das Geficht des großen Mannes geheftet blieb.
Das steht in Gottes Hand. Ist es sein Wille, so habe ich nichts dagegen einzuwenden.
Ach so! war er so einer?
Mit dem Zigeuner ging eine vollständige Umwandlung vor; es fah gar nicht aus, als ob er sein Gesicht in die und die Falten legte" oder die und die Miene annahin"; als ob die Worte eine Bauberformel enthalten hätten, tamen die einzelnen Züge natürlich und ohne Anstrengung; der Mund kniff sich zusammen zu einem Streifen und fenfte fich ein wenig in den Mundwinkeln, die Augen machten eine halbe Wendung nach oben und blieben da liegen, als ob fie nie anders gelegen hätten, der Kopf neigte fich start nach der einen Seite, die Hände krochen vorsichtig aus den Hosentaschen und fanden sich irgendwo auf dem Bauch zusammen. Als sie sich gefunden hatten, tat er feinen Mund auf:
Ja, wer immer sagen könnte: Gottes Wille geschehe! Aber nie hätte ich erwartet, einem Bruder im Herrn hier auf dem Pfade