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der Gottlofen zu begegnen. Sela! Item! Diese beiden feierlichen Der Plan der neuen Nordpolar­

Fremdworte waren wohl Reminiszenzen aus Johann Arndts Boftille.

Die Wege des Herrn find mannigfaltig, sagte der Große, einige führen dorthin, andere dahin; er, der uns zusammengeführt hat, wird eine Absicht dabei gehabt haben!

Ja, fagte der 8igeuner, er weiß, es ist nicht gut, daß der Mensch allein fei; er will ficherlich, daß wir beieinander fein follen und einander gegen alle Gottlosigkeit des Marits beistehen, einander ermahnen und helfen sollen. Kyrie eleison!

Damit war die Brüderschaft geschlossen.

Als sie eine Zeitlang fromme Gespräche geführt hatten, be­fchloffen fie, aufammen zu fahren, und so zogen sie in Gemeinschaft den langen, flachen Weg herunter.

Expedition von Amundsen .

Daß Kapitan Roald Amundsen , der fühne Bezwinger der nordwestlichen Durchfahrt und Wiederentdeder des magnetischen Nordpols, eine neue Reise ins Bolargebiet plant, daß er sich zw diesem Zweck des berühmten Nansenschen Bolarschiffs Fram" au bedienen beabsichtigt, ist im Sturze schon bekannt geworden. Man fonnte angesichts der großen Erfolge von Amundsens erster Reife erwarten, daß es sich auch bei dem neuen Plan um etwas Beson deres handeln würde, aber die Auseinanderseßung, die Amundsen selbst in dem demnächst erscheinenden Heft der Internationalen Wenn der Zigeuner sich auf dem Karren umdrehte, um zu Revue der gesamten Hydrobiologie und Sudrographie" über sein fehen, ob jein Bruder im Herrn gemerkt hätte, daß sein Pferd ein Programm gibt, bereitet durch seinen Reichtum und durch seine wenig auf dem linfen Hinterbein hinfte, wenn es schnell lief- Wissenschaftlichkeit doch eine leberraschung. Amundsen eriveist es zeg nämlich das eine Bein etwas nach, das war nicht zu leugnen, wenn man auch nicht gerade behaupten fonnte, es wäre spatlahm so sah er den großen Kopf vor und zurüd niden, er nahm es für einen wohlwollenden Brudergruß, lächelte und nickte wieder. Sie erreichten denn auch endlich die Stadt, kehrten in derselben Bauernwirtschaft bei Kaufmann Gjestvang ein und bekamen Bjerde­Bände nebeneinander.

sich dadurch als ein echter Landsmann und Jünger Nansens , obs gleich fein Eindringen in wissenschaftliche Fragen bei ihm insofern fogar noch höher zu bewerten ist, als er nach feinem Beruf niche zu den studierten Leuten zahlt. Da Amundsen nun außerdem bes wiesen hat, daß er der größten Energie in der Ueberwindung bon Scuvierigkeiten, wie sie das Polarmeer bietet, fähig ist, so kann ee darauf rechmen, daß die ganze Welt mit der größten Spannung Der Große hatte gutes Hen mit, der Zigeuner hatte nichts, feiner nördlichen Expedition entgegen sieht, die auch hinsichtlich der und sein Bruder bot ihm von seinem an. Aber er dankte. Er Dauer und ihrer Gefahren ein würdiges Gegenstück zu der Nansen tväre so scharf gefahren, daß er dem Pferd am liebsten Haferschen Bolarfahrt in Aussicht stellt. Es ist zwmedmäßig, vor der Gr geben wollte, aber da mußte er erft gehen und welchen kaufen, und örterung des wissenschaftlichen Programms auf den Plan selbst darum band er den leeren Haferfad feiner Zigeunermäche über näher einzugehen, wozu die neue Veröffentlichung Amundsens zune das Maul, da sie sonst im offenen Stand nicht ruhig stände". erstenmal Gelegenheit gibt.

Es war ja nicht gerade nötig, aller Welt hier auf dem Markt gu zeigen, daß es ein Krippenbeißer war.

Im Laufe des Abends waren beide eifrig damit beschäftigt, nach den Pferden zu sehen, aber ob es Zufall war, oder ob fie auf einander aufpaßten, nie gelang es einem allein zu gehen. Als der Zigeuner bei einer solchen Gelegenheit nach einem raschen Geschäft an der Wand wieder zurückam, trat der große Mann aus feinem Stand, aber dabei war wohl nichts Besonderea, denn er fagte ganz natürlich:

Ich bin aber ein Pferdekenner, da erkenne ich nicht einmal mein eigenes Pferd, sondern gehe in den Stand zu Deinem!

Sie waren beide sehr demütig und gottesfürchtig und blidten mit heiligem Grauen auf all die Gottlosigkeit, die unter den andern in der Bauernwirtschaft herrschte, die bis in die Nacht fluchten, lärmten und auf gute Geschäfte tranten. Es fah aus, als ob fie darauf warteten, ter von ihnen zuerst betennen" würde.

Endlich fing der Große an; er suchte sich eine Ecke, holte des Pilgrims Harfe" hervor und saß und bewegte den Kopf hin und her, indem er leise vor sich hinmurmelte; aber es faum tein Laut: er wollte fein Aufsehen erregen; er war jest in feinem Stämmer­lein; aber die Augen schoffen oft am Buche vorbei, streiften feinen Bruder und endigten am Tisch, wo drei Bauern und ein Städter saßen und Karten spielten. Dann fand auch der Zigeuner, daß er anfangen mußte, er zog sich in den nächsten Winkel zurüd, holte etwas aus der Tasche, was einem alten Rotizbuch glich und murmelte leise vor sich hin, während er ab und zu durch die Nase atmete, so daß es tlang, als ob er bewegt wäre. Dann gingen sie in brüder­licher Eintracht zu Bett. Früh, am nächsten Morgen, war der Zigeuner schon auf, und als der andere gleich nachfam, war der Zigeuner dabei, feinem Pferd die Borderbeine zu befühlen; im Augenblid aber, wo er ihn erblidte, machte er sich mit dem Halfter zu schaffen und rief: Sollte man es für möglich halten, es war wirklich gut, daß ich tam. Dein Gaul war mit dem Fuß in den Halfter geraten. Du hatiest den halfter zu lang gemacht.

Er hat sich doch wohl keinen Schaden getan? Nein, es war nicht gefährlich, ich fam gleich dazu, sonst Danke, Bruder, daß Du so wachsam bist!

Er gab dem Pferd Hen und merkte, daß die Zigeunermähre no mit dem leeren Haferfack dastand. Dann gingen sie herein und verrichteten ihr Morgengebet, aßen dann zusammen aus dem Rudjad des großen Mannes und falteten die Sände lange nach dem Essen fehr lange, es sah aus, als ob teiner sie zuerst aus einandernehmen wollte. Als sie endlich fertig waren, sagte der Zigeuner:

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Ja, dann müssen wir wohl in Gottes Namen auf den Markt gehen und Geschäfte machen.

Bruder, jagte der andere, erleichtere mir mein Gewissen, fas. sag, ob fein geheimer Fehler an meinen Pferd ist. Hmnein, ein geheimer nicht es hat etwas hohe Schultern -er sah den andern prüfend an, ob er sich weiter wagen dürfte und dann hat es Ansätze zu leberbeinen das war gar nicht wahr, doch da der andere teine Einwendungen machte. und dann ist es frummbeinig und schleppt das rechte Hinterbein nach; aber das find Dinge, die jeder Pferdehändler gleich fieht; Du brauchst also feine Angst zu haben, jemanden zu betrügen.

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Ja, Bruder, wenn ich denn teine unsinnigen Forderungen ftelle, so werde ich also in Gottes Namen feine Sünde auf mich laben; jest müssen wir fort.

Sie gingen in den Hof hinunter, und er zog das Pferd heraus. Der Zigeuner stand und fah ihm zu und vergaß sich so weit, daß er aus dem einen Mundwinkel spudte. ( Schluß folgt.)

Amundsen ist ein unbeschränfier Berehrer von Nansen und feiner Methode einer Nordpolarexpedition und will die Fram zum zweitenmal im Eis eingeschloffen der Bolarströmung preis geben. Bunächst handelt es sich für ihn darum, zu prüfen, ob die Fram ", nachdem fünfzehn Jahre seit ihrer Erbauung vergangen find, noch unstande ist, eine zweite große Fahrt ins Eismeer aus­zuhalten. Bekanntlich hatte fich das Schiff bei der Nansenschen Expedition fo glänzend bewährt, daß es trob der gewaltigen Eid­preffungen nicht emmal eine Schramme an feinem Rumpf heint gebracht hat. Seitdem sollte das Schiff in der Ruhezeit bedentlich gelitten haben und unbrauchbar geworden sein, aber nach einer genauen Untersuchung, die fein Erbauer Colin Archer mit Amundsen gememfam vorgenommen hat, kann die Stärke der Fram " als ungefchwächt bezeichnet werden, so daß ihre Wieder benutzung beschlossene Sache ist.

Der Plan Amundsens ist nun folgender: Anfang 1910 verläßt die Fram " mit einer Ausrüstung für fiében Jahre das norwegische Gestade, fährt um das Nap Horn herum nach San Francisco , wo Stohlen und Proviant eingenommen werden, und dann weiter nacy Boint Barrow, dem nördlichsten Punkt des amerikanischen Feft­landes unter etwa 156 Grad westlicher Länge. Hier wird die Mannschaft möglichst verringert und dann der Kurs nach nörd­licher bis nordwestlicher Richtung fortgefeßt. Es handelt sich darum, die günstigste Stelle im Treibeis zu finden, um möglichst weit gegen Norden vorzudringen. Wenn das Schiff mit jener Fahrt nicht weiter fommt, wird c3 dem Emfrieren und dem Treiben des Erses überlassen. Amundsen rechnet damit, daß dies Treiben im Gife vier bis fünf Jahre dauern tann. Bährend der ganzen Reise sollen meerestundliche Beobachtungen ausgeführt werden. Ländermaffen vorfinden, will fich Amundsen vorsichtigerweise nicht zu der Theorie, ob sich im Polarmeer noch große unbekannte äußern, fondern lieber das Ergebnis der eigenen Erfahrung abs warten. Man tann sich freilich dem Gedarfen nicht verfchließen, daß das Beisciteschieben diefer Frage noch einen anderen Grund hat, der darin zu suchen ist, daß beim tatsächlichen Vorhandensein einer Landmafie in der Gegend des Nordpols die Expedition, wenn sie nach diesem Land überhaupt gelangt, einem fast ficheren Unter Diesen Gedanken äußert aber gang ausgefekt sein würde. mundsen felbst nicht und man kann daher auch nicht wissen, in welcher Weise er bei feinen Erwägungen mitwirkt. Die Besonder heiten in dem Plan der zweiten Fram "-Expedition im Gegenfa's zur erften liegen einmal in der wesentlich anderen Lage des Au gangspunkts- Nansen von den Neufibirischen Inseln, Amundsen bon Point Barrow aus, was einen Längenunterschied von ficbsin Graden bedeutet und zweitens in einer voraussichtlich noch längeren Erift im Polareis.

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fich Amundsen sehr ausführlich, und so plaumäßig und gründlich, leber das wissenschaftliche Programm seiner Reise verbreitet daß man sein tiefes Eindringen in die wissenschaftlichen Aufgaben einer Expedition in Bolarmeer nur aufs Höchfte bewundern kann. Dabei ist noch besonders anzuerkennen, daß er das Hauptgewicht nicht auf die Erzielung eines neuen Refords nach dem Bol hin, sondern auf die eigentliche Erforschung des Polargebietes, nament lich in meeresfundlicher Hinsicht, zu legen gedenft. Die von ihas ins Auge gefaßten Probleme, die sich also namentlich auf die Er fundung des Polarmeerbedens richten, lassen sich in ozeano­graphische, meteorologische und erdmagnetische einteilen. Den lebigenannten find die Nordlichtforschungen anzugliedern. Die ozeanographische Aufgaben stehen dabei felbverständlich im Bor­dergrunde. Die größte Ueberraschung, die Nansen von seiner Egpe= Idition für die Geographie mitbrachte, war bekanntlich die Ent­