51
wer und einem gegenseitigen Besuch stischen mir und den Löwen der Obstaucht und mannigfacher Berwertung der Rohprodukte beiderseits nichts im Wege ftand. Das innere Bewußtsein, es brachten die Missionare jener Zeit in das heidnische Mittel- und würde schon auf irgendeine Art dafür gesorgt sein, daß das Dußend Nordeuropa. der in der Schlucht zwischen Felfen und alten toloffalen Baumftämmen herumtollenden Wüstentönige nicht herantäme, um einem die Hofen zu beschnuppern, wird durch den untrüglichen Augenfchein doch etwas gelähmt. Man sieht mit dem besten Willen tein Hindernis, das den Löwen ein solches Vorhaben unmöglich machen tönnte. Ein Wärter aber, der an einem fleinen in die Felsen gelaffenen Eingangstor steht, flärte mich gegen zehn Reichspfennige auf. Er ließ mich durch ein Drehkreuz eintreten und nun sah ich, dag hinter der dem Zuschauer zugefehrten Vorderseite der Schlucht enne in feinem foeben aus seinem Nachlasse veröffentlichten ein mit Agaben und fünftlichen Tropenpflanzen verdeckter acht Meter breiter mit Baffer gefüllter Graben liegt. Da tein Löwe treiter als fünf Meter springt, so wird selbst dann, wenn einmal einer der Wüstentönige von einem besonders unbezähmbaren Freiheitsdurft befallen würde, der Sprung nicht gelingen und der Flüchtling an der glatten schiefen Wand abgleiten, ins Waffer fallen und froh sein, von dort pudelnaß wieder den Weg in die Schlucht zu nehmen. Aber von außen, wo man den Graben nicht fieht, ist die Täuschung, daß die Tiere fich in vollkommener Frei heit befinden, vollständig. Ebenso vollständig wie bei den in Frei- überliefert, Zuotilo, der auch sonst ein trefflicher Stünstler, ein heit hoch oben über der Raubtierschlucht horftenden Adlern und Geiern, die drohend von oben herunter äugeln und deren lange Retten, mit denen ihrer Freiheit einige Einschränkung auferlegt ist, utan von unten nicht bemerkt.
Im Klosterhof finden wir, wie dann später in der faiserlicher Pfalz und auf den Edel- und Stifthöfen die Gewerbe blühen, wenn auch im wesentlichen nur betrieben für die große Einzela wirtschaft des Königs, des Stiftes, des Mofters, des Edelherrn. Ueber die große Bedeutung der Fronhöfe als Ausgangspunit gewerblicher Entividelung sind wir durch die grundlegenden Schriften von Maurer feit langem unterrichtet. Einiges Material führt auch der verdienstvolle und leider viel zu früh verstorbene Morih Werte Das altdeutsche Handwerk"( Straßburg 1908. S. J. Trüb ner) an, das wir hier zusammenstellen wollen. Er verweist 3. D. auf die merkwürdig frühe Bermendung des Elfenbeins in Deutsch land , das vorwiegend zu firchlichen Zweden bearbeitet wurde, fo daß der Kunsthandwerker auch nur in geistlichen Streifen auftritt, ohne Zusammenhang mit dem profanen Leben. Dies gilt aber nicht bloß für den Elfenbeinarbeiter oder Elfenbeinschnitzer, sonderne wohl auch für den Edelschmied, den Glaser und den Holzschnitzer. Mit Namen ist uns bloß ein Elfenbeinschniger- eben ein Mönch Dichter, Goldarbeiter, Mufiter, Musiklehrer, Maler, Sprach gelehrter, Bildhauer gewesen sein soll. Der Bischof Salomo von Stonstanz, der zwei Elfenbeintafeln befaß, eine mit römischer Etwas ganz Gentzückendes ist es, die Anmut und Flinkheit gerichtete, übergab ihm die lettere mit dem Auftrage, sie mit Schnißerei bedeckte, und eine völlig glatte, bloß zum Schnißen herder gehörnten und ungehörnten Kletterer in der Hochgebirgsgruppe Bildwerk zu zieren. Auf einem Bild der fibenden Jungfrau Maria zu beobachten. Es handelt sich bei Anlage diefer Hochgebirgsland- wird überliefert, daß es der erwähnte Tuotilo von Et. Gallen 3 fchaft darum, insbesondere den Steinböden, Wildziegen, Wild
int
fchafen einen Aufenthalt zu bieten, in welchem die Tiere ihre Metz in Holz geschnitzt hat. Klettermusteln üben und zugleich die Schalen ihrer Alauen ab- Das Kunsthandwerk war mit den Klöstern enge verbunden. musen tönnen. Dazu ist riffiges verwittertes Sedimentgestein geübten, war zunächst beschränkt. In der profanen Welt kamen nur Der Kreis derer, für die die Kunsthandwerker ihre Tätigkeit auswählt worden. Ein fleiner Gebirgssee und die Reste einer im Sommer wohl in Blüte stehenden Gebirgsflora verleihen dieser von die obersten Gesellschaftsschichten eigentlich in Betracht, namentlich den graziösen Tieren belebten Hochgebirgslandschaft einen frischen was Gewandung, Schmuck und Bruntgeschirr betraf, höchstens day Reiz. Wer noch nie im wirklichen Hochgebirge Gemsen spielen fah, die Kunst der Holzschnitzerei auch tiefer hinabgriff, wenn es sich der kann sich hier ein richtiges Bild von der Kühnheit und Kletter- um Berzierung von Hausteilen handelt. Sonst ist das Kloster den funft diefer Tizre machen. Sit einer intensiven kunstgewerblichen Tätigkeit, besonders Das lebendigste Bild völlig in Freiheit befindlicher Tiere gibt was die Arbeiten in Metall und Glas, Gold und Elfendas Nordlandpanorama, das ähnlich wie die Löwenschlucht einen bein angeht. Was hierin von geistlichen Künstlern bollständig ungehinderten Blid in das luftige Treiben der ge- 11. und anfangs des 12. Jahrhunderts geleistet wurde, fangenen Vertreter der Polarzone bietet. Von hohen Felsen herab darüber gibt das Buch des pseudonymen Theophilus Press türzen fich die Seebären, diese fühnen, geschickten Schwimmer mit byter: Schedula diversarum artium"( Verzeichnis der vers der aalglatten Haut, ins Waffer, um dort hineingeworfene Fische schiedenen Künste) Auskunft. Es enthält Anweisungen für das zu erhaschen. Ihr Gebell erfüllt die Luft und wird übertönt von Gebiet der Malerei, Glas- und Metalltechnit, vorzugsweise der dem Gebrüll und Gegrunze der schwerfälligen Walroffe, bei deren Goldschmiedekunst, für Orgelbau und Glodenguß, gibt auch einiges Anblick man sich des Vergleiches mit den Gesichtern alter Mummel- über Edelsteine uno Perlen, sowie Elfenbeinschnitzerei; aber die greise nicht erwehren kann. Auf den tünstlichen Eisschollen, die Schnißerei in Holz ist dort ebensowenig berührt wie die Drechslerei, durch die Kälte au natürlichen geworden find, hüpfen Pinguine Töpferei und Weberei; ein deutlicher Fingerzeig für die Art und und fonjtige Bolarvögel mit der ihnen eigenen tomischen Un- Ausdehnung flöfterlicher Kunstbetätigung. beholfenheit herum. In einer Höhle, die mit hochaufgetürmten Eisschollen fast ausgefüllt ist, hauft eine ganze Familie Eisbären und auf einem hochfeldartigen Plateau äsen die Renntiere, welche von den Eisbären des lieben Friedens halber durch einen tiefen un fichtbaren Graben mit ganz glatten Bänden getrennt sind. Wenn man nun noch die großen indischen Elefanten dazu nimmt, die im Part beim Transport von Bäumen, schweren Steinen beschäftigt werden, dann kann man sich eine Vorstellung von der großen Bielseitigkeit des Hagenbedschen Tierparts machen. Jedenfalls wird man bei der Wanderung durch diefes moderne Baradies der Tiere den einen Gedanken los, der einem den Besuch ton Menagerien start verleiden tann, daß es eine nicht geringe menschliche Grausamkeit ist, diese königlichen Tiere in wenige Quae dratmeter großen Käfigen gefangen zu halten und ihnen dadurch die ganze natürliche Eigenart langsam zu nehmen. Hagenbeds Tierpart in Altona ist jedenfalls die humanste Menagerie der A. F.
Welt.
Klofter und Gewerbebetrieb.
Geistliche Kunsthandwerker waren auch die Buchmaler und die Pucheinbinder; ihr Beruf, ausländischen Ursprungs wie er war, blieb innerhalb der Klausur. Dagegen verweltlicht sich nach und nach ein anderes zuerst im Kloster geübtes Handwert, das des Baumeisters in Stein und das des Steinmeßen. Die Verbreitung diefes bedeutungsvollsten frühmittelalterlichen Handwerkes, dessen 8eugnisse uns in den ragenden Domen erhalten find, geht von den Gotteshäusern und Stiftsgebäuden mus, die unter Leitung voa Geistlichen, anfangs durch landfremde italienische oder gallische Maurer, später durch einheimische, eft auch wieder flöfterliche Kräfte aufgeführt werden. Das Kloster sorgt für die berufliche Ausbildung der Leiter solcher Steinbauten nach römischer Ueberlieferung; es entstanden förmliche Bauschulen in den Klöstern. Aus der farolingischen und nachtarolingischen Zeit sind uns nur geistliche Baumeister selbst für steinerne Profanbauten überliefert. Als Karl der Große eine Stirche bauen wollte, übertrug er die Ausführung einem Abte, nachdem er von allen Ländern diesseits des Meeres Meister und Werfleute aller Künfte dieser Att berufen hatte.
Henne erzählt uns auch von großen Klöstern, die Glas her stellen ließen. Klöfterliche Eigenleute fertigen im Hausbetriebe das für die Herrschaft benötigte Quantum. Sie sind wenig leistungsfähig: Am Ende des 10. und am Anfang des 11. Jahr hunderts müssen sich Aebte von Tegernsee gegenüber Bestellern von Fensterglas entschuldigen, daß fie feine oder nur wenige Vorräte haben, und ihren Arbeitern erst die Herstellung auftragen müssen. Bei der Erwähnung von Steinbrüchen erwähnt henne, daß zu Werfleuten bei geistlichen Bauten auch mönchische Kräfte herana gezogen werden, die sich nach der Ordensregel vor feiner noch so schweren Arbeit scheuen dürften. Die weltlichen Arbeiter verharrten durch das Mittelalter und später in der untergeordneten Stellung der bloßen Zubereiter für Maurer und Steinmeßen.
Bon französischen und belgischen Klöstern hörte der ZeitungsTefer in den letzten Jahren öfters als Stätten besonders rüdsichtslofer Ausbeutung menschlicher Arbeitstraft; in aufsehenerregenden Gerichtsverhandlungen wurden hierüber Feststellungen in boller Deffentlichkeit gemacht. Man weiß, daß die wohl berühmteste Liförfabrik der Welt bis zur legten franzöfifchen Kirchengefeß gebung im Besitz und im Betriebe. von Mönchen war. Die be fannten Ramen des Franziskaner- Biers, des Dominikaner - Bräues, der Jesuitenbrauerei, erinnern uns an die Beziehungen anscheinend weltfremder Mönche mit dem weltfrohen Brauergewerbe. Derartige Beispiele aus der jüngsten Bergangenheit ließen sich unschwer häufen. Ja man tönnte eine für die Kultur- und Wirtschafts- So sehen wir an diesen wenigen Beispielen, wie die Klöster geschichte fehr bedeutungsvolle und umfangreiche Untersuchung über die Vermittler römischen Gewerbe- und Kunstfleißes, die Ver die Beziehungen von Klöstern und Gewerbebetrieben anstellen. Im breiter gewerblicher Technik waren. Die Klöster haben in früheren Mittelalter waren die Klöster bekanntermaßen die Bewahrer, wenn Jahrhunderten unzweifelhaft manche große Kulturaufgabe erfüllt, auch nur selten die Förderer des wissenschaftlichen Erbes des die ihnen aber bald von weltlichen Bersonen und Körperschaften Klassischen Altertums, und hierdurch bedeutungsvolle Vermittler abgenommen wurde. Kaum für irgendeine Einrichtung ergibt sich geistigen Befihes. Sie waren in den ersten Jahrhunderten des im Wandel der Zeiten eine so mannigfache und sich vielfach direkt Mittelalters auf deutschem und englischem Boden auch die Träger widersprechende Beurteilung, wie für die Klöster. Wir glauben der wirtschaftlichen Kultur, Die Formen befferer Aderbestellung, I nicht, daß die Stellung der Klöster in den erften Sahrhunderten