-

74

Berhangenen düsteren Himmel. Dieß fie denn nicht fünf] Dieses ist eine in Europa   einzig dastehende Einrichtung. Mitten gerade sein, kontrollierte fein Mädchen, drückte nicht nur eins, in einem Arbeiterbezirk gestellt, ist es eine Bildungszentrale nein beide Augen zu! Und behielt doch keinen Dienstboten Das Geld, das Geld! Ja, wer achtzig, neunzig, hundert Zaler geben konnte, der hatte tüchtige und anhängliche Leutel Sie sah so befümmert aus, daß Bertha, als sie herein fam, um den Tisch zu decken, in einer ihrer plöglichen An­wandlungen von Herz, sagte: Gnäd'ge Frau, ich wüßte wohl ' n Mädchen für gnäd'ge Frau!"

"

So?" Etwas belebt drehte sich Frau von Saldern um. Meine Freundin will sich gern verändern." Bertha hatte erst gestern von Mine drei Mark geborgt und überlegte nun rasch, wie wenig diese nach den drei Mark fragen würde, wenn sie ihr fort aus der Destille half. Und verpflichtete sie sich nicht zugleich die Frau Hauptmann, wenn sie der ein neues Mädchen verschaffte? Die würde es ihr beim Zeugnis­schreiben gedenken. So lobte sie denn die Freundin aus allen Tonarten: Ehrlich, fleißig, bescheiden, gewandt und so weiter. Wo dient sie denn jetzt?"

" In' nem Restorang!" Und dann nach kleiner Pause: Drüben, Kirchbachstraße, an der Ecke."

Was, in der Destillation-?!" Frau von Salderns Gesicht wurde lang. Mein Gott, ich kann doch nicht ein Mädchen aus folchen Umgebungen nehmen!"

Seien Sie ganz beruhigt, gnäd'ge Frau," versicherte Bertha, ein hochanständiges Mädchen, sie is mit mir aus einem Ort. Sie hat eben Bech gehabt. Sie paßt ganz für gnäd'ge Frau, groß, starf- gnäd'ge Frau haben sie ja mal gefehn, unten im Keller bei Reschfes!"

Ja, ja, ich erinnere mich. Aber so wenig präsentabel!" Die junge Frau seufzte. Wenn die die Tür aufmacht, das fieht ja nach gar nichts aus!"

Nach was aussehen soll sie auch noch?!" schwebte es Bertha auf der Bunge; aber sie unterdrückte die Bemerkung und sah mit einem kleinen wohlgefälligen Lächeln an der eigenen Gestalt herunter. Ach, wenn die erst im hochherr­schaftlichen Hause is gnäd'ge Frau werden sehen, denn macht sie sich gleich raus!"

So entschloß sich Frau von Saldern, Mine zu mieten. Man kam auf fünfundfünfzig Taler überein, was ihr für dies wenig präsentable Dienstmädchen reichlich genug schien.

Mine war glückselig; in der Freude ihres Herzens um armte sie Bertha immer wieder. Das würde sie der nie ver­gessen! Es beeinträchtigte ihre Seligkeit feinen Augenblic, daß der Destillateur ihr ins Zeugnis schrieb:" Träge, lang sam, spricht immer gegen, sonst ehrlich."

Bertha steckte jetzt mehr denn je im Reschkeschen Steller. Dienste hatten sich ihr genug geboten, aber die Reschke hatte ihr energisch davon abgeredet; die waren in entfernten Straßen, und Mädchen, die viel bei ihr kauften, gab Frau Reschte nicht gern wea. Endlich, kurz vor dem Ersten, fand sich etwas. Frau Reschke las es in der Vossischen, die sie sich für fünf Pfennige die Stunde drüben vom Kaufmann holen ließ.

( Fortsetzung folgt.)

für ganz Wien   geworden und mancher Arbeiter scheut nicht einen einstündigen Weg, um sich dort Bildung und Belehrung zu holen, einen Vortrag zu hören, einen Sprachfurfus( englisch  , fran­zösisch, deutscher Stil, Deutsch   für Tschechen) zubesuchen oder an einem der vielen anderen Kurse teilzunehmen, die in wechselnder Folge juristische, nationalökonomische, geschichtliche, naturwissenschaftliche oder Themen aus der Literatur, Kunst, Musik darbieten, oder umr ein Stündchen im chemischen Laboratorium, im psycholo gischen oder im physikalischen Kabinett experimentell zut arbeiten, oder im naturhistorischen Seminar praktisch mitzutun, im Musikzimmer oder im Zeichensa al froher Kunstübung obzuliegen, in der wissenschaftlichen Bibliothet zu arbeiten, im Zurniaal in freier förperlicher llebung dem ge­funden Geist die gesunde Wohnftätte zu geben, oder aber, um eine Stunde in der großen Lejehalle des Volfsbildungsvereins" zu fißen und dort im stillen Genuß des Lesens einer von die während den 41 000 Besuchern zu sein, des Jahres frequentieren. Endlich find im Bollsheim" diese Halle auch noch ein Vivarium", ein Raum zur Züchtung lebender ein photographisches Atelier untergebracht, in dem Ama­Tiere und Pflanzen eine biologische Station im Kleinen- und teure einen Grad künstlerischer Vervollkommnung erreichen, der bei gelegentlichen Ausstellungen bewundernde Anerkennung findet. Kurz, das" Boltsheim" in Ottakring   ist ein so idealer Lernbetrieb, daß schon nach einjährigem Bestande in Tausenden der Wunsch lebendig wurde, daß dieser Stätte, die für alle längst zu klein geworden ist, eine zweite, eine dritte und vierte gleicher Art in anderen prole­tarischen Peripheriebezirken Wiens angegliedert werde.

Der Anfang dazu ist nun in dem Volksbildungshaus" gemacht. Es dankt feine Entstehung der lettwilligen Verfügung eines stillen Mannes, des Oberlandesgerichtsrates Emil Ritter  des Sohnes Sohnes des österreichischen Historifers,

b. Aschbach, bem feine Tätigkett ein Vermögen eingetragen hatte.

Dieses hütete der Sohn und da er starb, stand im Testamente, daß er den Volksbildungsverein zur Univerfalerbin einsetze, damit durch ihn dieses Kapital, wie es durch wissenschaftliche Tätigkeit er­worben worden ist, auch der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis wieder zugute fomme". Ein stiller Mann, den bis zu seinem Tode die große Deffentlichkeit nicht fannte, der nie Mitglied des Vereins gewesen, dem er mun sein mehr als 200 000 kronen betragendes Vermögen zu so vornehmem Zwecke übergab. Damit hatte der Bolksbildungsverein mit einem Schlage ein Vermögen gewonnen, das ihn instand setzte, seine Tätigkeit auf ein neues reiches Arbeits­feld zu verlegen, auf die Errichtung der ersten Boltslehrstätte aus feinen Mitteln.

-

Das neue Wiener   Volksbildungs- fechs Jahre lang besondere Vorträge für Lehrlinge, bie

baus.

Bis dahin war er nicht in dieser glücklichen Lage, denn zu groß waren die stets wachsenden Anforderungen gewesen. 1887 gegründet, besaß der Verein schon im nächsten Jahre außer einer fleinen Lehrlingsbibliothek drei Volksbüchereien samt Leseräumen, in denen täglich rund 175 Bände entliehen wurden ein bescheidener An­fang, dem sich als Vereinstätigteit noch die Veranstaltung von fünfzig Borträgen beigefellte. Nach 20jährigem Bestehen konnte der Verein berichten, daß er 931 000 Personen in 3800 Vorträgen Belehrung zuführte, daß er in dieser Seit 14 Millionen Bücher verliehen habe oder nahezu 2000 täglich im Durchschnitt der 20 Jahre und daß er neben 14 Wolfsbüchereien, zum Teil verbunden mit Lesesälen 5 Garnisonbibliothefen, 2 Büchereien in Gefangenenhäusern, 8 in Krankenhäusern, außerdem 4 Lehrlingsbibliotheken und je eine Bibliothek in den Stiftungshäusern für Volkswohnungen in Ctta­fring, in der Eisenbahnkolonie der Staatsbahnen in Hitteldorf und in den Arbeiterwohnhäusern der Unfallversicherungsanstalt in Floris dorf unterhalte. Außerdem aber bildete der Verein in So ch- und Haushaltungsschulen 800 Hausfrauen heran, veranstaltete jezt durch unsere Jugendorganisation fortgesetzt werden, und er ging mit der Veranstaltung von Arbeiterreisen voran. Mit einem Ausflug auf den Semmering   setzte diefe Tätigkeit bescheiden ein und Seit zwei Wochen ist Wien   um eine Fortbildungsstätte reicher, heute veranstalten drei Bezirksseftionen Jahr um Jahr zu billigen die sich würdig der Bollsuniversität in Ottafring zur Seite stellen Bedingungen weite Reisen, die die Arbeiter bereits nach Venedig  , Ist das Boltsheim" in der westlichen Hochburg des an den Gardasee  , in die Alpen  , an den Bodensee   und in die Schweiz  Wiener   Proletariats als Gründung der Dozenten- und Professoren- gebracht haben. Kleine Ausflüge in die Römerstadt Carnuntum bereinigung, die mit idealistischem Schwung die Einrichtung der oder an andere historisch oder erdgeschichtlich interessante Stätten volkstümlichen Universitätskurse geschaffen haben, mit Recht eine unseres engeren Heimatlandes Niederösterreich   während des Sommers, Bolfsuniversität zu nennen, die längst eine ſegensreiche Mittlerin Führungen während des Winters in die Museen, Galerien, zwischen den bildungshungrigen befiẞlosen Klassen und den sonst uns auf die Sternwarte oder in interessante Betriebe, in die sonst einen erreichbaren Geistesfchäßen auf allen möglichen Wiffensgebieten Blid zu werfen dem einzelnen verwehrt ist, in die beiden Wiener  geworden, so mußte fich das Volksbildungshaus" in dem Hoftheater, in das städtische Elektrizitäts- und Gaswert, oder in die füdlich gelegenen Proletarier und Kleinbürgerbezirk Margarithen Wohlfahrtsinstitute der Großstadt, ins Asyl für Obdachlose, in zunächst ein bescheideneres Ziel steden: es fonnte nur neben einem die Anstalten am Steinhof" zur Pflege Geistestranter- ergänzen Sonst sucht der Verein großen 850 Perfonen fassenden Hör- und Vortragssaal drei fleinere das Bildungsprogramm des Vereins. Lehrfäle und zwei Lehrzimmer bieten, daneben Kanzlei- und Berater in Bildungsdingen zu sein. Das alljährlich erscheinende Sigungsräume und die Wohnung des Hausbaters- aber es hat Berzeichnis empfehlenswerter Jugendlettüre" die Ansätze zum weiteren Ausbau in sich und wenn der jetzt eröffnete gibt davon Zeugnis. Saalbau so propagandistisch wirkt, wie dies zu wünschen ist, dann So marschierte der Wiener Boltsbildungsverein" tapfer voran wird der Erbauer, der Wiener Boltsbildungsverein" bald und wurde zur Quelle aller ähnlichen Bestrebungen gutgefinnter in der Lage sein, den notwendigen Zubau zu errichten, für Bürgerlicher, die empfinden, wie wenig an Bildung und Wissen die den der Platz bereits bezahlt ist. Ist das Voltsbildungshaus" öffentlichen Gewalten dem Proletariat auf den Lebensweg mit­aber vollendet, dann wird es sich als Schwesterinstitut vollwertig geben. Aus Unterrichtstursen, die der Boltsbildungsverein dem Bollsheim" zur Seite stellen können. unter Mithilfe von Universitätslehrern dank einer Landesfubvention

fann.

"

" P

"

r