-
87
grob sein und wird so lange in einem Eimer unter ständigem Um- in dem Pamphlet:" Les Conspirateurs" von A. Chenu( Paris rühren mit den Händen in immer wieder einzufüllendem und ab- 1850). Chenu war selbst ein Polizeispitzel, der sich besonders zulassendem Wasser gewaschen, bis aller Schmuß daraus vollständig in den kommunistischen Geheimbünden herumgetrieben hatte. Im entfernt ist und das Wasser trotz Umrührens der Sandmasse llar Revolutionsjahr wurde er eine Art Adjutant des demokratischen bleibt. In den Aquarienhandlungen bekommt man auch bereits ge- Polizeipräfetten Caussi dière. Als seine Sachen schief zu gehen waschenen, sogenannten Aquariensand, zu kaufen. Auf dem so her begannen, wußte er sich zu drücken und nahm am badischen Eingerichteten Boden werden die bis dahin im Wasser aufbewahrten fall Sigla teil, worüber er in der erwähnten Broschüre einen Stengelteile einzeln oder zu mehreren vereint eingepflanzt, indem stark renommistischen Bericht gibt. Das Gericht über seinen wür man mit dem Finger ein Loch in die Sandmasse macht, das zu digen Kollegen de la Hodde schildert er folgendermaßen: Gines Pflanzende hineinstedt und dann das Loch wieder zudrückt. Dabei Tages erhielt ich einen Brief des Präfekten, der mich für den ist zu beachten, daß jeder Trieb richtig mit der Spike nach oben ge- Abend desselben Tages, 10 Uhr, in den Luremburgpalast einlud. pflanzt wird. Es gibt eine Fülle untergetaucht wachsender Pflanzen, Ich fand dort...( folgen die Namen, darunter auch de la Hodde). so die überall aus Kanada in Europa eingeschleppte Wasserpest, die Cauffidière nahm das Wort: Unter uns ist ein Verräter, tonstinur ihres ntassenhaften Auftretens halber diesen Namen trägt, also tuieren wir uns als geheimes Gericht, um ihn abzuurteilen." keinenfalls das Aquarium verpestet, das sogenannte Quellmoos, eine Grandmesnil als ältester wurde zum Präsidenten, Tiphaine zum bollständig wurzellose, feinblättrige Pflanze, die man in Gebirgs- Schriftführer gewählt. Caussidière, der als Ankläger fungierte, bächen massenhaft in Felsen wachsen findet, Wasserhahnenfuß, fuhr fort: Lange Zeit haben wir allzu leichtfertig redliche Patrio Hornkraut, die Sumpffeder, die im Frühling schöne weiße Blüten oten beschuldigt. Wir ahnten nicht, wer die Schlange war, die über den Wasserspiegel emporsendet, aber auch manche ausländi- unter uns gefrochen war. Heute habe ich den richtigen Verräter schen, in den Handlungen billig erhältlichen Arten. Jedes Triebstück, entdeckt. Es ist Lucien de la Hodde ." Dieser, der bis dahin gleichjede Winterknospe dieser Pflanzen wächst weiter. Die unterge- gültig geschienen hatte, sprang bei dieser direkten Beschuldigung tauchten Wasserpflanzen bieten den Vorteil, daß sie unter allen jäh empor. Caussidière schloß eilends die Türe und zog eine Pistole Umständen im Zimmeraquarium gedeihen, auch da, wo das Aqua- aus der Tasche: Wenn Du Dich rührst, zerschmettere ich Dir den rium während des ganzen Jahres kein Sonnenstrahl trifft; sie Schädel." De la Hodde beteuerte nun energisch setne Unschuld. wollen nur Licht von oben. Wenn das Glas einen Standort direkt Darauf Caussidière :" Gut, hier ist ein Bündel mit 118 Berichten am Fenster bekommt, so beklebt man am besten die dem Fenster zu- an den Polizeipräfekten. Ich werde es Euch vorlegen." Und er gefehrte Seite mit einem Blatt braunen Papiers, dazu bestimmt, übergab sodann jedem von uns die Berichte, die ihn betrafen. Aur das von der Seite kommende Licht abzufangen. Unterläßt man dies, mich famen etwa zwanzig. De la Hodde stellte mich als einen so wird bald an der Wasserseite der Scheiben ein immer dichter der gefährlichsten Verschwörer hin und sagte u. a., Daß es leicht werdender grüner Ueberzug entstehen, gebildet aus Pflanzen der wäre, mich zum Königsmord anzustacheln." De la Hodde bestritt niedersten Wasserflora, sogenannten Algen. Sie machen die Scheiben noch immer, daß die mit Pierre gezeichneten Berichte von ihm herblind, tragen aber im übrigen zur Frischerhaltung des Waffers mit rührten, bis Caussidière den Brief vorlas, worin er dem Polizeibei und können von Zeit zu Zeit mit einer alten Zahnbürste oder präfekten seine Dienste angeboten und den er mit semem richtigen einem Gummifrottierschwamm entfernt werden.( Ich werde noch Namen gezeichnet hatte. Nun mußte er gestehen. Er brachte ein später Anleitung zum Selbstsammeln heimischer Wasserpflanzen paar Worte hervor, die sagen sollten, daß ihn eine schredliche Not geben.) Nach dem Einsetzen der Pflanzen gießt man das Wasser wendigkeit in die Arme der Polizei getrieben hätte. Es folgt nun vorsichtig mit einer Brausekanne ein, weil Sand und Erde nicht auf- eine Szene, die stark fomisch anmutet. Caussidière überreicht dem gewühlt werden dürfen, oder man stellt einen flachen Teller in das Verräter die Pistole mit den Worten, daß ihm ja jetzt keine andere Aquarium und läßt das Wasser langsam auf diesen laufen. Im Wahl bleibe. De la Hodde erklärt aber flugeriveise, er werde sich fertig gefüllten Aquarium muß noch ein freier Rand von mindestens nicht töten, aber man möge mit ihm machen, was man wolle. Das 5 Zentimeter bleiben, oder es muß, wenn faft bis zum Rand ge- bringt die gutmütigen Behmrichter in Berlegenheit. Einer von füllt, mit einer Glasscheibe bedeckt werden, weil andernfalls die ihnen, Bocquet, will nun selbst schießen, aber Albert, das beFische herausspringen und umkommen. Sollte sich nach einigen fannte Mitglied der provisorischen Regierung, meint, ein Schuß Tagen eine Trübung des Wassers einstellen, so wird es abgezogen würde Alarm geben. Nun empfiehlt Bocquet Gift. Caussidière und der Behälter erneut gefüllt. Erst wenn es flar bleibt, tönnen hat auch Gift bei der Hand. Man schüttet es in ein Glas Buder Fische eingesetzt werden. wasser und bietet es dem Verräter an. Aber dieser bleibt hartnädig dabei, sich zum Sterben nicht zwingen zu lassen. Das Gericht ist ratios. De la Hodde weiß zu viel Geheimnisse, man fann ihn nicht wieder laufen lassen. Schließlich meint einer, man solle ihn hinter Schloß und Riegel bringen, was denn auch geschieht. Caussidière mit vier anderen transportieren ihn in einem iater nach der Conciergerie. Chenu läßt Caussidière auch erzählen, wie ihm die Entlarvung des Verräters gelungen sei: Mit Hilfe von Polizeispiteln, die von ihrem nach London geflohenen ehemaligen Chef Pinel herausbrachten, daß einer seiner eifrigsten Agenten in der unmittelbaren Umgebung Cauffidières sei. Auch der demokratische Polizeipräfekt hat sich also der Nichtgentiemen bedient... De la Hodde hatte später die Frechheit, sich dem Publikum als verehrungswürdige Stüße der moralischen Ordnung zu präsentieren. Er hat die Polizeiliteratur um eine Reihe charakteristischer Werke bereichert. In der Vorrede seiner Broschüre:" Die Geburt der Republik im Februar 1848"( Paris 1850) erklärt er fein Spitelhandwerk als Frucht des Nachdenkens". Ursprünglich aus unreifem Enthusiasmus unter die Verschwörer geraten, habe er dann erkennen wollen, was sie eigent lich seien. Die Beobachtung des Treibens der Revolutionäre habe seine Entrüstung erregt:„ Ein anderer hätte sich still zurückgezogen. Jch aber fühlte mich förmlich von einer Idee besessen, die ich auch zur Ausführung brachte. Ich beschloß, bis in die Tiefe der geHeimen Gesellschaften einzubringen, ihre Leitung zu übernehmen und dann durch eine Taktik der Verschleppung und Isolierung fie nach und nach zu entnerben und aufzulösen. Dazu aber mußte ich mich mit der Polizei verständigen. Ich habe es getan. Das ist In Westeuropa ist mit der Konspirationstattik der revolutio- in zwei Worten das Rätsel meines Lebens. Ich rühme mich nären Parteien auch die Romantit des Lodspiteltums erloschen. dieser Nolle nicht, aber sie war der Gesellschaft von Nußen ." BeNicht daß die Regierungen auf das hehre Institut selbst verzichtet merkenswert ist auch, was der in diesem Punkt nicht unglaub hätten, weiß doch die Geschichte gerade der deutschen Sozialdemo- würdige Autor einmal von einer aus der berühmten kommunistitratie bis in die Gegenwart genug von der Tätigkeit der Agents schen Gesellschaft der Jahreszeiten" ausgetretenen überradikalen provocateurs zu erzählen, aber der politische Sinn und der Humor Butschfekte sagt:" Von den Chefs diefer Armee waren die Hälfte der sozialistischen Arbeiter begnügt sich damit, die entlarvten Nicht- Bolizeiagenten." Man sieht, die Korruptionsgefahr ist in der Wergentlemen nach Verabreichung deutlicher Achtungsbeweise durch schwörertaktik nichts neues. öffentliche Rennzeichnung unschädlich zu machen. In der bürgerlichen Revolutionsbewegung bis zum Jahre 1848 und noch in den folgenden Jahren der Emigrantenpolitik hat die Konspiration und mit ihr auch der Lockspikel eine weit bedeutendere Rolle gespielt. In der vornehmlich von Geheimbünden wachgehaltenen Opposition gegen das Julifönigtum war einer von dieser edlen Zunft, ähnlich vie Azew, zu einer führenden Stellung gekommen. Er hieß Lucien de la Hodde . Auch nach der Februarrevolution geno er in der demokratischen Partei ein großes Ansehen, da er viel Bravour auf den Barrikaden gezeigt hatte. Schließlich wurde er entlarbt. Eine anschauliche Schilderung dieser Szene finden wir
Man begnüge sich zunächst mit wenigen Fischen, die alle etwa von gleicher Größe sind, und wähle dann entweder nur Friedfische oder nur Raubfische, da man nur dann vor Verlusten sicher ist. Die Fütterung der Fische, die zur warmen Jahreszeit täglich, zur falten atveimal wöchentlich geschehen soll, erfolgt nicht mit Brot, Oblaten und ähnlichen, das Wasser trübenden und es verfauernden Stoffen, auch nicht mit sogenannten Ameiseneiern, deren Hülfen für die Fische unverdaulich sind und deshalb gleichfalls das Wasser verunreinigen, sondern am besten mit den guten, im Handel erhältlichen Futtermitteln, im Sommer auch mit kleinen Wasserinfusorien, die man mit Gazeneben in stehenden Tümpeln fängt, und bei größeren Raubfischen mit fogenannten kleinen Futterfischchen, die man nach Belieben in einem Feldbache selbst fangen oder in den Handlungen faufen kann. Bleibt das Wasser flar, wachsen die Pflanzen und sind nicht zu viel Fische eingesetzt, so ist durch Monate teine Wassererneuerung erforderlich. Der Pflanzenwuchs hält das Wasser frisch und gesund. Die Pflanze verarbeitet den von den Fischen aus geatmeten Stidstoff, während den Fischen der von den Pflanzen ausgeatmete Sauerstoff Lebensbedingung ist. Schwimmen die Fische, ängstlich nach Luft schnappend, an der Oberfläche des Waffers umber, so deutet dies Verhalten Sauerstoffmangel an; das Aquarium ist dann entweder übervölkert oder nicht hinreichend mit Pflanzen besetzt.
Ein Lockspitzel von 1848.
-
Kleines feuilleton.
Kunst.