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Su Befehl, Herr Feldwebel." Der Feldwebel griff bedrohlich an die Degenscheide und schien fie als Anüppel benußen zu wollen.
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Kameraden.
" Su Befehl, su Befehl, wart man Du verft..... Bolade wirst De raus, ich will Dich nicht sehn, sonst vergesse ich mich noch, raus mit ihm!" Und wieder flog der unglüdselige Johann zum Tempel hinaus, in die Arme seiner erbarmungslosen, sich vor Lachen krümmenden Johann war nicht dümmer und nicht ungefchidter wie der deutschsprechende Durchschnittssoldat. Sein Unglüd war nur bie mangelnde Kenntnis des Deutschen , die ihn bei seiner Aengstlichkeit und feinem Diensteifer überall Anstoß oder Spott erregen ließ. Andere Polen , die das Deutsche wenigstens sicher verstanden, wenn auch nicht besser sprachen, tamen zwar auch nicht ganz ungerupft, doch viel leichter durch die Dienstjahre als er, den man allgemein für einen Jdioten hielt, während man ihn durch die lieblose Behandlung beinahe wirklich zu einem solchen machte. An seine EntLaffung wegen des vorgeblichen Schwachsinnes dachte aber niemand, er mußte seine zwei Jahre aushalten, ob sie ihm auch zur Hölle gemacht wurden.
Uebrigens ereilte ihn wegen der verunglückten Nachtwache feine ernstliche Strafe, nur wurde er zu seinem Schmerze von der Spielmannsausbildung zurüdgezogen, doch bald darauf durch seine Rommandierung in die Bataillonstüche entschädigt. Posten hat er niemals wieder gestanden.
Unteroffizier Bähold lief noch vierzehn Tage mit bedrücktem Gewissen umber: wußte er doch noch immer nicht, wer der nächtliche Herausrufer gewesen war, der ihn eigentlich vor dem Schlimmften, der Ueberraschung durch den Offizier vom Dienst, bewahrt hatte. Als aber nicht gegen ihn vorgegangen wurde, und er auch gelegentlich Martins heimliches Lächeln bemerkte, wenn er in früben Gedanken versunten mit ernster Miene umherging, begann er den Zusammenhang zu ahnen und beschloß, den Gefreiten bei nächster Gelegenheit zu fragen.
Wetterkundliche Literatur.
Betrachtungsweise des Wetters viel weniger in die breiten Kreise Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß die wissenschaftliche des Volkes eingedrungen ist, als die anderer Zweige der Natur wissenschaft. Das Wetter ist doch eine alltägliche Erscheinung von so großem Eindruck und Nachdrücklichkeit, daß man meinen sollte, die Menschheit sollte nun nachgerade darüber orientiert sein. In ist noch nicht imstande, alle Erscheinungen einwandsfrei zu verWirklichkeit ist das nicht der Fall. Die Wissenschaft vom Wetter folgen. Das ist aber auch nicht verwunderlich, ist sie doch einer der jüngsten Zweige der Naturwissenschaften, dessen Alter eigent lich erst nach Jahrzehnten zählt. Die Physik mußte erst sehr weit vorschreiten, bevor fie der Wetterfunde diejenigen Hilfsmittel liefern konnte, die sie zur wissenschaftlichen Verfolgung der sich aufdrängenden Fragen bedarf, und fast jede neue Errungenschaft der physikalischen Forschung wirkt gleich fruchtbar auf das meteorologische Gebiet ein. Die wissenschaftliche Wetterkunde beginnt erst mit de: Erfindung der wichtigsten Meßinstrumente, namentlich des Thermometers und des Barometers. Das ist aber auch schon einige Jahrhunderte her, so daß man sich wundern muß, daß die Me'ecrologie noch nicht weiter ist, daß sie noch nicht in der Lage ist, das Wetter auch nur auf 24 Stunden im voraus mit Sicherheit zu bestimmen. Das tommt aber daher, daß„ der Wetterkunde das Experiment nicht in dem Maße zur Verfügung steht, wie anderen Teilen der Physik. Man kann den Zustand der Luft nicht willkürlich ändern. Die Wetterkunde mußte daher den selben Weg einschlagen, wie ihn die Geologie, die Botanik und die Zoologie mehrere Jahrhunderte hindurch verfolgen mußten, bevor die Auffindung allgemeiner Geseze gelang".( Weber.)" Das gibt uns eine Erklärung dafür, warum das Publikum mit den Erfolgen der Wetterkunde heutzutage noch nicht so zu frieden ist, wie es gern sein möchte. Es ist die Jugend der Wetterkunde als Wissenschaft! Dabei ist ausdrücklich zu betonen: als Wissenschaft"! Denn viel früher als es eine physikalische Forschung gab, hat es weife Leute und fluge Schäfer gegeben, die sich mit Wetterprophezeien befaßten. Aber wir dürfen das ebendie medizinische Wissenschaft hineingehört. Wir sehen dabei auch ganz davon ab, daß solche klugen Leute" mitunter einigen Erfolg zu verzeichnen hatten, eine Tatsache, die nicht geleugnet werden und nicht wundernehmen kann bei Leuten, die sich viel im Freien aufhalten und durch die lange Gewöhnung und Erfahrung unbewußt eine Art Instinkt" für die Wetterlage erhalten, der bei sachgemäßer Verfolgung segar den Anfang einer wissenschaftlichen Wetterkunde bedeuten könnte.
Es war im Manöver, in der Gegend von Halle, etwa drei Wochen später. Das Bataillon lag auf Vorposten und biwakierte bei Petersdorf. Unteroffizier Bäbold, als Befehlshaber einer Feld- sowenig in die Wissenschaft einrechnen, wie die Kurpfuscherei in wache, lag dicht unter dem großen Petersberge. Oben auf dem Gipfel dieses Berges, an der alten Kirche, die den früheren Wettinerfürsten zur Grabstätte dient, stand Gefreiter Martin auf Posten und blidte hinab in die prächtige Landschaft des Saaletales. Vom Feinde war nichts zu sehen, und der Krieger hatte Muße, seine nun bald abgelaufene Dienstzeit frohgemut noch einmal zu überdenten, während er, für andere unhörbar, das alte, Schöne Lied: An der Saale , grünem Strande " vor sich hinfummte. Es war Spätnachmittag und die Sonne rüftete sich bereits, hinter den fernen Harzbergen unterzugehen. Sehnsüchtig blickte der Soldat hinüber nach jenen blauen Höhen, die den Horizont ab. schlossen, und eine gewisse Wonne durchrieselte ihn bei dem Gedanken, daß er in wenigen Tagen, von allem Zwange befreit, als freier Mann in die teure Heimat einziehen durfte.
Plöblich stand Bähold neben ihm.
"
Schöne Aussicht von hier oben, nicht wahr? Ich glaube, das ist der Harz dahinten, der Broden."
" Jowahl, Herr Unteroffizier, und in wenigen Tagen bin ich dort drüben, in der lieben Heimat. Dann brauche ich nie wieder in der Zitadelle drei Stunden hintereinander Posten stehen." Der Unteroffizier blidte in das schmunzelnde Gesicht des Gefreiten, erwiderte aber ruhig:
Neuerdings tritt aber die Wetterkunde immer mehr in die Bahnen einer ordentlichen Wissenschaft ein, und es ist auch schon eine fleine Literatur entstanden, die gemeinverständlich über die Fragen der Meteorologie orientiert. Wir greifen einige leicht verständliche Werke heraus. Als erstes sei das von Professor Weber in Kiel erwähnt, das in der bekannten Teubnerschen Sammlung Aus Natur und Geisteswelt" erschienen und Wind und Wetter" betitelt ist.( Geb. 1,25 Mt.) Es ist aus fünf Vorträgen der Volkshochschulkurse entstanden, an denen sich der Verfasser in Kiel beteiligte. In dem ersten Vortrage bespricht Prof. Weber die meteorologische Beobachtung an der Erdoberfläche und die Instrumente, der britte behandelt die sogenannte Klima tologie oder die übersichtliche Zusammenfassung der wetterkund lichen Einzelbeobachtungen, der vierte die Bewegungsgesehe der Luft und der fünfte und letzte die Wettervorhersage. Dabei wird auch der neuerdings in Deutschland eingerichtete Wetterdienst erläutert. Der zweite Vortrag hebt sich als Sondergebiet heraus und bespricht die Drachen- und Ballonbeobachtungen. Da er etwas ge- mehr Vorkenntnisse erfordert und nur lofe eingefügt ist, kann man ihn überschlagen; er bietet aber für sich ein interessantes und Lesenswertes Kapitel. Das Büchlein ist wohl das empfehlens werteste, weil es den ganzen Stoff übersichtlich und leichtverständ lich behandelt.
Und ich bin dann dort im Süden, über Halle, Leipzig hinaus; meine Heimat ist Grimma in Sachsen . Am ersten Oftober bin auch ich daheim."
Auf Urlaub?"
,, Nee, für immer. Dann wird wieder der Hammer schwungen. Ich bin Schloffer."
Wollen der Herr Unteroffizier nicht weiter dienen?" " Ich hätte schon gewollt, aber man will nicht mehr. Der Hauptmann tapituliert nicht mehr mit mir; ich bin nicht energisch, zu deutsch nicht grob genug, fagt er. Und die dumme Wachte geschichte scheint den Feldwebel so geärgert zu haben, daß er den Hauptmann ganz gegen mich eingenommen hat. Na, es ist ja immer noch gut abgelaufen, es hätte schlimmer kommen können, wenn Eie nicht rechtzeitig vom Poften gegangen wären."
" Jch? Von Posten gegangen?"
Na freilich! Sie waren doch am Wachtstubenfenster und haben rausgerufen. Sagen Sie es ruhig, ich kann Sie doch nicht mielden, wenn ich auch wollte; ich legte mich ja damit selbst mindestens auf sechs Monate nach Torgau . Also, ehe wir für immer auseinandergehen, möchte ich noch wiffen, wem ich es verdanke, daß ich überhaupt noch in Freiheit bin. Sie waren es, Martin?"
,, Seien Sie froh! Ich glaube, es war ganz gut so." Der Unteroffizier gab dem Posten verstohlen die Hand, wandte fich dann schnell ab und ging zu feinen Leuten zurück, offenbar dankbar für den ihm geleisteten Freundschaftsdienst.
Martin blieb auf der Höhe zurüd und schaute in Gedanken verloren nach dem glühenden Sonnenball, der hinter dem dunkelblauen Brodentegel versant.
Eine weitere empfehlenswerte Schrift hat Prof. W. J. van Bebber von der Deutschen Seewarte verfaßt:" Anleitung zur Aufstellung von Wettervorhersagen". ( 60 f.) Der Verfasser bespricht darin in gedrängter Uebersicht das Verfahren der modernen sogenannten synoptischen Meteorologie, mit Hilfe der täglichen 8- hr- Beobachtungen des Beobachtungsnezes Wetterkarten zu zeichnen und aus der dadurch charakterisierten Wetterlage eine Vorhersage auf den weiteren Verlauf der Witte. rungs orgänge zu stellen. Aus dem Büchlein erfahren wir die Orgamsation des Wetterdienstes, die Verarbeitung und Weitergabe des gesammelten Beobachtungsmaterials und schließlich erhalten wir eine von van Bebber aufgestellte zeichnerische wie tabellarische Charakteristik der fünf typischen europäischen Wetter. lagen, aus denen man an der Hand der Beobachtungen die wahrscheinliche Weiterentwickelung der Witterung auf ein oder mehrere Tage ableiten kann. Das Büchelchen ist namentlich für Landwirte bestimmt, aber auch sonst für solche, die sich mit Wetter prognose befassen wollen.
Zu dritt wäre unter den nicht zu umfangreichen Büchern Prof. Kleins: Allgemeine Witterungskunde" zu nennen. Auch dieses Buch ist gut und lesenswert wie die meisten Schriften dieses Autors. Es behandelt das Gesamtgebiet der Wetterkunde und gibt ebenfalls eine Anleitung zur Wettervorher