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und dann der Major, hielten auch die Leutnants nicht länger langst an seinem Blag zurüdgehalten, bald drängte ihn eine unwider. gle in else indi zurück. Sie lachten ungeniert. stehliche Macht.
Erst hatte Mine frischweg geantwortet, aber als sie fühlte, War dies Zauberei...? Die Violine in ihrem strahlenden Glanz schien sich zu bedaß das Lachen ihr galt, rannte sie zum Zimmer hinaus, ließ sich draußen in der Küche auf die Eimerbank fallen und verwegen, fich zu nähern. Einen Augenblick verlöschte das Licht, um dann noch sprübender wieder aufzuleuchten es war ein Zauber, barg das glühende Geficht in den Händen. ein wirklicher Märchenzauber. Und der Wind fäufelte... durch die Bäume ging ein heimliches Raunen... und die Schlingpflanzen Es war dem Suaben, als riefe ihm eine menschliche Stimme zu:
Sie wollte gar nicht wieder hinein, aber sie mußte doch; und so traute sie sich denn nicht mehr, die Augen aufzuflüsterten leife... schlagen, ging wie auf Eiern und hielt einen steinernden Ausdruck auf ihrem Gesicht fest.
Gott sei Dank, daß das Essen vorüber war! Daß fie jekt wenigstens draußen bleiben durfte, während drinnen das Fräulein Major" von Ewiger Liebe" fang und ein Leutnant am Klavier sie begleitete.
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Um Mitternacht drückte sich der Herr Oberst, ein viertel nach Mitternacht folgten der Major und seine Damen, Mine leuchtete ihnen hinunter; nun hatte fie schon zwei Fünfzigpfennigstücke, aber sie freute sich nicht darüber. Heute konnte fie sich überhaupt über nichts mehr freuen, fie war beschämt, traurig und zu Tode erschöpft. Ach, nur einen Augenblid ruben, ehe sie die vier Treppen wieder hinaufstieg! Sie ließ den Schlüffel in der Haustür stecken und setzte sich schwer auf die unterste Treppenstufe.
Als die Leutnants eine Stunde später hinunterftolperten, fanden sie das Mädchen, auf der untersten Stufe zusammengekauert, an die falte Treppenwand gedrückt, fest schlafend. Neben ihr fladerte das Lämpchen und beleuchtete einen schmerzlichen Mund und eine finster zusammengezogene Stirn.
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Vorwärts also, Beterle..." Nun doch, Peterle! Es ist ja niemand in der Kammer, niemand!
Bari begann die Nachtigall zu schlagen und mahnte bald laut, bald Klar und warm lag die Nacht auf der Erde. An dem Teiche im ihm frächend um den Stopf und warnte ihn: Nein, Beterle, nicht leise: Nun doch! Nimm sie dir!" Ein schwarzer Rabe aber schwebte doch!" Der Nabe aber flog davon, die Nachtigall blieb, und die Echlingpflanzen ermutigten ihn noch deutlicher:„ Es ist ja nic mand da.
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Und immer märchenhafter wurde der Heiligenschein um die Bioline.
und noch immer dringt die Stimme der Nachtigall zu ihm herüber: Der arme Knabe duckt sich und gleitet geräuschlos vorwärts. und noch immer dringt die Stimme der Nachtigall zu ihm herüber: Nun doch, nimm fie Dir!" Mit flatterndem Hemde schwingt er sich durch das Fenster und schon ist er hinter den Schlingpflanzen berichwunden. Der Atem der franken Brust geht schnell und fenchend. Der Rabe ist wiedergekommen und trächzt noch einmal: Nicht doch! Nicht doch!" Das Beterle ist jegt im Zimmer, die Frösche im Teich quaten von neuem, als hätten fie fich einen Augenblick erschreckt, die Nachtigall schlägt und die Schlingpflanzen flüstern.
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Blizz
die
Bit, Tramplagunde schläft," flüsterte der vorderste. Dann wieder ist alles still. Borsichtig und schüchtern hut der Sie ftanden alle einen Augenblid um fie herum und be- Snabe einen Schritt in dem Zimmer die Herzensangst hält ihn trachteten sie. Dann legten sie ihren Obulus in die ihr läffig wilde Tier im diden Didicht. Jetzt aber tommt er sich vor wie ein zurüd. In den Schlingpflanzen fühlt er fich zuhause wie das im Schoß hängende, geöffnete Hand, in der noch der Fünf- schuzioses Wesen auf freiem Felde. Solange die Dunkelheit ziger des Majors blinkte, und stoben amüsiert hinaus. ihn umgibt, geht sein Atem furz und pfeifend und seine Am anderen Morgen wurde Mine gefündigt. Sie war Bewegungen find unsicher. Da plöglich zuckt ein wie vom Donner gerührt; aber auch die Frau Hauptmann von Often nach Weiten Westen und erhellt das Zimmer weinte: so ein Mädchen, einen so zu blamieren! Nun hatte Augen zu der Violine erhoben, kriecht der arme Beter auf Händen man sich's so viel fosten laffen, so viel Geld, so viel Mühe, und Füßen auf dem Fußboden. Der Blig verlöscht, der Mond verund was hatte man davon?! Man hatte nur seiner Stellung füllt fich mit einer leichten Wolfe es ist unmöglich, etwas zu fehen oder zu hören geichadet, fich gesellschaftlich fast unmöglich gemacht! Angst- fehen oder zu hören.. bolle, bittre Tränen liefen über ihre schmalen Wangen; und auch der Hauptmann war tief verstimmt.
( Fortsetzung folgt.)
Der Geigerknabe.
Bon H. Sienkiewicz. llebertragung von H. Geffe.
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( Schluß.)
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die Finsternis- ein lagender Ton, als habe jemand aus UnvorNach einigen Augenbliden drang ein schwaches Geräusch durch fichtigkeit eine Seite der Bioline berührt. Plötzlich aber rief eine tiefe, zornige Stimme:
Wer ist da?"
Der Knabe hielt den Atem an
Wer ist da?".. wiederholte die Stimme.
urteilt werden?
.. Gewiß
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Und er hörte, wie ein Streichholz an der Wand angerieben wurde. Ein Lichtschimmer leuchtete auf es war ein Fluchen, ein Schlagen, ein Rufen. Und das Kind schrie! Und die Hunde bellien, das ganze Haus lief zufammen, helle Lichter schimmerten durch das Fenster, auf dem Hofe wurde es lebendig. Zwei Tage später erschien das arme Beterle vor dem DrtsSollte er als Dieb vere Doch das konnte ihm nicht viel helfen. Der Kammerdiener im borsteher und dem Richter des Dorfes. Schloß war glücklicher der Richter und sein Beisiger beer nannte eine Bioline sein eigen, auf ein fleiner der er bei schlechtem Wetter zuweilen spielte, um sich und die trachteten das Wesen, das da vor ihnen stand anderen Dienstboten zu zerstreuen. Es glückte Beter, in den Garten nabe mit einem Finger im Munde, mit großen erschrocenen einzubringen, und dank der Schlingpflanzen gelang es ihm, das Augen in abgetragenen Kleidern, ohne zu wissen, wo er war, Feniter des Dadzimmers zu erreichen. Hier horchte er oder be- noch was man von ihm wollte. D du herzloje Welt- fann man ein gnügte fich damit, die Violine anzusehen das Instrument bing demo erbarmungswürdiges Geschöpf vor Gericht zur Berantwortung Fenster gegenüber an der Wand, und der Knabe lieblofte es mit ziehen ein Wefen von zehn Jahren, das sich kaum auf den andächtigen Bliden, denn die Geige erschien ihm als etwas Heiliges, Beinen aufrecht erhält? Was soll man mit ihm tun? Soll man ihn ins Gefängnis schicken? das er nie anrühren durfte er fühlte fich nicht würdig, die ihn ins Gefängnis schicken? Hand darauf zu legen. Eine Geige war ihm auch das Kostbarste, was es auf Erden gab. Und ein unruhiger Wunsch, sie zu besitzen, bemächtigte fich feiner.. er nollte sie wenigftens aus nächster Nähe betrachten.
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Und dieser Gedanke ließ sein armes Kinderherz vor Freude er beben. Eines Abends war das Dienstbotenzimmer leer die Herrschaft befand sich auf Reisen. Auch der Diener war nicht zu sehen. Schon eine geraume Zeit spähte Peter, in den Schlingpflanzen verborgen, durch das halboffene Fenster und betrachtete den Gegenstand aller seiner Wünsche. Der Vollmond schwebte ani Himmel die Strahlen fielen durch das Fenster, erhellten das Zimmer und spiegelten fich auf der gegenüberliegenden Wand. Und fie trafen die Violine und ließen fie aufleuchten es war, als fähe man in den Halbschatten eine Silberplatte schimmern. Die geschweiften Teile leuchteten so hell, daß Peter fast geblendet wurde. Und in diesem bleichen Licht unterschied er alles die polierten Flächen, die Saiten, den gebogenen Griff die Schlüssel flimmerten wie Glüh würmchen, und der Bogen sah aus wie ein filberner Zauberstab.
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Aber schließlich müssen Kinder doch mit Milde behandelt werden der Nachtwächter mag ihn nehmen und ihm ein paar Schläge mit der Nute überziehen, damit ihm die Luft bergeht, so etwas noch einmal zu tun.
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Nachtwächter holen.„ Nehmt ihn und gebt ihm eine Leftion mit Man war mit diesem Vorschlage einverstanden und ließ den der Nute." Staich, der Nachtwächter, blinzelte mit den Augen er war ein vertierter Mensch. Wie wenn es eine fleine Kape wäre, nahm er das Peterle unter den Arm und ging in die Scheune. Der Knabe abnte nicht, was ihm bevorstand, oder er war vielmehr zu Tode erschrocken, fagte nichts und warf Blide um sich wie ein geängstigtes Vögelchen. Wußte er, was man mit ihm zu tun beschlossen? Staich band ihm die Hände und legte ihn auf die Erde. Und der arme Knabe fing an zu schreien:
Mutter!"
Und bei jedem Shlage wiederholte er: Mutter, Mutter!"
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Bei jedem Schrei aber wurde seine Stimme schwächer. Und als Ach, wie schön, ja wie märchenhaft war dies alles! Beter warf er eine gewisse Anzahl Schläge erhalten, verstummte er. Wie fonnte immer verlangendere Blide auf die Geige. In den Schlingpflanzen der Unmensch ein Kind so schlagen! Der elende Knabe war so schon Tauernd, den Elbogen auf das spipe nie gestigt, starrte er under- fo flein, so schwach es wurde ihm schon so schwer zu wandern in wandt auf den gleichen Punkt. Bald fühlte er sich von der Herzens- der Wüste des Lebens.