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Schließlich tam die Mutter fie mußte ihn forttragen. Am werde ich daher die Entwidetungstheorie für einen wissenschaftlichen nächsten Tage stand das Peterle nicht auf, und am dritten Tage Mißgriff halten, unwahr in ihren Tatsachen, unwissenschaftlich in hauchte er feinen legten Seufzer aus- still und friedlich lag er ihren Methoden und schädlich in dem, was sie lehrt." auf seinem harten Bett unter einer Pferdedecke. Was war es denn nun, was Darwin   in seinem Buche an Die Sawalben zwitscherten in dem Kirschbaum vor dem Fenster, Neuem verkündete, das so den daß seiner Gegner erweckte, so die ein Sonnenstrahl drang durch das Glas und vergoldete mit wissenschaftliche Welt in Aufruhr verfette? War es wirklich etwas Jeinem lichten Schein das abgezehrte Köpfchen des Kindes und das so unerhört Neues? Dreißig Jahre bevor Darwine Entstehung weiße Antlig, in dem Tein Tropfen Blut mehr geblieben. Dieser der Arten" erschien, ein Jahr ehe er sich zu seiner Weltumseglung Sonnenstrahl zeigte einer jungen Seele den Weg, den sie nehmen an Bord des Beagle  " einschiffte, fand vor der französischen   Afa­sollte, denn auf Erden würde sie einen steinigen, dornenbollen Pfad demie der Wissenschaften zu Paris   jene so folgenschwere Disputation zu wandeln haben. Die eingefallene Brust hob sich noch mit einem zwischen Georges Cuvier   und Geoffroy Saint Hilaire   um schwachen Röcheln und das Antlitz schien die Welt noch wiederzu- die damals schon die gesamte wissenschaftliche Welt bewegende Spiegeln, die fich draußen vor dem Fenster ausbreitete. Frage nach der Veränderlichkeit der tierischen Arten statt, die mit der völligen Niederlage Geoffroy Saint Hilaires und der Descen denzlehre endete. Damit war der erste ernsthafte Ansturm gegen Linnés zum Dogma erhobenen Gaß, daß alle Arten Tiere wie Pflanzen stets unverändert so blieben, wie sie von allem Anfange an geschaffen wären, für lange Zeit abgeschlagen und die Konstanz­theorie feierte weitere Triumphe

Es war am Abend. Die Frauen wendeten das Heu auf den Wiesen, und ihr ländlicher Geiang drang zu ihm herüber: Im Grün, in der Frische des Waldes. Und der Bach begleitete die Lieder mit einem traulichen Murmeln

Noch einmal horchte der Beterle auf die Lieder und Geräusche, die aus dem Dorfe hallten. Bor ihm auf der Pferdedede lag die Bioline, die er sich aus Brettchen gemacht. Da aber leuchtete das Antlitz des Kindes plötzlich auf und seine bleichen Lippen flüsterten:

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Mutter 1"

Was willst du, mein Junge?" fragte die Mutter, deren Stimme bon Tränen erstickt wurde. Mutter, nicht wahr, morgen schenkst du mir doch eine wirkliche Bioline?"

" Ja, ja, mein Kind

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Beiter tam sie nicht, denn ihr verhärtetes Mutterherz wollte Brechen in dem Schmerze, den sie schon lange zurüdgehalten mit einem Stöhnen fant ihr Stopf auf den Tisch, und sie begann zu weinen wie eine Irre oder auch wie eine Mutter, die das Liebste auf Erden verloren. Als sie endlich den Kopf hob und das Kind aublidte, Tag es da mit ernsten unbeweglichen Bügen und geöffneten Lidern- der Glanz der Künstleraugen aber war erloschen.

Charles Darwin  .

II. Darwins Berl.

Bon C. Thesing.

Wie ich schon hervorhob, vermag man sich heute, da der Ent­widelungsgebante mit allen seinen verschiedenen Konsequenzen faft zum Gemeingut gemorden ist und auf allen Gebieten seine befruchtende Wirkung äußert, faum mehr eine Vorstellung von der gewaltigen, spontanen Wirfung zu machen, die Anno 1859 das Erscheinen der Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" herborbrachte. Die erste, freilich nur fleine Auflage von 1250 Exemplaren war am Tage der Herausgabe schon vergriffen. Nasch folgte bann Auflage auf Auflage, und es gibt wohl faum eine Kultursprache, in welche dieses Buch nicht übergegangen ist. Pro­feffor Thomas Hench Hurley, einem Zeitgenossen und eifrigen Mit tämpfer Darwins, verdanten wir eine lebendige Schilderung der Aufnahme dieses seltsamen Wertes: In der Tat", meint Hugleh, Der Kontrast zwischen dem gegentvärtigen Stande der öffentlichen Meinung über die Darwinsche Frage, zwischen der jezigen Wert­schätzung, die Darwins Ansichten in der wissenschaftlichen Welt entgegengebracht wird und zwischen der Beruhigung oder wenigstens der Ruhe der Theologen heutigen Tages und dem Ausbruche des Antagonismus von allen Seiten im Jahre 1858 zu 59, als die neue Theorie über die Entstehung der Arten zuerst der älteren Generation bekannt wurde, ist so wunderbar überraschend, daß ich, gäbe es nicht urkundliche Beweise, zu glauben geneigt märe, daß meine Er­innerung träume. Ich habe einen großen Respekt vor der jüngeren Generation, und es würde mich lebhaft freuen, dürfte ich versichert sein, daß dieses Gefühl gegenseitig wäre, aber ich fürchte, daß die Geschichte von der Art, wie Darwin   von seinen Zeitgenossen be­handelt wurde, nicht geeignet ist, die Ehrerbietung vor unserer Weisheit zu erhöhen."

Die Zahl der Gelehrten, die sich sofort zu Schildhaltern der neuen Lehre machten, war gering, unzählig dagegen das Heer der Widersacher. Ja, es erscheint kaum glaublich, mit welch törichten und lächerlichen Einwänden man Darmin zu widerlegen versuchte. Den Bogel   fajoz zweifellos der Bischof Wilberforce   ab, der sich in einer in der Quarterly Review  " erschienenen Schmähschrift zu der Frage verstien, ob es wohl denkbar wäre, daß alle günstigen Barietäten der Rüben dahin strekten, Menschen zu werden.

Doch auch unter den ernst zu nehmenden Gelehrten traf die Entwickelungstheorie auf heftige Anfeindung. So schrieb, um nur ein Beispiel zu nennen, der berühmte und verdienfibolle Geologe und Zoologe Louis Agassiz   in einer ausführlichen Kritik im Jahre 1860: Die bon Darwin   vorgebrachten Gründe zugunjten einer genz allgemeinen Abteilung aller der jetzt unter den lebenden Wesen bestehenden Eigentümlichkeiten von einer Urform haben nicht ben allergeringsten Eindruck auf meine Seele gemacht. Bis nach­gewiesen wird, daß die Tatsachen der Natur, von denen, die sie gesammelt haben, mißverstanden sind, und daß sie eine von der ihnen jetzt allgemein beigelegten verschiedene Bedeutung haben,

Wenn auch einige aufgeklärte Köpfe die Wahrheit ahnten, ja der geistvolle, so lange miẞachtete 2amard in seinen Werfen fogar eine vollständig ausgearbeitete und wohlbegründete Theorie der allmählichen Eniwidelung und Vervollkommnung des Lebens auf unserer Erde niedergelegt hatte, so war doch der ganze Geist der Zeit noch nicht weif, diese neuen, Gedanten aufzunehmen. Die Ruhe war aber nur eine scheinbare und ganz im geheimen, bor allem durch die Arbeiten eines K. G. A. Hoff und eines Lyell häuften fich Tatsachen auf Tatsachen und halfen den Boden bor  bereiten für Darwins ausschlaggebendes Wirken.

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Auch Darwin   wuchs noch vollständig in den Cubierschen Ge dankengängen auf, wenn er auch frühzeitig bereits durch die Lektüre der 30onomia" jeiens Großvaters und die Schriften Lamards mit den modernen Ideen bekannt wurde. Da tam seine große Reise, die ihn auch auf die westlich von Südamerika   unter dem equator gelegene bulkanische Injelgruppe der Galapagos   führte. Ein ein monatiger Aufenthalt bot ihm hinreichend Gelegenheit, die Tier­welt dieser verschieden gestalteten, durch breite Meeresarme bon­einander und vom amerikanischen Festlande getrennten Inseln zu studieren. Hier tvar es auch, daß ihm zuerst ernsthafte Zweifel an der Beständigkeit der tierischen Arten auftauchten. Doch hören wir, was er felbst darüber sagt:

Die Naturgeschichte dieser Inseln ist sehr eigentümlich und berdient alle Aufmerksamkeit. Die meisten organischen Wesen find endemisch, das heißt: sie werden nirgendwo sonst angetroffen, es gibt sogar Unterschiede zwischen den Bewohnern der verschiedenen Inseln; dennoch zeigen alle eine auffallende Verwandtschaft mit denen von Südamerika  , trobem fie durch einen Meeresarm von fünfhundert bis sechshundert Meilen Breite von diesem Kontinente getrennt sind. Der Archipel bildet eine kleine Welt für sich, oder besser, ist als ein Satellit( begleitender Teil) von Amerifa zu betrachten, welches ihm einige Solonisten lieferte und den allge meinen Charakter seiner Fauna und Flora bestimmte.

Bei der geringen Größe dieser Inseln verwundern wir uns sehr über die große Anzahl endemischer Lebewesen und über ihre geringe Berbreitung über die Gruppe. Da wir jede Anhöhe von einem Krater getrönt sehen, und die Grenzen der meisten Lava­ströme noch zu nuterscheiden sind, müssen wir annehmen, daß hier, geologisch gesprochen, noch vor kurzem der Ozean fich aus­breitete.

Dadurch scheinen wir sowohl in bezug auf Raum, wie auf Beit in die Nähe der großen Tatsachen gelangt zu sein, in die Nähe dieses Mysteriums aller Mysterien, die erste Erscheinung neuer Lebewesen auf diesem Erdboden. Am eigentümlichsten berhält sich eine Finfenart dieser Inseln, Geospiza mit Namen, deren Schnabelgröße in ganz allmählichen Uebergang, von einem Schnabel, der jo mächtig ist wie der unseres heimischen Kirsch­ternbeißzers bis zu dem einer Grasmüde herabfinti". Wenn man dieje Abstufung und Verschiedenartigkeit der Struktur in einer fleinen, nahe untereinander verwandten Gruppe von Vögeln sieht, so drängt sich einem die Vorstellung auf, daß infolge einer uc­sprünglichen Armut an Bögeln auf diesem Archipel eine einzige Art hergenommen und( entsprechend der Berschiedenartigkeit der Lebensbedingungen, welche die einzelnen Inseln boten) zu ber­schiedenen Zweden umgewandelt worden sei."

Diese Worte bedeuten bereits eine bölige Absage an das Dogma von der Beständigkeit der Arten, und Darwins späters Arbeiten liefen nur darauf hinaus, diese an einer fleinen Tier­gruppe gemachte Entdeckung auf die organische Welt als ganzes auszudehnen und durch ein reiches Tatsachenmaterial ficher zu be gründen. Nochy aber fehlte das Wichtigste, die flare Erkenntnis, welche Kräfte die Umwandlung und Bervollkommnung der Lebe­wesen bewirkten.

Es fonnte Darwins Scharfblid nicht lange verborgen bleiben, daß Haustiere und Kulturpflanzen die stärkste Neigung zur Ab­änderung zeigen, so daß die Hoffnung nicht unbegründel erschien, ein genaues Studium der Bedingungen, die bei diesen Tieren die Entstehung neuer Rassen bewirken, möchte auch ein Licht auf die Umwandlung der Tiere im Naturzustande werfen.

Sturze Zeit nach seiner Rüdtehr nach England machte er fich denn auch mit ganzem Eifer an die Aufbellung dieser Frage, richtete fibst auf seinem Landfiße große Züchtungen ein und trat mit allen namhaften Tierzüchtern und Gärtnern in Verbindung. Bald nahm