„Wahrscheinlich?! Du bis jut! Db der Jeld hat!'nePartie,'ne janz jroßartige Partie TEr lachte bitter.„Na, wenn Trude denn so'ne jroß-artige Partie macht, dann sorge man dafür, daß von demreichen Schwager auch für mich was übrig bleibt. Seit gesternbin ich nich mehr beim Rechtsanwalt.„Wa-- as?l" Ter Schöpflöffel fiel der Mutter ausder Hand.„Jotte doch, Artur, wie Tu ei'n erschreckst! Eiwei, was wird Vater sagen!"„Das is mir ganz schnuppe," sagte er trotzig und stiertemit seinem bleichen Gesicht immer in die Bratröhre hinein.„Der soll man ganz stille sein, und Tu auch! Ihr seid anallem schuld."„An was denn? Wir— schuld? Wat redste denn,Artur! Haben wer der nich ufs Jymnasium sehen lassen?"„Das habt Ihr, haha!" Er gab dem Kohlenkasten einenTritt, daß er ein Stück weit in die Küche hineinflog.„Undjetzt soll ich mir von dem Bureauvorsteher mit seiner Volks-schulbildung grob kommen lassen?! Das paßt mer nich."lFortsetzung folgt.))Hltginedritd)e Meisbeir..Denn wir von denGrieKen reden, reden wirunwillkürlich zugleich von heute und gestern: ihreallbekannte Geschichte ist ein blanker Spiegel,der immer etwas widerspiegelt, das nicht imSpiegel selbst ist." Mit diestn Worten hat Friedrich Nietzschedie Griechen„als Dolmetscher" charakterisiert, als dasjenige Volk,au» dessen Kultur auch der moderne Mensch, sofern er sich nur derMühe des Nachdenkens unterzieht, für das Verständnis der Gegenwartnoch werwolle Erkenntnis schöpfen kann.Die philosophiegeschichtliche und allgemein kulturgeschichtlicheForschung hat sich in den letzten Jahren von den großen Gedanken«systemen VeS Platon und Aristoteles ab- und der bisher vernachlässigtenGedankenwelt der Früh- und Spätgriechen zugewandt. Bei beidenentdeckte sie niegeahnte Schätze. Die spätgriechischc, sogenanntehellenistische Epoche erwieS sich durchaus nicht als fo epigonenhaftuns unirucktbar. als sie bisher angesehen wurde. Wer z. B. dasgriechische Lesebuch von Professor Wilamowitz in die Hand nimmt,wird staunen über die fast modern anmutende Art der spät-griechischen Roman- und Novellentechnik. Und ebenso mußtedas Urteil über die Frühgriechen revidiert werden. Dazu? Wangen nicht nur die wichtigen archäologischen Entdeckungen,ondern auch eine eingehende Beschäftigung mit der philosophischen,politischen, moralischen_ und aufklärerischen Weisheit aller jenerPhilosophen und Schriftsteller, die wir nach Sokrateö, der Zentral-gestalt der griechischen VolköweiSheit. die Vorfokratiker nennen,d. h. also alle diejenigen Denker, die vor dem Austreten desSostateS fum 400 vor unserer Zeitrechnung) lebten. Bon der Weis-heit dieser alten Penker soll in folgende n die Rede sein.Indem wir' die aufgefundenen Fragmente des sogenanntenNaturphilosophen, die die ganze Welt aus irgendeinem Grundstoffherleiten wollten, übergehen und uns ebenso mit den nachgelassenenAussprüchen des großen ArzteS DemokedeS, der den Weltrufder griechischen Berzte begründete und zum ersten Male die chirurgischeOperation, ein Auge auszunehmen, wagte, nicht aufhalten, stoßenwir zuerst auf«inen aufklärerischen Denker von höchstem Ansehenund Einfluß namens X enophaneS. Xenophaneö durchwandertefast 70 Jahre lang die griechischen und außergriechiichcn Lande. Erwar von Beruf Rhapsode, d. h. ein wandernder Dichter-Sänger,wie wir sie im Mittelalter unter dem Namen der Troubadourswieder finden. Die hohe Gestalt mit den großen Augen und demweißen Haar wird von den Zeitgenossen als überaus eindrucksvollteschildert. TenophaneS war Tendcnzdichter im guten Sinne. SeineAchtungen und Borträge find getragen von dem Willen zurreliaiösen Aufklärung. Die Göttergestallen, wie Homer und Hefiodsie bildeten, schienen ihm lächerlich:.Alles haben Homer und Hesiod auf die Götter geschobenWas bei den Menschen wird als Schimpf und Schande betrachtet:Diebstahl und Ehebruch auch und gegenseitige Täuschung."Mit der Klarheit, mit der in unserem Jahrhundert Feuerbachdie Götter als die eigenen Gebilde des MenschenhirnS zergliederthat. predigte auch XenophaneS. daß die Menschen sich die GötterNack ihrem Bilde zurechtmachen.„Schwarz, stumpfnasig: so stellt die Götter sich vor der«ethiope;Aber blauäpgig und blond matt sich der Thraker die seinen."Ja. wenn die Tiere könnten, würden sie sich ihre Götter nachihrem Bilde gestalten.«Hätten die Rinder und Roste und Löwen Hände wie Menschen,Konnten sie malen wie diese und Werke der Kunst sich erschaffen,Alsdann malten die Roste gleich Rosten, gleich Rindern die RinderAuch die Bilder der Götter und je nach dem eigenen AuSsehnWürden die Körperform sie ihrer Götter gestalten."Diesem leichtfertigen Polytheismus stellt ZkenophaneS— einegeistesgeschichtlich« Tal ersten Ranges— den einigen monistischempfundenen und gedachten GotieSbegriff gegenüber, gereinigt vonallen AnthropomorpbiSmen lMenschenähnlichkeitcn) und aller MantikiWahrsogerei und Zauberei).„Ein Gott ist unter den Göttern und unter den Menschen der größte,Nicht an Gestalt vergleichbar den Sterblichen noch an Gedanken.Ganz ist Auge, ganz Ohr und ganz Gedanke sein Wesen.Immer am gleichen Ort verharrt er ohne BewegungUnd es kommt ihm nicht zu, bald dahin, bald dorthin zu gehen.Mühelos schwingt er das All mit seines Geistes Vermögen."itzenophanes ist der erste griechische Philosoph mit kultur»geschichtlichen Interessen. Eine längere Schilderung seiner üppigenLandsleute zeigt ihn als ausinerk'amen Beobachter. Ebenso seineTheorie über die Erfindung des Geldes durch die Lyder. Wichtigeraber ist sein Gedanke, daß die menschliche Kultur allmählich fort-schreite und die eigene Tat des Menschen sei.„Nickt gleich anfangs zeigten die Götten den Sterblichen alles,Sondern sie finden das Bessere suchend im Laufe der Zeiten."Damit werden offenbar die Mythen von den kulturförderndenGottern lPromethcus. HephäsiuS, Athene) abgelehnt lind einerationale Erklärung des Fortschritts angebahnt.Zu den geivaltigstcn Denkern nicht nur des vorsokratischen Griechen-land zählt Heraklit der Dunkle. Er war durch und durchAristokrat. Aber auch unabhängig von den Königen, deren Einladungener abwieS. Er war eine Zeitlang politisch tätig. Aber das Treibenseiner Vaterstadt EpbesuS ekelte ihn an. Deshalb zog er sich inden Tenipel der Artemis(jenen berühmten Diana-Tempel, den wiralle aus den neutestamentlichen Apostelakten kennen) zurück und'lebtehier, am liebsten noch mit Kindern sich abgebend, seinen hohenGedanken. Seine Gedanken find schwer verständlich. Sokrates sagtevon ihnen zu dem berühmten Tragödiendichler Euripides■„WaSich verstanden habe, ist edel gedacht, ich glaube, auch das,WaS ich nicht verstanden habe. Man müßte dazu eingeübter Taucher sein." Heraklit bat für den modernenArbeiter noch ein ganz besonderes Jntereste durch die Tatsache, daßFerdinand Lasialle ein gnmdgelehrteS philosophiegeschichtliches Werküber ihn veröffentlicht hat. WaS Lastalle, den großen SchülerHegels, so sehr anzog an Heraklit, das war daS. was man inHegelscher Sprache die Lehre von der Dialektik deS Sein? nennt.Darunter versteht Hegel die Lehre von dem ewigen Widerspruchalles Seienden und von der Notwendigkeit der E n t w i ck e l u n gjedes natürlichen oder gesellschaftlichen„DingeS". Heraklit faßtedenselben Gedanken etwas primittver, indem er die ganze Weltals eine Summe von Gegensätzen lehrte und das Weien derWett in das Werden, m die Veränderung, also in den Fort-schritt verlegte. Lastalle ist von der modernen Philologie inmanchen Punkten widerlegt worden. So hat er zwn Beispielgeleugnet, daß HeraNii. wenn er an einigen Stellen als das Urelementder Welt daö Feuer bezeichnet, damit wirkliche« Feuer meinte. Dazuim Gegensatz hat die moderne Forschung ergeben, daß Heraklit anwirkliches Feuer gedacht hat und überhaupt viel mehr in myiholo-oischen und religiösen Borstellungen befangen war, als der jungeFeuergeist hegelscher Abstammung zugeben wollte. Wer im großenund ganzen bleibt das Lastallciche Verdienst um die Wiederherstellung der Heraklittschen Gedankenwelt von solchen Einzel-korrekttiren unberührt.— Heraklit erteilt in der Politik denStandpunkt des uninteressierten Intellektuellen. Stolz sieht erauf.«die Kielen" herab. Den.Pöbelschmäher" nannte man ihn.Jedoch versteht er meistens unker dem Pöbel nickt die wirtschaftlichSchwachen, sondern das große Heer derer,„die sich nie bewußt find, wassie wachend tun. ebenso wenig wie sie sich erinnern, was sie imSchlaf tun". Gegenüber d,esem denkfaulen„Pöbel" verteidigtHeraklit das Recht der Vernunft:„Man darf nicht handeln undreden wie Kinder von Ellern, deren Grundsatz einfach ist:„wiewir'S überkommen haben"."„Nur ein dummer Mensch pflegt beijeder Aeußerung der Stimme der Vernunft paff zu sein".„Denken,st die vorzüglichste Eigenschaft, und Weisheit ist es, die Wahrheitzu sagen und der Natur gemäß zu handeln, indem man auf siehinhorcht". Bon diesem unerschütterlichen Glauben an die Kraftder Vernunft aus kritisiert Herakltt ebenso scharf wie.�enophaneSdie geineingrieckischen Religionövorstellungen:„Zu ihren Götterbildernbeten sie, wie wenn jemand mit Häusern schwatzte, ohne eine Ahnungvom Wesen der Götter zu haben". Wie JEenophancS die Mythen, fogreift Heraklit den öffentlichen KnltuS, Bilderdienst. Prozessionenund Opfer an. Gleich diesem ist er aber auch kein Atheist, hatvielmehr für die instinktiven Elemente einer rein persönlichen Re-ligion tiefes Verständnis. Am interessantesten find uns natürlichseine Urteile über den Menschen, also seine Ethik. Bon seinemArfftotratiSmuö legt folgendes Bruchstück Zeugnis ab:„Ueberhebungmuß man löschen gleich einer FeucrSbrunsl." Daß er aber keinMonarchist war. daß für ihn vielmehr der Herrscher, unter den dieAllgemeinheit sich beugen soll, das Gesetz und das Recht ist, zeigtfolgender Ausspruch:„Für daS Gesetz muß daS Volk kämpfenwie für eine Mauer." Man hat in ihm zu allen Zeiteneinen großen Pessimisten gesehen und ihn den„weinendenPhilosophen" genannt. Dafür spricht ein Fragment wie dieses:„Die Welt rst ein Kehrichthaufen". Andererseits ist eraber der erste europäische Philosoph, der den Versuch einerTheodizee, d. h. einer Verteidigung der Nebel dieser Welt gemachthat. AlleS in allein ist Heraklit— soweit man sich auS den wenigenuns erhaltenen Bruchstücken überhaupt ein Gesamturteil über ihnerlauben darf— ein originaler Denker, deffen starke Seite offenbar