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mit einem Aberglauben zusammen, der da lehrt, daß, wenn die der Renntiere ist nicht so leicht; es gehört dazu viel llebung und Gr Bahl genannt wird, die Herde durch Krankheit oder Wölfe gelichtet fahrung. Lehrmeister in dieser Zucht konnten nur Sibirier und wird. Lappen sein. So entschloß sich die amerikanische Regierung, nicht Das zahme Renntier liefert dem Besizer Milch; aber das Melt nur die zahmen Tiere aus Sibirien und Lappland einzuführen, geschäft widelt sich durchaus nicht glatt ab. So ohne weiteres läßt sondern auch eine Anzahl Lappen mit ihren Familien zu mehrfich teine dieser Hirschkühe melken. Zunächst müssen die Hunde die jährigem Aufenthalte in Alaska zu engagieren. Die Herden wurden Herde stellen, dann werden aus dem Knäuel die einzelnen Tiere mit auf verschiedene Stationen verteilt, darunter befanden sich auch dem Lasso herausgefangen; hierauf wird ihnen ein Riemen ums, einige Rettungsstationen, die den Zweck verfolgen, gefährdeten Reisc Maul und die Nase so fest zugebunden, daß sie jeden Widerstand gesellschaften, Goldgräbern und anderen in den Wildnissen Alaskas aufgeben müssen. Jezt erit kann das Melken beginnen. Die Milch nötigenfalls rasch Hilfe zu bringen. Diese Einrichtung hat sich ist eigenartig, recht süß und besitzt einen so hohen Fettgehalt, daß schon wiederholt bewährt. Vor einigen Jahren war zum Beispiel sie dem Rahm gleicht. Bei dem urwüchsigen Weltgeschäft läßt die bei Point Barrow eine Wallfischfängerflotte mit 400 Seeleuten einReinlichkeit alles zu wünschen übrig. Die Gefäße sind schmußig, gefroren, durch das rechtzeitige Eintreffen einer Rettungskolonne die Euter werden niemals gereinigt und so stroßt die Milch von mit 450 Renntieren wurde die Mannschaft vor dem Hungertode beSchmutz und Haaren. Dem Lappen und Sibirier mundet sie aber wahrt. Außerdem wurde das Renntier im Winter zur Beförderung trotzdem, und er versteht auch aus ihr eine Art Käse zu bereiten. der Post von den Küstenpläßen nach dem Innern des Landes mit Die Milch ist aber nur ein Nebengewinn, in der Hauptsache Erfolg benutzt. So ist das zahme Renntier zum Gehilfen des dient das Renntier dem Besizer als Schlachtier. Bei dem Mangel Menschen bei der Erschließung des goldreichen, aber höchst unwirtan pflanzlichen Nährstoffen im hohen Norden bildet ja das Fleisch lichen Landes geworden. das Hauptnahrungsmittel der Eingeborenen. Die Hauptschlachtzeit fällt wie bei uns in den Herbst, wo die Tiere nach der guten Sommerweide recht feist geworden sind. Bei verschiedenen Völkern gilt als eine besondere Delikatesse der Inhalt des Renntiermagens. Er besteht aus feinsten Kräutern und Moosen, die das Tier auf der Weide ausgesucht hat, und die durch den Magensast schon halb verdaut sind.
Man knüpft aber an die Renntierzucht in Alaska noch weiter gehende Hoffnungen. Es wurde berechnet, daß die Weiden Alaskas mindestens 10 Millionen Renntiere ernähren können. Diesen Bestand würde man bei richtiger Zucht in einem Menschenalter erreichen, alsdann könnte man jährlich eine Million Stück schlachten und das Fleisch nach bevölkerten Gegenden ausführen. Gelänge dies wirklich, so würden diese nördlichen Gebiete eine größere Bedeutung Namentlich die Estimos, die das Renntier jagen, sind auf erlangen; den Renntieren würde dann wohl das Gelände von Alaska diesen natürlichen Salat sehr verpicht. Diese Feinschmeckerei zu eng werden, sie würden auf das benachbarte englische Territorium mag uns recht absonderlich erscheinen, sie ist aber wohl begründet. hinüberschweifen, und auch zwischen der Union und Kanada könnte Der Mensch, der immer von Fleisch leben muß, verlangt instinktiv es einmal einen Streit um Renntierweiden geben. nach Pflanzenkost und diese wird ihm in dem Inhalt des Renntiermagens in schöner Zubereitung geboten. Aus diesem Grunde gilt auch der Inhalt der Eingeweide der Schneehühner als Primadelikatesse. Das erbeutete Schneehuhn wird sofort ausgeweidet und der glückliche Jäger schlürft gierig einen Darm nach dem anderen hinunter.
Außer dem Fleisch liefert das Renntier seinem Besizer noch seine Haut, die zu Kleidungsstüden und Deden verarbeitet wird; das Geweih und die Knochen der Schlachttiere werden auch nicht beifeite geworfen. Die Naturvölker des Nordens finden in ihnen ein treffliches Material zur Herstellung von allerlei Waffen, Werkzeugen und Geräten. Freilich kommen diese uralten Künste, die Horn- und Knochenarbeiten mehr und mehr in Verfall, da ja ber Handel die Eingeborenen mit Werkzeugen und Geräten aus Holz
und Eisen versorgt.
Kleines feuilleton.
Psychologisches.
Das wissenschaftliche Temperament. Die einstige Unterscheidung der vier Temperamente, des sanguinischen, me lancholischen, cholerischen und phlegmatischen, klingt heute beinahe so veraltet wie die alte Unterscheidung der vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Man hat gelernt, in wissenschaftlichen Dingen mit der Einteilung vorsichtig zu sein, denn die alte Wahrheit, daß die Natur keine Sprünge macht, bestätigt sich immer und immer wieder. Die meisten großen Gruppeneinteilungen, die zur Zeit unserer Bäter gemacht worden sind, sind hinfällig geworden. Man erkennt, daß ihre Grenzen fließende sind und daß die Typen durch eine geschlossene Reihe von Uebergangsformen miteinander zusammenhängen. Es ist nicht unmöglich, daß die Physiologie einmal so weit gelangen wird, daß sie diese Unterschiede fassen und deutlich aussprechen kann. Aber in den vielen ableiten könnte, lassen sich doch zwei Hauptcharaktere herausfinden, die man nach einem Aufsatz des Lancet als poetischen" und " kritischen" Charakter unterscheiden kann. Gekennzeichnet wäre der poetische durch die starke Ausbildung der Phantasie, der Erregbarkeit und der schöpferischen Veranlagung, während der kritische vorwiegend die Gabe der Analyse und der Ablehnung aller nicht durch Sinneswahrnehmungen kontrollierbaren Dinge hat. Man würde in dieser zweiten Veranlagung wohl zunächst jene Charakterbildung erkennen, die zur wissenschaftlichen Arbeit befähigt. Es ist auch unzweifelhaft, daß ein kritischer Stopf bei wissenschaftlichen Untersuchungen einen gewaltigen Vorsprung vor einem poetischen Gemüt haben wird, aber die bloße Erinnerung an den Namen Goethe gebietet sofort ein Salt in dieser Ueberlegung. Daß ein überragender Genius das Schema einer Einteilung durchbricht, ist allerdings fast selbstverständlich. Was aber Goethe für die Naturwissenschaft bedeutet, das haben in fleinerem Maßstabe viele hervorragende Forscher in analoger Weise geleistet, so daß für große Leistungen auf wissenschaftlichem Gebiete wohl diese Vers einigung der poetischen und kritischen Natur nötig erscheint.
Eine weitere Verwendung des Renntieres ist ganz besonders zu erwähnen. Man benußt es als Bug- und als Lafttier. Die Völker des hohen Nordens, die nur von der Jagd und vom Fischfang lebten und die Zähmung des Renntieres nicht erlernt hatten, mußten den Hund vor ihre Schlitten spannen. In dieser Hinsicht leistet der Gstimohund vorzügliches. Namentlich die Nordpolfahrer rühmen ihn auf das wärmste; denn er ist ihr treuefter Gehilfe in dem Vordringen nach dem Nordpol geworden. Voraussichtlich wird er ein- Ginzelerscheinungen, aus denen man Gruppen der Tempermente mal den Menschen auf den Nordpol ziehen, wenn ihm in dieser Hinsicht das Luftschiff den Rang nicht abläuft. Bei allen Vorzügen des Polarhundes wird aber doch schmerzlich empfunden, daß man auf Reisen in den Schnee- und Eiswüsten für den Hund das Futter, also Fleischvorräte, mitschleppen muß. Beim Renntier gestaltet sich die Proviantfrage viel günstiger. Soweit sein Verbreitungsbezirk reicht, versteht es wohl sich seine Nahrung selbst zu suchen, sie auch im Winter unter dem Schnee hervorzuscharren. Ein Renntier tann nicht mehr als zwei bis drei Zentner ziehen, aber für die Bedürf nisse des Nomaden genügt das völlig, da seine bewegliche Habe nicht groß ist. Als Badtier ist das Renntier weniger gut zu verwenden, Sa es schwach im Kreuze ist. Trotzdem hat man es im Osten Sibiriens selbst als Reittier verwendet, zu diesem Zwecke muß man allerdings die stärksten Hirsche aussuchen. Sehr schnell kommt man dabei nicht vorwärts, ein Schlitten, mit guten Renntieren bespannt, legt bei glatter Bahn 7 bis 10 Kilometer in der Stunde zurück.
So sind die Bewohner des Nordens, die von der Kultur abgeschlossen sind, in vielen Gegenden hauptsächlich auf das Renntier angewiesen. Mit seinem Gedeihen steigt und fällt ihr Wohlstand. Kein Wunder, daß die betreffenden Regierungen, unter deren ObErst wenn sich zu dem scharfen, beobachtenden Verstande der hut diese Naturvölker stehen, für die Renntierzucht eintraten. Die intuitive Blick gesellt, der hinter die Dinge zu schauen versteht, Eskimo und Indianer in Alaska lebten vorwiegend von der Renn- find jene großen Errungenschaften möglich, wie sie die Heroen der tierjagd. Wenn die Tiere mit dem Wechsel der Witterung ihre Forschung vollbracht haben. Darwin ( und Mary nicht Wanderungen: von Nord nach Süd und umgekehrt antraten, lauerten minder, die Red.) ist ein charakteristisches Beispiel für den unerdie eingeborenen Jäger auf den Wechsel, namentlich an den Stellen, müdlichen, beobachtenden und sein Material kritisch durchwo das Wild über die Flüsse setzte, und pflegten eine überreiche arbeitenden Gelehrten, der gleichwohl mit fast seherischer Kraft Beute zu gewinnen, denn bis vor kurzem zählten die Herden nach die tiefen Zusammenhänge dessen, was er durch Erfahrung bielen Tausenden Stüd. Seitdem aber die Feuerwaffen auch in diesen Gebieten größere Verbreitung fanden, sind die Renntiere bedenklich gelichtet worden. Dadurch wurde aber die Existenz der Eingeborenen ernstlich bedroht, um so mehr, als seit der Entdeckung Ser Goldfelder durch welße Einwanderer der Wildstand noch mehr zurüdging.
fammelte, zu überschauen vermochte. Eine vorzügliche Darstellung der geistigen Beschaffenheit des Gelehrten gibt die Selbstschau, die der englische Anthropologe Francis Galton in feinen jüngst erschienenen Memoiren gegeben hat. Auf Grund der von ihm vertretenen Erblichkeitslehre zeigt er, wie er selbst durch Erblichkeit gleichsam wissenschaftlich belastet" ist. Denn mütterlicherseits ist Um den Eingeborenen zu helfen, tamen die Nordamerikaner er mit den Darivins verwandt, und auch väterlicherseits ist ein auf den Gedanken, zahme Rennticre in Alaska einzuführen und die Vorfahr mit ausgesprochener wissenschaftlicher Befähigung nachEingeborenen mit der Pflege dieser Tiere vertraut zu machen. Es zumeifen. Die angeborene Anlage wurde dann durch systematische Handelte sich dabei um eine schwierige Aufgabe, denn das Halten Uebung weiterentwidelt, und zwar in äußerst bielseitiger Weise. Berantwort!. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Bucheruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.