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Bergangenheit, Milton und Shakespeare , wirkten herüber, und ein Dichter wie Longfellow, der Zeitgenosse Poes, bedeutete, daß die junge Literatur der Vereinigten Staaten mit großer Gewandtheit die neue europäische Dichtung nach Inhalt und Formen aufiog.

Kleines feuilleton.

Technisches.

Hier hat nun Boe mit rebellischer Kritik eingefeßt. Sein Kampf Fernschreiber. In einem Berliner Warenhaus führt ging gegen das Richtverstehen dessen, was Aufgabe der Dichtung, augenblicklich Professor Cerebotani feinen neuen Fernschreiber was dichterische Stimmung ist, gegen die faliche Doktrin des oder richtiger Ferndruder vor, der den mehr originellen als ges Didaktischen", gegen die Auffassung, ein Gedicht habe einen mora- schmackvollen Namen" Qui quo libet" trägt. Der Apparat listischen Zweck zu erfüllen, und nach dieser Moral jei sein Wert scheint tatsächlich, wie der kleine bewegliche Erfinder, bei dem an abzuschäzen. Sein Spott trifft den lächerlichen Stolz, der fich den Briester nur noch seine biolette Salebinde erinnert, immer brüstet, das Fremde, Entlebute so gut nachahmen zu können, wieder betont, ein Mirakel der Einfachheit" zu sein. Der Apparat und scharf pfeift seine Beitiche über den Gegner hin. Aber er hezte die Meute der Herrichenden nur um so mehr auf sich los. Er sah die Leute, die nur Talente und artistisch gewandte Handwerker waren, mit Ruhm, Gunst und Glücksgütern überhäuft, indes er in der Tiefe darben mußte. Das hat manchem ieiner Kampfworte eine Härte gegeben, die bom Ziele nicht gerechtfertigt war, hat manchen feiner Kampfgedanken übers Ziel hinausgehen laffen, aber das tam wohl daher, weil er in der Elitase des Kampfes mehr das Ganze fah, dem der einzelne zugehörte, den er gerade vor der Klinge hatte. Daß er später 3. B. Longfellow gegenüber- sein da und dort nicht scharf und gerecht genug geformtes Urteil aufs rechte Maß สิน bringen fuchte, zeigt, wie edel dieser Stämpfer war. Wie schneidig der Kämpfer war, wie er feine Stlinge in einem Augen­feine Klinge in einem Augen­blid zu einer ganzen Reihe von Hieben und Stößen bewegen fonnte, davon zeugen die literarischen Streitschriften Poes. Des Dichters Gegner find eifrig und nicht ohne Erfolg bemüht gewesen, sie als langweilig und unbedeutend hinzustellen. Gegen ihr Urteil mag man dann Spielbagen zitieren, der über den Kämpfer Poe in helles Ent­zücken geraten konnte.

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tann ohne weiteres an jede private oder öffentliche Fernsprech leitung angeschlossen werden. Er trägt eine Klaviatur, deren Taster wie bei einer Schreibmaschine die zu entsendenden Buchstaben usw. zeigen. Durch Niederdrücken einer solchen Taste wird auf einem fortlaufenden Streifen der der niedergebrüdten Taste entsprechende Buchstabe sowohl in der Geberstation als auch in der Empfange station sichtbar. Der Apparat ist ohne weiteres sofort gebrauchs fertig und tann auch ohne jede Fertigkeit einer Person Sendungen aufnehmen. Bei den vorgeführten Modellen kann man bei einiger ebung 120 Buchstaben in der Minute abschicken, was für normale Zwede als vollkommen ausreichend zu bezeichnen ist. Man kann während der Apparat arbeitet, auf derfelben Leitung gleichzeitig telephonieren, so daß es, wenn ein Teilnehmer solche Apparate angeschlossen hat, möglich ist, sowohl telephonisch als telegraphisch mittels derselben Linie mit einem zweiten Teilnehmer, der gleich falls einen solchen Apparat besikt, zu berkehren. Das Prinzip des Apparats besteht darin, daß beim Nieder drücken einer Taste oer Linienstrom unterbrochen wird, und ein Thpenrad, auf dessen Umfang sämtliche Buchstaben, Zeichen usw. angeordnet sind, unter dem Einflusse einer Federkraft sich so lange dreht, bis der der gedrückten Taste entsprechende Buchstabe dem Papierstreifen gegenübersteht. Wenn die Taste losgelassen wird, stellt sich unter dem Einflusse verschiedener elektrischer Ströme das Typenrad wieder in die Anfangsstellung ein, und es tann ohne spielt sich gleichzeitig in der Geber, sowie in der Empfangsstation weiteres der nächste Buchstabe gedrudt werden. Dieser Vorgang

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Es gibt bereits eine Reihe von Konstruktionen von Fern brudern, wie der Apparat von Siemens u. Halske und andere, die aber alle viel komplizierter sind als der Apparat von Ceres und zwar fo botani. Wie wir uns selbst überzeugen konnten wohl an zwei in demselben Raum aufgestellten Stationen, als auch an zwei in verschieden von einander ziemlich entfernten Filialen des Warenhauses angeschlossenen Apparaten arbeitet dieser voll. ständig sicher. Ebenso ist der bekannte Börsentelegraph, bei dem von einer Zentrale aus verschiedenen Empfangsstellen gethpte Nachrichten übermittelt werden, nicht mit dem Qui quo libet gu bergleichen.

Boe, der die Forderung stellte: der Künstler folle vom eigenen Leben zeugen, hat heftig erregt die Behauptung zurückgewiesen, er habe sich von dem deutschen Romantifer ET. A. Hoffmann die Vorliebe fürs Mystische, den geistigen Gehalt seiner Schredens- und Angstvifionen geholt. Der schon erwähnte Betz sagt: Jene erichüttern ben Schreckens- und Angstvifionen hat er durchgelebt, fie stiegen aus seiner armen, franten und gequälten Seele empor. Sein jammervoller Lebenskampf gab fie ihm ein- die Lebenstragödie, ab. die er in seiner Erzählung William Wilson" in schrecklicher Wahr­haftigkeit gebildet." Das Abionderliche, das von Bluts wegen in ihm war, ist durch dieses Leben ganz und gar zur psychischen Aus­nahmeerscheinung geworden, und die hat er geschildert. Seinen ganzen Menschen hat er in den Dienst dieser Aufgabe gestellt, in der er eine neue Erkenntnismöglichkeit der Zeit sah. In sich selber grub Poe nach Enthüllungen. In der berühmten, schwindelerregenden Erzählung vom Maelstromi heißt es mitten in der furchtbarsten Todes­jagd der mit dem Schiff in den Strudel geratenen Schiffer: Jch empfand wirklich einen Wunsch, feine Tiefen zu untersuchen, felbft auf Kosten des Opfers, das ich dabei brachte." So hat er mit gepeitichter Begier fein eigenes seelisches Dafein durch foricht. Er hat grauenvolle Dinge erlebt und geschildert, und sie vollziehen sich nicht in willfürlichen, phantastischen Sprüngen, sondern gleichfam in gefeßmäßiger Folge. Darin unterscheidet sich Poe scharf von Hoffmann, der seinen Ge­spenstern eigenes poetisches Leben gab und damit noch ganz im alten naiven Märchenstil schuf. Boe hingegen ist Neuzeit. Sein Verleger Graham fagt von ihm, er fei ein Anbeter des Verstandes gewefen, habe danach verlangt, die Straft zu begreifen, die die Sterne bewegt, und feine Seele in den Träumen der Seraphim zu baden. Zu einem Traum im Traume sei ihm das Leben geworden, Hat Boe felbst gefagt. Diefe Bewegung seines Empfindens bom Geiste her gibt seinen Erzählungen wie feinen Gedichten ihre mit zwingende Kraft, aber auch die merkwürdige Stälte, die eine volle Illusion nicht werden läßt. Walt Whitman empfand diesen Mangel an Herzensregung in Boes Gedichten; glänzend und blendend, aber ohne Wärme", nennt er fie. Eine Zeit, in der der Pessimismus start war, hat dem Gedichte Boes, Der Rabe " Weltruhm gegeben. Auch dieses große, feltfame Gedicht mit dem dumpfen Strophen­austlang Nimmermehr offenbart jenes Wefen Boescher Dichtung. Der Rabe , der in des Dichters Zimmer geflogen ist und droben auf ber Pallasbüste sitzt, frächzt dem Fragenden alle und die letzte Hoff mung aus der Brust: all dein Fragen ist eitel, du wirst nicht ver­geffen, wirst nicht wiedersehen, wirst den Dämon nicht ver­Lieren bon deiner Seite, nichts Schönes mehr ist dir gegeben, nur das Grauen und Entießen gähnt aus der Zukunft her. Und doch hat Boe nicht gewollt, daß man bei seiner Dichtung frage: Was soll damit gefagt sein? Er wollte nichts lehren, wollte nur Lebendige Dokumente feines Empfindens und Seeleschauens geben. Das war die Schönheit, die fein Stünstlerwille suchte und forderte.

Man darf darauf hinweisen, daß in Poes Erzählungen all die Büge einer Literatur fich finden, die nachmals die große Leserwelt biesseits und jenseits des Ozeans leicht eroberte: die phantastisch­naturwissenschaftlichen Erzählungen Jules Vernes , die wilden Humoresten Mark Twains, und selbst die Kriminal- und allerneueste Detektivgeschichte. Aber man hüte fich, das Kleid für Körper und Seele zu nehmen. Boe ist mehr als all seine Epigonen, er ist der Künstler, und den soll man in feinen Werken suchen und finden. Das andere ist Frevel und Verfündigung am Allerheiligsten. D.

Professor Cerebotani hat auch auf dem den Fernschreibern verwandten Gebiete der Kelautographie Erfolge zu ber zeichnen gehabt, da mit seinem Fatfimile- Telegraphen auf der Linie Berlin - München bemerkenswerte Resultate erzielt werden. Bei diesen Telautographen handelt es sich nicht wie bei den Ferndruckern um Druckzeichen, sondern Strichzeichnungen, Hand. schriften usw., auf telegraphischem Wege zu übertragen. Bet den Telautographen schreibt man mit einem Griffel an der Gebera station; die Bewegung des Griffels wird in elektrische Ströme um gefeßt, die am Empfangsorte wieder in mechanische Bewegung von Griffeln usw. verwandelt werden, so daß dann die Schrift oder Zeichnung usw. auf der Empfangsstation reproduziert wird. Den größten Erfolg hat mit solchen Telautographien Grzanna mit feinem in Berlin bereits mehrfach vorgeführten photo graphischen Empfänger gehabt. Auch dieser Apparat soll ebenfalls an Telephonleitungen angeschlossen werden können. Ebenso kann die an dieser Stelle bereits beschriebene Kornsche Lichttelegraphie für telautographische Zwede benußt werden.

Der von Cerebotani vorgeführte Apparat zeichnet sich aber allen diesen Apparaten gegenüber dadurch aus, daß es teinerlei Vorbereitungen, Einstellen usw. bedarf, um mit ihm zu arbeiten, daß er von jedem bedient werden kann und wenig Teile( feine Motoren usw.) besitzt, also, falls seine Herstellung nicht durch hohe Licenzen belastet wird, verhältnismäßig billig sein wird. Er scheint dazu berufen, in großen Betrieben besonders neben dem Telephon eine bedeutende Rolle zu spielen, da er ja eine schriftliche Fixierung der Botschaft und eine Aufnahme in Abwesenheit des Empfängers gestattet. Der Erfinder behauptet auch, daß die zur Uebertragung erforderlichen Ströme so gering seien, daß mit diesem Apparat ohne weiteres von Berlin nach Paris und umgekehrt gearbeitet werden kann. Ob diese Behauptung zutrifft, entzieht sich vorläufig der Kontrolle.

Merkwürdig ist es, baß der Apparat in einem Warenhause, das wohl für den Vertrieb solcher spezifisch technischen Einrich tungen nicht gerade berufen ist, vorgeführt wird, und daß sich unsere großen technischen Firmen der Sache bis jetzt nicht ane genommen haben. Sth.

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW