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Aber im Reugnis hat se mer's gut besorgt, da hat der Reo noch bei geholfen. Na wartel" Bertha zitterte vor Erregung. Un daß mer sich das gefallen lassen muß!" " Jeses, un nu haste noch feene neue Stelle," sagte Mine. Ach darum! De Reschke muß mer so lange loschieren, bis ich was gefunden hab. Das is nich schlimm. Ich wer' mer aber de Leute vorher ordentlich ansehn! Haha! Sie besehn uns ja auch von hinten und von vorn. Na, wo ziehst Du denn hin? Sag's doch, wenn mer der etwa mal be­suchen will!"

H

Mine gab ihr die Hand. Wenn De mer besuchen willst, wird mer'sch sehr freuen! Ich zieh einstweilen bei de Mathilde draußen in die Kolonnenstraße.' s lette Haus, Hof, vier Treppen. Gradezu kudt mer ufs Tempelhofer Feld."

He, Sie da, Jungfer," rief der Kutscher und knallte mit der Peitsche, bald auserzählt? Schade, det ik nich' n Stuhl offerieren kann!"

" Sie plagt wohl de Neugier?" erwiderte Berta schnip­pisch und hüpfte in den Wagen zurück. Na, denn man los! Nummer achte!"

von der Insel entfernt, und die Gelegenheiten, vom Festland auf die Insel und wieder zurüdzukommen, waren weit weniger häufig, als heutzutage. Als ich an der Hütte angelangt war, flopfte ich wie gewöhnlich an, und als ich keine Antwort bekam, holte ich den Schlüssel aus seinem mir bekannten Verstecke und schloß auf. Jm Stamin brannte ein luftiges Feuer. Das war etwas Neues, aber durchaus nichts Unangenehmes. Ich legte meinen Ueberrod ab, warf mich recht nahe bei den fnisternden Holzblöden in einen Arm stuhl und erwartete die Ankunft meines Wirtes.

Es war eben dunkel geworden, als er mit seinem Diener zurückam und mich herzlichst bewillkommnete. Jupiter grinste von einem Ohr zum anderen und beeilte sich, ein paar Marschhühner zum Abendessen zurecht zu machen. Legrand litt wieder unter einem Anfall- anders kann man die Sache wohl faum benennen

von Begeisterung. Er hatte ein ihm bisher unbekanntes zwei­schaliges Tier gefunden und außerdem mit Jupiters Hilfe einen Käfer gefangen, den er für noch absolut unentdeckt hielt, und über den ich ihm am nächsten Morgen meine Meinung sagen sollte. meine Hände über dem hellbrennenden Feuer rieb und das ganze Geschlecht der Käfer zum Teufel wünschte.

,, Weshalb nicht schon heute abend?" fragte ich, während ich

" Ach, wenn ich nur gewußt hätte, daß Sie hier seien!" sagte Legrand, aber es ist so lange her, daß ich Sie zum letzten Male gesehen habe, und wie fonnte ich denn ahnen, daß Sie mich gerade heute abend besuchen würden? Auf dem Heimwege begegnete mir

Mit einem hellen Gelächter fuhr sie davon. Langsam, schwer an ihrer Bürde tragend, setzten die Leutnant 6. und ich habe ihm, Tor, der ich bin, den Käfer beiden andren ihren Weg fort.

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Der Goldkäfer.

Bon E. A. Poe.

Vor vielen Jahren unterhielt ich mit einem gewissen Herrn William Legrand intimere Beziehungen. Er stammte aus einer alten Hugenottenfamilie und war früher sehr reich gewesen, doch hatte eine Reihe von Unglüdsfällen ihn zum bedürftigen Manne gemacht. Um all den Unannehmlichkeiten, die ein solch plöhliches Berarmen nach fich zieht, zu entgehen, verließ er New- Orleans , die Stadt seiner Vorfahren und schlug seinen Wohnsitz auf der Sullivansinsel bei Charleston in Süd- Carolina auf.

Diese Insel ist ein sehr merkwürdiges Stück Land. Sie besteht faft nur aus Seesand und ist ungefähr drei Meilen lang and an feiner Stelle über eine Viertelmeile breit. Vom Festlande ist sie durch eine kaum wahrnehmbare Bucht getrennt, die sich durch eine Wildnis von Ried und Sumpfboden hindurchwindet und zahllosen Marschhühnern ausgezeichnete Schlupfwinkel gewährt. Die Bege­tation ist, wie aus dem Vorhergesagten leicht erklärlich, höchst dürftig und verkrüppelt. Größere Bäume sieht man nirgendwo. Zwar gedeiht hin und wieder am Westende der Insel, in der Nähe der wenigen elenden Holzhäuser, die sich ein paar Leute erbaut haben, um im Sommer den Fiebern und dem Staube der Stadt zu entfliehen, der stachlige Palmetto. Der Boden der ganzen Insel, mit Ausnahme jenes wefilichen Teiles und des weißen harten Streifens um die Küfte ist mit der wuchernden, füßduftenden Myrte bedeckt, die von den englischen Gärtnern so sehr geschäßt wird. Das Myrtengeftrüpp erreicht oft eine Höhe von fünfzehn bis zwanzig Fuß und bildet ein fast undurchdringliches Didicht, das die Luft mit schwerem Wohlgeruche erfüllt.

In dem innersten Schlupfwinkel eines solchen Didichts am östlichen Ende des Eilandes hatte sich Legrand eine kleine Hütte erbaut, die er, als ich durch Zufall mit ihm bekannt wurde, im Sommer und Winter bewohnte. Unser Beziehungen vertieften sich bald zu einer Freundschaft, denn viele Züge im Wesen des Ein­fiedlers erweckten mein Interesse und erfüllten mich mit Hoch­achtung für ihn. Ich fand in ihm einen gebildeten Mann von ganz ungewöhnlichen Geistesgaben; doch litt er an Misanthropie und war abwechselnd krankhaften Ausbrüchen von Begeisterung und Trübsinn ausgesetzt. Er besaß eine große Menge Bücher, las jedoch nur sehr selten in ihnen. Sein Hauptvergnügen bestand in Jagen und Fischen oder in ziellofem Umherstreifen durch das Myrtengestrüpp und am Ufer entlang, wo er Muscheln und In­fetten für seine höchst reichhaltige Sammlung suchte. Bei diesen Ausflügen begleitete ihn gewöhnlich ein alter Neger namens Jupiter, der, bevor die Familie verarmte, seine Freiheit erhalten hatte, jedoch weder durch Drohungen noch durch Versprechen zu bewegen gewesen, sein Recht, über jeden Schritt seines jungen Maffa Will" au wachen, aufzugeben. Es ist nicht unwahr­scheinlich, daß die Verwandten Legrands die Hartnäckigkeit Jupiters noch bestärkten, damit sein Herr, den fie für nicht ganz zurechnungsfähig hielten, keinen Augenblick ohne Aufsicht und Schutz sei.

Der Winter ist auf der Sullivansinse! gewöhnlich sehr milde, und selbst im tiefen Herbste kommt es nur sehr selten vor, daß man Heizen muß. Mitte Oftober 18.. jedoch hatte man auf der Insel einen ungewöhnlich talten Tag. Kurz vor Sonnenuntergang bahnte ich mir mühsam meinen Weg durch das Immergrün zu der Hütte meines Freundes, den ich seit mehreren Wochen nicht besucht hatte. Ich wohnte zu jener Zeit in Charleston, also etwa neun Meilen

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geliehen. Ich kann Ihnen meinen Fund also unmöglich vor morgen früh zeigen. Bleiben Sie die Nacht über hier, ich werde ihn durch Jupiter sofort nach Sonnenaufgang holen lassen. Er ist das reizendste Ding auf der Erde." " Was? Der Sonnenaufgang?"

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" Unsinn! Der Stäfer. Er ist von glänzend goldener Farbe- etwa so groß wie eine Walnuß- und hat an dem einen Ende des Rüdens zwei gagatschwarze Flecken und an dem anderen einen einzelnen, etwas längeren. Die Fühlhörner find-

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Hat kein Horn, Massa Will, hab' es schon oft gesagt," fiel ihm hier Jupiter in das Wort, der Käfer ist Goldfäfer, alles, alles Gold, intendig und alles, Flügel auch Gold, hab' noch nie so schweren Käfer getragen in mein Leben."

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" Nun, wie Du willst, Jupiter," erwiderte Legrand, wie mis schien im ernsteren Tone, als die Sache erforderte, aber das ist doch kein Grund, um die Hühner anbrennen zu lassen? Die Farbe" hier wandte er sich wieder an mich ist allerdings dazu angetan, um Jupiter auf solche Gedanken zu bringen. Man hat gewiß nie einen prächtigeren Metallglanz als den seiner Flügel gesehen; doch ich vergesse, daß Sie darüber erst morgen zu urteilen vermögen. Ginstweilen kann ich Ihnen nur eine Vor­ftellung von seiner Gestalt geben." Mit diesen Worten fette er fich an einen fleinen Tisch, auf dem ich Tinte und Feder, jedoch kein Papier erblickte. Er suchte in einer Schublade herum, fand jedoch auch dort keins.

" Das schadet nichts!" meinte er endlich. Dies genügt auch." Dabei zog er einen Fehen aus seiner Westentasche, den ich für schmußiges Propatriapapier hielt, und zeichnete mit der Feder flüchtig etwas darauf hin. Während er dies tat, blieb ich noch immer in meinem Armstuhl beim Feuer sißen, denn mich fröstelte noch. Als die Zeichnung fertig war, reichte er sie mir, ohne von seinem Stuhle aufzustehen, herüber. Jch nahm fie entgegen und hörte zu gleicher Zeit ein Knurren an der Tür, dem bald ein heftiges Krapen folgte. Jupiter öffnete, und ein großer Neu­fundländer, Legrands Eigentum, stürzte herein, sprang an mir empor und überhäufte mich mit Liebkosungen. Ich hatte mich bei meinen früheren Besuchen sehr viel mit dem Tiere beschäftigt, und es schien mich nun voller Freuden wiederzuerkennen. Als fich feine frohen Sprünge etwas niäßigten, betrachtete ich das Papier und muß gestehen, daß ich aus dem, was mein Freund da gezeichnet hatte, nicht recht flug zu werden vermochte.

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Allerdings," sagte ich nach ein paar Minuten, das muß ein sonderbarer Näfer sein. Ich habe wahrhaftig nie etwas Aehnliches gesehen vielleicht Schädel oder Totenkopfe ausgenommen, denn denen sieht meiner Ansicht nach Ihr Käfer ähnlicher als sonst einem Dinge auf Gottes Welt." Ein Totenkopf," wiederholte Legrand. O ja aller= dings auf dem Papiere gleicht er einem solchen ein flein wenig. Die zwei oberen schwarzen Bunkte könnten wohl die Augen sein und der längere unten der Mund das Ganze ist ja auch oval." ,, Vielleicht ja," sagte ich, doch ich fürchte, Legrand, Sie find fein großer Künstler. Wenn ich mir eine Vorstellung von dem Aussehen des Käfers machen soll, muß ich wohl warten, bis ich ihn selbst sehe."

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" Das weiß ich nicht!" entgegnete er ein wenig pifiert, ich zeichne doch eigentlich erträglich, wenigstens sollte ich es tun, denn ich habe gute Lehrer gehabt und schmeichle mir, kein direkter Dummtopf zu sein."

Aber lieber Kerl, dann wollen Sie wohl scherzen," antwortete ich ihm. Das ist ein recht passabler, ja, sogar ein ausgezeichneter Schädel, wenigstens nach den Anforderungen, die das große Publi­fum an dergleichen anatomische Abbildungen stellt und Ihr Käfer muß der sonderbarste Käfer von der Welt sein, wenn er ihm ähnlich sieht. Wir können ja ein recht schönes, aufregendes Stück Aberglauben auf ihn aufbauen. Nennen Sie den Käfer doch Scarabaeus caput hominis oder so ähnlich, die Naturgeschichte

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