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Streifte; denn er blieb eine zwiespältige Natur, ein Problem, als gleich dem Revisor" frei von Liebesgeschichten sozusagen. Mensch und Tichter. Aber er legte die Sonde seiner analytischen Wie aber lautete die Buschkinsche Jdee? Zur Zeit der Reibeigens Kritit ans Herz der Petersburger Gesellschaft. Diesem groß- fchaft war es in Rußland   der Ehrgeiz jedes Krautjunkers, Besitzer russischen   Leben find einige Novellen entnommen, wie:" Die von einigen Hundert Leibeigenen zu werden, die er hernadj Memoiren eines Wahnsinnigen", die wegen ihrer glänzenden trachtete, zu Geld zu machen. Nun wurden damals Volkszählungen psychologischen Zeichnung hervorzuheben find. Vor allem jedoch: nur alle zehn oder zwanzig Jahre vorgenommen; während dieser Der Mantel  ", dies traurig- lustige Stück aus dem Dasein eines Zeit mußte der Herr für die unterdessen verstorbenen Seelen", das Beamtenproletariers. Was Puschkin   einmal von Gogols Humor waren Männer denn Weiber und Kinder zählen nicht die gesagt hatte: er verberge ungesehene Tränen", trifft hier zu Kopffteuer entrichten. Diese toten Seelen waren für ihn eina jede Zeile dieser Novelle trägt den Stempel eines der größten Last. Wie nun, wenn jemand den Plan faßte, fie anzukaufen? Künstler. Solch ein Gauner ist bei Gogol   ein gewisser Tschitschifoff. Unt Unmittelbar auf die Periode des novellistischen Schaffens folgt jenen Zustand gründlich auszunußen, will er die toten Seelen den bei Gogol   die Episode des dramatischen. Jede romantische Schrulle darob frohen Gutsherren um ein Spottgeld abkaufen. Hätte er ist ausgeschaltet; er steht den Erscheinungen des Lebens mit Klarstem ihrer mehrere Hundert beisammen, so wollte er irgendwo in den Blick gegenüber. Nichts als Verlofterung und spihbübiſches Be- füdlichen Steppengebieten billiges Land erwerben, die imaginären amtentum ringsum! Das mußte den Satiriker reizen. Einen Seelen, die ja doch in Wirklichkeit gar nicht eristieren, auf jenes Worstoß gegen die Willfürwirtschaft dieses Lumpengesindels hatte Land schaffen, fie regelrecht buchen, als wenn sie leibhaftig dort ja schon der Kleinrusse Osnowianenko mit seiner Komödie:" Der fäßen und auf diese neue Art von Landgut bei der staatlichen Anfömmling aus der Hauptstadt oder der Wirrwarr in der Klein- Gutsbesizerbank eine Hypothek aufnehmen, um so mir nichts dir stadt" unternommen. Zwar ist nicht ersichtlich, daß Gogol   dies nichts den Grundstock zu einem Vermögen zu legen. Tschitschifoff Prototyp feines Revisors" gelesen hat; aber er selbst tannte ist in der Tat ein spekulativer Kopf ohnegeleichen, freilich auch ein die Bureaukratie viel zu gut und haßte sie gründlich. Und dann Typus von internationalem Vorkommen, bloß durch Gogols Tema brachte ihm auch Puschkin die Anregung dazu. Dieser erzählte ihm perament geschehen, das natürlich echt russisch ist. Der Gauner eines Tages einen Fall, der sich im Gouvernement Nowgorod   mit reist also nach einer Provinzialstadt. Von dort aus macht er die einem durchreisenden Fremden ereignet hatte. Letzterer hatte sich notwendigen Besuche. Zunächst bei den Honoratioren, um sie alle fich für einen Beamten ausgegeben und die dortigen Einwohner ge- geneigt zu machen. Das gibt Gogol   reichliche Gelegenheit, una hörig gepreu. herdem hatte Puschkin   selbst ein charakteristisches eine Musterkarte von allerhand Leuten und Ständen vorzuführen. Erlebnis gehabt. Way feines Aufenthaltes in Orenburg   hatte Er tut es mit überlegenem Humor und verblüffender Kraft er erfahren, daß dem Grafen  Heime Mitteilung zugegangen war, in düber seine Reise eine ge- realistischer Schilderung. Rußland   hatte den ersten nationalen gemahnt wurde, da Buschlins Absicht, eine Geschichte Ve Vorsicht Roman! Allerdings fonnte Gogol nur unter Ueberwindung der schewschen Aufruhrs vom Jahre 1773 zu schreiben, leerer Vorwitt unglaublichsten Schwierigkeiten de Erlaubnis zum Drud bes sei und seine Reise vielmehr den Zweck einer geheimen Revision Buschtingdes und diesen nur für die erste Auflage erlangen. der Tätigkeit der Orenburger Beamten habe.... Aus diesen beiden Kapitels durch den ehr recht, als er nach Vorlesung des ersten Erzählungen entstand Gogols Revisor", dessen Taufvater sich doch Rußland  !" Ja, es waren ausrief:" Gott  , wie traurig ist Buschtin auch stets nannte. Lebendige und doch Gestorbene. Spaneelen" in Sllaverei Freilich hatte Gogol  , wie wir aus einem Briefe an Bogodin feines Lebens, wurde Gogol   von Gewissensbissen frühen Ende ( 1833) wiffen, nur gewissermaßen aus der Not eine Tugend ge- deren Gefolge immer die Frömmelei und Einkehr zur atypin macht. Ihm schwebte ursprünglich eine Komödie vor, in der er Reaktion zu sein pflegen. Aber bei ihm stehen wir doch vor una Petersburg an den Pranger stellen wollte. Ich war, schreibt er, gelösten psychologischen Rätselfragen. In einer Nacht verbrannie ganz versessen auf eine Komödie usw., wieviel Bosheit, Lachen, er das Manuskript des zweiten Bandes der toten Seelen", von Salz gab es da! Doch auf einmal lenkte ich ein, da ich einsah, dem indes einige Teile erhalten blieben und während seiner Lebenss daß meine Feder fortwährend auf Stellen stieß, die die Zensur um zeit in handschriftlichen Exemplaren umliefen. Jeder betrachtete nichts auf der Welt durchlassen wird... Mir bleibt nichts damals das Buch als eine furchtbare Anflage gegen die Leibeigena anderes übrig, als den allerunschuldigsten Stoff zu ersinnen, schaft, und das war es auch, sagt Peter Krapotkin. Gogol   war der nicht einmal einem Revierleutnant nahetreten tann." ihr erster und stärkster Bekämpfer; denn sein Einfluß in Rußland  So erklärt sich die Wahl des an fich unschuldigen" Revisor"-war ungeheuer. Daher aber auch die wahnsinnige Opposition der stoffes und die Berlegung des Schauplatzes nach herrschenden Klassen gegen ihn. Bezeichnend, wie dieser Zustand einem namenlosen Provinznest. In der Urfassung der Komödie für Rußland  , war für den Dichter der Ausklang seines Stampfe war denn auch dem heiligen Lachen" noch weit mehr Platz einge- lebens. Er unterlag seinen Seelenkämpfen, wie seinen Verehrern räumt, als in der späteren Aenderung; denn der Dichter selbst, und seiner eigenen Größe. Für ihn, der ein Genie, ein echter ultraroyal- konservativ, gleich dem ganzen Buschkinkreise, hegte gewiß Künstler war, gab es teinen Platz an der Heimatssonne. Sein vors teinerlei revolutionäre Ideen und Absichten. Aber wie gesagt: er zeitiger Tod er hat sich zu Tode gefrömmelt und gefastet- muß Haßte die Bureaukratie ingrimmig und ihr wollte er doch ein als Beweis für diese traurige Wahrheit gelten. Aber Gogel hat Sündenmal aufbrennen. So ganz harmlos war demnach der die russische, nein die Weltliteratur, um seine interessante tragische Revisor" nicht. Zunächst stieß sich die Zenfur an ihm, und die Persönlichkeit, um seine Werke bereichert. Und sie werden bleiben Komödie wäre sicher unaufgeführt geblieben, wenn sich nicht der Zar, von Schekovsky aufmerksam gemacht, ihrer angenommen hätte. Aber nach der Aufführung, da brach der Sturm los. Hatte der Dichter auch in weiser Vorsicht nur die fleinen Diebe hängen, dagegen alle großen laufen laffen, eins blieb doch unverborgen: die Erbärmlichkeit der Bureaukratie und des ganzen Systems! Dies Mameludengezücht fühlte sich doch blamabel gegeißelt, was der Zar auch gleich nach der ersten Vorstellung durchschaut hatte, indem er und ich äußerte: es haben darin alle ihren Teil abbekommen am meisten". Nun, das ist richtig. Gogol   stellt keinen positiven" Charakter auf, sondern alle, wie sie da herumwimmeln, sind sie Lumpen, Produkte eines nichtswürdigen Gaunerprinzips, das zur Allgemeinheit erhoben ist.

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Gogol   wurde die Lust am Komödienschreiben verleidet. Wohl hat" Die Heirat  " noch bis heute nicht ihr Interesse verloren, und ist demzufolge auch ständig auf dem Reportoire der russischen Bühne geblieben, aber an eine Aufführung des Lustspiels: Das Wladimirkreuz", aus dem Leben der Petersburger Beamten, war niemals zu denken. Gogol   ließ es unbeendet und kehrte Ruß Tand mißmutig für einige Jahre den Rücken. Er ging nach Italien  - dem Lande seiner sehnsüchtigen Träume. Freilich, nicht ohne zubor in einer Schrift den Versuch zu machen, seinen Rebisor" mystisch umzudeuten. Jenes namenloje Städtchen mit seinen Be amten dies ist unsere Seelenstadt, und sie sitzt in jedem von uns. Der echte, Revisor ist dann das Gewissen". Doch das mindert alles nicht den unvergänglichen Wert dieser klassischen Komödie, in der es förmlich nach Rußland   riecht".

Gogol   wandte fich endgültig vom Drama ab. Doch arbeitete er damals bereits an einem anderen Stoff, den er Puschkin gleich falls verdankte. Niemand", pflegte dieser zu sagen, versteht es besser als Gogol  , dem Russen seine Schwächen abzulauschen und sie zu schildern. Dies neue Wert war ein Roman; doch keiner, der im Großstadtleben, sondern im Landleben wurzelte. Es war der Roman: Tote Seelen", eigentlich nur eine Novelle fait ohne Fabel, oder doch mit einer Fabel von äußerster Einfachheit und

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( Nachdruck verboten.)

Bilder aus Bulgarien  .

Von Adolf Struck  ( Athen  ).

Was für ein wunderschönes Land ist doch dies Bulgarien  ! Alles ist grün; die Wände der tiefen Täler sind mit Linden und wilden Birnbäumen bestanden, breite Wiesen fassen die Bäche ein, üppige Kornfelder bedecken die Ebene, und selbst die weiten Streden unangebauten Landes find mit reichem Graswuchs gea schmüdt. Die vielen einzelnstehenden Bäume geben der Gegend einen besonderen Reiz und zeichnen ihren dunklen Schatten auf den lichtgrünen Flächen ab." Mit diesen Eindrücken hat uns Moltke   das Gemälde überliefert, das ihm Bulgarien   im Jahre 1837 bot.

Ist der Wanderer, der auf dem Wege durch Serbien   den bulgarischen Gefilden zustrebt, durch die prächtigen Landschafts­bilder der Donau  - und Morawatäler gleichsam verwöhnt, so er­öffnen sich ihm auf bulgarischem Boden Szenerien, die hinter jenen ersten nicht zurücstehen. Von der reizvollen Stadt Nisch  , der zweiten Hauptstadt Serbiens  , erreicht man auf einer Bahnfahrt, die durch eine wildromantische Talstrecke führt, und über die durch ihre mittelalterlichen Reste interessante Kreisstadt die serbischa bulgarische Grenze. Der nublose, blutige Krieg, den Serbien  1885 nach Bulgarien   trug, hat überall seine schrecklichen Era innerungszeichen zurückgelassen. Weder historische noch geographische Berhältnisse haben in diesem Gebiete die Grenzen vorgezeichnet. Weiterhin, wenn man Tfaribrod ist die bulgarische Endstation. das Gebirgssystem abermals durchschneidet, erreicht man die Höhe des Dragoman- Paffes, der die Wasserscheide zwischen dem Schwarzen und dem Aegäischen Meere bildet. Hier überblickt man weiterhin das bulgarische Bergland, das sich nach Osten als die Ballonfette, nach Südosten als das wilde Rhodopemassiv hinzieht.