-

252

Soch ragt der einem Riesenlegel gleich aufsteigenbe Witosch empor, ist auf 500 gesunken, die der spanischen   Juden auf 6000 gestiegen. Ser bulgarische Olympos, einem Bulfane gleich, dessen Shenitmasse Ein interessantes buntes Leben und Treiben entwidelt sich in dem. das ganze Gebiet beherrscht. Im Hintergrunde taucht das faft Zigeunerviertel, das zwischen der Eleschnitza und dem Bahnhof 3000 Meter hohe Rilagebirge auf, auf dessen romantischen Höhen liegt; bunt durch seine Gestalten und Trachten, bunt durch die sich das berühmte Rilafloster erhebt. oieijeitige Beschäftigung und primitive Lebensweise der Infaffen, Von den Dragomanhöhen, auf denen in den Novembertagen die mehr denn alle übrigen Einwohner dem modernen Sophia von 1885 gleichsam die Entscheidung für das serbisch  - bulgarische etwas von seinem einstigen orientalischen Charakter zurückgeben. Ringen fiel, fenkt sich der Weg talwärts. Fast senkrecht erheben Sophia ist zum Knotenpunkte der wichtigsten Verkehrswege sich zu beiden Seiten die Felsen, kahl und grau; rauschend ver- Bulgariens   geworden, namentlich des auf großer Basis angelegten einigen sich die Bäche, die reißend über ausgedehnte Geröllfelder und projektierten Eisenbahnnehes, dessen Ausbau die Bulgaren  dem Jsker zueilen. Unten breitet sich ein Flachland aus, wo Tange eifrig betreiben. Nach Südosten führt die Stammlinie, die Sophia Bei Baumreihen die Wege säumen, wo freundliche Weiler von grünen mit Philippopel, Adrianopel   und Konstantinopel   verbindet. Buschwert umgeben sich erheben, wo wogende Kornfelder und üppige Vakarel wird auf einer durch die technische Anlage der Bahn inters Gärten den weiten Raum füllen. Und hier unten liegt, auf breiter effanten Fahrt die Paßhöhe erreicht; auf dem nun folgenden Ge­Grundfläche, die jüngste bulgarische Residenz, in stiller Geschäftig- fälle liegen große Waldungen. Endlich kommt man bei dem males teit, von einer Unzahl maulwurfartiger Grabhügel umgeben, die rischen Bellewa aus dem engen Marizatale heraus. Die Ebene, es wie Wachtposten umkreisen und die Sagen einer märchenhaften die sich bei Tatar- Basardschick ausbreitet, flutet von Korn und Reiss prähistorischen Zeit verträumen. feldern; weiterhin breiten sich Weinberge aus, mächtige Baums tulturen und Gemüsegärten.

Sofia   ist eine weitverbreitete, flache Stadt, aber der Blid umfaßt einen von malerischen Berglinien begrenzten Horizont, an dem sich im Süden der hohe Witosch und im Nordosten die lange Reihe der Etropolberge erheben. Man erhält sofort den Eindruck einer modernen Großstadt, so sehr haben die Fortschritte der letzten Jahre zur Ausgestaltung des Stadtbildes beigetragen, das sich auch hier an den älteren Kern der Altstadt angliedert und ihn umgibt. Die Straßen, die zu einem regelmäßigen Neb  ausgebaut sind, machen mit ihren modernen Bauten einen freund­lichen Eindruck; der Orient scheint hier vieles von seiner Eigenart schon abgestreift zu haben. Seitdem Sofia   zur Residenz ausersehen wurde, hat sich der gesamte Handel und Verkehr hier zentralisiert. Sofia   ist der geistige Mittelpunkt Bulgariens   geworden, wiema es als Sauptstadt eine nichts weniger denn günstighed war Sofia  und strategische Lage befizt. In seinen, Freundliche von Bergen  ein nur unbedeutendes Dorf. Frühzeitig zur Besiedelung auf­eingeschlossene Jsfereh

hat

gefordert einem jebigen Zustande ist Sofia   eine Schöpfung des russisch  - türkischen Krieges, dem die Stadt am 4. Januar 1878 zum Opfer fiel. Alles, was türkisch war, wurde vernichtet, gegen 900 türkische Häuser wurden zerstört, die Moscheen wurden nieder­gerissen oder ihren Kultzweden entzogen. Was an Resten jener Zeit noch erhalten ist, gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und trägt dazu bei, ihr ein malerisches Aussehen zu verleihen. Eine einzige Moschee ist den Türken belassen worden, und neben ihr erhebt sich ein durch seine Kuppelform charakteristisches Bade­Haus über einer ergiebigen natürlichen Schwefelquelle. Sie liegen in der eigentlichen Altstadt, wo sich auch der Bazar erhob. Was sich ihnen hier noch anschließt, erinnert vielfach an die vergangenen Zeiten. Die bedeutendste Moschee, die sogenannte Büjüt- Dichami, ist jetzt zu einem Nationalmuseum umgestaltet, sie fällt besonders durch ihre zehn Metallkuppeln auf. Das Palais im Renaissance­stil ist aus dem großen türkischen   Regierungsgebäude Konat" enia standen; es kann sich daher einer besonderen Schönheit nicht rühmen. In einfachem Stil sind die übrigen staatlichen in den legten Jahren entstandenen Gebäude gehalten, die sich hier um den Palast gruppieren; sie fallen durch ihre durchaus moderne und folide Bauart wohltuend auf. In dem engen Raume der Altstadt find hier rings um das Palais in kürzester Zeit eine erstaunliche Zahl Neubauten entstanden, die jenem Viertel feinen winkligen Charakter benehmen und die Vergangenheit fast zu verwischen scheinen. Denkmäler, Partanlagen und Plätze tragen zur Ver­schönerung des Stadtbildes bei. An den beiden Flüssen Elesch­nita und Berloba, die das Stadtgebiet in geringem Abstande durchziehen, sind schöne Quaianlagen entstanden; ein reges Leben flutet durch die gepflegten, sauber gehaltenen Etraßen, die von elektrischen Bahnen durchzogen werden.

So erreichen wir die Dreihügelstadt Philippopel   ober Plowdiw  , wie sie von den Slawen genannt wird, die zweite Haupts stadt Bulgariens  . Es ist das thrakische Eumolpias, das Philipp II.  von Makedonien umgetauft hat und das heute auf eine reiche Vera gangenheit zurückblicken darf. Die Stadt, die jetzt 43 000 Gin wohner zählt, hat nichts von ihrem türkischen Charakter verloren. De Straßen sind eng und wintelig, die Sehenswürdigkeiten gering, aber in seiner Gesamtheit gewährt Philip durch die jäh aus dem Stadtfelde emportauchengo sehihügel, durch ihre malerische Bebauung einen weicht in mancher Beziehung von dem Charakter yes Aussehen. milde in Formen und Klima, es entspricht im wesentlichen den süd­Sonauprobing ab. Das Gebiet südlich vom Balkanzuge ist thratischen Landschaften, jenen des Vorlandes von Stonstantinopel. Nur das Hügelland des Balkan, bei Stara- Bagora, Sasanlik und Sliven   hat einen dem nördlichen Hange des Gebirgszuges ent iprechenden einheitlichen Charakter. Die Vegetation ist üppig, die Waldungen sind sehr ausgedehnt. Eine Bahn, die bei Seimenli von der Stammlinie abzweigt, führt uns über Nova- Zagora   und Jamboli   nach Burgas   am Schwarzen Meer  . Bei Jamboli   erreicht man das rühmlichst bekannte Tal der Tundscha, das von Often nach Westen streicht und von dufterden Rosenfeldern bis nach Kasanlit hinauf förmlich bedeckt ist. Es ist dies das Produktions zentrum des Rosenöls. Die reizvolle Tallandschaft gleicht im Frühjahre einem Paradiese, das durch das bunte Leben und Creiben, durch Trachten und Sitten zu einem Märchenlande um gestaltet erscheint. Hoch steigen die Wände des Balkan   auf mit rauhen Schluchten und wilden Bächen; auf den lange schneebedeckten Höhen lagert schwer das graue Wolfenmeer. Fast will es scheinen, als ob diese Riesenwälder unübersteigbar sind, und doch führen Bässe, ja fahrbare Straßen über sie hinweg. Berühmt sind die ruffischen Uebergänge 1829 und 1877/78 über dem Baltan, bes fonders die blutigen Kämpfe am Schiplapaß, die mit der Ber. sichtung eines Teiles der brauchbarsten türkischen Armee endeten. An dem Nordabhange des Balkan   steigt man herab zur Dornens burg Tirnowa, zu einer der einstigen Hauptstädte des groß­bulgarischen Reiches. Wie aus der Tiefe, hervorgezaubert, taucht nie eine romantisajere Lage, als die dieser Stadt gefunden", schreibt hier ein Stadtbild von überraschender Eigenart auf. Ich habe Moltke  ; denke Dir ein enges Gebirgstal, in welchem die Jantra fich ihr tiefes Flußbett zwischen senkrechten Sandsteinwänden ge­wühlt hat und wie eine Schlange in den seltsamsten und kapri 3iöfesten Wendungen fortfließt. Die eine Wand des Tales ist ganz mit Wald, die andere ganz mit Stadt bedeckt. Mitten im Tale erhebt sich ein fegelförmiger Berg, dessen senkrechte Felzwände ihn zu einer natürlichen Festung machen; der Fluß schließt ihn ein, wie 200 Fuß langen und 40 Fuß hohen natürlichen Felsdamm zu eine Insel, und er hängt mit der übrigen Stadt nur durch einen sammen, der aber nur breit genug für den Weg und die Wasser­leitung ist. Ich habe eine so abenteuerliche Felsbildung nte ge­sehen." Die auf den engsten Raum gedrängten Häuser, aus denen die spitzen Minarets, die hohen Glockentürme emporragen, die Ruinen des Zarenschlosses, die die felsige Burghöhe krönen, die bizarren Formen des Terrains und des Flusses haben ein Bild von höchster Eigenart geschaffen. von höchfter Eigenart geschaffen.

Auf einem großen Blake, gerade im Zentrum der Stadt, er hebt sich die alte Kathedrale, als ein Bauwerk modernsten bulgari schen Kirchenstils und daneben der isolierte Glockenturm. Sie ist ein Ersatzbau für ältere verfallene, kleine Kirchen byzantinischen oder altbulgarischen Ursprungs, von Bauten, die nur zum Teil svegen ihres kunsthistorischen Interesses erhalten werden. Als folche kennzeichnen sich die beiden dicht bei der Kathedrale liegenden Stirchen Sweti Spas und Sweti Georgi. Nur die lettere ist hoher Beachtung wert wegen ihres auf das 2. Jahrhundert v. Chr. zurüd­gehenden Ursprungs. Man hat es hier mit einem Tempelbau zu wältigend schönen Jekerdurchbruch nach Westen führt, bietet eine Die Zentralbahn, die von Sophia ausgehend durch den über­tun, der erst im 6. Jahrhundert, wohl unter Konstantin d. Gr., in der reizvollsten Fahrten. Bei Plewna, jenem lieblichen Städtchen eine christliche Kirche des hl. Georg verwandelt wurde und sich des- von fast 19 000 Einwohnern, ist eine der größten und blutigsten halb durch eine besonders einfache Konstruktionsweise, durch den Schlachten geschlagen worden, bei der Osman Pascha  , der Löwe Aufbau eines Rundturms auf einem viereckigen Unterbau, tenn­zeichnet. Bei weitem größeres Interesse beansprucht die nahe bei bon lewna", nach mehr als drei Monate währendem Widerstande, der neuen Kathedrale gelegene Sophiev- Kirche, das Wahrzeichen mußte. Endlich kommen wir bei Warna   an das Schwarze Meer  . nach gänzlicher Isolierung mit 40 000 Mann die Waffen strecken der Stadt. Es ist ein bedeutender Backsteinbau, vermutlich des Warna   ist mächtig aufgeblüht, seitdem die türkischen Befestigungen 12. Jahrhunderts; seine Stuppel ragt über das Häusermeer der Stadt hervor; die Gliederung des Baucs und seine Fresten find 1878 geschleift wurden. Heute ist es die bedeutendste, durch gute die Elemente, die es vor allen anderen älteren Bauwerken aus- Safen- und Kaianlagen ausgerüstete Seestadt Bulgariens  , die die zeichnen. Der Sophien- Kirche   aber hatte die Stadt ihren neuen günstigsten Rüdwirkungen auf den Handel ausübt. Namen Sophia zu verdanken.

Sophia zählt heute nahezu 70 000 Einwohner, während es

Ende der siebziger Jahre 20 000 kaum erreichte. Die Zahl der Türken

Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.