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Bis vor einigen Jahren erlaubten sich auch viele Zeitungen) am 1. April einen fleinen Aprilscherz, um ihre Leser zu narren,
Medizinisches.
und mancher_ging auf den Leim. Der Brauch hat neuerdings an der kleine Kinder im ersten Lebensjahre am häufigsten leiden. Mafern bei Säuglingen. Die Mafern find die Krankheit, jedoch ganz allgemein, mehr und mehr Einbuße erlitten. Die Aba Nur der Keuchhusten macht ihnen diefen Rang ftreitig, und auch nahme des Aprilschickens des Aprilgeden ist nicht nur für Deutsch lediglich für die erste Zeit von einem bis fünf Monaten des Lebensland und die germanischen Nachbarländer festzustellen, sondern gilt alters. Ueber die Bedeutung der Masernerkrankung bei Säuglingen auch von Frankreich . So heißt er von der Franche- Comté :" Heute hat Dr. Sperk jezt an der Wiener Kinderklinik eine große Fülle von ist der Gebrauch des Aprilfisches( so die allgemein gebräuchliche Untersuchungen angestellt und deren beachtenswerte Ergebniffe Bezeichnung in Frankreich ) ganz bedeutend bermindert; es sind der Wiener Aerztegesellschaft mitgeteilt. Es find im ganzen fast nur noch die Kinder, welche fich untereinander zu foppen suchen 552 Fälle zur Beobachtung gekommen, aus denen jener und die Aufmerksamkeit der Passanten zu erregen fuchen." Schluß über die Häufigkeit der Masern bei den Kindern im Der Ursprung unseres Brauches ist noch dunkel. Man hat zartesten Alter gezogen worden ist. Immerhin steht die Behauptung manchen Versuch zur Deutung unternommen, ohne völlige Klarheit zu schaffen. Manches Ungereimte ist borgebracht worden. Es kann feinem Zweifel unterliegen, daß der Brauch, jemand in den April zu schicken, sehr alt ist. Dafür bürgt seine weite Verbreitung.
Kleines Feuilleton.
Naturwissenschaftliches.
im Widerspruch zu früheren Ergebniffen der Statistik, uno es wäre möglich, daß die Einjährigen" in Wien mehr an Masern litten als anderswo. Jedenfalls find die Resultate von allgemeinem Interesse. Im ersten Monat seines Lebens scheint der Mensch für die Mafern durchaus unempfänglich zu sein, und auch im zweiten oder dritten Monat ift die Ansteckungsgefahr sehr gering. Zwischen dem dritten und sechsten Monat einschließlich ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Kind die Mafern bekommt, gerade ebenso groß als die, daß es davon frei bleibt. In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres dagegen soll es eine Ausnahme sein, daß ein Kind, das überhaupt für die Krank besteht unter den Aerzten die Ansicht, heit anfällig ist, nicht von ihr angesteckt wird. Im allgemeinen für die fleineren Geschwister von Masernkranken überflüssig sind, daß Schußmaßregeln weil jene doch der Ansteckung verfallen- eigentlich ein unserer modernen Medizin nicht ganz würdiger Standpunkt. Dr. Sperk tritt daher dafür ein, daß wenigstens Schutzmaßregeln immer wieder verfucht werden sollten. Merkwürdig ist der Umstand, daß der Masernausschlag im Gesicht um so weniger bemerkbar wird, je jünger der Patient ist, aber sehr oft an anderen Körperstellen auf tritt. Die Erkrankung ist im ersten Lebensjahre bekanntlich viel gefährlicher als später. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit vergehen 13-14 Tage, zuweilen aber auch mehr.
Aus dem Tierreiche.
J. Bongardt: Die Naturwissenschaften m Saushalt.( Aus Natur und Geisteswelt. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig .) Die beiden Bändchen( a 1,25 M.) bringen eine So außerordentliche Fülle von Tatsachenmaterial, das aus den verschiedensten Zweigen der Nahrungsmittelchemie, Hygiene, Batteriologie, Wohnungs- und Bekleidungstechnik zusammen getragen ist, daß man nicht umhin kann, den Fleiß des Verfassers zu bewundern, wenn auch wohl nicht viel Eigenes und Selbsterforschtes in dem Werkchen wiedergegeben ist. Bei der Reich haltigteit der abgehandelten Stoffe ist aber auch nicht eigene Er fahrung in allen den verschiedenen Gebieten zu erwarten, zumal der Zweck auch dieser Bändchen sein soll, für einen möglichst großen Leserkreis geschriebene, leicht verständliche Darstellungen zu bieten. Diesen Zweck erfüllen sie jedenfalls in bestem Maße und geben dem in den spezielleren Naturwissenschaften nicht so Bewanderten viel Neues und Wissenswertes. Die Chemie der Nahrungsmittel, der Krokodile denkt, fällt es einigermaßen schwer, sich vorzustellen, bie physiologische Bedeutung der Eiweiß-, Fett- und Kohlehydratnahrung, der Wert der anorganischen Nahrungsstoffe: Wasser and Calze, das tägliche Kostmaß, wie es von dem Berliner Hygienifer Rubener, ebendem, der jetzt die Leitung des hiesigen physiologischen Institutes übernimmt, aufgestellt worden ist, alles bas wie auch der Nährwert der einzelnen tierischen und pflanzLichen Nahrungsmittel ist recht eingehend behandelt und veranschaulicht worden. Gerode weil auf diesen Teil der Beziehungen zwischen Naturwissenschaften und Haushalt großes Gewicht gelegt worden ist, wird das Werfchen allen den Hausfrauen und Mädchen, die gelegentlich über das, womit fie fich tagtäglich praktisch in der Hauswirtschaft beschäftigen, das Urteil der Wissen schaft hören möchten, zu empfehlen sein. Ganz schäbenswert sind auch die Mitteilungen des Verfassers über Gifte und Gegengifte, bie auf den Veröffentlichungen des bekannten Pharmakologen 2. Lewin in dessen Lehrbuch der Torikologie basieren und somit auch einem größeren Bublifum zugänglich gemacht werden.
Ein Krokodilnest. Wenn man an die Riefenformen daß diese Ungeheuer in einer Eischale in die Welt gesezt werden. Dennoch ist es natürlich so, und zwar legen die Krokodile auch eigentliche Refter an, die sich nur auf den ersten Blick dadurch von einem Bogelnest unterscheiden, daß sich sehr viel mehr Eier darin vorfinden. An die Wochenschrift" Nature " hat ein Mitarbeiter jetzt aus Khartum in Oberägypten die Photographie eines Krokodilnejtes nebst einer Beschreibung eingesandt. Die Aufnahme wurde nahe der abessynischen Grenze an einem Nebenfluß des Blauen Nil gemacht, dessen Bett vom Beginn des Winters bis in den Juni hinein mit Ausnahme einiger Lachen trocken bleibt und so den Krokodilen im Frühjahr einen geeigneten Boden für ihr Brutgeschäft bietet. Die Krokodilnester sind nicht ganz leicht zu finden, weil die Eier mit Sand bedeckt werden. In dem beschriebenen Fall verriet es sich nur durch eine Vertiefung im Eand, die etiva 4 Fuß über dem stehenden Wasser einer benachbarten Bfüße lag. Eine Anzahl von gewundenen Spuren, die zum Wasserrande hinab führten, ließ auf die Nähe von Krokodilen schließen. Die Höhlung war etwa einen Fuß tief, die Eier etwa 5 bis 7 Bentimeter unter dem Sande vergraben. Wenn man hineingriff, fonnte man nicht nur Eier, sondern auch junge Krokodile herausziehen, die zivar große Lust zu haben schienen, den Störenfried um einen seiner Finger zu erleichtern, aber noch nicht stark genug zur Ausführung dieser menschenfreundlichen Absicht waren. Erst am nächsten Tage tam der Beobachter mit einem photographischen Apparat zurüc und fand bei dieser Gelegenheit in einem Abstand von 1 Meter noch eine zweite Bertiefung, die gleichfalls mit Eiern und jungen Krokodilen besetzt war. Wer nun glaubt, daß ein Krokodilei zum mindesten besonders groß sein müsse, wie es doch bei den Straußeneiern der Fall ist, wird enttäuscht sein, zu hören, daß jene Eier, die von der gewöhnlichen Bylindergestalt der Vogeleier find, eine Länge von nur etwa 7 bis 8 Bentimeter befizen. Demgemäß ist auch das junge Krokodil, wenn es die Eihülle verläßt, noch sehe flein , nämlich höchstens 25 Zentimeter lang. Im übrigen ist es vollkommen ausgebildet und berübt ein Geräusch, das dem Quaken eines Frosches gleicht. Am Leib haben die winzigen Krokodile einen blutroten Fled, und zwar gerade dort, wo bei höheren Tieren der Nabel sitt. Die Schalen der Eier sind sehr hart und von gleichmäßig heller Farbe ohne Fleden. Zuweilen berrät fich die Nähe eines Krokodilnestes auch geradezu durch das Quafen der Jungen, das bernehmlich ist, auch wenn sie unter dem Sand stecken. Die Zahl der Eier in einem Nest schien ungefähr 40 zu betragen, aber es bestand keine Gewähr dafür, daß alle von denselben Eltern stammten, obgleich die Wahrscheinlichkeit dafür sprach. Im ganzen legt eine Strofobilmutter sogar sicher nicht weniger als 100 Eier. Während das ausgewachsene Krokodil bekanntlich ein ziemlich träges Tier ist, sind die Jungen äußerst lebendig und unternehmen schon im jugendlichsten Alter verhältnismäßig große Forschungs reisen von ihrem Neste aus, laufen auch ziemlich rasch. Die Eltern liegen im allgemeinen faulpelzig am Wasser oder schwimmen W. darin ganz langsam herum.
Fast genau denselben Gegenstand, auch in einer ähnlichen Form, behandelt das im gleichen Berlage erschienene Buch von Schuldirektor B. Wildfeuer: Kreuz und quer durch ben Saushalt.( Preis 2,50 M.) Es enthält über viele Gegenstände der Hauswirtschaft und Küche naturwissenschaftliche Historische Plaudereien. Manchem, das in den erstgenannten Bändchen nicht so ausführlich behandelt worden ist, wurde hier ein Creiterer Raum gewidmet, z. B. dem Käse als Rahrungsmittel und seiner Zubereitung. Aber nicht allem, was barin steht, ist anbedingt zuzustimmen; wenn in dem Kapitel, das von dem Einmachen der Früchte handelt, die Salizylsäure als unschädliches Antiseptifum gepriesen wird, so ist das ein Irrtum, von dem die Redizin längst abgefommen ist. Die Salizylsäure ist gewiß ein gutes Antiseptikum, aber deshalb noch lange nicht unschädlich, und jedenfalls als Früchtekonservierungsmittel nicht geeignet. Sie ist und bleibt ein Medikament und sollte nur araneilichen, therapeuti schen Zwecken dienen. Während sie früher in Tausenden von Silogramm im Brauereigewerbe zur Berhinderung der Nachgärung benutzt wurde, eben weil sie als starkes Antiseptikum die Eigenschaft besitzt, die die Gärung erzeugenden Spaltpilze( Hefezellen) abzutöten, ist dennoch heute diese Verwendung der Salighlsäure im Gärungsgewerbe streng untersagt. Bollkommen zu Recht; denn wie die meisten Säuren der aromatischen Kohlenwasserstoffreihe ist fie teine harmlose Substanz und darf nur in geringen Dosen als Medifament, z. B. in dem viel gebrauchten Aspirin, Verwendung finden. Dies, als eine medizinisch sichergestellte Tatsache, wäre in ben Ausführungen Wildfeuers bei einer Neuauflage wohl au berücksichtigen; im übrigen aber enthält das Buch ebenfalls so viele and anschauliche Darstellungen aus den im Haushalt angewandten Naturwissenschaften, daß manches daraus zu lernen ist, zumal es auf die Verhältnisse des praktischen Lebens bestens Rüdsicht nimmt and in sehr flüssiger und verständlicher Form geschrieben ist.